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Meir von Rothenburg
Rabbi Meir von Rothenburg (eigentlich Meir ben Baruch von Rothenburg, hebräisch: מאיר בן ברוך מרוטנבורג; auch MaHaRaM von Rothenburg, hebräisch: מהר״ם מרוטנבורג; geb. um 1215 in Worms; gest. 2. Mai 1293 in Wasserburg am Inn; Jahrzeit: 19. Ijar) war ein berühmter Rabbiner und Talmudgelehrter. Er gehörte zu den letzten Ba'ale Tossafot in Deutschland und war Schüler des Or Sarua und des Ba'al Tossafot, Rabbi Jechiel aus Paris.
Leben
Meir, der aus einer Familie wichtiger Talmudgelehrter stammte (sein Vater, Rabbi Baruch, war Dajan in Worms[1]), studierte in Würzburg, Mainz und Paris (dort vor allem bei Jechiel ben Joseph). In Paris erlebte er 1242 die öffentliche Verbrennung jüdischer Schriften, die sogenannte „Pariser Talmudverbrennung“, wo 24 Wagenladungen (10 000 bis 12 000 Bände) des Talmuds zerstört wurden. Sein Trauerlied „Scha’ali Serufa“ darüber wird in den Synagogen bis heute an Tischa beAv, dem Gedenktag für die Zerstörung des Jerusalemer Tempels, gesungen. Nach seinen Studien lebte Meir mehr als 40 Jahre in Rothenburg ob der Tauber, wo er eine Jeschiwa mit 21 Zimmern, einem Lehrsaal und weiteren Einrichtungen[2] in der Nähe des Kapellenplatzes gründete, die Schüler aus ganz Europa anzog, unter anderen Ascher ben Jechiel, den „Rosch“. Während seiner Zeit in Rothenburg wurde Meir zu einer der wichtigsten jüdischen Autoritäten in halachischen Rechtsfragen, mehr als 1.500 Responsen haben sich erhalten. Erst nach dem Tod seines Vaters kehrte er um 1276 nach Worms zurück.
Als 1286 König Rudolf I. die jüdischen Gemeinden erneut als Kammerknechte (servi camerae) mit hohen Steuern belegte, kam es zu einer Auswanderungswelle nach Palästina. Meir, der die Auswanderung im Wesentlichen als spirituelles Erlebnis sah, wollte sich dieser mit seiner Familie anschließen, wurde aber noch vor dem Überschreiten der Alpen als Anstifter der Auswanderung von einem Apostaten (von einem Juden namens Knippe, der sich dem Christentum angeschlossen hatte) denunziert, von Graf Meinhard von Görz verhaftet, an Rudolf I. ausgeliefert und zunächst in Ensisheim[3] und später in Wasserburg am Inn eingekerkert.
Um die Steuerverluste durch die Auswanderung auszugleichen, forderte Rudolf I. von den jüdischen Gemeinden ein Lösegeld. Die Verhandlungen über eine Freilassung wurden von Meirs Schüler Ascher ben Jechiel geleitet, blieben aber trotz hoher Zahlungsangebote erfolglos, da Meir selbst eine Zahlung ablehnte, um keinen Präzedenzfall für die Verhaftung anderer Rabbiner zu schaffen (er hegte den Verdacht, dass der König es sich sonst zum Vergnügen machen wird, noch einige andere Rabanim einzusperren, um Geld dafür zu erhalten; der König hatte wirklich vor, auch den anderen Gadol Hador, den "Rosch", einzusperren, der als grösster Talmid des Maharam angesehen wurde).
Meir starb 1293 in Gefangenschaft, nachdem er acht Jahre in seiner Zelle eingesperrt war. Während dieser Jahre konnte er jedoch ungestört weiter lernen und seine Chiduschim und Teschuwot niederschreiben. Es wurde einem Schüler, dem Taschba'z, gestattet, ihn in seinem Gefängnis regelmässig zu besuchen. Es haben sich einige Abhandlungen und Entscheidungen erhalten, die sein Schüler im Gefängnis mit ihm gelernt und aufgeschrieben hatte. Alles, was er während dieser Zeit gelernt und niedergeschrieben hatte, geschah auswendig, da er nicht einmal die wichtigsten Sefarim bei sich hatte.
Erst 1307 konnte Meirs Leichnam durch den Frankfurter Kaufmann Alexander ben Salomon Wimpfen, der dafür sein ganzes Hab und Gut hergegeben hatte, für mehr als 20.000 Pfund Silber ausgelöst werden, da der König eine grosse Geldsumme erhalten wollte und nicht bereit war, sich auf eine kleinere Summe im Gegenzug für den toten Körper einzulassen. So verzögerte sich das Begräbnis dieses grossen Toraweisen um 14 Jahre.
