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Magda Goebbels

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Magda Goebbels (1933)

Magda Goebbels (geb. 11. November 1901 in Berlin-Kreuzberg als Johanna Maria Magdalena Behrend, gest. 1. Mai 1945 in Berlin durch Suizid), war Ehefrau des nationalsozialistischen Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda Joseph Goebbels. Als Ehefrau eines führenden Nationalsozialisten und siebenfache Mutter stand sie im sogenannten Dritten Reich im Interesse der von ihrem Mann gesteuerten Medien. Kurz vor ihrem Selbstmord tötete sie ihre sechs minderjährigen Kinder.

Magda Goebbels blieb ohne Beruf oder andere Tätigkeit; daher ist sie insbesondere durch ihre Ehen bekannt geworden.

Die Rezeption Magda Goebbels' durch die Öffentlichkeit des nationalsozialistischen Deutschlands einerseits und postum andererseits ist signifikant unterschiedlich. Während in der Zeit des Nationalsozialismus ihre vielfache Mutterschaft, die Erfüllung des nationalsozialistischen „Rasse“-Klischees sowie die Verkörperung der „gläubigen“ und fanatischen Nationalsozialistin im Mittelpunkt ihrer Selbstdarstellung, der gesteuerten Berichterstattung über sie ebenso wie der Wahrnehmung standen, wurde Magda Goebbels mit Einsetzen der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit vor allem als sechsfache Kindsmörderin, Fanatikerin, Hitler-Hörige sowie als dünkelhafte Angehörige der NS-Elite wahrgenommen.

Herkunft

Richard Friedländer (1936)

Magda Goebbels war das uneheliche Kind des Dienstmädchens Auguste Behrend und, vermutlich, des Bauunternehmers Oskar Ritschel, bei dem Behrend in Stellung war[1]. Ihre Mutter heiratete Ritschel kurz nach der Geburt der Tochter[2]; 1905 wurde die Ehe geschieden[3]. Behrend heiratete kurz darauf den jüdischen Fabrikanten Richard Friedländer[4], der Magda adoptierte[5]. Ritschel und Friedländer engagierten sich beide in der Erziehung des Mädchens. Das Ehepaar Friedländer übersiedelte 1906 mit der Tochter zum leiblichen Vater Ritschel, der mittlerweile in Brüssel ansässig war.

1906 wurde die damalige Magda Friedländer in das Ursulinenkloster Vilvoorde gegeben[6]. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 zog die Familie Friedländer als „unerwünschte Ausländer“ unter Verlust des gesamten Vermögens nach Berlin zurück, der leibliche Vater Ritschel nach Bad Godesberg. Auch nach der Scheidung ihrer Mutter von Friedländer behielt sie dessen Nachnamen bei[7]. Nach dem Abitur 1919 an einem öffentlichen Berliner Gymnasium wurde sie zur weiteren Ausbildung in das Mädchenpensionat Holzhausen nach Goslar gegeben[8]. Eine Berufsausbildung erlangte sie nicht.

Günther Quandt

Günther Quandt (1941)

Auf einer Zugfahrt lernte sie 1920 den zwanzig Jahre älteren, kurz zuvor verwitweten Industriellen Günther Quandt, einen der vermögendsten Männer Deutschlands, kennen. Mittlerweile den Namen Ritschel führend, heiratete sie ihn am 4. Januar 1921 in Bad Godesberg. Wegen des damaligen Makels der unehelichen Geburt war sie deswegen von ihrem mutmaßlichen leiblichen Vater Ritschel am 15. Juli 1920 anerkannt und damit für ehelich erklärt worden[9]. Am 1. November 1921 brachte die nunmehrige Magda Quandt in Berlin-Charlottenburg ihren Sohn Harald zur Welt.

