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Menachem Siemba

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Menachem Siemba (Mitte), rechts der Brisker Raw (Aufnahme aus dem Jahr 1943)
Raw Menachem Siemba
Raw Menachem Zemba mit Raw Awrohom Twerski
Seine letzte Ruhestätte auf dem Har Hamenuchot

Raw Menachem Siemba (auch Zemba und weitere Namensformen; geb. 1883 in Warschau; ermordet 24. April 1943 / 19. Nissan 5703 ebenda), der "Gaon von Warschau", war der letzte Rabbiner im Warschauer Ghetto und eine bedeutende Persönlichkeit des polnischen Judentums.

Leben

Rabbi Menachem kam im Jahr 1883 in der Stadt Warschau zur Welt. In dieser Stadt wurde er geboren, und dort wurde er auch im Alter von nur 60 Jahren niftar – al Kiddusch Haschem. Reb Menachem Siemba war zu seiner Lebenszeit als wundervolle Person bekannt und war ein aussergewöhnlich grosser Iluj, der von Tora vollgesogen war und ein Riesenmass an G'ttesfurcht besass.

Als Bachur sass Rabbi Menachem still in einem Stiebel und lernte mit grossem Fleiss. Bachurei Jeschiwa wandten sich jeweils mit Fragen über die Sugja an ihn und grosse Talmidei Chachamim kamen zu ihm, um Tora-Themen mit ihm zu lernen. Als Bachur konnte er selbst den ganzen Rambam Wort für Wort auswendig, die Seiten seiner Sefarim waren mit Anmerkungen vollgeschrieben.

Er heiratete die Tochter eines reichen Mannes aus Warschau, der ihm versprach, während zwanzig Jahren für all seine Ausgaben aufzukommen, sodass er sich in Ruhe dem Lernen widmen konnte und sich um nichts anderes kümmern musste. Beide erfüllten ihr Versprechen. Sein Schwiegervater wurde niftar, gleich nachdem die zwanzig Jahre vergangen waren, und Rabbi Menachem wurde zum grössten Gaon von Polen.

Rabbi Menachem war mit den Gedolim der ganzen Welt in ständigem Kontakt und wurde von allen sehr geschätzt. Rabbi Simcha Hakohen aus Dwisk, der "OrSameach", war nach seinem ersten Treffen mit ihm äusserst beeindruckt und sagte: "Warschau! Du bist dir nicht bewusst, welch grosser Gaon in dir weilt!" Der Chafez Chajim kam nach Warschau, um seine Sefarim drucken zu lassen. Er sass dann tagelang mit Reb Menachem zusammen und unterhielt sich mit ihm über Diwrei Tora und Halacha. Zwischen ihm und Reb Elchanan Wassermann existierte ein reger Briefwechsel, der dann im Sefer "Kowetz Schiurim" von Raw Elchanan Wassermann abgedruckt wurde.

Auch der Rogag'over, Rabbi Josef Rozin, der kaum bereit war, Komplimente zu vergeben, war sehr beeindruckt von ihm und sagte über ihn, dass er "ein herrliches Gefäss" sei. Der Rosch Jeschiwa der Ponivezer Jeschiwa sagte über ihn aus, als er bei ihm zu Besuch war: "Ich sah einen grossen Lichtschein!"

Raw Schlomo Elieser Alfandri wollte vom Admor von Slonim, Raw Awraham Weinberg, wissen, wer die grössten Gedolim aus Polen waren. Raw Weinberg antwortete ihm: "Reb Chajim Ozer Grodzinsky von den litauischen Jehudim und Raw Menachem Siemba von den chassidischen Jehudim. Sie beide können die Buchstaben der Tora zählen!"

Rabbi Menachem Siemba wusste auch all die genannten Gedolim zu schätzen und schaute insbesondere zu seinem Raw Muwhag, Rabbi Awraham Alter, dem Admor von Gur hinauf. Dazu sagte er einmal: "Ich war schon bei fast allen Gedolei Hador zu Besuch und konnte alle mit einem Chidusch überraschen, der sie ins Staunen versetzte. Anders war es aber bei meinem Rebbe, dem Admor von Gur. Es geschah nicht ein einziges Mal, dass ich begann, ihm einen Chidusch zu erzählen, den er dann nicht alleine zu Ende sagte! Er sagte immer, was ich sagen wollte!"

Als sein Schwiegervater 1920 niftar wurde, bot man ihm in den angesehensten Kehillot die Stelle des Raws an. Er wies aber alles zurück und bevorzugte es, in Ruhe weiter zu lernen. Er übernahm das Geschäft seines Schwiegervaters und erklärte: "Mit der Führung des Geschäfts können mir meine Frau und meine Kinder helfen. Beim Führen eines Rabbanuts können Sie mir hingegen nicht behilflich sein. Ich würde also viel von meinem Toralernen abgehalten werden!"

