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Michel aus Lönneberga

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Datei:Briefmarke Astrid Lindgren.jpg
Michel aus Lönneberga und Astrid Lindgren auf einer Briefmarke
Michels fiktives Haus, in dem die Verfilmungen spielen

Michel aus Lönneberga (schwedisch Emil i Lönneberga) ist eine Kinderbuch-Romanfigur von Astrid Lindgren. Die Geschichten um seine Person wurden ab 1963 veröffentlicht und Anfang der 1970er Jahre verfilmt. Sie wurden in Buchform, als Hörspiel, als Fernsehserie und durch drei Spielfilme Klassiker der Kinder- und Familienunterhaltung in ganz Europa. Die deutschen Übersetzungen der Michel-Geschichten stammen von Karl Kurt Peters, Anna-Liese Kornitzky und Senta Kapoun.

Im schwedischen Original trägt die Figur Michel den Namen Emil. Der Name wurde im Deutschen geändert, um Verwechslungen mit der Kinderbuchfigur Emil Tischbein aus Emil und die Detektive und Emil und die drei Zwillinge von Erich Kästner zu vermeiden.

Inhalt

Michel Svensson lebt Ende des 19. Jahrhunderts beziehungsweise Anfang des 20. Jahrhunderts (siehe auch unten Abschnitt „Erzählte Zeit“) auf dem Hof Katthult in dem Dorf Lönneberga in Småland in Schweden zusammen mit Vater Anton, Mutter Alma, seiner Schwester Klein-Ida, dem Knecht Alfred und der Magd Lina. Dort und in ganz Småland erwirbt Michel sich den Ruf, allerlei Unfug anzustellen.

Immer, wenn Michel etwas angestellt hat, wird er in den Tischlerschuppen gesperrt, wo er dann kleine Holzmännchen schnitzt. Da er viel Schabernack treibt, entsteht mit der Zeit eine beachtliche Holzmännchen-Sammlung.

Viele Ereignisse in den Abenteuern von Michel aus Lönneberga werden oftmals aber fälschlicherweise als hinterlistige Streiche ausgelegt, nur weil die Folgen mit sehr viel Unannehmlichkeiten für die Eltern und die Bewohner von Lönneberga verbunden sind. So verschluckt Michel versehentlich ein Geldstück oder er fällt von Stelzen durch ein Fenster in eine Schüssel mit Blaubeersuppe, er stellt eine Rattenfalle auf, in die sein Vater tritt, oder er sperrt den Vater unwissend im Toilettenhäuschen ein.

Andererseits ist Michel sehr hilfsbereit und gutherzig. So versucht er beispielsweise der Magd Lina auf vielfache Weise einen Zahn zu ziehen oder er lädt die Menschen aus dem Armenhaus am Weihnachtstag zu einem Festessen ein. Besondere Anerkennung bekommt Michel, als er den schwerkranken Knecht Alfred bei schlimmsten Schneestürmen mit dem Pferdeschlitten zum Arzt nach Mariannelund bringt und Alfred so vor dem tödlichen Ausgang einer schweren Blutvergiftung bewahrt.

Michel mit doppeltem Boden

Astrid Lindgren wählt für die Michel-Romane die Perspektive einer auktorialen Erzählerin (siehe Typologisches Modell der Erzählsituationen), welche angebliche Aufzeichnungen von Michels Mutter als Quelle benutzt. Diese Verdoppelung der Perspektive schafft interessante Möglichkeiten, zwischen einem reinen Nacherzählen der Vorlage (die Aufzeichnungen der Mutter) und eingestreuten Kommentaren der Erzählerin zu wechseln, was auch für fortgeschrittene Leser reizvoll ist.

Weiter wird erkennbar, dass Astrid Lindgren die Figuren ganz unterschiedlich aufstellt: Während Personen wie die Magd Lina und zum größeren Teil auch der Vater in ihren Handlungen recht vorhersagbar und stereotyp geschildert werden, ist ihr insbesondere bei Michel als Hauptperson an einer hochdifferenzierten Darstellung gelegen.

Das Verhältnis zum Vater und die darin schlummernden Konfliktpotentiale sind ein wesentlicher Antrieb für viele der erzählten Situationen. Gelegentlich – besonders deutlich zum Beispiel am Ende des Kapitels über die Auktion in Backhorva – wird sichtbar, dass Astrid Lindgren das Verhältnis zwischen Michel und seinem Vater nach dem klassischen Muster des Konflikts zwischen einem jungen Genie und einem alten Meister angelegt hat.

Erzählte Zeit

Die Schilderung von Einzelheiten des bäuerlichen Lebens und die Abwesenheit von motorgetriebenen Fahrzeugen legen eine zeitliche Einordnung der Geschichte Ende des 19. oder Anfang des 20. Jahrhunderts nahe.