Im Zusammenhang mit der Eheschließung konvertierte sie vom katholischen zum protestantischen Glauben. Tatsächlich war sie durch ihren leiblichen Vater Ritschel dem Buddhismus nahe gebracht worden, den sie in diesem Lebensabschnitt intensiv vertrat. Neben ihrem eigenen Kind Harald hatte Magda Quandt die beiden Söhne ihres Mannes aus dessen erster Ehe, Hellmuth und Herbert, sowie drei Kinder eines verstorbenen Freundes ihres Mannes zu erziehen, die ihr Mann in sein Haus aufgenommen hatte. Während dieser Ehe wohnte die Großfamilie Quandt in deren Anwesen in der Berliner Frankenallee, in Neubabelsberg sowie auf Gut Severin im mecklenburgischen Parchim. Auf Auslandsreisen nach den USA und Südamerika führte Quandt seine Frau auch in dortige Kreise der besseren Gesellschaft ein.

Scheidung

Magda Quandt unterhielt eine außereheliche Affäre mit dem jüdischen Studenten Chaim Arlosoroff, was 1929 zur Scheidung führte. Quandt bezahlte ihr, obwohl sie nach damaligem Eherecht schuld am Scheitern der Ehe war und damit ihre Ansprüche verwirkt hatte, eine Wohnung am Reichskanzlerplatz 2, heute Theodor-Heuss-Platz (die in der Geschichte der NSDAP und der Machtergreifung eine Rolle spielte), eine Abfindung von 50 000 Mark und eine monatliche Apanage von 4 000 Mark[10]. Damit war Magda Quandt finanziell sorgenfrei gestellt. Bei der Erlangung der finanziellen Zuwendungen von ihrem geschiedenen Mann soll Erpressung mit Quandtschen Briefen privater Natur eine Rolle gespielt haben[11].

Über den gemeinsamen Sohn Harald trafen die Eltern im Zuge der Scheidung die Vereinbarung, dass er bis zum 14. Lebensjahr bei der Mutter bleiben und danach oder im Falle ihrer Wiederverheiratung zum Vater ziehen solle[12].

Chaim Arlosoroff

Chaim Arlosoroff (1933)

Die Affäre zwischen Magda Quandt und dem aktiven Zionisten Chaim Arlosoroff dauerte von 1928 bis kurz vor dessen endgültiger Auswanderung ins damalige Völkerbundsgebiet Palästina im Jahr 1932, also über den Beginn ihrer Beziehung und möglicherweise über die Eheschließung mit Joseph Goebbels hinaus, an[13]. Für die erste Zeit der Beziehung zwischen Magda Quandt und Arlosoroff sind prozionistische Äußerungen Magda Quandts belegt[14], auch trug Magda Quandt einen Davidstern als Schmuckstück[15].

Arlosoroff wurde am 16. Juni 1933 am Strand von Tel Aviv von Unbekannten erschossen. Mutmaßungen, die den nunmehrigen Reichsminister Goebbels mit der Ermordung Arlosoroffs in Verbindung brachten, sind unbelegt und lediglich Spekulation; die Ermittlungsbehörden in Tel Aviv gingen von einem politischen Mord im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen zionistischer Gruppen untereinander aus[16].

Joseph Goebbels

Joseph Goebbels (1932)

Magda Quandt besuchte im Sommer 1930 Wahlveranstaltungen der NSDAP in Berlin und hörte dort eine Rede des Gauleiters Goebbels. Am 1. September 1930 trat sie der NSDAP bei. Die ansonsten beschäftigungslose Quandt bot ihre unentgeltliche Mitarbeit der Gaugeschäftsstelle der NSDAP Groß-Berlin an; dort wurde sie nach einer kurzen Tätigkeit als Leiterin der NS-Frauenschaft Berlin-West mit der Führung des Privat-Archivs von Joseph Goebbels in der Gaugeschäftsstelle in der Berliner Hedemannstraße beauftragt[17], wodurch sie den Berliner Gauleiter der NSDAP kennenlernte.