Meir wurde in Worms auf dem jüdischen Friedhof Heiliger Sand beerdigt. Neben ihm begraben wurde der noch 1307 verstorbene Alexander ben Salomon Wimpfen.[4]
Gedenken
Die Grabsteine von Meir von Rothenburg und Alexander ben Salomon Wimpfen auf dem Heiligen Sand in Worms werden von jüdischen Besuchern aus der ganzen Welt aufgesucht.
Zum Gedenken an ihn ist in Rothenburg ob der Tauber beim Judentanzhaus das „Rabbi-Meir-ben-Baruch-Gärtchen“ mit folgender Tafel angelegt:
- Rabbi Meir Ben Baruch von Rothenburg - einem der bedeutendsten Talmudgelehrten zum Gedenken. Geboren um 1220 in Worms, lebte und wirkte er von etwa 1250 bis 1286 in der Synagoge und in der Talmudschule, die auf diesem Platze standen, dem ersten Judenviertel Rothenburgs. Er starb 1293 in Ensisheim und wurde 1307 in Worms begraben. Synagoge und Talmudschule wurden 1404 in eine Marienkapelle und in ein Seelhaus umgewandelt. Die Marienkapelle wurde 1805 abgebrochen.
An der Ecke Galgengasse/Judengasse befindet sich ein privates Museum, welches die Geschichte der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde und Rabbi Meir ben Baruchs darstellt.
Chanukka
Zur Tradition bzgl. des Kerzenanzündens am Chanukkaleuchter, die von Meir von Rothenburg überliefert wurde, siehe den Artikel Chanukka.
Literatur
- Paul Gerhard Aring: Meir von Rothenburg. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 5, Herzberg 1993, ISBN 3-88309-043-3, Sp. 1162–1163. (mit weiterer Literatur)
- Samuel Bäck: Rabbi Meir ben Baruch aus Rothenburg, Teil I., Frankfurt am Main 1895
- Adolf Brüll: Meir ben Baruch, ADB 1885
- Hans-Georg von Mutius: Meir ben Baruch. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, S. 681 f. (Onlinefassung).
- Ludwig Schnurrer: Rabbi Meir ben Baruch (ca. 1215-1293). In: Gerhard Pfeiffer (Hrsg.): Fränkische Lebensbilder. Band 3. Kommissionsverlag Ferdinand Schöningh, Würzburg 1969 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte, Reihe VII A. Band 3), S. 35-49.
Weblinks
- Meir ben Barukh mi-Rothenburg im Repertorium „Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters“
- Meir von Rothenburg - Der Maharam
- Die Werke des Maharam im jüdischen Recht
Anmerkungen und Einzelnachweise
- ↑ Als Baruchs Sohn jedoch gross wurde und als einer der Gedolei Hador angesehen wurde, begann der Vater, seinem Sohn Ehre zu erweisen, und erhob sich jeweils, wenn der Maharam das Zimmer betrat. Das störte den Maharam sehr und er vermied deshalb, wenn immer möglich, ein Zusammentreffen mit seinem Vater, so dass er es nicht mit ansehen musste, wie sein Vater vor ihm aufsteht.
- ↑ http://www.alemannia-judaica.de/rothenburg_synagoge.htm
- ↑ M. Toch: Die Juden im mittelalterlichen Reich, Seite 30
- ↑ Hierzu wird folgende Geschichte erzählt: In der Nacht nach des Maharam Kewura erschien dieser dem Alexander Wimpfen im Traum und bedankte sich herzlich und sagte ihm: "Suche dir eines der folgenden zwei Dinge aus: Entweder wirst du das Verdienst haben, dass du und deine Nachkommen für immer in Ehre und Reichtum zu einem langen Leben soche sein werden. Oder dass du bald niftar wirst und sofort zum Leben im Olam Haba soche bist." Der Reiche bzw. ehemals Reiche suchte sich das zweite Angebot aus und erkrankte unmittelbar und starb noch im selben Jahr, nachdem er seinen Kindern ein Testament hinterlassen hatte. Nach einer gewissen Zeit erschien der ehemals Reiche dem Raw der Stadt Worms im Traum und erzählte ihm, dass das Versprechen wirklich in Erfüllung gegangen war und dass er sogar das Verdienst hatte, im Olam Haba neben dem Maharam einen Platz zu erhalten. Alexander Wimpfen wurde unmittelbar neben dem Maharam von Rothenburg begraben.
Andere Wikis
Personendaten | |
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NAME | Meir von Rothenburg |
ALTERNATIVNAMEN | Meir ben Baruch, MaHaRam |
KURZBESCHREIBUNG | Rabbiner und Talmudgelehrter |
GEBURTSDATUM | um 1215 |
GEBURTSORT | Worms |
STERBEDATUM | 2. Mai 1293 |
STERBEORT | Wasserburg am Inn |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Meir von Rothenburg aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |