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Pétanque

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Boule-Kugeln mit „Schweinchen
Öffentliches Boulodrome in La Palmyre/Frankreich
Boule in Bonifacio auf Korsika 1975

Pétanque (okzit. petanca [peˈtaŋkɔ]) ist ein dem Boule-Spiel zugeordneter Präzisionssport. Dabei versuchen zwei Mannschaften, eine bestimmte Anzahl von Kugeln so nahe wie möglich an eine vorher ausgeworfene Zielkugel zu werfen. Im Wettkampf stehen sich jeweils drei Spieler (Triplette), zwei (Doublette) oder nur einer (Tête-à-tête) gegenüber. Pétanque wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in Südfrankreich erfunden. 1959 fand die erste Weltmeisterschaft in Belgien statt. 1963 wurde in Bonn der erste Petanque-Club Deutschlands gegründet.

Pétanque ist in der Fédération Internationale de Pétanque et Jeu Provençal (F.I.P.J.P.) mit derzeit 94 Mitgliedsländern (Stand: September 2014) organisiert. Dem Verband untersteht in Deutschland der Deutsche Pétanque Verband (DPV), in der Schweiz der Fédération Suisse de Pétanque (FSP) und in Österreich der Österreichische Pétanque Verband. Ende 2014 hatte der DPV 19.820 Mitglieder, was im Vergleich zu 2013 einen Zuwachs um 4,4 % entspricht.[1]

Geschichte

Vorgeschichte

Die Geschichte des Kugelspiels lässt sich bis in das Jahr 460 v. Chr. zurückverfolgen, als der griechische Arzt Hippokrates von Kos ein mit Steinkugeln gespieltes Spiel lobend erwähnte. Im 2. Jahrhundert nach Christus beschrieb der griechische Gelehrte Iulius Pollux ein Spiel, bei dem zwei Spieler einen entfernten Ziegelstein mit ihren Steinkugeln treffen mussten.[2]

In einem gerichtlichen Verbot des Kugelspiels von 1629 hieß es: Boule verführt zu lasterhaften Ausschweifungen und ist Ursache sonstiger Unverschämtheiten.[3] Trotzdem verbreitete sich das Spiel weiter – besonders beliebt war es unter Soldaten, woran einige der zentralen Boule-Begriffe erinnern: So war der Tireur derjenige, der den Zünder einer Kanone betätigte und Pointer bedeutet wörtlich übersetzt (das Geschütz) richten. Die Leidenschaft für Kugeln ging so weit, dass der Magistrat Lyons im Jahr 1824 eine Verordnung erließ, die das Spielen mit den Kugeln auf den Hauptstraßen der Stadt verbot.[4] 70 Jahre später wurde das erste Turnier des Präzisionssports Boule Lyonnaise ausgetragen, aus dem das Jeu Provençal, das mit kleineren und leichteren Kugeln gespielt wird, stammt. Aus diesem hat Pétanque seine Wurzeln.[5]

Geburtsstunde des Pétanque

Anfang des 20. Jahrhunderts lebte Jules Le Noir im südfranzösischen La Ciotat, nahe der Gemeinde Cassis. Er war als guter Boulespieler bekannt, der aber aufgrund eines Rheumaleidens nicht mehr in der Lage war, die drei Anlaufschritte zu machen, die das heute noch populäre Jeu Provençal verlangt.[6] Außerdem liegen die Distanzen zwischen Abspielkreis und Zielkugel zwischen 15 und 21 Metern. Sein Freund Ernest Pitiot erfand daraufhin ein Spiel, das auf kürzere Entfernung und ohne Anlauf gespielt wird. Geschlossene Füße (französisch pieds tanqués) heißt im provenzalischen Südfranzösisch ped tanco.[7]