Der erste – noch rein sachliche – Tagebucheintrag Goebbels', in dem Magda Quandt erwähnt wird, datiert vom 7. November 1930[18]; der erste Eintrag privaten Charakters datiert vom 15. Februar 1931[19]. Am 2. April 1931 wurde sie von Goebbels zu einer Reise nach München mitgenommen, wo sie Hitler kennenlernte[20]. Im gleichen Monat traf sich Magda Quandt nochmals mit Chaim Arlosoroff, was zu einer Krise zwischen ihr und Goebbels führte[21].

Persönliche Beziehung zu Hitler

Adolf Hitler (1932)

Im Spätsommer 1931 baute Magda Quandt zunehmend eine private Beziehung zu Hitler auf. Zwischen Goebbels und ihr gab es in diesem Zusammenhang Eifersuchtsszenen[22]. In dieser Phase zwischen August 1931 bis in die Mitte der 1930er Jahre hinein gab es anfangs zahlreiche, später gelegentliche Situationen, in denen sie mit Hitler alleine Umgang hatte; auch sind Übernachtungen von Magda Quandt (bzw. Magda Goebbels) und Hitler an verschiedenen Orten ohne Anwesenheit Goebbels' belegt[23].

Im September 1931 teilte Magda Quandt Hitler mit, dass Goebbels und sie zu heiraten beabsichtigten; Joseph Goebbels wurde von ihr über diese Heiratsabsicht erst anschließend informiert. In diesem Zusammenhang gibt es zahlreiche Tagebucheinträge Goebbels', die von Historikern dahingehend interpretiert werden, dass die Beziehung zwischen Hitler und Magda Quandt in Goebbels' Wahrnehmung als sehr eng, möglicherweise auch sexuell geprägt erscheint[24]. Einen Beleg dafür, dass diese Annahme Goebbels’ richtig sein könnte, gibt es nicht. Derlei Annahmen waren auch bei anderen verbreitet; so äußerte Hitlers seinerzeitiger Chauffeur Erich Kempka ähnliches[25].

Ehe mit Joseph Goebbels

Die Ehe verlief stürmisch. Phasen öffentlich zur Schau gestellter Verliebtheit kamen ebenso vor wie halböffentliche Affären beider Eheleute. Ab Mitte der 1930er Jahre ließ beider Engagement in die Beziehung nach; lediglich eine Magda Goebbels demütigende Affäre löste 1938 starke Reaktionen aus. Am Ende des Zweiten Weltkriegs stand der gemeinsame Suizid mit vorheriger Tötung der sechs gemeinsamen Kinder.

Im September 1931 verlobten sich Magda Quandt und Goebbels. Über die verschiedenen Motive, die zu dieser Verlobung führten, liegen zahlreiche Quellen vor[26].

Die Hochzeit fand zwei Monate nach der Verlobung, am 19. Dezember 1931, auf dem ihrem ersten Ehemann gehörenden, mecklenburgischen Gut Severin bei Parchim statt, wo Magda Goebbels einen Teil ihrer ersten Ehe mit Quandt verbracht hatte; Trauzeugen waren Hitler und der spätere NS-Statthalter von Bayern, Franz Ritter von Epp.

Durch die Hochzeit mit Joseph Goebbels verlor Magad Goebbels ihre monatliche Apanage.

Machtergreifung

Im Vorfeld der sogenannten Machtergreifung war die nunmehrige Goebbels-Wohnung am Reichskanzlerplatz fast täglicher Ort von Zusammenkünften Hitlers mit Dritten, da sie diskreter war als das von Hitler bewohnte Hotel Kaiserhof. Verschiedentlich wird hervorgehoben, daß die weit überwiegend aus kleinbürgerlichen Verhältnissen stammenden führenden Nationalsozialisten den von Magda Goebbels nach ihren Erfahrungen aus der Ehe mit Quandt souverän geführten Haushalt auch aus Repräsentationsgründen schätzten[27].

