Norbert Scheuer

Norbert Scheuer (2013)

Norbert Scheuer (* 16. Dezember 1951 in Prüm) ist ein deutscher Schriftsteller.

Leben

Nach dem ersten Schulabschluss absolvierte Karl Norbert Scheuer eine Lehre als Elektriker. Gleichzeitig besuchte er die Abendrealschule und belegte anschließend das Studienfach Physikalische Technik an der Märkischen Fachhochschule in Iserlohn, das er mit einer Diplomarbeit über die Röntgenstrukturanalyse an Eisenoxiden abschloss. In einem weiteren Studium im Fach Philosophie erlangte er an der Universität Düsseldorf mit einer Arbeit über Kant den Magistergrad.

Scheuers lakonische Gedichte und Geschichten, die in Anthologien wie Beste deutsche Erzähler (hg. von Hubert Winkels) oder der Literaturzeitschrift Akzente veröffentlicht wurden, sind vornehmlich in der Heimatlandschaft des Autors – der Eifel – angesiedelt.

2009 stand er mit dem in der FAZ vorabgedruckten Roman Überm Rauschen auf der sechs Titel umfassenden Shortlist zum Deutschen Buchpreis. 2015 stand Norbert Scheuers Roman Die Sprache der Vögel auf der Shortlist für den Preis der Leipziger Buchmesse. Er handelt vom Auslandseinsatzerlebnis eines Bundeswehrsanitäters. Im Kriegseinsatz in Afghanistan balanciert er zwischen Grauen und Langeweile und findet seine innere Ruhe in der Beobachtung von Vögeln.

Überm Rauschen erschien 2010 in türkischer Sprache als Uğultu: Ichthys’in Peşinde bei Verlag Dedalus in Istanbul, 2014 auf Slowenisch als Šum sećanja beim Verlag Mono i Manjana in Belgrad. Die Sprache der Vögel erschien 2018 auf Arabisch als لغة الطيور (Luġat aṭ-ṭuyūr) bei Mahrousa in Kairo und in englischer Sprache, ebenfalls 2018, als The Language of Birds bei Haus Publishing Ltd. in London.

2011 hielt Norbert Scheuer Poetikvorlesungen an der Universität Duisburg-Essen, im April 2014 übernahm er an der Universität Bonn eine Thomas-Kling-Poetikdozentur der Kunststiftung NRW.

2019 erhielt Scheuer für seinen Roman Winterbienen den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis und gelangte erneut auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises. Der Geschichte liegen fiktive Tagebuchaufzeichnungen zugrunde und sie spielt in der Eifel der Jahre 1944/45. Protagonist ist ein frühzeitig pensionierter Lehrer und Epileptiker, der versucht, mit präparierten Bienenstöcken Juden zur Flucht ins besetzte Belgien zu verhelfen und dadurch Geld für seine Medikamente zu verdienen. Die Buchpreis-Jury lobte Scheuers Roman als „präzise und spannend“.

Bis 2017 arbeitete Scheuer als Systemprogrammierer bei der Deutschen Telekom. Er lebt in Keldenich, einem Ortsteil der Gemeinde Kall/Eifel.

Werke

Autograph

• Der Hahnenkönig. Erzählungen. Kulturreferat Kreis Euskirechen, Euskirchen 1994.
• Ein Echo von allem. Gedichte. Verlag v. Hase & Koehler, Mainz 1997, ISBN 3-7758-1367-5.
• mit Jochen Arlt und Conrad Peter Joist: Eifel Landschaften. Gedichte und Bilder. Wolkenstein Verlag, Köln 2000, ISBN 3-927861-61-8.
• Der Steinesammler. Roman. Schöffling & Co., Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-89561-300-2. (Neuausgabe C. H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-61042-4.)
• Flußabwärts. Roman. C. H. Beck, München 2002, ISBN 3-406-49312-2.
• Kall, Eifel. Episodenroman. C. H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-53554-2.
• Überm Rauschen. Roman. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59072-6.
• Bis ich dies alles liebte. Gedichte. C. H. Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-62172-7.
• Peehs Liebe. Roman. C. H. Beck, München 2012, ISBN 978-3-406-63949-4.
• Von hier aus. Lilienfeld Verlag, Düsseldorf 2013, ISBN 978-3-940357-35-9. (mit Collagen von Andreas Erb).
• Die Sprache der Vögel. Roman. C. H. Beck, München 2015, ISBN 978-3-406-67745-8.
• Am Grund des Universums. Roman. C. H. Beck, München 2017, ISBN 978-3-406-71179-4.
• Winterbienen, Roman. C. H. Beck, München 2019, ISBN 978-3-406-73963-7.

Auszeichnungen

• 1986: Arbeitsstipendium des Landes Nordrhein-Westfalen
• 1993: Kulturpreis des Kreises Euskirchen
• 2000: Koblenzer Literaturpreis
• 2000: Märkisches Stipendium für Literatur
• 2001: Eifel-Literaturpreis
• 2002: Sonderpreis der Jury zum Buch des Jahres Rheinland-Pfalz
• 2003: Martha-Saalfeld-Förderpreis
• 2006: 3sat-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb
• 2006: Georg-K.-Glaser-Preis
• 2010: Wahl des Romans Überm Rauschen zum Buch für die Stadt 2010 in Köln und der Region
• 2010: Düsseldorfer Literaturpreis
• 2010: Rheinischer Literaturpreis Siegburg für seinen Roman Überm Rauschen
• 2011: poet in residence Universität Duisburg-Essen
• 2019: Shortlist zum Deutschen Buchpreis mit Winterbienen
• 2019: Wilhelm-Raabe-Literaturpreis für Winterbienen

Literatur

• Theo Breuer: Winterbienen im Urftland ∙ Empfundene/erfundene Welten in Norbert Scheuers Gedichten und Geschichten. Pop Verlag, Ludwigsburg 2019, ISBN 978-3-86356-277-9.
• Monika Wolting: Und tief unten im Wasser, im Schlamm und Schlick sind die Gegenstände der erzählten Geschichten verborgen. Ein Interview mit Norbert Scheuer. In: Literaturkritik. 9/2017. (literaturkritik.de)
• Andreas Erb (Hrsg.): Norbert Scheuer: Kant, die Provinz und der Roman. Aisthesis Verlag, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-89528-943-9.
• Theo Breuer: Eine lyrische Marginalie oder Ein Echo von allem. Der Lyriker Norbert Scheuer. In: Theo Breuer: Ohne Punkt & Komma. Lyrik in den 90er Jahren. Wolkenstein Verlag, Köln 1999, ISBN 3-927861-20-0.

Weblinks

• Literatur von und über Norbert Scheuer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
• Rezensionen zu Werken von Norbert Scheuer bei perlentaucher.de
• Kurzbiografie
• Leseprobe aus Flußabwärts
• WDR 5 (Westdeutscher Rundfunk) Tischgespräch. Gesprächskultur mit prominenten Zeitgenossen vom 28. August 2019