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Nagel

Aus Jewiki
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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Nagel (Begriffsklärung) aufgeführt. Zu Personen namens Nagel siehe Nagel (Familienname).
Stahlnägel oder Drahtstifte
Konische Vierkantnägel (Spiekernagel)

Ein Nagel (von ahd. nagal in der Bedeutung von Finger- bzw. Zehnagel oder Klaue) ist in der Technik ein am unteren Ende zugespitzter, am oberen Ende in der Regel abgeplatteter oder durch Stauchung verdickter Stift aus Metall oder Holz. Er dient zum Fixieren oder Verbinden von Bauelementen, vor allem aus Holz. Die (genormte) Positionierung der Nägel im Holz ergibt das sogenannte Nagelbild.

Die gängigsten Metalle, aus denen Nägel gefertigt werden, sind Stahl, Kupfer und Messing. Nägel werden entweder mit dem Hammer eingeschlagen oder mit dem Druckluftnagler eingeschossen.

Nägel sind die ältesten bekannten Verbindungselemente. Die ältesten bekannten Holznägel der Welt wurden 5101 v. Chr. zum Vernageln eines Holzbrunnens in Sachsen gebraucht. Diese konnten anhand der Jahresringe im Holz genau datiert werden[1].

Herstellung

großer handgeschmiedeter Nagel (15 cm)
Vier römische Ambosse aus Eisen zum Schmieden von Nägeln und Metallstiften. An einer Ecke weisen sie jeweils eine Vertiefung auf, die sich als Schlitz fortsetzt. Leihgabe Römermuseum Schwarzenacker (Homburg) für die Pompeji-Ausstellung Europäischer Kulturpark Bliesbruck

Nägel aus Metall wurden ursprünglich vom Nagelschmied geschmiedet. Bestimmte Nageltypen, wie Nägel für Hufeisen, können auch heute noch so gefertigt werden.

Die ersten bekannten Versuche zur maschinellen Herstellung von Nägeln erfolgten in Neuengland ab 1775[2] durch Schneiden von leicht konischen Streifen aus Blechplatten mit anschließender Anstauchung des Nagelkopfes und der Nagelspitze. Einer der damaligen Erfinder war der Amerikaner Jacob Perkins.[2] In England erhielt 1790 Thomas Clifford zwei Patente zur Fabrikation von Nägeln.[3]

In etwa dem gleichen Zeitraum begann in Frankreich die maschinelle Produktion von Nägeln aus Draht. Ab 1806[4] sind die ersten französischen Patente bekannt. Diese frühen Drahtstifte wurden als Französische Nägel, Pariser Nägel oder Pariser Stifte[5] bezeichnet.

Die Ablösung des geschmiedeten Nagel durch rationellere maschinelle Fertigung war ein längerer Entwicklungsprozess. So wurden Drahtstifte für Polsterer in Nordamerika erstmals um 1850[2] in New York produziert und größere Nägel aus Draht erst ab 1870[2] durch deutsche Auswanderer auf aus Deutschland importierten Maschinen.

Heute werden Nägel aus Draht durch Kaltumformung gefertigt.

Materialvarianten

Holznagel

Holznagel

Nagel aus Holz – siehe unter Holzverbindung

Messingnagel

Nägel aus Messing statt des üblichen Materials Stahl werden verwendet, wenn

  • die Nägel nicht magnetisch sein sollen
  • optisch der eher goldfarbene Messingfarbton statt des metallischen Silberglanzes des Eisens/Stahls erwünscht ist (z. B. im Möbelbau)
  • die Rostfreiheit des Messings erwünscht wird (z. B. im Bootsbau).

Stahlnagel

Stahlnägel sind aus Stahl gefertigt und im Salzbad gehärtet sowie verzinkt. Der Schaft weist üblicherweise eine unterbrochene Längsriffelung auf, die einen sicheren Halt des Nagels im Mauerwerk gewährleistet. Stahlnägel dienen im Bauwesen zum Befestigen von Blechen, Noppenfolien auf Beton, für Fassadenverkleidungen, zur Rinneisenbefestigung oder Verschalungen.

Nageltypen

Stahlstift

Ein Stahlstift ist ein kleiner Nagel aus gehärtetem Stahl mit kleinem Kopf. Aufgrund der Wärmebehandlung sind solche Nägel blau. Er ist für Befestigung im Verputz geeignet.