Finanzielle und berufliche Probleme

Bei der Kabinettsbildung am 30. Januar 1933 wurde Joseph Goebbels zunächst nicht Minister. Dies bedeutete im Zusammenhang mit dem Verlust der monatlichen Zahlung Quandts erhebliche finanzielle Belastungen der an ein luxuriöses Leben gewohnten Magda Goebbels. Vorübergehend war Goebbels’ weitere Karriere ungewiß[28], bis am 14. Februar Joseph Goebbels’ Ernennung zum Minister von Hitler bestätigt wurde[29]. Zu den Diäten als Reichstagsabgeordneter kam nun Joseph Goebbels’s Gehalt als Reichsminister; dies war weit unter den Bedürfnissen der Eheleute Goebbels, so dass Hitler um einen monatlichen Zuschuss gebeten wurde. Das monatliche Budget der Eheleute Goebbels gestaltete sich wie folgt[30][31]:

Quelle Betrag Circa-Wert (2011)[32]
Minister-Gehalt Joseph Goebbels 3.000,00 ℛℳ 12.840 €
Örtlicher Sonderzuschuss 90,00 ℛℳ 385 €
Wohnungsentschädigung 300,00 ℛℳ 1.284 €
./. Sonderkürzung 37 % 1.254,30 ℛℳ 5.368 €
Dienstaufwandsentschädigung 400,00 ℛℳ 1.712 €
./. Lohnsteuer 168,48 ℛℳ 721 €
./. Bürgersteuer 25,67 ℛℳ 110 €
Reichstagsdiäten 600 ℛℳ 2.568 €
./. Abzüge 60 ℛℳ 257 €
Zwischensumme 2.881,55 ℛℳ 12.333 €
Monatliche Zahlung Reichskanzlei 7.400,00 ℛℳ 31.672 €
Summe 10.281,55 ℛℳ 44.005 €

In diesen Betrag - man beachte die beinahe Vervierfachung des Familieneinkommens durch eine illegale, monatliche Zahlung Hitlers - teilten sich die Eheleute Goebbels wie folgt, wobei zu berücksichtigen ist, dass Magda Goebbels aus ihrem Teil den Unterhalt der privaten Häuser sowie die Versorgung der Kinder mit zu bestreiten hatte:

Zuordnung Betrag Circa-Wert (2011)
Magda Goebbels 6.481,55 ℛℳ 27.741 €
Joseph Goebbels 3.800,00 ℛℳ 16.264 €
Gesamt 10.281,55 ℛℳ 44.005 €

Kinder

Magda Goebbels brachte während ihrer zweiten Ehe sechs Kinder zur Welt; ferner hatte sie wenigstens drei Fehlgeburten[33]. Die Kinder waren im einzelnen:

Name genannt *
Helga Susanne Helga 1. September 1932 1. Mai 1945
Hildegard Traudel Hilde 13. April 1934 1. Mai 1945
Helmut Christian Helmut 2. Oktober 1934 1. Mai 1945
Holdine Kathrin Holde 19. Februar 1937 1. Mai 1945
Hedwig Johanna Hedda 4. Mai 1938 1. Mai 1945
Heidrun Elisabeth Heide 29. Oktober 1940 1. Mai 1945
H-Namen

Mit Hinblick auf die drei Quandt-Söhne Helmuth, Herbert (diese beiden aus Quandts erster Ehe) und Harald (aus der Ehe mit Magda Goebbels) ist, entgegen weitverbreiteter Annahmen, der Ursprung der H-Namen der Goebbels-Kinder nicht die Bewunderung der Eltern gegenüber Hitler, sondern zumindest initiierend die Quandtsche Tradition, Kindern - so wie dies etwa bei der Pferdezucht üblich ist - Namen zu geben, die mit dem Buchstaben beginnen, der im Alphabet auf den Anfangsbuchstaben des Vaters folgt[34].

