Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Nationaal Holocaust Museum

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
52.3668764.911002
Das Nationaal Holocaust Museum in Amsterdam

Das Nationaal Holocaust Museum (deutsch Nationales Holocaust-Museum) ist ein niederländisches Museum, das sich mit dem Holocaust in den Niederlanden befasst. Das Museum befindet sich in der ehemaligen Hervormden Kweekschool (reformierte Vorschule) gegenüber der Hollandschen Schouwburg in Amsterdam. Das Museum ist Teil des Joods Cultureel Kwartier.

Während der Judenverfolgung unter der deutschen Besatzung der Niederlande 1940–1945 im Zweiten Weltkrieg wurden mehr als 600 Kinder gerettet, die in diesem Haus untergebracht gewesen waren.[1]

Creche und Kweekschool

Im Oktober 1942 wurde auf Initiative von Walter Süskind in einer ehemaligen Tora-Schule die Creche errichtet. Die Creche war ein „Kinderhaus“ für Kinder bis zum Alter von zwölf Jahren, die dort – von ihren Eltern getrennt – bis zu ihrer geplanten Deportation untergebracht waren. Im Januar 1943 kamen Mitarbeiter der Creche mit dem Direktor der Kweekschool in Kontakt. Da die Kinderstätte überfüllt war, baten sie den Direktor Johan van Hulst, dass einige Kinder ihren Mittagsschlaf in der Schule halten durften. Durch diese Zusammenarbeit und das gegenseitige Vertrauen wurde die Schule 1943 zur wichtigsten Route, um Kinder zu retten. Walter Süskind gelang es so, gemeinsam mit Mitarbeitern des Jüdischen Rates sowie in Zusammenarbeit mit Johan van Hulst und Widerstandsgruppen, mehr als 600 Kinder vor der Deportation zu retten. Dabei kam den Helfern zugute, dass sich damals (wie heute) eine Straßenbahnhaltestelle vor der Schouwburg befand. Wenn die Straßenbahn hielt und die Sicht versperrte, rannten sie mit einem Kind an der Hand neben der Straßenbahn her und stiegen an der folgenden Haltestelle ein. Obwohl die Straßenbahnfahrer und die Passagiere dies sahen und wussten, woher die Kinder kamen, wurden sie nie verraten. Kleinere Kinder schmuggelten sie in Waschkörben oder Rucksäcken aus dem „Kinderhaus“ heraus. Deren Eltern statteten sie mit Strohpuppen aus, die in Decken gewickelt wurden, um ein Baby vorzutäuschen. Die Kinder wurden in Pflegefamilien in Sicherheit gebracht.[2]

Das Museum

Seit Mai 2016 beherbergt die ehemalige Schule das bis zur Neugestaltung noch im Aufbau befindliche Nationaal Holocaust Museum. Im Erdgeschoss des Gebäudes zeigte das Museum bereits Ausstellungen und es fanden regelmäßig Vorträge, Symposien und Gedenkfeiern statt. Auf den übrigen Etagen des Museums befanden sich noch Ateliers von Künstlern mit und ohne Flüchtlingshintergrund. Zur Eröffnung 2016 zeigte das Museum die Ausstellung De ondergang van Abraham Reiss (zu deutsch: „Der Untergang des Abraham Reiss“) des Künstlers Jeroen Krabbé, die sich mit der Geschichte seines Großvaters befasste. Das Museum sollte jedoch perspektivisch zu einer festen Übersichtsausstellung über Juden während des Holocaust in den Niederlanden ausgebaut werden. Als Zielsetzung nannten die Initiatoren hierbei eine möglichst umfassende Darstellung der Ereignisse, die sich nicht nur auf die Jahre 1940 bis 1945 beschränken, sondern schon in den 1930er Jahren ansetzen solle.[3]

Im Januar 2020 sagte die deutsche Bundesregierung zu, den Aufbau des Museums mit vier Millionen Euro zu unterstützen.[4][5] Das österreichische Bundeskanzleramt unterstützte die Errichtung mit insgesamt 400.000 Euro.[6] Die endgültige Eröffnung des Museums, das wegen der Umbauarbeiten seit Sommer 2019 vorübergehend geschlossen war, wurde mehrfach verschoben.[7][8]