Entwicklung seit dem Zweiten Weltkrieg

Ernest Pitiot gründete 1945 die Federation Francaise de Pétanque et Jeu Provençal (F.F.P.J.P.).[8] Vorher war der Verband für Kugelspieler in staatlicher Hand, und es nicht möglich einen Nebenverband zu gründen.[9] 1952 wurde Pétanque im französischen Sportbund aufgenommen.[10] Die Präsidenten der Mitgliedsländer von Belgien, Frankreich, Marokko, Monaco, der Schweiz, Spanien und Tunesien trafen sich 1957 im belgischen Spa, wo sie den Beschluss fassten, einen internationalen Verband zu gründen.[11] Am 8. März 1958 gründeten sie in Marseille die Fédération Internationale de Pétanque et Jeu Provençal (F.I.P.J.P.).[12] 1959 fand die erste Weltmeisterschaft in Spa statt, gefolgt von Cannes (1961), Casablanca (1963), Genf (1964) und Madrid im Jahr 1965.[11]
Seit 1987 finden als Ergänzung zu den klassischen Weltmeisterschaften alle zwei Jahre die Weltmeisterschaft für Frauen und die Jugend statt.[11]

Aufgrund von Problemen im Management der FIPJP trat Frankreich 1964 aus der Föderation aus.[11] Seit 1970 ist Frankreich wieder Mitglied der FIPJP.[12]
Über französische Garnisonen fand Pétanque auch in Deutschland Anklang.[13] In Bad Godesberg, einem Stadtbezirk Bonns, wurde mit dem 1. Boules Club Pétanque Bad Godeberg e.V. am 13. Mai 1963 der erste deutsche Pétanque-Club Deutschlands gegründet.[14] Am 1. Dezember 1984 wurde der Deutsche Pétanque-Verband (DPV) gegründet,[15] der seither die deutschen Meisterschaften ausrichtet und die Teilnehmer für die alljährlichen Weltmeisterschaften ermittelt.[8]

Heute ist Pétanque in einigen regelmäßig stattfindenden Sportwettkampfveranstaltungen vertreten: So unter anderem in den World Games, den Indian Ocean Island Games, den Mittelmeerspielen, den Asian Indoor Games, den Pazifikspielen sowie seit 2001 in den Südostasienspielen.[11] Von den derzeit 94 Mitgliedsländern mit insgesamt etwa 600.000 Mitgliedern stammt der überwiegende Teil aus Europa und Afrika.[16]

Reglement

Die Grundregeln des Pétanque sind einfach und werden in der Regel auch von Freizeitspielern befolgt. Die Regeln werden hier nur in den Grundzügen dargestellt. Auf die ausführlichen Regeln, die bei Pétanque-Sportveranstaltungen zu beachten sind, wird in Fußnoten hingewiesen.[17]

Gespielt wird auf jedem Gelände; ein ebenes, glattes Spielfeld oder Banden wie bei der italienischen Variante Boccia bzw. bei der Bowls-Variante sind nicht erforderlich. Wenn in abgegrenzten Feldern gespielt wird, müssen diese Spielfelder bei Meisterschaften 15 m mal 4 m betragen, mindestens aber 12 m × 3 m groß sein.[18] Sehr viel kleinere Felder sind für das Pétanque-Spiel nicht geeignet (siehe auch Boulodrome).

Formationen

Beim Pétanque stehen einander immer zwei Formationen gegenüber, jede verfügt über die gleiche Anzahl Kugeln. Folgende Formationen sind üblich:

  • 1 Spieler gegen 1 Spieler (tête à tête) – 3 Kugeln[19] pro Spieler (6 Kugeln)
  • 2 Spieler gegen 2 Spieler (doublette) – 3 Kugeln pro Spieler (12 Kugeln)
  • 3 Spieler gegen 3 Spieler (triplette) – 2 Kugeln pro Spieler (12 Kugeln).

Beim Training, beim freien Spiel und beim Supermêlée spielen auch unterschiedliche Formationen gegeneinander. Für die besondere Situation, dass 7 Pétanque-Spieler aufeinandertreffen, gibt es den sogenannten Berliner.