Drahtstift

Gängiger Stahlnagel, z. B. der Dimension 28/65, d. h. 2,8 mm Durchmesser und 65 mm Länge. Drahtstifte werden z. B. zum Annageln von Holzschalung genutzt.

Doppelkopfnagel

Dies ist ein Drahtstift mit zwei hintereinander liegenden Köpfen. Das Entnageln temporär angebrachter Bretter oder Kanthölzer wird dadurch erleichtert, beispielsweise beim Ausschalen.

Hakennagel

Hakennagel

Hakennägel haben am Kopfende einen Haken und dienen z. B. zum schnellen Fixieren von Rohren im Mauerwerk, Befestigen von Kappleisten.

Hufnagel

Hufnagel

Der Hufnagel ist ein Nagel mit einem vierkantigen Schaft und einem etwas größeren vierkantigen Kopf, der die Breite der Rille des Hufeisens hat. Gelegentlich finden sich auch noch handgeschmiedete Stücke. Die asymmetrische Spitze gewährleistet, dass der Nagel zur „Vernietung“ nach außen aus der Hufwand austritt.

Dachpappennagel oder Breitkopfstift

Mit Dachpappennägeln wird Dachpappe auf der Holzschalung fixiert. Oft werden sie auch für die Befestigung von Schieferplatten benutzt. Heute werden sie meist maschinell mit Hilfe eines Druckluftnaglers eingetrieben. Dazu sind die einzelnen Nägel mit einem Draht zu einem Nagelgurt magaziniert. Dachpappennägel sind relativ kurz – 20 bis 35 mm – und besitzen einen relativ breiten Kopf, so wird ein Herausreißen der Dachpappe erschwert. Meist sind sie feuerverzinkt oder verkupfert.

Ankernagel

Ankernägel mit Flachverbinder und Lochblech (Rispenband)
Ankernagel

Ein Ankernagel, auch als Kamm-, Rillen- oder Ringnagel bezeichnet, besitzt einen mit kreisförmigen Widerhaken profilierten Schaft; dadurch ergibt sich ein bis zum vierfachen erhöhter Widerstand, der das Herausziehen des Nagels erschwert. Von der Seite betrachtet hat so ein Nagel beidseitig Zacken. Mit Ankernägeln werden oft Stahlblechteile (Lochbleche/Rispenband), wie z. B. Winkel mit (tragenden) Holzkonstruktionen verbunden. Der gängige Durchmesser beträgt 4,0 mm, die Länge schwankt zwischen 40 und 60 mm. Diese gelochten Blechprofile ersetzen heute einen Teil der früher üblichen Holzverbindungen bzw. ermöglichen es, nachträglich leichter Änderungen an der Konstruktion vorzunehmen.[6]

Diese Fügeverfahren werden auch bei der Herstellung moderner Autokarosserien an nur einseitig zugänglichen Stellen eingesetzt, wenn die Verbindung hauptsächlich auf Scherung belastet wird. Da der Nagel pneumatisch eingetrieben wird, ist kein Vorlochen der Bauteile notwendig. Im Vergleich zum Nieten ist der Prozess einfacher und billiger.[7]

Schraubnagel

Schraubnägel

Ein Schraubnagel oder Gewindenagel ist ein Nagel, der statt des glatten Schaftes ein ganz oder teilweise steilesGewinde“ hat. Beim Einschlagen dreht sich der Nagel schraubenähnlich in das Holz und durch die „Gewindeform“ wird ein größerer Auszugswiderstand erreicht. Dieser Nagel findet sich beispielsweise in der Holzpaletten-Herstellung.

Kerbnagel

Halbrundkerbnagel

Ein Kerbnagel besitzt drei Wulstkerben an seinem Umfang. Sie verformen sich beim Einschlagen des Kerbnagels in eine Bohrung. Diese (Sackloch-)Bohrung in einem Metallstück wird vorher mit dem Spiralbohrer gebohrt. (Toleranzgrad H11). Kerbnägel und Kerbstifte ersparen das teure Einpassen von Zylinderstiften. Mit dem Halbrundkerbnagel nach ISO 8746 (früher DIN 1476) oder dem Senkkopfkerbnagel nach ISO 8747 (früher DIN 1477) werden Schilder, Bleche, und Scharniere im Metallbau befestigt.

Markierungsnagel

Markierungsnagel

Markierungsnägel finden sich im Straßenbau z. B. zur Begrenzung der Fahrbahn im Stadtbereich. Durch ihre erhöhte Kopfform machen sie sich beim Überfahren sofort akustisch und durch Erschütterungen bemerkbar.