Das Museum wurde am 10. März 2024 von König Willem-Alexander in Anwesenheit des israelischen Präsidenten Izchak Herzog eröffnet.[9] Bundesratspräsidentin Manuela Schwesig vertrat bei dieser Zeremonie in der Portugiesischen Synagoge Amsterdams den deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, für Österreich nahm Bundespräsident Alexander Van der Bellen teil. Bei der Eröffnung protestierten mehr als 1.000 Menschen gegen die Angriffe auf die palästinensische Zivilbevölkerung im Gazastreifen. Man warf Israel Massenmord vor. Es kam zu Zusammenstößen mit der Polizei.[10][11]

Anhand von Objekten, Fotos, Filmen und Installationen wird im Museum die Geschichte der systematischen Verfolgung der Juden dargestellt. Ein Raum ist tapeziert mit den Rassengesetzen und Verordnungen über den Ausschluss der Juden und veranschaulicht so deren schrittweise Entrechtung und Isolation.[12] In Vitrinen sind persönliche Gegenstände einiger Opfer zu sehen. Im Innenhof des Museums befindet sich eine Kunstinstallation von Gabriel Lester.[13] Im Unterschied zu anderen, eher in düsteren Farben gehaltenen Holocaustmuseen ist das Nationaal Holocaust Museum hell und lichtdurchflutet gestaltet. Denn „die Farbe des Holocaust ist weiß. Es war nicht dunkel es geschah am hellichten Tag“, so Emile Schrijver, der Generaldirektor des Joods Cultureel Kwartier.[14]

Literatur

  • Alex Bakker: 'Dag pap, tot morgen': Joodse kinderen gered uit de crèche (niederländisch). Hilversum: Verloren 2005, ISBN 9789065508621
  • Betty: Een joodse kinderverzorgster in verzet (niederländisch). Amsterdam: Gibbon 2016, ISBN 978-94-91363-71-9

Weblinks

 Commons: Nationaal Holocaust Museum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Nationaal Holocaust Museum in oprichting - Joods Cultureel Kwartier. Abgerufen am 10. Juli 2019 (nederlands).
  2. De Kweekschool als plaats van verzet. In: jck.nl. Abgerufen am 10. Juli 2019 (nederlands).
  3. Amsterdam krijgt Nationaal Holocaust Museum. In: NU.nl. 12. Mai 2016, abgerufen am 11. Juni 2019 (nederlands).
  4. Sander van Walsum: Holocaustmuseum gaat door dankzij Duitse miljoenen. ‘Shoah voltrok zich in felste zonlicht. Dat willen wij tonen’. In: volkskrant.nl. 13. Januar 2020, archiviert vom Original am 13. Januar 2020; abgerufen am 13. März 2024 (nederlands).
  5. Deutschland spendet vier Millionen Euro an Holocaustmuseum. In: NiederlandeNet. 14. Januar 2020, archiviert vom Original am 3. März 2020; abgerufen am 13. März 2024.
  6. Bundeskanzleramt unterstützt Errichtung des Nationalen Holocaust-Museums in Amsterdam. In: bundeskanzleramt.gv.at. 28. Juni 2022, abgerufen am 13. März 2024.
  7. Tobias Müller: Eröffnung im Herbst 2022. In: juedische-allgemeine.de. 19. März 2020, abgerufen am 20. März 2020.
  8. Nationaal Holocaust Museum. In: iamsterdam.com. Abgerufen am 6. Mai 2023 (english).
  9. Proteste bei Eröffnung von Holocaust-Museum in Amsterdam. In: Tagesschau.de. 12. März 2024, abgerufen am 13. März 2024.
  10. Van der Bellen eröffnete Holocaust-Museum in Amsterdam. In: Orf.at. 10. März 2024, abgerufen am 13. März 2024.
  11. Schwesig reist als Bundesratspräsidentin in die Niederlande. In: ndr.de. 9. März 2024, abgerufen am 10. März 2024.
  12. Kerstin Schweighöfer: Sieben Gulden fünfzig für jeden aufgespürten Juden. Das neue nationale Holocaustmuseum konfrontiert die Niederlande mit ihrer Mitschuld. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. März 2024, S. 9.
  13. Herzog inaugurates new Amsterdam Holocaust museum as protesters demand his arrest. In: The Times of Israel. 10. März 2024, abgerufen am 13. März 2024 (english).
  14. Zitiert nach Kerstin Schweighöfer: Sieben Gulden fünfzig für jeden aufgespürten Juden. Das neue nationale Holocaustmuseum konfrontiert die Niederlande mit ihrer Mitschuld. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. März 2024, S. 9.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Nationaal Holocaust Museum aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.