Er verfasste unzählige Sefarim über Schass, Bawli, Jeruschalmi, Rambam, Schulchan Aruch und Midrasch, es wurden aber fast keines von seinen Sefarim gedruckt. Die Nazis vernichteten fast alle Schriften.

1932 kam Rabbi Mosche Bloi, der Leiter der Agudat Jisrael, nach Warschau und wollte ihm ein Angebot machen. Im Namen der Chachmei Jeruschalajim wollte er ihn bitten, das orthodoxe Judentum in Jeruschalajim anzuführen und dabei die Stelle von Reb Josef Chajim Sonnenfeld zu übernehmen. Dieser war schon in fortgeschrittenem Alter und wollte seine Stelle einem anderen Gadol übergeben. Obwohl Rabbi Menachem Siemba bis dahin alle Angebote zurückgewiesen hatte, war dieses Angebot etwas ganz anderes. Reb Mosche Bloi hielt sich während zwei Wochen im Haus von Reb Menachem auf und dieser überlegte sich die Angelegenheit gut. Schlussendlich sagte Rabbi Menachem aber plötzlich ab und wollte nicht erklären, warum er nicht von Warschau wegziehen wollte. Rabbi Menachem sprach aber über jenen Besuch: "Dieser Jehudi verlieh meiner Wohnung den Geschmack der Luft von Erez Jisrael und nun kann ich mich vom Begehren, nach Erez Jisrael auszuwandern, nicht mehr befreien!"

Auch als Rabbi Meir Schapira 1933 niftar wurde, bat man ihn, die Stelle als Rosch Jeschiwa der Lubliner Jeschiwa und Raw von Lublin zu übernehmen. Das geschah schlussendlich auch nicht. Er stattete der Jeschiwa aber öfters einen Besuch ab und sorgte dafür, dass sie in Ruchniut und Gaschmiut weiter blühte.

Bis zum Zweiten Weltkrieg amtierte Rabbi Menachem als Possek im Rabanut von Warschau und erteilte täglich während zwei Stunden an einer Gruppe von ausgezeichneten Talmidei Chachamim einen Schiur. Er investierte auch viel Zeit in die Zusammenstellung seines Sefers über den Ramba'm. All das wurde aber mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges beendet. Im Winter des Jahres 1940 hätte er zusammen mit dem Admor von Gur auf geheime Weise gerettet werden sollen. Aus technischen Gründen war es ihm aber nicht möglich, die Stadt zu verlassen. Es folgten daraufhin drei Jahre von Leid und Todesangst, und schliesslich wurden fast alle der sechshunderttausend Jehudim, die sich im Ghetto befanden, ermordet. Während dieser Zeit kümmerte sich Raw Menachem um das Wohlergehen, um die Stärkung der Emuna und um das Toralernen. Schwere Entscheide mussten gefällt werden, und er konnte sich mit klarem Verstand damit befassen.

Im Jahr 5703 (1943) organisierte er vor Pessach eine Verteilung von Mazzot und Wein für den Sederabend. Die Gefahr wurde von Tag zu Tag grösser und es war schon eine Gefahr, sich auf die Strasse zu begeben. Am 19. Nissan war Rabbi Menachem zusammen mit seiner Tochter und ihrem Kind gezwungen, sich auf die Strasse zu begeben, denn sie mussten sich in ein neues Versteck begeben. Seine Tochter schaffte es, heil über die Strasse zu kommen, er jedoch wurde von polnischen Polizisten erschossen.

Gleich darauf, noch in derselben Nacht, wurde er in einem nahegelegenen Hof begraben. Das alles geschah nur wenige Tage vor der grausamen Liquidierung des Ghettos, bei der beinahe alle übrigen Insassen ermordet wurden.

Als die polnische Regierung 1958 die Überreste des Ghettos herunterreissen wollte, wurde schwer daran gearbeitet, um die Gebeine von Rabbi Menachem nach Erez Jisrael zu überführen. Nachdem die Regierung die Erlaubnis dafür erteilt hatte, begann die Suche nach seinem Grab. Selbstverständlich konnte man in jener Nacht keinen Grabstein aufstellen, und nun musste man herausfinden, in welchem Hof er begraben worden war. Jene Gegend war schon ganz zerstört und die Suche war äusserst schwierig. Alle Zeichnungen und Skizzen der Architekten nützten nichts. Schliesslich konnten seine Gebeine aber gefunden werden und nach der Überführung wurden sie auf dem Har Hamenuchot begraben.

Zehntausende beteiligten sich an der Lewaja in Jeruschalajim, die am 30. Sivan stattfand. Auch Reb Jisrael Alter, der Admor von Gur, Reb Dow Berisch Weidenfeld, Raw Welwel Solowiezik und Raw Salman Sorozkin nahmen an der Beerdigung teil.

Hinweis

Der Artikeltext beruht in weiten Teilen auf einem Nachruf in der Jüdischen Zeitung, Zürich, Ausgabe vom 11. April 2014, Seite 31f.

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