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Montbéliard
Montbéliard | ||
---|---|---|
Region | Franche-Comté | |
Département | Doubs | |
Arrondissement | Montbéliard (Unterpräfektur) | |
Kanton | Hauptort von 2 Kantonen | |
Gemeindeverband | communauté d’agglomération du Pays de Montbéliard | |
Koordinaten | 47° 31′ N, 6° 48′ O47.5097222222226.7983333333333318Koordinaten: 47° 31′ N, 6° 48′ O | |
Höhe | 318 m (311–454 m) | |
Fläche – Unité urbaine |
15,01 km² 140,3 km² | |
Einwohner – Unité urbaine |
25.697 (1. Jan. 2013) 109.118 | |
Bevölkerungsdichte – Unité urbaine |
1.712 Einw./km² 778 Einw./km² | |
Postleitzahl | 25200 | |
INSEE-Code | 25388 | |
Website | www.montbeliard.fr | |
Das Schloss Montbéliard |
Montbéliard (deutsch veraltet Mömpelgard) ist eine Stadt mit 25.697 Einwohnern (Stand 1. Januar 2013) im Département Doubs in der Franche-Comté im Osten Frankreichs.
Der deutsche Name Mömpelgard beruht auf der 400-jährigen Zugehörigkeit zum weltlich-historischen Territorium von Württemberg.
Geografie
Der Ort liegt an der Mündung der Lizaine in den Unterlauf der Allaine, bevor diese wenige Kilometer südlich in den Doubs mündet. Die Stadt ist Sitz einer Unterpräfektur im Norden des Départements Doubs nahe der Grenze zum Nachbardepartement Territoire de Belfort etwa 15 km südlich von dessen Hauptstadt Belfort. Die als Burgundische Pforte bekannte Landschaft ist von niedrigen, meist langgezogenen Hügeln bestimmt, die von weiten Flusstälern getrennt sind. Die Entfernung zu den südlichen Ausläufern der Vogesen und den Erhebungen des französischen Jura beträgt jeweils etwa 25 Kilometer.
Obwohl die heutigen Einwohner der ehemals linksrheinischen Herrschaften französische Staatsbürger sind, ist die ehemals württembergische Tradition weiterhin sichtbar. Es gibt Bauwerke, die an die einstige Herrschaft erinnern. Vor allem in der lutherischen Ausrichtung der Städte und Dörfer hat sich eine Eigenart erhalten, die auf die einstige württembergische Zugehörigkeit zurückgeht. Als erste deutsch-französische Städtepartnerschaft nach dem Zweiten Weltkrieg entstand hier eine Verbindung zwischen Ludwigsburg und Montbéliard. Beide Städte sind ehemalige Residenzen der Herzöge von Württemberg. Zudem werden von der Evangelischen Landeskirche in Württemberg auch heute noch Pfarrer zur Unterstützung der evangelischen Gemeinden entsandt.
Bevölkerung
Jahr | Einwohner | Vorlage:Zeitleiste Bevölkerungsentwicklung in Frankreich/Montbéliard |
---|---|---|
1962 | 21.699 | |
1968 | 23.908 | |
1975 | 30.425 | |
1982 | 31.836 | |
1990 | 29.005 | |
1999 | 27.570 |
Zu Beginn der 1960er Jahre konnte Montbéliard ein starkes Bevölkerungswachstum verzeichnen, das bis Mitte der 1970er Jahre anhielt, um sich dann deutlich zu verlangsamen. Seit Anfang der 1980er Jahre ging die Einwohnerzahl durch Abwanderung wieder merklich zurück. Bei der Volkszählung 1999 lebten 27.570 Einwohner in der Stadt. Die Einwohnerzahl in der Unité urbaine verlief hierzu parallel. Nach einem starken Anstieg ging auch hier die Gesamtbevölkerung bis 1999 wieder auf 114.670 Einwohner zurück. Die Ballungsgebiete von Montbéliard und der nördlichen Nachbarstadt Belfort liegen sehr nahe beisammen. Insgesamt leben etwa 302.000 Einwohner in diesem Großraum.