  • Hergestellt aus Aluminium und mit einem Dorn versehen, werden sie dauerhaft im Boden verankert.
  • Aus farbigem Kunststoff und manchmal mit Rückstrahlern versehen, werden sie bei Baumaßnahmen auf Autobahnen zur geänderten Spurführung aufgeklebt.

Auf geschotterten Bahnsteigen werden sie als Ersatz für die aufgemalte weiße Sicherheitslinie verwendet.


Vermarkungsnagel

Vermarkungsnagel

Vermarkungsnägel sind Bodenmarken auf festem Straßenbelag wie Asphalt, Verbundsteinen usw., die zu Vermessungszwecken angebracht werden. Eine Einkerbung dient zur Aufnahme der Stahlspitze eines Fluchtstabs.

Siehe auch: Vermessungspunkt

Polsternagel

Polsternägel dienen zum Befestigen des zu beziehenden Stoffes bei Polstermöbeln. Sie zeichnen sich durch besonders große, meist halbrunde Nagelköpfe aus, die eine große Auflagefläche auf dem Gewebe bieten. Somit ist auch bei größerer Beanspruchung eine dauerhafte und sichere Befestigung des Bezuges auf dem Holzkörper gewährleistet. Im sichtbaren Bereich sind die Köpfe oft stilvoll gestaltet. Der Polsternagel wird daher nicht selten auch als Ziernagel bezeichnet. Er ist also nicht nur Befestigungselement, sondern kann bei entsprechender Reihung der Befestigungspunkte auch prägendes Stilelement sein (siehe Perlstab).

Reißnagel

Reißzwecke
Hauptartikel: Reißzwecke

Rinn- oder Rinneneisennagel

Rinneneisennagel, richtiger eigentlich als Rinnenträgernagel aber auch als Rinneisennagel bezeichnet, werden zum Befestigen von Dachrinnenträgern an der Dachtraufe benutzt. Die Abmessungen betragen meist 4,2 × 80 mm.

  • Bei verzinkten Rinnenträgern werden feuerverzinkte Nägel verwendet
  • Bei Kupferrinnenträgern werden Kupfernägel verwendet

Schuhnagel

Genagelte Stiefel um 1900

Für besseren „Griff“ und längere Haltbarkeit wurden die Schuhsohlen mit besonderen Schuhnägeln versehen. (Siehe Bild)

Handgeschmiedeter Schuhnagel

Für Militär- und Arbeitsschuhe wurden Schuhnägel von Hand geschmiedet. Die folgenden Bilder zeigen handgeschmiedete Schuhnägel aus Sulz (am Rhein). Solche besonders dauerhafte und rutschfeste Schuhe oder auch Holzschlapfen werden volkstümlich kurz Genagelte genannt.

Einem Kunstwerk ähnelnd, komplex gestaltet ist der Absatzeckennagel, welcher nicht von jedem Nagelschmied hergestellt werden konnte.

Walknagel

Der Begriff ist lediglich die Beschreibung des Verwendungszwecks eines Nagels im Schuhmacherhandwerk. Einen speziellen Nagel, der nur dafür verwendet wird, gibt es nicht. Der hier als Walknagel bezeichnete ist ein zylindrischer Nagel mit einer pyramidalen Spitze. Er hat einen kleinen Durchmesser (ca. ½ mm), eine Länge von ca. 25–35 mm und einen flachen Kopf. Der Kopf hat einen Durchmesser von ca. 2½ - 3 mm. Er ist nicht zu verwechseln mit dem Täcks. Im Unterschied zu diesem fast ausschließlich im Schuhmacherhandwerk verwendeten Element, kann der Walknagel auch zu anderen Zwecken, wie kleineren Holzverbindungen, genutzt werden. Im Schuhmacherhandwerk findet der „Walknagel“ während des Walkens des Leders bevorzugt Anwendung an Stellen, an denen für die Formgebung größerer Druck ausgeübt werden muss.

Schwellennagel

Bezeichnungsnagel Nageno (1965) Findet bis heute Verwendung zur Kennzeichnung aller Holzschwellen

Ein gekröpfter Nagel, der zur Befestigung von Schienen auf Eisenbahnschwellen diente. Diese Nagelform ist heute nicht mehr gebräuchlich, zur Befestigung werden Schrauben verwendet. Jüngere Schwellennägel kennzeichnen das Herstellungsjahr der Holzschwellen und bei Weichenschwellen noch zusätzlich die Schwellennummer.

