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Neumark (Landschaft)

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Polen zwischen 1102 und 1138. Der hellrosa Streifen ganz oben zeigt Pommern. Unten - im gleichartigen roten Farbton, aber getrennt durch eine dicke rote Linie - Schlesien (links unten) und Großpolen (Mitte rechts). Der dunkelrosa Streifen zwischen Pommern (oben) und Großpolen/Schlesien (unten) kennzeichnet umstrittenes Herrschaftsgebiet, aus dem zu nicht unerheblichen Teilen später die brandenburgische Neumark entstand.
Die Karte umreißt das ursprüngliche Kerngebiet der späteren Neumark: Östlich der Oder zwischen Küstrin und Stettin, nördlich der Warthe/Netze, westlich der Drage (Fluss). Die nördliche Grenze zu Pommern liegt etwa auf der Linie Reetz-Stargard-Stettin.

Die Neumark (poln. Nowa Marchia) ist eine östlich der Oder gelegene historische Landschaft, die heute größtenteils (mit Ausnahme u. a. von Arnswalde, Königsberg (Neumark), Soldin und der bei Deutschland verbliebenen Teile) zur polnischen Woiwodschaft Lebus gehört. Bis 1945 war sie Bestandteil der preußischen Provinz Brandenburg (Regierungsbezirk Frankfurt).

Die Neumark entwickelte sich ab der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts prozesshaft im „Kräftespiel“[1] zwischen den Herzögen von Pommern, Großpolen und Schlesien sowie den Markgrafen von Brandenburg. Im Laufe dieses Prozesses wurde die Waldregion zwischen Oder (im Westen), Warthe und Netze (im Süden) und Drage (im Osten) (später die Kreise Königsberg/Nm., Landsberg und Soldin) um weitere Kleinlandschaften („terrae“) erweitert, bis sie 1535 unter Markgraf Johann von Küstrin ihren größten Umfang erreichte, einschließlich des Gebietes um Cottbus in der Niederlausitz (nun also auch diesseits der Oder, bis zur Oberspree).

Geographische Lage

Die Neumark war im Westen und Süden von der Oder begrenzt, im Norden grenzte sie an die Provinz Pommern und im Osten an Polen bzw. von 1815 bis 1920 an die preußische Provinz Posen. Neben der Oder beherrschten die Flüsse Warthe und Netze mit ihren weiten Sumpfgebieten die Landschaft. Zur Zeit ihrer größten Ausdehnung (Ende des 17. Jahrhunderts) umfasste die Neumark die Kreise Königsberg Nm., Soldin, Landsberg (Warthe), Friedeberg Nm., Arnswalde, Dramburg, Schivelbein, Sternberg, den vormals schlesischen Kreis Crossen und den historisch-geographisch zur Niederlausitz gehörenden Kreis Cottbus.

Da nach der Oderregulierung im 18. Jahrhundert der Grenzverlauf im Westen nicht geändert wurde, erstreckte sich die Neumark seitdem auch auf das heutige westliche Oderufer. Diese im späteren Landkreis Königsberg Nm. gelegenen Orte [2] (unter anderem die Gemeinden Bralitz, Altglietzen, Schiffmühle, Neutornow, Gabow, Neuenhagen, Hohenwutzen, Neurüdnitz, Altreetz, Adlig Reetz, Königlich Reetz, Altwustrow, Neuwustrow, Croustillier, Neuküstrinchen, Neuranft, Karlsbiese, Karlshof, Alt und Neu Bleyen, die Gemeindeteile Neulietzegöricke, Zäckericker Loose, Zelliner Loose, Drewitz Ausbau, Güstebieser Loose, Schaumburg) sowie die westlich der Oder gelegenen Gemeindeteile der Stadt Küstrin und der im Landkreis Weststernberg gelegenen Gemeinden Aurith und Kunitz (Kunitz-Loose) verblieben als Reste der Neumark nach 1945 bei Brandenburg.