Diese zeitliche Einordnung lässt sich anhand von zwei realen Ereignissen, die in die Michel-Geschichten eingegangen sind, konkretisieren:

  1. Gegen Ende des ersten Bandes, als Dorfbewohner für Michels Eltern Geld sammeln und dadurch erreichen wollen, dass die Eltern ihn „nach Amerika schicken“, weil er in ihren Augen zu viel Unfug macht, argumentiert die Magd Lina gegen ein solches Abschieben in die USA: Sie habe in der „Vimmerby-Post“ von dem großen Erdbeben drüben in Amerika gelesen, und beides – also Michel und ein Erdbeben – sei den Amerikanern nicht zuzumuten. Diese Anmerkung bezieht sich mit großer Wahrscheinlichkeit auf das Erdbeben von San Francisco aus dem Jahr 1906.
  2. Eine weitere Geschichte behandelt die Angst im Dorf vor dem Kommen eines großen Kometen, der Gerüchten zufolge auf die Erde einschlagen und den Weltuntergang hervorrufen soll. Die Stimmung, die in dieser Geschichte wiedergegeben wird, trifft ziemlich genau die reale Weltuntergangsangst, die in vielen Teilen der Welt vor dem Erscheinen des Halleyschen Kometen im Jahr 1910 herrschte.
  3. Weiterhin gab die Autorin in einem Interview um die Jahrtausendwende an, in Michel die Atmosphäre ihrer eigenen glücklichen Kindheit im ländlichen Vimmerby wiedergegeben zu haben; Astrid Lindgren wurde 1907 geboren.

Bücher

Ab 1963 sind eine Vielzahl verschiedener Medien mit den Geschichten von Michel aus Lönneberga erschienen. Im folgenden sind die für den deutschsprachigen Raum wichtigsten Veröffentlichungen aufgeführt.

Romane

  • Michel in der Suppenschüssel. Originaltitel: Emil i Lönneberga, Stockholm 1963, Illustrationen von Björn Berg; auf Deutsch im Verlag Friedrich Oetinger in Hamburg 1964, Übersetzung: Karl Kurt Peters, Einband und Illustrationen von Rolf Rettich.
  • Michel muß mehr Männchen machen. Originaltitel: Nya hyss av Emil i Lönneberga, Stockholm 1966, Illustrationen von Björn Berg; auf Deutsch im Verlag Friedrich Oetinger in Hamburg 1966, Übersetzung: Karl Kurt Peters, Einband und Illustrationen von Rolf Rettich.
  • Michel bringt die Welt in Ordnung. Originaltitel: Än lever Emil i Lönneberga, Stockholm 1970, Illustrationen von Björn Berg; auf Deutsch im Verlag Friedrich Oetinger in Hamburg 1970, Übersetzung: Karl Kurt Peters, Einband und Illustrationen von Rolf Rettich.

Die drei Romane gibt es auch als Gesamtausgabe mit dem Titel Immer dieser Michel (Stora Emilboken, 1972).

Kurzgeschichten und Bilderbücher

Später wurden noch folgende neue Kurzgeschichten veröffentlicht:

  • Als Klein-Ida auch mal Unfug machen wollte (När lilla Ida skulle göra hyss, 1984)
  • Michels Unfug Nummer 325 (Emils hyss nr 325, 1985)
  • Nur nicht knausern, sagte Michel aus Lönneberga (Inget knussel, sa Emil i Lönneberga, 1986)

Diese drei Geschichten sind auch in dem Sammelband Michel und Klein-Ida aus Lönneberga (Ida och Emil i Lönneberga, 1989) enthalten.

Ebenfalls sind bislang vier Bilderbuch-Ausgaben von den bekanntesten Michel-Geschichten mit Zeichnungen von Björn Berg erschienen:

  • Michel aus Lönneberga (Den där Emil, 1972)
  • Mehr von Michel aus Lönneberga (När Emil skulle dra ut Linas tand, 1976)
  • Der Tag, an dem Michel besonders nett sein wollte (Emil med paltsmeten, 1995)
  • Als Michel den Kopf in die Suppenschüssel steckte (Emil och soppskålen, 1996)

Die vier Bilderbücher sind in dem Buch Das große Bilderbuch von Michel aus Lönneberga zusammengefasst.

Hörbücher

In der Schweizer Hörbuchfassung Immer dä Michel wurden die Geschichten von Michel an lokale Begebenheiten angepasst: Sein Name wurde in Michel vo der Schwand geändert und die Geschichten ins Entlebuch versetzt. Die Übertragung in Dialekt besorgte der Hörspielregisseur Geri Dillier, Erzähler ist Emil Steinberger. Das Kinderhörspiel erschien 1998/99 auf den drei Kassetten bzw. Compact-Discs De Michel i de Suppeschüssle, E Sougschicht und Es bsunders Fäscht.

Verfilmungen

Fernsehserie

Im Jahr 1971 entstand unter dem Namen Michel aus Lönneberga die deutsch-schwedische Serienfassung der Filme mit Jan Ohlsson als Michel.

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Michel aus Lönneberga aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.