Bezeichnungsnagel

Bezeichnungsnägel an einem Telefonmast

Bezeichnungsnägel dienen der Kennzeichnung beispielsweise von Telefonmasten. Hier werden die Masten meist durch dreieckige, viereckige und runde Nägel mit eingestanzten Zahlen typisiert.

Spiekernagel

Bezeichnung in Norddeutschland für einen großen viereckigen Schiffsnagel mit flachem Kopf. (siehe Bild oben)

Zeltnagel

Ein Zeltnagel, auch Leinen-, Seil-, Spannnagel, ist ein Verankerungsstift beim Camping mit einem Haken am Kopf.
Der Erdnagel für allgemeine technische Verwendung hat einen gestauchten Kopf.

Zimmermannsnagel

Zimmermannsnagel

Der Zimmermannsnagel ist ein Nagel mit einer Länge von 18–27 cm bei einem Durchmesser von 5–7 mm. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden alle größeren Nägel als solche bezeichnet, z. B. Sparrennagel oder Jesusnagel. Meist wird im zu befestigenden Teil entsprechend vorgebohrt.

Tätigkeit

Die Tätigkeit des Einschlagens von Nägeln wird nageln genannt. Dieses Fügeverfahren gehört zur Gruppe An- und Einpressen. Um zu verhindern, dass sich das Holz spaltet, können die Spitzen der Nägel vorher stumpf geschlagen werden. Dadurch werden die Holzfasern durchtrennt statt verschoben, was die Spannungen vermindert und bei runden Nägeln gleichzeitig die Abdichtung des Nagels gegen eindringendes Wasser (Korrosionsschutz) verbessert. Alternativ wurden geschmiedete viereckige Nägel früher zur Faserrichtung des Holzes ausgerichtet, um die Holzfasern entsprechend zu trennen.

Das traditionelle Werkzeug zum Nageln ist der Hammer.

Magazinierte Nägel

Tackernägel für einen Handtacker

Wenn größere Flächen, z. B. eine Schalung aufgebracht werden müssen, werden Apparate benutzt, welche die Nägel mechanisch, hydraulisch oder per Druckluft einschießen.

Papiergebundene geharzte Ankernägel

Magazinierte Nägel werden u. a. zum Verschießen in Druckluftnaglern verwendet. Um ein automatisiertes Nageln zu ermöglichen, müssen die einzelnen Nägel in „Nagelstreifen“ miteinander verbunden sein. Es gibt folgende Arten:

  • leimgebunden
  • drahtgebunden
  • Plastikband-gebunden
  • papiergebunden

Abgeleitete Bedeutung

Nageln hat umgangssprachlich noch andere Bedeutungen im Zusammenhang mit rhythmischen Klopfgeräuschen, siehe dazu Klopfen (Verbrennungsmotor).

Siehe auch

weitere Nägel mit speziellem Verwendungszweck:

Ähnliche Hilfsmittel für Einpressverfahren sind:

Weiteres:

Weblinks

Wiktionary: Nagel – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Nagel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Nagel – Zitate

Einzelnachweise

  1. Angelika Franz: Die ältesten Holznägel der Welt . In: Der Spiegel, 30. Dezember 2010. Abgerufen am 6. März 2012.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 History of the manufacture of iron in all ages, and particularly in the United States from colonial times to 1891. The American Iron And Steel Association, 1892, ab Seite 448. Abgerufen am 25. Juni 2013.
  3. Thomas Martin: The circle of the mechanical arts, London 1815, Seite 455.
  4. Peter Priess: Wire Nails in North America. Bulletin of the Association for Preservation Technology, Vol. 5, No. 4 (1973), S. 87–92. Abgerufen am 25. Juni 2013.
  5. Carl Friedrich Alexander Hartmann: Conversations-Lexikon der Berg-, Hütten- & Salzwerkskunde und ihrer Hülfswissenschaften. Band 3, Scheible, Stuttgart 1841, ab Seite 621. Abgerufen am 25. Juni 2013.
  6. Zeichnungsbeispiel eines Ringnagels (Memento vom 25. Dezember 2013 im Internet Archive).
  7. Esslinger Fahrzeugtechniker entwickeln neues Verfahren für den Automobilbau auf hs-esslingen.de, Abgerufen am 13. März 2013.
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