Geschichte bis 1320 [3]

Die Mark Brandenburg im Spätmittelalter

Die polnische Herrschaft wurde durch das Piastengeschlecht begründet, aus dem Boleslaw Chrobry Herzog von Polen und ab 1025 König von Polen wurde. Unter Druck von außen verfiel durch Erbrivalitäten der Söhne und Enkel die zentrale Macht des Piastenhauses. Bolesław III. Schiefmund gelang es noch einmal, von 1102 – 1138 eine zentrale Herrschaft aufzubauen, die aber ebenso wieder in sechs unabhängige Herzogtümer zerfiel. In dieser Situation richteten sich die begehrlichen Blicke der Herzöge von Pommern, Großpolen und Schlesien auf die nur schwach besiedelte Waldregion zwischen Oder, Netze/Warthe und Drage (Fluss). Sie beschenkten die größten und bedeutendsten internationalen Orden (Templer, Johanniter, Zisterzienser) mit umfangreichem Hufenbesitz zur Besiedlung der Region, aber auch Bistümer und Adelsgeschlechter (Wedel, Liebenow und Uchtenhagen). Absicht war einerseits, ein frommes Werk zu tun, anderseits aber einen Sicherheitspuffer gegenüber den Rivalen zu schaffen:[4], ‚Wenn schon nicht ich, dann aber wenigstens auch nicht Du.’ Die Forschungen Christian Gahlbecks (2002)[5] haben ergeben, dass die Ritterorden ihr Siedlungswerk gar nicht erst in vollem Umfang begonnen haben und dass die Zisterzienser die Besiedlung ablehnten, solange nicht die Machtfrage geklärt sei. Diese Chance der teilweisen Zurückhaltung der großen Orden nutzen die Adelsfamilien Wedel, Liebenow, Uchtenhagen und Behr, um zu großem Besitz und Einfluss aufzusteigen.

Nochmals kam ein mächtiger Piastenfürst an die Herrschaft, Heinrich I. der Bärtige, Herzog sowohl von Schlesien und Großpolen. Als er 1238 mit 73 Jahren starb, folgte ihm sein ebenso tatkräftiger Bruder Heinrich II. (Polen), der aber schon drei Jahre später in der Schlacht von Liegnitz 1241 sein Leben verlor. Nach Heinrichs Tod konnten die schlesischen Piasten ihre Vormachtstellung in Polen nicht mehr behaupten. Durch die Erbteilungen unter seinen Nachkommen und die damit verbundene Zersplitterung des Herrschaftsbereichs wurde Schlesien für Jahrhunderte beträchtlich geschwächt.

Diese Situation der polnischen Schwäche nutzten die etwa fünfundzwanzigjährigen brandenburgischen Markgrafenbrüder Johann I. und Otto III. („die Städtegründer“) für ihre ehrgeizigen Herrschaftspläne. Im Teltowkrieg 1239-1245 hatten sie die wettinischen Markgrafen von Meißen aus Köpenick und dem östlichen Barnim und Teltow vertrieben. Die in diesem Streit als Schiedsrichter eingesetzten Erzbischöfe von Magdeburg waren nicht neutral, da sie selber dringend die umstrittenen Gebiete als Zugang zum Bistum Lebus benötigten, das ihnen vom Kaiser zugesprochen worden war. Sie unterstützten daher zunächst die Wettiner, da ihnen die Askanier gefährlicher erschienen, dann aber, als diese sich als Sieger abzeichneten, paktierten sie mit den Askaniern zwecks Durchsetzung ihrer Ansprüche im 1225 gegründeten polnischen Bistum Lebus, das sich auf beiden Seiten der polnischen Oder erstreckt. Damit war beiden der Durchbruch zur Oder und sogar ihre Überquerung in die „terra trans Oderam“ gelungen.