Aufnahmen

Das Spiel ist in Spielabschnitte, sogenannte Aufnahmen unterteilt. In jeder Aufnahme wird zunächst die Zielkugel geworfen, anschließend spielen beide Mannschaften nach einer besonderen Reihenfolge all ihre Kugeln – es sei denn

  • ein Team hat 13 Punkte erreicht und die andere Mannschaft hat keine Kugeln mehr.
  • die Zielkugel ist ins Aus gegangen.[20]

Zu Beginn des Spiels wird durch Auslosen ermittelt, welche Mannschaft das Spielgelände aussuchen darf und als erstes die Zielkugel wirft (das Aussuchen des Spielfeldes erübrigt sich, wenn, wie auf manchen Turnieren, Spielfelder zugewiesen werden).
Ein beliebiger Spieler der so ermittelten Mannschaft zieht einen Wurfkreis oder legt einen Wurfkreis aus Vollmaterial auf die Erde. Aus diesem Kreis wirft nun ein Spieler derselben Mannschaft die Zielkugel auf 6 bis 10 m.

Derjenige Spieler, der den Kreis zieht und die Zielkugel wirft, und der die erste Kugel wirft, kann, aber muss nicht derselbe sein.

Nach dem Auswerfen der Zielkugel:

  • wirft nun ein Spieler derselben Mannschaft eine Kugel in Richtung Zielkugel. (Diese Kugel hat zunächst den Punkt.)
  • dann wirft ein Spieler der anderen Mannschaft eine Kugel in Richtung Zielkugel. Ist diese näher an der Zielkugel als die Kugel der ersten Mannschaft (die den Punkt hat), ist die erste Mannschaft mit dem Werfen einer Kugel an der Reihe. Ansonsten muss dieselbe Mannschaft weiterwerfen, bis sie den Punkt oder keine Kugeln mehr hat.
Beispiel-Spielsituation; Team mit den dunklen Kugeln hat zwei Punkte
Beispiel-Spielsituation; Team mit den hellen Kugeln hat einen Punkt
  • Es muss immer ein Spieler der Mannschaft, die nicht den Punkt hat, eine Kugel werfen.
  • Hat eine Mannschaft keine Kugeln mehr, kann die andere Mannschaft die noch nicht geworfenen Kugeln spielen.
  • Am Ende einer Aufnahme erhält die Mannschaft Punkte, deren Kugel am nächsten an der Zielkugel liegt. Sie erhält so viele Punkte wie sie Kugeln hat, die näher an der Zielkugel liegen als die beste Kugel des gegnerischen Mannschaft. Es können also maximal 6 (bzw. beim Tête-à-tête 3) Punkte pro Aufnahme erzielt werden.

Es gibt zahlreiche Regelfeinheiten. So gilt z. B. für den Fall, dass die Zielkugel[20] auf verbotenes Gelände (ins Aus) gelangt:

  • haben beide Mannschaften noch nicht gespielte Kugeln oder keine Kugeln mehr, erhält keine Mannschaft einen Punkt (Null-Aufnahme)
  • hat nur eine Mannschaft noch nicht gespielte Kugeln, zählen diese je einen Punkt.

Kugeln, die im verbotenen Gelände liegen oder überqueren, sind ungültig.[21]

Messen mit dem Zirkel

Dann beginnt die nächste Aufnahme. Es beginnt die Mannschaft, die den Punkt gemacht hat. Diese zieht oder legt zunächst den Wurfkreis um die Stelle, an der am Ende der vorherigen Aufnahme die Zielkugel lag,[22] wirft aus diesem die Zielkugel sowie die erste Kugel. Diese und weitere Aufnahme verlaufen ansonsten wie die erste Aufnahme.

Ende des Spiels

Eine Begegnung geht, wenn keine Zeitbegrenzung für die Veranstaltung gilt, bis 13 Punkte. Es werden also mindestens drei Aufnahmen (im Tête-à-Tête 5 Aufnahmen) gespielt. „Es besteht jedoch die Möglichkeit, die Vorrunden- (‚poules‘) oder die Entscheidungsspiele (‚cadrage‘) nur bis zum Erreichen von 11 Punkten zu spielen.“[23]

Das Finale der Weltmeisterschaft wurde bis 2006 bis 15 Punkte gespielt. Der Internationale Delegiertenkongress der FIPJP beschloss auf seiner Tagung am 20. September 2007 in Pattaya (während der Weltmeisterschaft 2007), dass das WM-Finale künftig nur noch bis 13 gespielt wird. Dies wurde bereits 2007 umgesetzt.[24]