Baarová-Affäre

Lída Baarová (1937) im Film „Patrioten“

Joseph Goebbels hatte zahlreiche kurzfristige, außereheliche Affären. Mit der aus Prag stammenden Filmschauspielerin Lída Baarová begann er 1936 eine lang anhaltende Affäre, die er nach dem allmählichen Publikwerden in eine „Ehe zu dritt“ mit seiner Frau Magda zu überführen suchte. Magda Goebbels war dazu bereit, Lída Baarova mußte dazu von ihr jedoch zunächst überredet werden[35]. Da Joseph Goebbels das erste gemeinsame Wochenende dieser „Ehe zu dritt“ (13./14. August 1938) vor allem damit verbrachte, vor den Augen seiner Frau Intimitäten mit seiner Geliebten auszutauschen und abends im häuslichen Kinosaal Filme mit ihr in der Hauptrolle vorzuführen, eskalierte die Situation[36].

Anderntags, am 15. August 1938, wandte Magda Goebbels sich in dieser Sache an Hitler[37]. Nach der erst einige Monate zuvor bekannt gewordenen Blomberg-Affäre wollte Hitler einen weiteren Eheskandal vermeiden[38], verbot daher die von Magda Goebbels erwünschte Scheidung, zwang Joseph Goebbels, unter der Aufsicht Hermann Görings telefonisch die Beziehung zu Baarová zu beenden und verordnete dem Ehepaar Goebbels eine probeweise Fortführung ihrer Ehe; Lída Baarová wurde in das tschechische Prag abgeschoben[39].

Von Historikern wird auch in diesem Zusammenhang hervorgehoben, dass beide Eheleute Goebbels nicht nur sozial und finanziell, sondern zunehmend auch in emotionaler Hinsicht von Hitler abhängig waren[40].

Karl Hanke (1938)

Die Affäre wirkte nach, indem nun insbesondere politische Gegner ihres Mannes die aufgrund der Affäre nachlassende Gunst Hitlers auszunutzen suchten. So sammelte Heinrich Himmler Belege für weitere Affären des Joseph Goebbels, darin unterstützt von Alfred Rosenberg[41], und ließ diese Magda Goebbels zukommen. Joseph Goebbels hatte, da seine Frau wochenlang jede Kommunikation mit ihm verweigerte, seinen Staatssekretär im Propagandaministerium, Karl Hanke, als Verbindungsmann zwischen sich und Magda installiert. Als sich nunmehr zwischen Magda Goebbels und Karl Hanke eine Affäre entwickelte, was Joseph Goebbels zur Kenntnis gelangte, entspannte sich die allgemeine Situation, da nun beide Ehepartner aufgrund ihrer Eskapaden vom anderen mit der Drohung, Hitler Details wissen zu lassen, erpreßbar geworden waren[42].

In dieser Situation bestellte Hitler das Ehepaar Goebbels zur Herbeiführung einer Fortführung der Ehe auf Probe auf den Berghof bei Berchtesgaden, wo am 23. Oktober 1938 das semi-offizielle Versöhnungsphoto aufgenommen wurde, das die in der Öffentlichkeit aufgekommenen Gerüchte um die Goebbels-Ehe eindämmen sollte[43].

Das sogenannte Versöhnungsphoto (23. Oktober 1938): v.l.n.r., oben: Magda Goebbels, Adolf Hitler, Joseph Goebbels; unten: Hilde, Helmut, Helga Goebbels
Zusammenhang mit den Novemberpogromen 1938

Die Position von Magda Goebbels und ihrem Mann hing unmittelbar von Hitlers Gunst ab[44]. Durch die Baarová-Affäre war beider Ansehen bei Hitler gesunken. Joseph Goebbels' Gegner innerhalb des NS-Regimes versuchten, aus dieser Lage ihren Nutzen zu ziehen. Als am 9. November 1938, also nur wenige Tage darauf, der bei einem Attentat durch einen Juden verletzte deutsche Legationsrat in Paris, Ernst vom Rath, seinen Verletzungen erlag, nutzte Joseph Goebbels die Gelegenheit, durch aggressive, mörderische antisemitische Maßnahmen bei Hitler wieder an Ansehen zu gewinnen[45].

