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Nadar

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Dieser Artikel behandelt den französischen Fotografen und Schriftsteller Nadar, zum indischen Unternehmer siehe Shiv Nadar
Porträt von Nadar, aufgenommen vermutlich von seinem Bruder Adrien

Nadar (geb. 6. April 1820 in Paris; gest. 21. März 1910 ebenda; eigentlich Gaspard-Félix Tournachon) war ein französischer Fotograf, Schriftsteller, Zeichner und Luftschiffer.

Leben

Nadar studierte in Lyon Medizin, gab das Studium aber bald wieder auf, um sich journalistisch zu betätigen. Zunächst tat er dies am Ort, später in Paris, wohin er 1839 zurückkehrte. In der Folge betrieb er nebenbei das Zeichnen, war beim Theater und selbst in der Industrie tätig, gründete 1849 die Revue comique.

1854 eröffnete Nadar ein Atelier für fotografische Porträts in Paris; in den Jahren von 1895 bis 1909 befand es sich in Marseille und danach erneut in Paris. Anders als andere Auftragsfotografen ließ er bald Accessoires und gemalten Hintergrund wegfallen und verzichtete auf die Retusche. Seine Porträts inszenieren die Modelle mittels Beleuchtung, Silhouette, Konzentration auf Blick und Hände. Ziel war ihm die psychologische Erfassung der Person. Zu seinen Kunden – die meisten waren mit ihm befreundet – zählten zahlreiche Schriftsteller wie Gérard de Nerval, Charles Baudelaire, Honoré de Balzac, Théophile Gautier oder George Sand und Künstler wie Honoré Daumier, Gioachino Rossini, Sarah Bernhardt[1]. 1859 machte er bei der Schlacht von Solferino die ersten Luftaufnahmen aus einem Ballon heraus.

1863: Zweiter Aufstieg von Le Géant in Paris auf den Champs du Mars; Stereoskopie der Reihe "Paris Instantané".
Nadar im Ballon, nach: Honoré Daumier, 1869
Gefährliche Luftreise Nadars über hannoverischem Gebiet, 1863.
Die Katastrophe des Ballons "Le Géant". Die über den Erdboden rasende Gondel bei "Nieubourg" (Hannover). - Nach überlieferter Auskunft durch Monsieur Nadar. Stich auf einem Ausschnitt einer französisch-sprachigen Zeitung/Zeitschrift, signiert Henri de M und "PETIT", um 1863.

Mit großem Vertrauen auf die Luftschifffahrt konstruierte er selbst ein Schraubenluftschiff, und inspirierte damit Jules Verne zu seinem Roman Fünf Wochen im Ballon. Nadar stieg 1863 wiederholt mit dem Riesenballon namens Le Géant auf, der ihn bei der zweiten Fahrt unter großen Schwierigkeiten von Paris nach Hannover trug, wo der Ballon auf einem Feld bei Neustadt am Rübenberge zu Boden ging. Nadar und seine Frau trugen schwere Verletzungen davon und mussten im Krankenhaus in Hannover behandelt werden. Auf dieser Reise machte er Luftaufnahmen, die er in Nouveau système de photographie aérostatique methodisch erklärte. Seine Fahrten beschrieb er in Mémoires du Géant, à terre et en l'air (1864) und in Le droit au vol (1865). Das Géant-Projekt überzeugte ihn, dass die Zukunft den Projekten gehörte, die schwerer als Luft waren. Daher wurde 1863 die Gesellschaft „Société d’encouragement de la navigation aérienne au moyen du plus lourd que l’air“ gegründet, mit Nadar als Präsidenten und Jules Verne als Sekretär. Das Ziel dieser Gesellschaft bestand darin, die Konstruktion von Flugmaschinen zu fördern, die schwerer waren als Ballons, dafür aber gesteuert werden konnten. [2]

Berühmt geworden sind auch Nadars Langzeitbelichtungen in den Pariser Katakomben und Abwasserkanälen.

Um seine Malerfreunde zu unterstützen, organisierte er 1874 in seinem Atelier die erste Ausstellung impressionistischer Malerei, unter anderem mit Gemälden von Claude Monet, Edgar Degas, Camille Pissarro, Paul Cézanne.

1900 veröffentlichte er seine Erinnerungen: Quand j'étais photographe. Er starb 1910 wenige Tage vor seinem 90. Geburtstag.

Sein Atelier wurde nach seinem Tod im Jahr 1911 von seinem Sohn Paul Nadar (* 1856 in Paris, † 1939 in Paris) weitergeführt. Nadars Negative werden heute in der Caisse nationale des monuments historiques in Paris aufbewahrt. Seine Abzüge und sein Archiv befinden sich in der Französischen Nationalbibliothek. Nadar ist auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise (Avenue des Acacias, Division 36) begraben.

Ehrungen

Der renommierte französische Buchpreis Prix Nadar wurde nach ihm benannt.

Fotogalerie

Schriften (Auswahl)

  • Quand j'étais étudiant (1856)
  • Le Miroir aux alouettes (1858)
  • La Robe de Déjanire (1862)
  • Histoire buissonnière (1877)
  • Sous l'incendie (1882)
  • Le Monde ou l'on patauge (1883)
  • Quand j'étais photographe (1900). Deutsche gekürzte Fassung: Quand j'étais photographe – Als ich Photograph war. Huber, Frauenfeld 1978, ISBN 3-7193-0595-3.

Literatur

  • Nadar (Gaspard-Félix, Tournachon) (1820–1910). French photographer, writer, and caricaturist (in englischer Sprache). In: John Hannavy (Hrsg.): Encyclopedia of Nineteenth-Century Photography. Taylor and Francis Group, New York 2008, ISBN 0-41597-235-3, passim; großteils online über Google-Bücher
  • Maria Morris Hambourg: Nadar, Katalog anlässlich der Ausstellung "Nadar" im Musée d'Orsay, Paris (7. Juni bis 11. September 1994) und in The Metropolitan Museum of Art, New York (14. April bis 9. Juli 1995) / [die Ausstellung wurde organisiert von The Metropolitan Museum of Art und der Réunion des Musées Nationaux/Musée d'Orsay in Zusammenarbeit mit der Bibliothèque Nationale de France], München; Paris; London: Schirmer/Mosel, 1995, ISBN 3-88814-727-1.
  • Rudolph S. Joseph (Nachlassgeber): Konvolut von Unterlagen zur Nadar-Ausstellung im Münchner Filmmuseum, Vorwort zum Ausstellungskatalog, 4 Blatt maschinengeschrieben sowie diverse Texte zu von Nadar fotografierten Personen in der bis nach 1967 entstandenen Sammlung (Signatur-Notation EB 96/111-D.03.0014),

Weblinks

 Commons: Felix Nadar – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-40749222.html
  2. Jules Vernes Technikträume: Wegweiser in die Welt des 20. Jahrhunderts. (Nicht mehr online verfügbar.) pro-physik.de - das Physikportal, ehemals im Original; abgerufen am 30. Oktober 2009. (Link nicht mehr abrufbar)


Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Nadar aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.