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Novembergruppe

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Blick in den Saal der Novembergruppe, Große Berliner Kunstausstellung 1919
Vorbereitung zur Eröffnung der Großen Berliner Kunstausstellung, Juni 1924
Musikabend 1927

Die Novembergruppe war eine am 3. Dezember 1918 in Berlin gegründete Künstlervereinigung, die zumeist mehr als 120 Mitglieder hatte. Namengebend war die Novemberrevolution 1918. Nach der Machtübergabe an Hitler 1933 musste die Künstlergruppe ihre Arbeit einstellen. 1935 wurde ihr Ende mit der Streichung aus dem Vereinsregister der Stadt besiegelt.

Geschichte der Künstlergruppe

In den ersten Monaten traten 170 Künstler der neugegründeten Novembergruppe bei: Allein 49 von ihnen kamen aus dem Redaktionsumfeld von Herwarth Waldens Zeitschrift Sturm. Zu Beginn schlossen sich der Künstlergruppe italienische Futuristen, bedeutende DADA-Künstler sowie wichtige Bauhaus-Mitglieder, von denen einige zum älteren Werkbund gehörten, an.[1]

Weimarer Republik

Die Künstler der Novembergruppe bezeichneten sich selbst als radikal und revolutionär. Ihre Arbeit, ähnlich wie die des Arbeitsrats für Kunst, zu dem sie in engem Verhältnis standen, sollte die soziale Revolution in Deutschland unterstützen. Maßgebliches Ziel der Künstler war die Vereinigung von Kunst und Volk. Darüber hinaus versuchte die Gruppe, Einfluss auf öffentlich kulturelle Aufgaben zu nehmen.

1921 formulierten besonders Künstler aus dem linken Flügel der Novembergruppe einen Aufruf, der sich gegen die Verbürgerlichung der Künstlervereinigung wandte. Der Aufruf war von Otto Dix, George Grosz, Raoul Hausmann, John Heartfield, Hannah Höch, Rudolf Schlichter und Georg Scholz unterzeichnet und im Gegner veröffentlicht worden.

1922 wurde die dezentrale Arbeit der Novembergruppe mit den Ortsgruppen aufgegeben. Die Novembergruppe wurde als wichtiger Bestandteil in das Kartell fortschrittlicher Künstlergruppen in Deutschland integriert.

Charakteristisch für die Künstler der Novembergruppe ist ein Stil-Synkretismus, der häufig als Kubofutoexpressionismus bezeichnet wird. Die Wortschöpfung bezieht sich auf Kubismus, Futurismus und Expressionismus. Die Novembergruppe war für die Vielfalt ihrer Stile und Disziplinen bekannt, wird allerdings auch für diese Uneinheitlichkeit und die damit verbundene schwierige stilistische Einordnungsmöglichkeit kritisiert.

Neben den Malern waren vor allem Künstler aus Architektur und Musik vertreten. Dabei gehörte die Musiksektion mit der Leitung durch Max Butting (später von Hans Heinz Stuckenschmidt abgelöst) mit ihrer Workshop-Arbeit zu einer der produktivsten Kräfte.

Die Novembergruppe veranstaltete regelmäßig Künstlerfeste, Kostümfeste, Atelierbesuche, literarische und musikalische Veranstaltungsreihen.

Ausstellungen

Als wichtigstes Mittel der Selbstdarstellung wurden regelmäßig Ausstellungen organisiert. Alljährlich waren die Mitglieder der Künstlergruppe auf der Großen Berliner Kunstausstellung mit einem eigenen Raum Novembergruppe vertreten. Darüber hinaus stellten sie gemeinsam mit den Künstlern ihrer über die Republik verstreuten Ortsgruppen (Hallische Künstlergruppe, Kräfte, Die Kugel, Gruppe Rih, Üecht, Dresdner Sezession Gruppe 1919, Das Junge Rheinland, De Stijl) aus.[2]

Zu ihren Ausstellungen lud die Novembergruppe bedeutende internationale Künstler oder Vertreter von Künstlergruppen ein. So waren 1919 Marc Chagall, 1920 Georges Braque, Fernand Léger und Marie Laurencin, 1922 Henryk Berlewi und 1923 El Lissitzky (mit seinem legendären Proun-Raum) in der Abteilung der Novembergruppe auf der Großen Berliner Kunstausstellung vertreten. Ebenfalls 1923 gehörten Iwan Puni und László Péri zu den Ausstellenden.

Zu den wichtigsten internationalen Ausstellungskooperationen gehörte die Zusammenarbeit mit den italienischen Futuristen in Rom 1920, die von Filippo Tommaso Marinetti und dem Novembergruppen-Mitglied Enrico Prampolini arrangiert wurde.[3]

1925 beteiligte sich eine geschlossene Gruppe Prager Architekten an der Ausstellung der Novembergruppe auf der Großen Berliner Kunstausstellung. 1926 waren mehr als 30 Architekten aus der Novembergruppe an der Berliner Baukunst-Ausstellung beteiligt. Die von der Novembergruppe organisierte Kasimir-Malewitsch-Schau 1927 gehörte zu einem der Höhepunkte ihrer Ausstellungsgeschichte.

Frauen in der Novembergruppe

Wie in anderen revolutionären Künstlervereinigungen fanden sich in der Mitgliederliste der Novembergruppe nur wenige Frauen. Von den 49 Gründungsmitgliedern aus dem Sturm-Kreis war mit Hilla Rebay nur eine einzige Frau dabei, obwohl im Umkreis des Sturm eine große Zahl von Frauen aktiv waren. Anders war dies bei Ausstellungen der Novembergruppe. Hier beteiligten sich mehrere Frauen in der Kunst, neben Hannah Höch und Marie Laurencin beispielsweise auch Emy Roeder und Emmy Klinker.[4]

Nationalsozialismus

Von den Nationalsozialisten wurde die Novembergruppe als Rote Novembergruppe[5] bezeichnet. Wegen ihres Einsatzes für Abstraktion und Atonalität wurden ihre Mitglieder als bolschewistisch beschimpft. 1933, in der Frühzeit des Nationalsozialismus, musste die Novembergruppe ihre Arbeit einstellen.[6] Nach Oskar Schlemmers Angaben begann die Auflösung der Künstlergruppe schon 1932.

Gründungsmitglieder

Initiatoren der Gründung waren hauptsächlich die Maler Max Pechstein und César Klein, sowie Georg Tappert, Moriz Melzer und Heinrich Richter-Berlin, die in der 1914 aufgelösten Neuen Secession in Berlin tätig gewesen waren. An der ersten Sitzung vom 3. Dezember 1918, bei der die Gründung besiegelt wurde, nahmen ferner teil: die Maler Karl Jakob Hirsch, Bernhard Hasler, Richard Janthur, Rudolf Bauer (Künstler), Bruno Krauskopf, Otto Freundlich, Wilhelm Schmid, der Bildhauer Rudolf Belling und der Architekt Erich Mendelsohn. In dieser personellen Zusammensetzung formierten sich die ersten Arbeitsausschüsse der Novembergruppe.

Mitglieder

Eine genaue Bestimmung der Mitglieder ist durch Fluktuation und den Mangel an Dokumenten nahezu unmöglich. Eine Liste mit dem Mitgliederstand der Novembergruppe wurde im Katalog von 1925 abgedruckt. Eine zweite Mitgliederliste von 1930 wurde vom Geschäftsführer der Novembergruppe, Hugo Graetz, erstellt. Unter den meist über 120 Mitgliedern waren Architekten, Maler, Musiker und Kunsttheoretiker. Zu Ihnen gehörten: Jankel Adler, Lou Albert-Lasard, Peter Alma, Fred Antoine Angermayer, George Antheil, Hans Arp, Rudolf Ausleger, Willi Baumeister, Herbert Behrens-Hangeler, Rudolf Belling, Róbert Berény, Henryk Berlewi, Xenia Boguslawskaja, Hans Brass, Nikolaus Braun, Marcel Breuer, Max Butting, Heinrich Campendonk, Franciska Clausen, Heinrich Maria Davringhausen, Walter Dexel, Otto Dix, Carl Döbel, Kinner von Dressler, Friedrich Peter Drömmer, Max Dungert, Josef Eberz, Heinrich Ehmsen, Hanns Eisler, Conrad Felixmüller, Lyonel Feininger, Oskar Fischer, Fred Forbát, Peter Foerster, Hans Freese, Otto Freundlich, Theodor Fried, Ernst Fritsch, Heinz Fuchs, Alfred Gellhorn, Paul Goesch, Arthur Goetz, Gottfried Graf, Otto Griebel, George Grosz, Paul Grunwaldt, Bernhard Hasler, Emil van Hauth, Erwin Hahs, Gustav Havemann, John Heartfield, Wilhelm Heckrott, Hans-Siebert von Heister, Wieland Herzfelde, Oswald Herzog, Karl Jakob Hirsch, Leon Hirsch, Hannah Höch, Lothar Homeyer, Jascha Horenstein, Johannes Itten, Philipp Jarnach, Alexej Jawlensky, Walter Kampmann, Wassily Kandinsky, Bernhard Klein, César Klein, Fritz Klein, Issai Kulvianski, Otto Lange, El Lissitzky, Alfred Lomnitz, Thilo Maatsch, Hans Mattis-Teutsch, M. H. Maxy, László Moholy-Nagy, Ewald Mataré, Ludwig Meidner, Moriz Melzer, Carlo Mense, Ludwig Mies van der Rohe, Otto Möller, Rudolf Möller, Johannes Molzahn, Georg Muche, Albert Mueller, Otto Nagel, Jacobus Johannes Pieter Oud, László Péri, Felix Petyrek, Enrico Prampolini, Iwan Puni, Anne Ratkowski, Franz Radziwill, Hilla von Rebay, Heinrich Richter-Berlin, Joachim Ringelnatz, Christian Rohlfs, Elisabeth Ronget, Kurt Hermann Rosenberg, Walter Ruttmann, Hermann Scherchen, Rudolf Schlichter, Wilhelm Schmid, Paul Schmolling, Georg Schrimpf, Kurt Schwerdtfeger, Arthur Segal, Lasar Segall, Walter Spies, Mart Stam, Heinrich Stegemann, Fritz Stuckenberg, Hans Heinz Stuckenschmidt, Georg Tappert, Bruno Taut, Heinz Tiessen, Niko Wassiliew, Kurt Weill, Ines Wetzel, Gustav Wiethüchter, Carel Willink, Gert Wollheim, Stefan Wolpe, Wladimir Rudolfowitsch Vogel und Karl Völker.[7]

Veröffentlichungen

  • Aufruf an alle Künstler. 47 S. Berlin 1919 . Beiträge von Johannes R. Becher, Kurt Eisner, Konrad Haenisch, Walter Hasenclever, Bernhard Kellermann, Ludwig Meidner, Max Pechstein und Paul Zech. Diverse Bildbeigaben. Umschlag Max Pechstein.
  • Der Kunsttopf. Monatsschrift. 1. Ausgabe. Juli 1920. Es erschienen nur 6 Ausgaben. 6. Heft Dezember 1920.

Literatur

  • Paul Bekker: Wesensformen der Musik. Veröffentlichung der Novembergruppe. B. Lachmann, Berlin 1925.
  • Will Grohmann (Hrsg.): 10 Jahre Novembergruppe. Sonderheft der Kunst der Zeit. Klinkhardt&Biermann, Berlin März 1928, 1–3.
  • Hans Heinz Stuckenschmidt: Musik und Musiker in der Novembergruppe. In: 10 Jahre Novembergruppe. 1928, S. 94–101. (Wiederabdruck in: Werner Grünzweig, Christiane Niklew (Hrsg.): Hans Heinz Stuckenschmidt: Der Deutsche im Konzertsaal. (= Archive zur Musik des 20. Jahrhunderts. Band 10). Wolke Verlag, Hofheim 2010, ISBN 978-3-936000-27-6, S. 52–56)
  • Max Butting: Musikgeschichte, die ich miterlebte. Henschel, Berlin 1955.
  • Helga Kliemann: Die Novembergruppe. Gebr. Mann, Berlin 1969.
  • Die Novembergruppe (Teil 1. Die Maler). Kat. der 15. Europäischen Kunstausstellung Berlin 1977, 15. September – 15. November 1977 im Rathaus Wedding, Berlin.
  • Galerie Nierendorf: Künstler der Novembergruppe. Ausstellungskatalog. Galerie Nierendorf, Berlin 1985.
  • Galerie Bodo Niemann: Die Novembergruppe. Ausstellungskatalog. Galerie Niemann, Berlin 1993, ISBN 3-926298-21-9.
  • Christoph Wilhelmi: Künstlergruppen in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 1900. Ein Handbuch. Stuttgart 1996.
  • Nils Grosch: Zwischen Expressionismus und Öffentlichkeit – Die Komponisten der Novembergruppe. In: Die Musik der Neuen Sachlichkeit. Metzler, Stuttgart 1999, S. 21–99.
  • Beteiligung von Künstler*innen und Architekt*innen an Ausstellungen der Novembergruppe 1919–1932. Berlinische Galerie – Museum für moderne Kunst (Stand: 29. Oktober 2019).

Einzelnachweise

  1. Helga Kliemann: Die Novembergruppe. Gebr. Mann, Berlin 1969.
  2. Christoph Wilhelmi: Künstlergruppen in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 1900. Ein Handbuch. Stuttgart 1996, S. 274–284.
  3. Helga Kliemann: Die Novembergruppe. Gebr. Mann, Berlin 1969, S. 22–24.
  4. Ingrid Pfeiffer: Sturm-Frauen. In: Max Hollein (Hrsg.): Sturm-Frauen. Schirn Kunsthalle Frankfurt, Köln 2015, S. 20.
  5. Wolfgang Willrich: Die Säuberung des Kunsttempels, München 1938.
  6. Lexikon der Kunst. Band V: Mosb–Q. E. A. Seemann Verlag, Leipzig 2004, S. 224.
  7. Helga Kliemann: Die Novembergruppe. Gebr. Mann, Berlin 1969, S. 50–51.

Weblinks

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