Goebbels' Versuch, das durch die Ehekrise belastete Verhältnis zu Hitler wiederherzustellen[46], hatte unmittelbare Auswirkungen auf die Morde, Festnahmen und Verschleppungen in Konzentrationslager, die Joseph Goebbels in dem Nacht vom 9. November 1938 im Rahmen der sogenannten Reichskristallnacht auslöste. Damit sind die etwa 400 während des Pogroms ermordeten Menschen sowie diejenigen unter den 30 000 in Konzentrationslager Verschleppten, die dort ermordet wurden, auch im Zusammenhang mit den privaten Problemen der Eheleute Goebbels getötet worden[47].

„Vertragliche“ Beendigung der Ehekrise

Nach weiteren, ausführlichen Besprechungen mit Hitler wurde im Januar 1939 zwischen Magda und Joseph Goebbels ein „Vertrag“ geschlossen, in dem die jeweiligen Pflichten der Eheleute fixiert wurden; dieser - im juristischen Sinne nicht wirksame - Vertrag wurde von Hitler „garantiert“[48]

Bis Kriegsende und dem gemeinsamen, um die Tötung der sechs Kinder erweiterten Suizid gab es, soweit bekannt, keine weiteren Eheprobleme. Durch die Geburt der als „Versöhnungskind“ bezeichneten Heide im Oktober 1940 galt die Ehekrise allgemein als überwunden.

Zweiter Weltkrieg

Magda Goebbels arbeitete kurzfristig in einer Berliner Munitionsfabrik sowie beim Deutschen Roten Kreuz. Diese Tätigkeit standen jeweils mit Anordnungen ihres Mannes als "Reichsbevollmächtigten für den totalen Kriegseinsatz" in Verbindung, wurden medial inszeniert und endeten jeweils kurz nach erfolgter Berichterstattung, die das Klischee der pflichtbewußten nationalsozialistischen Ehefrau bediente[49].

Antisemitismus

Magda Goebbels entwickelte sich von einer radikalen, sozialistisch orientierten, nichtjüdischen Zionistin zu einer fanatischen Antisemitin. Ihre Ideologie paßte sie zeit ihres Lebens ihren Männern an. Joseph Goebbels war als einer der herausragendsten antisemitischen Propagandisten des Nationalsozialismus auch in dieser Hinsicht das Vorbild seiner Frau[50].

Richard Friedländer

Magda Goebbels' Stiefvater Richard Friedländer war nach dem Ersten Weltkrieg verarmt; er arbeitet bis 1938 als Kellner im Ausflugslokal Zur Weinquelle [51] am Berliner Tiergarten. Zu Jahresbeginn 1938 wurde Friedländer zur Zwangsarbeit im Berliner Gaswerk herangezogen. Friedländer versuchte, durch seine Adoptivtochter Magda Goebbels und ihren Mann Schutz zu erhalten. Dieser wurde ihm versagt. Im Juni 1938 wurde Friedländer, der bis dahin in der Pfalzburger Straße 4 in Berlin wohnte[52], ins KZ Buchenwald verbracht, wo der 58jährige im Steinbruch Zwangsarbeit leisten mußte. Dort starb Friedländer am 18. Februar 1939[53][54].

Eine Reaktion Magda Goebbels' dazu ist nicht bekannt.

Tötung der Kinder und Selbstmord

Als Berlin Ende Januar 1945 rückwärtiges Frontgebiet wurde, siedelte Magda Goebbels mit ihren Kindern vom Landhaus in Lanke in die Dienstwohnung ihres Mannes in den Ministergärten an der damaligen Hermann-Göring-, der vormaligen Budapester und heutigen Friedrich-Ebert-Straße, um[55]. Diese Dienstwohnung, vor 1933 dem Reichsernährungsministerium zugehörig, lag unter der Postanschrift Wilhelmstraße 72 auf dem Gebiet des heutigen Denkmals für die ermordeten Juden Europas.

Am 21. April 1945[56] zog Magda Goebbels mitsamt ihren Kindern ihren Kinden in den als Führerbunker bekannten Luftschutzraum unter der alten Reichskanzlei[57], wo sie im Vorbunker zwei Räume bezogen.