Nach dem Tode Herzogs Heinrich II. in der Schlacht bei Liegnitz 1241 wuchs zunächst der Magdeburger Einfluss. Bei der Teilung des Piastenherzogtums Schlesien durch dessen Sohn Boleslaus II. im Jahre 1248 verlor dieser das Land Lebus, das zum Kondominium des Erzbistums Magdeburg und der Askanier wurde, das aber schon 1252 geteilt wurde. 1287 wurden schließlich die Markgrafen von Brandenburg durch die Verpfändung des Magdeburger Anteils Alleinherrscher der Burg und des Landes Lebus. Sein Gebiet reichte über die Oder und Küstrin hinaus bis zum Fluss Mietzel.

Schon im 12. Jahrhundert begegneten sich Pommern und (Groß-)Polen mit ihren territorialen Ansprüchen östlich der Oder im unteren Wartheraum, und zwar an den strategisch wichtigen Übergängen in Zehden, Zantoch und Driesen über die Netze, die eine Zeitlang die Grenze bildete. Im strategischen Kräftespiel war es die 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts, in der die großzügigen Landschenkungen an die Orden, Bistümer und Ritter stattfanden. Die angeworbenen Neusiedler kamen vor allem aus dem Stammesherzogtum Sachsen.

Nach der Beseitigung auch der Magdeburger Konkurrenz 1152 konnten auf dieser Grundlage die „Städtegründer“ Johann I. und Otto III. erfolgreich aufbauen. Der zunehmende Fernhandelsverkehr erforderte bessere Straßen mit leichteren Flussübergängen. Der erste Schritt war die Gründung Frankfurts (Oder) 1253, das verkehrsgünstiger lag als die hochgelegene Domstadt Lebus. 1257 folgte die netzeaufwärts gelegene Stadt Landsberg, ebenfalls verkehrsgünstiger gelegen als die alte Kastellanei Zantoch auf einem Hochufer. In Fortsetzung kamen Soldin (nach 1261), Arnswalde (vor 1269), Berlinchen (1278), Schievelbein (um 1292), Dramburg 1297) u. a. Die geistlichen Ritterorden wurden aus dem Westteil dieser neuen „terra transoderana“ oder „marchia nova“ verdrängt und billig abgefunden. Die Bezeichnung „Neumark“ (neuwe Mark obir Oder) wurde erstmals 1397 gebraucht.

Bei den als Netzeübergänge in umstrittener Grenzlage gelegenen Kastellaneien Zantoch und Driesen waren sowohl auf dem nördlichen, pommerschen Ufer als auch auf den gegenüberliegenden (groß)polnischen Ufer Burgen zur gegenseitigen Kontrolle errichtet worden. Um 1300 waren die Burgen Zantoch und Driesen in askanischem Besitz, ebenso die Stadt Meseritz mit dem Kloster Paradies.

Die Soldiner Burg war von den Tempelrittern 1234 erworben worden, die sie 1261 an die Markgrafen von Brandenburg verkauften. 1270 wird ihr die wichtige Kastellanei Zantoch übereignet. Die bereits seit 1228 in Soldin mit einer Terminei vertreten Dominikaner errichteten 1275 ein Kloster. Die Kollegiatstiftskirche SS. Peter und Paul an der Soldiner Pfarrkirche (1298) machte die Stadt auch zum geistlichen Zentrum, wodurch Soldin soviel Bedeutung erlangte, dass sie zur Hauptstadt der Neumark (in den damaligen Grenzen) wurde, bis sie diese Funktion 1548 an Küstrin verlor, der Residenz des Kurfürsten Johann (Brandenburg-Küstrin).