Zeitregeln

Ein Pétanque-Spiel ohne Zeitbegrenzung kann in Ausnahmefällen mehrere Stunden dauern; vor allem, wenn mehrere Null-Aufnahmen gespielt werden. Die Pétanque-Regeln bestimmen lediglich ein Zeitlimit von einer Minute zwischen dem Wurf der Zielkugel und dem der ersten Kugel, sowie den dann folgenden Kugeln. Wird gemessen, beginnt die Zeit nach diesem Vorgang zu laufen.[25] Für das evtl. Suchen einer nicht auffindbaren Zielkugel stehen maximal 5 Minuten zur Verfügung.[26]

Der Veranstalter kann eine Zeitbegrenzung beschließen. Diese sieht in der Regel eine bestimmte Zeit, zuzüglich einer oder zwei weiterer Aufnahmen vor. Nach Ablauf der Zeit wird in der Regel die laufende Aufnahme zu Ende gespielt, dann die zusätzliche(n) Aufnahme(n). Bei einem Punktegleichstand wird in der Regel eine weitere Aufnahme gespielt.

Die FIPJP hat für die Weltmeisterschaften ab 2008 beschlossen, dass in der Vorrunde 6 Runden Schweizer System mit einer Stunde Zeitbegrenzung plus 2 Aufnahmen gespielt werden.[24]

Messen

Messen mit der Tirette

Wenn unklar ist, welche Kugel am nächsten ist, wird gemessen. Da dieses für den Spielverlauf und die Punktevergabe von entscheidenden Bedeutung sind, ist das Messen genau geregelt.[27]

Zunächst obliegt das Messen „dem Spieler, der die letzte Kugel gespielt hat oder einem seiner Mitspieler.“[28] Danach hat ein Spieler der gegnerischen Mannschaft das Recht nachzumessen, im Zweifel wird ein Schiedsrichter hinzugebeten. Das Messen muss mit geeigneten Messgeräten erfolgen, jede Mannschaft muss ein Messgerät haben. Das Messen mit den Füßen ist beim offiziellen Wettkampf ausdrücklich verboten.

Gemessen wird in der Regel mit einem Maßband. Ist der Abstand damit nicht feststellbar, wird eine Tirette verwendet, ein Gliedermaßstab mit ausschiebbarer Zunge. Sie wird herausgeschoben und zwischen die zu messenden Kugeln und die Zielkugel gehalten, wobei die Zunge Richtung Zielkugel zeigt. Dieser Vorgang wird für alle fraglichen Kugeln ausgeführt. In der Regel lässt sich dadurch die Punktkugel ermitteln. Ist dies nicht möglich, kann mit einem Zirkel gemessen werden, der auch zum Einsatz kommt wenn nicht anders gemessen werden kann.

Haben zwei gegnerische Kugeln den gleichen Abstand zur Zielkugel oder berühren beide diese, gibt es folgende Möglichkeiten:

  1. Beide Mannschaften haben keine Kugeln mehr, dann ist dies eine Null-Aufnahme.
  2. Nur eine Mannschaft hat noch Kugeln, dann werden diese noch gespielt.
  3. Beide Mannschaften haben noch Kugeln, dann spielt zunächst die Mannschaft, die die letzte Kugel geworfen hat, noch einmal, dann die andere. Dieser Vorgang wird wiederholt, bis eine Mannschaft den Punkt hat, nur noch eine Mannschaft Kugeln hat (dann wird nach Nr. 2 verfahren).

Dieselben Regeln werden sinngemäß angewandt, wenn alle geworfenen Kugeln auf dem Feld (auf verbotenem Gelände) liegen.