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung der Stadt („Mons Biliardi“ bzw. „Mons Biliardae“ oder nach anderen Quellen „Mons Peligardi“) datiert aus dem Jahr 985; sie soll bereits damals befestigt gewesen sein[2] und bildete bald das Zentrum der Grafschaft Montbéliard.
Durch das von seinem Vater Graf Eberhard III. abgegebene Eheversprechen des späteren Grafen Eberhard IV. (1415–1417) mit Gräfin Henriette von Mömpelgard (Haus Montfaucon) kam Montbéliard 1397 an das Haus Württemberg, da Henriettes Vater Heinrich von Mömpelgard ohne männliche Erben blieb. Der verballhornte deutsche Name taucht erstmals 1464 als Mümppellgart auf (1495 Mümpelgart, 1603 Mömpelgart). Im Wappen der Herzöge von Württemberg erscheinen die Barben (Fische) von Mömpelgard bis 1817.
Da in der Folgezeit keine starken Persönlichkeiten in Württemberg regierten, gelang es nicht, die französischen Besitzungen weiter zu vergrößern und zu einem geschlossenen Gebiet zu vereinigen. Während die Grafschaft Württemberg geteilt war, trat Graf Eberhard V. genannt Eberhard im Bart 1473 alle linksrheinischen württembergischen Besitzungen – neben der Grafschaft Mömpelgard auch die Herrschaften Reichenweiher (Riquewihr) und Horburg an seinen Vetter Heinrich ab, so dass nun ein eigener Regent im Schloss in Montbéliard saß. Allerdings war die Herrschaft durch Machtansprüche Burgunds ständig bedroht. Im Münsinger Vertrag von 1482, der das geteilte Land wieder vereinigte, fielen die linksrheinischen Besitzungen dann wieder an Herzog Eberhard im Bart.
Herzog Ulrich versuchte bereits im Jahr 1524 die Reformation einzuführen, deren treibende Kraft Guillaume Farel war. Als Farel aus Württemberg vertrieben worden war, hatte er hier Zuflucht gefunden. Die Einführung der Reformation scheiterte jedoch zunächst am Widerstand des Erzbischofs von Besançon. Im Jahre 1537/1538 konnte jedoch schließlich die erste evangelische Kirchenordnung (in französischer Sprache) veröffentlicht werden. Seit der Reformation war Montbéliard damit eine protestantische Enklave inmitten einer katholischen Umgebung. Die Pfarrer für Mömpelgard und Horburg-Reichenweier wurden mit den württembergischen Theologen im „Stift“ an der Universität Tübingen ausgebildet. Durch das gemeinsame lutherische Bekenntnis entstand eine starke Verbindung zwischen Württemberg und den elsässischen Gebieten, obwohl die württembergischen Herzöge zeitweise wieder eigene Regenten aus den Nebenlinien des Hauses einsetzten. Immer blieben vor allem die Herrschaften um Mömpelgard von Frankreich bedroht. Allerdings gingen von ihnen auch wichtige kulturelle Impulse aus. Im 17. Jahrhundert befestigte der bedeutende württembergische Baumeister Heinrich Schickhardt die Residenzstadt Mömpelgard und erbaute neben anderen bedeutenden Bauten, wie dem Renaissance-Schloss, in der Stadtmitte die große protestantische Kirche, den Temple Saint-Martin.
Der Dreißigjährige Krieg stürzte auch die linksrheinischen württembergischen Gebiete in tiefes Elend. Die wirtschaftliche Lage war verheerend und in der Folgezeit suchte Frankreich im Zuge der Eroberungspolitik unter König Ludwig XIV. auch die württembergischen linksrheinischen Besitzungen unter seine Herrschaft zu bringen.
Seit 1617 regierte wieder ein Zweig der Herzöge von Württemberg in Mömpelgard. Staatsrechtlich war Mömpelgard unabhängig von Württemberg, es entsandte keine Abgeordneten in den württembergischen Landtag. Der letzte Herzog Leopold Eberhard versuchte absolutistisch zu regieren, was zu schweren Spannungen führte.