Ob der Plan, vor dem eigenen Suizid der Eheleute Goebbels auch - trotz vorhandener Möglichkeiten, Berlin zu verlassen - alle gemeinsamen Kinder zu töten, von Magda oder von Joseph Goebbels ausging, ist umstritten. Für beide Versionen gibt es Aussagen. Magda Goebbels verbrachte die meiste Zeit "bleich, von Herzanfällen geplagt und vor Schwäche im Bett liegend"[58]. Mehrere Gelegenheiten, die Kinder wie auch sich selbst aus Berlin bringen zu lassen, lehnte Magda Goebbels ab[59]

Nach Hitlers Suizid am Nachmittag des 30. April 1945 bereiteten Magda und der nun durch Hitlers Testament zum Reichskanzler ernannte Joseph Goebbels am 1. Mai 1945 die Tötung ihrer Kinder und ihre eigenen Selbstmorde vor. Den Kindern wurde durch den Arzt Kunz abends Morphium und gleich darauf durch Magda Goebbels tödliche Dosen Blausäure verabreicht[60][61]. Gegen 22 Uhr verließen Magda und Joseph Goebbels den Luftschutzraum. Im Garten der Reichskanzlei nahmen beide Blausäure. Goebbels' Adjutant Schwägermann verbrannte weisungsgemäß die Leichen mit Benzin; ob er, wie ebenfalls angewiesen, auf die Körper schoß, ist unbestätigt[62].

Einzelnachweise

  1. Helmut Heiber: „Joseph Goebbels“, Colloqium, West-Berlin 1962, S. 101; Nachdruck 1988 bei dtv, München: ISBN 3-423-01095-7 (formal falsche ISBN)
  2. Anna Maria Sigmund: „Die Frauen der Nazis“, Ueberreuther, Wien 1998, S. 73 f.; ISBN 3-8000-3699-1
  3. Peter Longerich: „Joseph Goebbels“, Siedler, München 2010, S. 161; ISBN 978-3-88680-887-8
  4. Sigmund, aaO., S. 74; Heiber, aaO., S. 101
  5. Heiber, aaO., S. 101
  6. Sigmund, aaO., S. 74
  7. Heiber, aaO., S. 101
  8. Sigmund, aaO., S. 74
  9. Ralf Georg Reuth: „Goebbels“, Piper, München 1990, S. 196; ISBN 3-492-03183-8; Heiber, aaO., S. 101
  10. Heiber, aaO., S. 102
  11. Sigmund, aaO., 77 f.
  12. Reuth, aaO., S. 197
  13. Sigmund, aaO., S. 77
  14. ebda.
  15. Hitlers Frauen: Magda Goebbels, die Gefolgsfrau, ZDF 2001
  16. ebda.
  17. Heiber, aaO., S. 102
  18. Ralf Georg Reuth (Hrsg.), „Joseph Goebbels Tagebücher 1924-1945“, Piper, München 1999, Bd. 2, S. 534 f.; ISBN 3-492-04115-9: „Eine schöne Frau mit Namen Quandt macht mir ein neues Privatarchiv“ (im folgenden: Goebbels Tagebuch, aaO.);
  19. Goebbels Tagebuch, aaO., Bd. 2, S. 561
  20. Sigmund, aaO., S. 82
  21. Longerich, aaO., S. 162 f.
  22. Longerich, aaO., S. 167 f.
  23. Longerich, aaO., S. 168
  24. Longerich, aaO., S. 168 f.; Sigmund, aaO., S. 83
  25. James P. O’Donnell, James Preston, The bunker, The History of the Reich Chancellery Group. Boston: Houghton Mifflin. ISBN 978-0-39525719-7; dort zitiert O’Donnell Kempka mit den Worten „…when Magda Goebbels was around Hitler, you could hear her ovaries rattling…“ (dt.: „…wenn sie mit dem Führer beisammen war, konnte man ihre Eierstöcke rattern hören…“)
  26. Longerich, aaO., S. 169: Entschärfung des sich anbahnenden Konflikts zwischen Goebbels und Hitler um sie; dauerhafte Integration Magda Quandts in Hitlers Umgebung. Belegt ist durch die Quellenlage, dass die Hochzeitspläne von Magda Quandt ausgingen sowie dass sie diese zuerst mit Hitler, erst anschließend mit Goebbels besprach (Longerich, aaO., S. 168 f.)
  27. Heiber, aaO., S. 276
  28. Goebbels Tagebuch, aaO., Bd. 2, S. 759, Eintrag vom 2. Februar 1933: „Gerüchte, ich Rundfunkkommissar. Ekelhaft. Man … mich in die Ecke geschoben.“ - S. 760, Eintrag vom 3. Februar 1933: „Magda ist sehr unglücklich. Weil ich nicht vorankomme. Man übergeht mich mit eisigem Boykott … Ich schaue in den Mond. Das ist so deprimierend. Ich mag garnicht mehr daran denken“
  29. Goebbels Tagebuch, aaO., Bd. 2, S. 765, Eintrag vom 15. Februar 1933: „Ich sitze bis tief in die Nacht mit dem Führer zusammen und spreche die Einzelheiten meines neu zu errichtenden Ministeriums mit ihm durch“ – dies die erste Erwähnung im Tagebuch; die Ernennung erfolgte am 12. März 1933
  30. Beatrice und Helmut Heiber (Hrsg.): „Die Rückseite des Hakenkreuzes - Absonderliches aus den Akten des Dritten Reiches“, dtv-dokumente, München 1993, S. 310; ISBN 3-423-02967-6
  31. Die Daten stammen vom Januar 1939
  32. Die Umrechnung erfolgte aufgrund dieser Daten
  33. Sigmund, aaO., S. 87 f
  34. Heiber, aaO., S. 102
  35. Longerich, aaO., S. 389
  36. Reuth, aaO., S. 388
  37. Goebbels Tagebuch, aaO., Bd. 3, S. 1252; Eintrag vom 16. August 1938 (Goebbels trug die Ereignisse eines Tages regelmäßig am Morgen des nächsten Tages ein, so dass die Daten des Ereignisses und des Eintrags regelmäßig um einen Tag differieren)
  38. Reuth, aaO., S. 389
  39. Am 15. März 1939 wurde nach Besetzung durch Deutschland das Protektorat in Böhmen und Mähren errichtet, wodurch Baarová wieder im deutschen Zugriffsbereich war; sie blieb zwar unbehelligt, durfte aber nicht mehr als Filmschauspielerin arbeiten
  40. Longerich, aaO., S. 389 ff.
  41. Heiber, aaO., S. 277 f.
  42. Longerich, aaO., 390 f.
  43. Heiber, aaO., S. 277
  44. Longerich, aaO., S. 389
  45. Heiber, aaO., S. 280
  46. Longerich, aaO., S. 394
  47. ebda.
  48. Goebbels Tagebuch, aaO., Bd. 3, S. 1298: „[Führer] ist einverstanden und will mittragen.“
  49. Einzelbelege folgen
  50. Dazu stand etwas im Longerich
  51. Steglitz, Thorwaldsenstr. 20 T, Inh. Erich Maaß
  52. Berlin Adressbuch von 1936
  53. [1]
  54. Totenbuch des KZ Buchenwald
  55. Heiber, aaO., S. 254
  56. Longerich, aaO., S. 671
  57. Der Zugang zu dem zweigliedrigen Luftschutzraumkonglomerat erfolgt hauptsächlich durch die Gebäude der neuen Reichskanzlei, jedoch gab es auch einen Zugang von der alten Reichskanzlei, auf deren Flur die Luftschutzräume lagen.
  58. Reuth, Albert Speer zitierend, aaO., S. 602
  59. Reuth, aaO., S. 613
  60. Reuth, aaO., S. 614
  61. Heiber, aaO., S. 406 (mit leicht abweichenden Zeitangaben)
  62. Reuth, aaO., S. 614

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