Vom Aussterben der Askanier bis zur Reformation

Mit dem Aussterben der Askanier 1320 ließ das Interesse Brandenburgs an der Neumark spürbar nach. Weder die Wittelsbacher (1323–1373) noch die Luxemburger Herrschaftshäuser kümmerten sich um die Weiterentwicklung ihrer östlich der Oder gelegenen Gebiete. Das politische Vakuum nutzten die Polen mit mehrfachen zerstörerischen Einfällen, und Raubritter terrorisierten die Bevölkerung. 1402 wurde die Neumark an den Deutschen Ritterorden verpfändet, 1429 ging sie in dessen Besitz über, doch ließ auch der Orden das Land weiter verfallen. Im Jahre 1433 wurden Teile der Neumark von Hussiten schwer zerstört. Anfang Juni begann der Einmarsch von Hussiten und Polen, am 4. Juni wurde Zantoch erobert, vom 9. bis 15. Juni Landsberg belagert. Währenddessen wurde in weitem Umkreis alles verwüstet, zahlreiche Dörfer wurden niedergebrannt. Am 15. Dezember 1433 schlossen der Deutsche Orden und der König von Polen einen Frieden auf zwölf Jahre, er sah unter anderem vor, dass der Orden den Bischöfen von Polen alle Güter, Dörfer und Besitzungen, die ihnen von alters her gehört hatten, wieder einräumen sollte.

Die eigene Misswirtschaft zwang den Orden, die Neumark bereits 1454 wieder an den brandenburgischen Kurfürsten Friedrich II. aus dem Hause Hohenzollern zu verpfänden. Nachdem Friedrich II. die Neumark 1463 für 40.000 Gulden endgültig erworben hatte, gehörte die Neumark mit Ausnahme der Zeit zwischen 1535 und 1571 auf Dauer zu Brandenburg. 1535 machte Markgraf Hans von Küstrin die Neumark zeitweise zu einem selbständigen Staatsgebilde und leitete die Konsolidierung des Landes ein. Dabei wirkten sich die Folgen der 1537 eingeführten Reformation günstig aus, denn aller Stifts- und Klosterbesitz mit seinen reichen Einnahmen wurde in landesherrliches Eigentum überführt.

Die Neumark von der Reformation bis zum Wiener Kongress 1815

1548 wurde der Regierungssitz von Soldin nach Küstrin verlegt. Mit dem Tode von Hans von Küstrin sowie von dessen Bruder 1571 gab es keine erbberechtigten männlichen Nachkommen und die Neumark wurde wieder mit dem Kurfürstentum Brandenburg vereinigt. Die Neumark wurde in Folge von den Landvögten Detlof von Winterfeld, Komtur zu Schievelbein, und später von dessen Sohn Georg von Winterfeld, Herrenmeister des Johanniterordens, ebenfalls Komtur zu Schievelbein, verwaltet. Der Dreißigjährige Krieg machte der Neumark schwer zu schaffen. Schwedische wie kaiserliche Truppen zogen plündernd und brandschatzend durch das Land, die Pestepidemien der Jahre 1626 und 1631 rafften die Bevölkerung dahin. Während der schwedischen Besetzung musste die Neumark 60.000 Taler und 10.000 Wispel Roggen an Stationierungskosten aufbringen.

Mit der Gründung des preußischen Staates 1701 begann sich die Situation der Neumark wieder zu verbessern. Bereits unter König Friedrich I. setzte eine neue Kolonisationswelle ein, und zu den neuen Einwanderern zählten auch zahlreiche reformierte Franzosen, die ihres Glaubens wegen ihre Heimat verlassen mussten. Zielgerichtet wurde in der Neumark das Tuchmacherhandwerk angesiedelt. Einen erneuten Rückschlag für das wirtschaftliche Leben brachte der Siebenjährige Krieg mit sich, als erneut hohe Kontributionen aufgebracht werden mussten. Erheblicher Landgewinn und wirtschaftliche Konsolidierung kam durch das Trockenlegungsprogramm von Friedrich dem Großen für das Warthe- und Netzebruch ab 1770 für die Neumark zum Tragen.

Die Neumark von 1815 bis 1945

Verwaltungsgliederung der Neumark 1818

Die Neugliederung Preußens auf Grund der territorialen Veränderungen durch den Wiener Kongress 1815 veränderte auch die politische Gliederung der Neumark. Die Kreise Dramburg und Schivelbein sowie die nördlichen Teile des Kreises Arnswalde mit der Stadt Nörenberg wurden der Provinz Pommern zugeschlagen. Das verbliebene Gebiet der Neumark mit den Kreisen Landkreis Königsberg/Nm., Soldin, Arnswalde, Friedeberg, Landsberg (Warthe), Sternberg (1873 geteilt in Weststernberg (Reppen) und Oststernberg (Zielenzig)), Züllichau-Schwiebus und Crossen wurde in den neu geschaffenen Regierungsbezirk Frankfurt der Provinz Brandenburg eingegliedert. Zum 1. Januar 1836 wurde der Kreis Küstrin aufgelöst und auf die Kreise Königsberg/Nm., Landsberg (Warthe) und Lebus aufgeteilt. Als 1938 die Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen aufgelöst wurde, wurde die Neumark um die Kreise Schwerin (Warthe) sowie Teile der Kreise Meseritz und Landkreis Bomst erweitert, im Gegenzug gingen aber die Kreise Arnswalde und Friedeberg an die Provinz Pommern.

Die Rote Armee erreichte die Neumark Ende Januar 1945. Von den 645.000 Einwohnern (Volkszählung 1939) waren noch rund 400.000 im Lande [6]. Von ihnen kamen in den darauffolgenden Wochen bis Kriegsende viele ums Leben. Das ostbrandenburgische Gebiet war damit die Region Deutschlands mit den höchsten Verlusten unter der Zivilbevölkerung.

Die Neumark in Polen

Im Frühjahr 1945 unterstellte die Sowjetunion die rechts von Oder und Neiße gelegenen Gebiete der Neumark der polnischen Zivilverwaltung. Durch die Beschlüsse der Potsdamer Konferenz (Potsdamer Abkommen) vom Juli/August 1945 kam das Gebiet vorbehaltlich einer friedensvertraglichen Regelung zur Volksrepublik Polen. Die noch ansässige deutsche Bevölkerung wurde bis 1947 fast vollständig vertrieben und per Dekret vom 6. März 1946 enteignet. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung, zumeist Spezialisten wie Techniker für Wasserwerke, wurde zurückgehalten und musste Zwangsarbeit leisten. Diese Personengruppe durfte Ostbrandenburg Anfang der 1950er-Jahre verlassen. An Stelle der deutschen Bevölkerung traten zu etwa zwei Dritteln Zuwanderer aus Zentralpolen sowie zu ca. einem Drittel ebenfalls aus ihrer Heimat vertriebene Ostpolen und Ukrainer. 1975–1998 gehörte die Neumark zu den Woiwodschaften Gorzów Wielkopolski (Landsberg/Warthe) und Zielona Góra (Grünberg); nur ein kleiner Teil um Chojna (Königsberg Nm.) gehörte zur Woiwodschaft Szczecin (Stettin). Die völkerrechtliche Zugehörigkeit zu Polen wurde 1990 mit Abschluss des deutsch-polnischen Grenzvertrags bestätigt.

Mit der Neugliederung Polens nach der Demokratisierung kam der größte Teil der Neumark zur Woiwodschaft Lebus, deren Kernland sie nun bildet. Ein kleiner Teil (z. B. Soldin) gehört zur Woiwodschaft Westpommern.

Infrastruktur der Neumark

Das Gebiet der Neumark war von jeher von der Land- und Forstwirtschaft geprägt. Auch die mittelgroßen Siedlungen waren zumeist Ackerbürgerstädte. Vom 19. Jahrhundert an gewann das Tuchmachergewerbe an Bedeutung. Mit dem Bau der modernen Verkehrswege, die Reichsstraße 1 BerlinKönigsberg und die Ostbahn durchquerten die Neumark, wurde auch die Voraussetzung für industrielle Ansiedelungen geschaffen. Sie waren hauptsächlich auf die Bedürfnisse der Landwirtschaft ausgerichtet und konzentrierten sich auf die beiden großen Städte Landsberg und Küstrin.

Schlösser und Gärten in der Neumark

Auch die Neumark ist reich an bau- und kunstgeschichtlich wertvollen und interessanten Burgen, Schlössern und Herrenhäusern aus unterschiedlichen Stilepochen. Der Forschungsstand zu diesen Bauten und ihren wertvollen Park- und Gartenanlagen ist unterschiedlich. Während sich von den Inventarbänden der Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg, die zwischen 1902 und 1945 erschienen sind, immerhin sechs von insgesamt elf ehemaligen ostbrandenburgischen Kreisen den dort vorhandenen Schlössern und Herrenhäusern in durchaus differenziertem Umfang widmen, fanden insgesamt 29 Anlagen erstmals schon zuvor in dem 1857–1883 erschienenen populären Tafelwerk des Berliner Verlegers Alexander Duncker über „die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie nebst den königlichen Familien-, Haus-, Fideicommiss- und Schatullgütern“ mit einer zeitgenössischen Abbildung und einem Text Aufnahme und dadurch Beachtung über die engeren Kreisgrenzen hinaus. In dem Buch von Hans Joachim Helmigk über Märkische Herrenhäuser aus alter Zeit (1929) werden 25 Bauten in der Neumark erwähnt und in dem Inventar über die alten Gärten und ländlichen Parke in der Mark Brandenburg von Paul Ortwin Rave (1939) gibt es bereits 64 beschriebene Schloss- und Gutsparks. Neuere polnische Inventare gehen für die historische Region der Neumark von ca. 90 bemerkenswerten Anlagen aus.

Der Freundeskreis Schlösser und Gärten der Mark in der Deutschen Gesellschaft e. V. widmet seit 2005 eine eigene Schriftenreihe mit Einzelmonographien den Schlössern und Gärten der Neumark, die zweisprachig in deutsch und polnisch in Kooperation mit der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit herausgegeben wird und damit ein Novum in der deutschen Kunstgeschichtsschreibung darstellen dürfte. Die Texte erarbeiten polnische und deutsche Kunsthistoriker und Historiker. Bisher erschienen die Hefte: Sonnenburg, Tamsel, Küstrin, Wildenbruch, Lagow, Mergenthin, Charlottenhof, Gleissen, Pförten und Hanseberg. Weitere sind in Vorbereitung. Die einzelnen Titel sind direkt beim Freundeskreis Schlösser und Gärten der Mark bestellbar.

Siehe auch

Literatur

  • Alexander Duncker (Hrsg.): Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie nebst den königlichen Familien-, Haus-, Fideicommiss- und Schatullgütern in naturgetreuen, künstlerisch ausgeführten, farbigen Darstellungen nebst begleitendem Text, Berlin 1857-1883, Band 1-16
  • Peter-Michael Hahn / Hellmut Lorenz (Hrsg.): Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857-1883), Berlin 2000, 2 Bände
  • Markus Jager: Schlösser und Gärten der Neumark. Ein Überblick über die Entwicklung vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. In: Schlösser und Gärten der Mark. Festgabe für Sibylle Badstübner-Gröger. Herausgegeben von Markus Jager für den Freundeskreis Schlösser und Gärten der Mark. Berlin 2006
  • Erich Blunck (Hg.): Die Kunstdenkmäler des Kreises Königsberg (Neumark). Geographisch geologische Übersicht / Die Stadt Königsberg / Die nördlichen Orte / Die Stadt Cüstrin / Sie südlichen Orte (Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg, 7 T. 1). Vossische Buchhandlung, Berlin 1927–1929.
  • Gerd Heinrich: Berlin und Brandenburg. Mit Neumark und Grenzmark Posen-Westpreußen (Kröners Taschenausgabe, 311). Alfred Kröner Verlag, Stuttgart ³1995, ISBN 3-520-31103-8. – Mit einigen Beiträgen von Johannes Schultze zu Orten der Neumark.
  • Jörg Lüderitz: Die Neumark entdecken. 3. Auflage. Berlin 2003, ISBN 3-89794-019-1.
  • Jörg Lüderitz (Hrsg): Neumärkisches Lesebuch. Landschaften und Menschen im östlichen Brandenburg. Berlin 2004, ISBN 3-89794-043-4.
  • Paweł Rutkowski (Hg.): Streifzüge zwischen Oder und Drage. Begegnungen mit der Neumark. Deutsches Kulturforum östliches Europa, Potsdam 2012. ISBN 978-3-936168-44-0.
  • Bernd Vogenbeck, Juliane Tomann, Ziemia Lubuska: Almanach Terra Transoderana. Zwischen Neumark und Ziemia Lubuska. Berlin 2008, ISBN 978-3-937233-50-5.
  • Veröffentlichungen des Vereins für Geschichte der Neumark.
  • Georg Wilhelm von Raumer (Hrsg.): Die Neumark Brandenburg im Jahre 1337 oder Markgraf Ludwig's des Aelteren Neumärkisches Landbuch aus dieser Zeit. Nicolaische Buchhandlung, Berlin 1837 (Volltext).
  • Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafentums Nieder-Lausitz in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Band 3, Brandenburg 1856 (Volltext)
  • Karl Kletke: Regestae Historiae Neomarchicae. Die Urkunden zur Geschichte der Neumark und des Landes Sternberg, Teil II. In: Märkische Forschungen, Band 12, Berlin 1868 (Volltext)
  • Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Band 3: Die Neumark Brandenburg. Berlin 1809, (Volltext)
  • Felix Escher: Neumark. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 6, Artemis & Winkler, München/Zürich 1993, ISBN 3-7608-8906-9, Sp. 1101–1102.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jürgen Petersohn: "Der südliche Ostseeraum im kirchlich-politischen Kräftespiel des Reichs, Polens und Dänemarks vom 10. bis 13 Jahrhundert", Köln 1979, erweckt durch seine Wortwahl wohl nicht zu Unrecht den Eindruck, dass es beim "Kräftespiel" bis etwa 1350 nur um ein schachspielhaftes Kräftemessen ging, nicht um blutige Entscheidungskämpfe.
  2. Gemeindeverzeichnis Deutschland 1900 – Landkreis Königsberg (Neumark)
  3. Die Neufassung beruht auf Felix Escher: Neumark. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 6, Artemis & Winkler, München/Zürich 1993, ISBN 3-7608-8906-9, Sp. 1101–1102.; Johannes Schultze (Historiker): Art. Neumark. In: Handbuch der historischen Stätten Deutschlands Bd X Berlin und Brandenburg, 1973, S. 411-418; Christian Gahlbeck:.Zisterzienser und Zisterzienserinnen in der Neumark, 2002 (Diss.), S. 95-119 ("Grundzüge der politischen Entwicklung im Raum zwischen Oder und Drage während des 13. und frühen 14. Jahrhunderts.'
  4. Kuhn, Walter: Kirchliche Siedlung als Grenzschutz 1200 bis 1250 (am Beispiel des mittleren Oderraumes). In: Kuhn, Walter: Vergleichende Untersuchungen zur mittelalterlichen Ostsiedlung, Köln/Wien 1973, S.369-417.
  5. Christian Gahlbeck:.Zisterzienser und Zisterzienserinnen in der Neumark, 2002 (Diss.), S. 95-119 ("Grundzüge der politischen Entwicklung im Raum zwischen Oder und Drage während des 13. und frühen 14. Jahrhunderts.'
  6. Jörg Lüderitz:Die Neumark: Durch die alte Kulturlandschaft östlich der Oder, Berlin 2008, ISBN 978-3-89794-122-9
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