Nach seinem Tod 1723 fiel Mömpelgard wieder an die Stuttgarter Linie des Hauses Württemberg; allerdings waren alle Herrschaften noch bis 1736 von Frankreich besetzt. Die letzten Jahrzehnte der württembergischen Herrschaft verliefen ruhig. Seit 1769 residierte Friedrich Eugen von Württemberg in Mömpelgard und hielt vor den Toren der Stadt in Etupes Hof, von wo aus er einige seiner Kinder sehr vorteilhaft verheiraten konnte. Die Tochter, Herzogin Sophie Dorothee, wurde 1776 als Maria Fjodorowna Gattin des Zaren Paul I. von Russland.
Im Zuge der Französischen Revolution kam es seit 1789 in den württembergischen Herrschaften zu Aufständen. Die revolutionäre Schreckensherrschaft tobte auch hier. Seit 1793 waren Stadt und Grafschaft Mömpelgard endgültig in französischer Hand. 1796 trat Friedrich Eugen, inzwischen Herzog von Württemberg, die linksrheinischen Herrschaften im Pariser Sonderfrieden an Frankreich ab. Dafür erhielt der Herzog von Württemberg 1803 unter dem Einfluss Napoleons durch den Reichsdeputationshauptschluss große weltliche und geistliche Gebiete in Südwestdeutschland.
Verwaltung
Montbéliard ist Sitz der Unterpräfektur des Arrondissements Montbéliard sowie Hauptort der Kantone Montbéliard-Est und Montbéliard-Ouest, die jeweils einen Teil der Stadt sowie weitere Gemeinden umfassen.
Die Stadt Montbéliard bildet zusammen mit 18 weiteren Gemeinden (Allenjoie, Arbouans, Audincourt, Badevel, Bart, Bavans, Bethoncourt, Brognard, Courcelles-lès-Montbéliard, Dambenois, Dampierre-les-Bois, Dasle, Étupes, Exincourt, Fesches-le-Châtel, Grand-Charmont, Hérimoncourt, Mandeure, Mathay, Nommay, Sainte-Suzanne, Seloncourt, Sochaux, Taillecourt, Valentigney, Vandoncourt, Vieux-Charmont und Voujeaucourt) den Gemeindeverband des Montbéliarder Landes (Communauté d'Agglomération du Pays de Montbéliard), der insgesamt 121.101 Einwohner hat (Stand: 2004).
Die Stadt Montbéliard und die Communauté d'Agglomération sind auch Glieder Syndicat mixte des Ballungsraumes Belfort-Montbéliard-Héricourt-Delle (Aire urbaine Belfort-Montbéliard-Héricourt-Delle).
Städtepartnerschaften
Das ehemals württembergische Montbéliard pflegt seit dem Jahr 1950 eine Städtepartnerschaft mit Ludwigsburg in Baden-Württemberg. Es war nur fünf Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs der erste Abschluss einer deutsch-französischen Städtepartnerschaft. Eine weitere Partnerschaft besteht mit Greensboro im US-amerikanischen Bundesstaat North Carolina.
Wirtschaft und Infrastruktur
Montbéliard besitzt einen Bahnhof an der am 1. Juni 1858 eröffneten Eisenbahnstrecke Belfort–Besançon–Dole.
Ab dem 29. Juni 1868 zweigte von der Strecke Belfort–Dole die Strecke Montbéliard–Audincourt–Morvillars–Delle ab; der Personenverkehr auf dieser wurde bereits 1938 eingestellt. Zwischen 1969 und 1993 wurde schrittweise auch der Güterverkehr auf der Zweigstrecke eingestellt, daher wurden einzelne Abschnitte der Strecke abgetragen; die Strecke ist inzwischen nicht mehr befahrbar.
