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Otfried Nassauer
Otfried Nassauer (* 1956 in Siegen; † 1. oder 2. Oktober 2020 in Berlin) war ein deutscher Journalist und Friedensforscher, der „über vier Jahrzehnte die Diskussionen über die aktuelle deutsche und internationale Militär- und Sicherheitspolitik geprägt“ habe.[1]
Leben
Nassauer studierte in Hamburg Theologie.[2] In den 1980er und 1990er Jahren arbeitete er als Parteiloser in der Fachgruppe „Frieden und Internationales“ der Grünen sowie in der Bundarbeitsgemeinschaft „Frieden“ der Grünen mit.
Schon kurz nach dem Fall der Berliner Mauer organisierte er ein Treffen zwischen Offizieren der Nationalen Volksarmee von der Militärakademie „Friedrich Engels“ in Dresden und solchen von der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg.[3]
1991 gründete Nassauer das Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit (BITS). Als dessen Leiter über fast drei Jahrzehnte befasste er sich insbesondere mit sicherheitspolitischen Entwicklungen wie der Rüstungskontrolle von Atomwaffen und Landminen sowie mit deutschen Rüstungsexporten.
Nassauer veröffentlichte unter anderem in der taz,[4] dem Neuen Deutschland, dem Spiegel, dem Friedensforum,[5] der Jungen Welt,[6] Compact,[7] Magazin 2000plus[8] und The European.[9] Mit mehr als 150 Beiträgen ab 1993 prägte Nassauer insbesondere die NDR-Info-Sendereihe Streitkräfte und Strategien.[3]
Würdigung
Nassauer starb in der Nacht vom 1. auf den 2. Oktober 2020 im Alter von 64 Jahren in Berlin. Die taz-Chefredakteurin Ulrike Winkelmann beschrieb ihn in ihrem Nachruf als „unersetzlich“ und als wandelnde Enzyklopädie:
„Otfried aber kannte jede verdammte Schraube an den Kampfdrohnen, die die Bundeswehr beschaffen wollte, an den U-Booten, die nach Israel geliefert wurden, an den Leopard-Panzern, die Saudi-Arabien von Krauss-Maffei Wegmann kaufen wollte.“[10]
Der sicherheitspolitische Journalist Thomas Wiegold, der vor allem für seinen Blog Augen geradeaus! bekannt ist, bezeichnete ihn als „einen der besten – und zugleich am wenigsten öffentlich bekannten – Kenner der deutschen Rüstungspolitik“.[11] Michael Brzoska, langjähriger Leiter des Hamburger Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik (IFSH), würdigte Nassauer ebenfalls als „einen der profiliertesten deutschen Militärexperten und Friedensforscher“. Und betonte:
„Otfried Nassauer brannte für das, was er tat. […] Engagement für die Dinge, die ihm wichtig waren, ging Otfried Nassauer über persönliche Anerkennung und materielle Vergütung. Er war vor allem an Aufklärung interessiert, daran, andere in Nichtregierungsorganisationen, Wissenschaft und Politik zu befähigen, offizielle Darstellungen und Positionen ebenso kritisch zu hinterfragen, wie er es selber tat.“[1]
Das Neue Deutschland hob seine Rolle als Multiplikator für die Friedensbewegung hervor:
„Otfried Nassauer wird fehlen. Er war einigen ein guter Freund und Kollege, vielen ein kluger Partner und für Zehntausende – ohne dass sie es wussten – ein überaus wichtiger Ratgeber, wenn sie gegen Rüstungswahn und Kriegsgefahren aufstanden.“[12]
Veröffentlichungen
- Intervenieren für eine neue Weltordnung?, in: Gibt es in der Frage Krieg oder Frieden noch den Westen? Beiträge zum 12. Dresdner Friedenssymposium am 14. Februar 2004. (Hrsg.) Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik (DSS) e. V.: DSS-Arbeitspapiere, Dresden 2004, Heft 69, S. 14–29.
Weblinks
- Literatur von und über Otfried Nassauer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Otfried Nassauer (Direktor) Porträt bei BITS
- Transatlantische Sicherheit "Die deutsche Außenpolitik muss aufpassen", Deutschlandfunk 17. Februar 2017, Otfried Nassauer im Gespräch mit Susanne Schrammar
- Angekündigter US-Ausstieg aus Atomabrüstungsvertrag: Das Wanken der europäischen Sicherheitsarchitektur, SWR 2 22. Oktober 2018, Otfried Nassauer in "Das Politische Interview"
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Michael Brzoska: Vorkämpfer für den Frieden – Nachruf auf Otfried Nassauer. In: Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg. 5. Oktober 2020, abgerufen am 5. Oktober 2020.
- ↑ Otfried Nassauer. Der Mann, die Vision. Die Tageszeitung, 13. Oktober 2001, abgerufen am 14. November 2017.
- ↑ 3,0 3,1 Andreas Flocken: Nachruf auf Otfried Nassauer. In: Streitkräfte und Strategien. NDR Info, 5. Oktober 2020, abgerufen am 5. Oktober 2020.
- ↑ Otfried Nassauers TAZ Artikel
- ↑ Publications: sorted by date. Liste. bits.de, abgerufen am 15. November 2017.
- ↑ Otfried Nassauer: Struck zuck. Zu den Verteidigungspolitischen Richtlinien: Nichts ist unmöglich. Junge Welt, 23. Mai 2003, abgerufen am 15. November 2017.
- ↑ Otfried Nassauer: Delfine mit atomarem Appetit. Über die U-Boote der israelischen Dolphin-Klasse, Compact Nr. 04/2012.
- ↑ Magazin 2000plus Nr. 311 3/2012 Seite 68–71 der Artikel "Atomwaffenstandort Büchel Angst in der Eifel"
- ↑ Otfried Nassauers Artikel in The European
- ↑ Ulrike Winkelmann: Nachruf auf Otfried Nassauer: Beharrlich für den Frieden. In: taz. 4. Oktober 2020, abgerufen am 4. Oktober 2020.
- ↑ Thomas Wiegold: Otfried Nassauer wird fehlen: Erst die Fakten, dann die Meinung. In: Augen geradeaus! 4. Oktober 2020, abgerufen am 4. Oktober 2020.
- ↑ René Heilig: Otfried Nassauer wird fehlen - Renommierter Friedensforscher ist gestorben. Ein Nachruf. In: Neues Deutschland. 4. Oktober 2020, abgerufen am 4. Oktober 2020.
Personendaten | |
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NAME | Nassauer, Otfried |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Journalist und Friedensforscher |
GEBURTSDATUM | 1956 |
GEBURTSORT | Siegen |
STERBEDATUM | vor 2. Oktober 2020 |
STERBEORT | Berlin |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Otfried Nassauer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |