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Mattequartier
Schwarzes Quartier - Mattequartier | |
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Koordinaten | (601406 / 199573)46.947247.4571504Koordinaten: 46° 56′ 50″ N, 7° 27′ 26″ O; CH1903: (601406 / 199573) |
Höhe | 504 m |
Fläche | 0.15 km² |
Einwohner | 1120 (31. Dez. 2015) |
Bevölkerungsdichte | 7467 Einwohner/km² |
BFS-Nr. | 351001 |
Postleitzahl | 3011 |
Stadtteil | Innere Stadt (Bern) |
Das Mattequartier oder kurz Matte (dialektal Mättu) ist ein Teil der Altstadt von Bern. Das Quartier wird auch als Schwarzes Quartier bezeichnet und liegt auf einer Halbinsel in der Aare unterhalb der eigentlichen Altstadt direkt am Flussufer. Von der restlichen Stadt ist es geografisch und topografisch deutlich abgetrennt.
Geschichte
Die Matte wird urkundlich erstmals um 1327 belegt. Bezeichnet wurde damit die Gegend um die Untertorbrücke, wo sich lange Zeit weit und breit der einzige Aareübergang befand. Die Matte bildete die Anlegestelle für Schiffer und Flösser. Hier arbeiteten Fischer und Fuhrleute, und die Wasserkraft wurde durch Gewerbe und Kleinindustrie genutzt. Das Wasser zog auch Gerbereien an. Die Matte gehörte zum Metzgern-Viertel, einem der vier Venner-Viertel der Stadt Bern.[1] Kirchlich gehörte die Matte zum Kirchspiel Bern. Als dieses 1721 dreigeteilt wurde, kam die Matte zur neugegründeten Kirchgemeinde Nydegg. Dessen Pfarrkirche ist die Nydeggkirche.[2] 1448 wohnten in der Matte rund 600 Menschen, was damals etwa 10 % der Stadtbevölkerung ausmachte. Im 16. Jahrhundert wurden in der Aare hier mehrere Täufer ertränkt.
Lange Zeit war das Mattequartier für seine Badehäuser bekannt, in denen zum Teil Bordelle betrieben wurden. 1760 vergnügte sich hier Giacomo Casanova, und im Sommer 1824 erschütterte die zur Schau getragene Sittenlosigkeit den Berliner Architekten Karl Friedrich Schinkel. Mit der Einführung der fünf farbigen Stadtquartiere 1798 erhielt die Matte die Farbe Schwarz.[3]
1891 entstand hier das erste bernische Elektrizitätswerk. Seit 1897 verbindet ein elektrischer Personenaufzug, der Mattelift, die Matte mit der Münsterplattform. Zu Fuss erreicht man die Rückseite des Berner Münsters von der Matte aus über die 183 Holzstufen der aus dem 14. Jahrhundert stammenden Mattentreppe. Aus einem Industrie- und Arbeiterquartier wurde die Matte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zum Wohnort von Kunstschaffenden und Studierenden.
Teure Renovationen der alten Häuser vertrieben das Gewerbe und heute sind hier viele Werbebüros ansässig.
Während der Hochwasser in den Voralpen 2005 floss durch das Flussbett der Aare das Vierfache der normalen Wassermenge. Dadurch wurde das Mattequartier teilweise mehrere Meter unter Wasser gesetzt. Am 24. August 2005 musste das Quartier schliesslich zwangsgeräumt werden. Erst nach einigen Tagen konnten die Bewohner wieder in ihre Häuser zurückkehren. Heute leben rund 1400 Personen im Quartier.
Mattenenglisch
Im Mattequartier entwickelte sich unter den männlichen Jugendlichen das Mattenenglisch, eine Buben- oder Geheimsprache, die vom Vater auf den Sohn weitergegeben wurde. Mattenenglisch wird heute kaum noch gesprochen, nur einzelne Ausdrücke haben sich in der Umgangssprache erhalten.[4]
Impressionen
Blick ins Mattequartier
Blick in die Matte von der Nydeggbrücke
Die beiden Schulhäuser des Berner Mattequartiers (links)
Literatur
- Manuel Kehrli (Hrsg.): Licht und Luft. Gemeinnützige Baugenossenschaft Bern aus Anlass ihres 100-jährigen Bestehens 1911-2011, Bern 2011.
- Beno Stirnemann: Matteänglisch. Geschichte der Matte, Dialekt und Geheimsprache, Bern 1994.
- Rosmarie Bernasconi, Der weisse Elefant, Mattengeschichten, erschienen 2005 im Verlag Einfach Lesen
- Hans Markus Tschirren, Geschichten aus der Matte, alte Mätteler erzählen von Hans Markus Tschirren, erschienen im Werd Weber Verlag, 2018
Weblinks
- Homepage für das Mattequartier
- Wie aus einem Armenquartier die Matte wurde auf www.derbund.ch (abgerufen am 14. August 2012).
Einzelnachweise
- ↑ Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern; Die Stadt Bern Band 1 Seite 4
- ↑ Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern; Die Stadt Bern Band I, S. 4–5.
- ↑ INSA, S. 249.
- ↑ Beat Siebenhaar, Sprachliche Varietäten in der Stadt Bern und was die Sprecher davon halten, in: Germanistik in der Schweiz. Online-Zeitschrift der Schweizerischen Akademischen Gesellschaft für Germanistik 1 (2002): PDF.
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