Am Rande der Stadt befindet sich ein großes Auslieferungslager des Konzerns PSA Peugeot Citroën.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Siehe auch Liste der Monuments historiques in Montbéliard
- Schloss Montbéliard, (Château des Comtes) mit den Türmen Henriette (1424) und Frédéric (1595), heute naturkundliches und archäologisches Museum
- Vogtshaus (auch unter dem Namen Kavaliersgebäude bekannt), nach Plänen von Heinrich Schickhardt erbaut
- Temple Saint-Martin (erste evangelische Kirche Frankreichs), 1604, Architekt: Heinrich Schickhardt
- Les Halles, 16. Jahrhundert
- Hôtel de Franquemont, erbaut 1559
- Hôtel Beurnier-Rossel, 1773, Architekt: Philippe de la Guêpière, heute Kunst- und Geschichtsmuseum
- Hôtel de Ville, 1778
- Auberge du Lion Rouge, 13. Jahrhundert
- Saint-Maimboeuf (katholische Kirche), 1850–1875
- Lion de Peugeot, Geschäftshaus aus dem Jahr 1909
- Synagoge, erbaut 1888
Söhne und Töchter der Stadt
- Daniel Tossanus der Ältere (1541–1602), reformierter Theologe
- Nicolaus Taurellus (Öchslin) (1547–1606), deutscher Philosoph und Theologe
- Sabine von Württemberg (1549–1581)
- Friedrich I. von Württemberg (1557–1608), sechster Herzog von Württemberg
- Johann Friedrich von Württemberg (1582–1628), siebter Herzog von Württemberg
- Sibylle Elisabeth von Württemberg (1584–1606), Prinzessin von Württemberg, durch Heirat Kurfürstin von Sachsen
- Ludwig Friedrich von Württemberg-Mömpelgard (1586–1631), Herzog von Württemberg-Mömpelgard
- Julius Friedrich von Württemberg-Weiltingen (1588–1635), Herzog von Württemberg
- Nicolas Tournier (1590–ca. 1638), Maler
- Wolf Christoph Zorn von Plobsheim (1655–1721), Baumeister des Barock
- Frédéric Duvernoy (1765–1838), Hornist, Musikpädagoge und Komponist
- Charles Duvernoy (1766–1845), Klarinettist, Musikpädagoge und Komponist
- Georges Cuvier (1769–1832), Naturforscher, Begründer der wissenschaftlichen Paläontologie und der vergleichenden Anatomie
- Alexander Friedrich Karl von Württemberg (1771–1833), württembergischer Prinz, russischer Politiker und General
- Frédéric Cuvier (1773–1838), Zoologe und Physiker
- Johann Georg von Sontheim (1790–1860), General und Kriegsminister des Königreichs Württemberg
- Henri Mouhot (1826–1861), Naturalist und Forschungsreisender
- Helene Haluschka (1892-1974), österreichische Schriftstellerin
- Maurice Deloraine (1898–1991), Ingenieur, Erfinder des Funkpeilgerätes HF/DF („Huff-Duff“)
- René Thom (1923–2002), Professor für Mathematik
- Dominique Voynet (* 1958), Politikerin der Grünen
- Frank Darabont (* 1959), US-amerikanischer Drehbuchautor und Filmregisseur
- Adrien Mörk (* 1979), Profigolfspieler
- Pierre-Alain Frau (* 1980), Fußballspieler
Literatur
- Sönke Lorenz, Peter Rückert: Württemberg und Mömpelgard – 600 Jahre Begegnung; 600 ans de relations entre Montbéliard et le Wurtemberg. Ausstellungskatalog; Stuttgart 1997; ISBN 3-87181-426-1
- Die Evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts, Band XVI: Baden-Württemberg II; Tübingen 2004; ISBN 978-3-16-148445-2
- Ehrenfried Kluckert: Reise nach Mömpelgard. Kulturgeschichtliche Streifzüge ins schwäbische Frankreich; Stuttgart 2001; ISBN 3-421-05471-1
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ INSEE: Bevölkerungsentwicklung von Montbéliard 1962-1999
- ↑ Gerhard Köbler, Historisches Lexikon der deutschen Länder: Die deutschen Territorien und reichsunmittelbaren Geschlechter vom Mittelalter bis zur Gegenwart, Ch. Beck Verlag
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