Verschiebt ein Spieler eine Spiel- oder Zielkugel beim Messen, so geht der Punkt an den Gegner. Verschiebt ein Schiedsrichter eine Kugel, so entscheidet er nach bestem Wissen und Gewissen. Dazu ist es sinnvoll, sich vor dem Messen einen Eindruck zu verschaffen.[29]

Schiedsrichter

Zur Leitung offizieller Wettbewerbe werden Schiedsrichter eingesetzt, die die strikte Einhaltung der Spielregeln und der begleitenden Bestimmungen überwachen. Sie können Spieler und Mannschaften vom Wettbewerb ausschließen. Außerdem sollen sie „Zuschauer […], die durch ihr Verhalten den Anlass zu Zwischenfällen auf dem Spielgelände geben“, dem zuständigen Nationalen Komitee melden, das wiederum das Verbandsgericht einschaltet.[30]

Pétanque-Sport

Pétanque ist ein Spiel, das von Menschen jeden Alters gespielt werden kann, auch von solchen, die körperlich oder geistig beeinträchtigt sind. Die Regeln sind sehr einfach und verständlich. Besondere Kraft ist nicht nötig, es geht nicht darum, wer am weitesten kommt; so können Alle miteinander spielen. Das Material ist einfach und nicht teuer, ein Platz findet sich überall.

Von Vereinen, Verbänden und anderen Organisationen werden verschiedene Wettbewerbe veranstaltet und zwar:

  • Turniere mit und ohne Lizenzzwang
  • Turnierserien
  • Meisterschaften auf Bezirks-, Landes-, Bundes-, Europa und Weltebene
  • Mannschaftswettbewerbe (Liga, Pokal)

Außerdem gibt es unterschiedliche Ranglisten.

Näheres siehe Hauptartikel: Pétanque-Wettbewerbe.

Kugeln

Boules set.jpg

Laut der Federation International de Pétanque et Jeu Provençal (F.I.P.J.P) müssen Wettkampfkugeln aus Metall bestehen, einen Durchmesser von 70,5 mm bis 80 mm haben und über ein Gewicht zwischen 650 Gramm und 800 Gramm verfügen. Auch die Gewichtsangabe, das Logo des Herstellers sowie eine Seriennummer müssen auf den Kugeln eingraviert sein.[31] Im Wettkampfbereich sind die Initialen oder der Name des Spielers keine Seltenheit, ebenso weitere Markenzeichen des Fabrikants. Die Mindesthärte beträgt 110 kg/mm². Eine Maximalhärte ist nicht vorgeschrieben, aber im Alltag findet man kaum Kugeln, die härter als 160 kg/mm² sind. Allgemein gilt: Ein Leger bevorzugt schwere Kugeln, da diese beim Aufprall weniger verspringen und Unebenheiten besser bewältigen. Der Schießer spielt vorwiegend mit weichen Kugeln. Da eine weiche Kugel einen geringeren Abprall-Effekt hat, ist die Chance größer, dass die Kugel im Zielbereich liegen bleibt. Die Kugeln des Milieu sind halbweich (zwischen 115 und 120 kg/mm²), da sie für das Legen und Schießen gleichermaßen genutzt werden.[32]

Die Zielkugel, auch bekannt unter den Namen Cochonnet, Schweinchen, But (Ziel) oder Bouchon (Korken), muss entsprechend Artikel 3 des Deutschen Pétanque Verbandes EV aus Holz sein, oder aus synthetischen Material, das mit den Normen des Leistungsverzeichnisses übereinstimmt. So muss das Herstellerlogo durch die F.I.P.J.P zugelassen sein und der Durchmesser der Zielkugel 29 mm bis 31 mm betragen. Die Kugel darf in jeder beliebigen Farbe gefärbt sein.[33] Marktführer bei Kugeln ist der französische Hersteller Obut, der seit 1955 Kugeln produziert.[34]

Technik

Das Legen

Ein Halber Wurf (frz.: Demi-Portée oder auch Halbportée)[35] ist eine der Hauptwurfarten beim Legen. Dabei wird die Kugel etwa schulterhoch abgeworfen, bis sie ungefähr auf halber Strecke den Boden berührt und die restliche Distanz rollt.[36] Wie weit die Kugel rollt, ist von der Höhe des Bogens und dem Rückdrall abhängig. Idealerweise wird die Kugel unmittelbar nach dem Wurf losgelassen und kein Impuls mehr mitgegeben.[37]

Der Halbe Wurf

Das Rollen (frz.: Rouler oder Roulant) gilt allgemein hin als einfachste Form des Legens. Die Kugel setzt unmittelbar nach dem Abwurfkreis auf, und rollt die restliche Strecke zur Zielkugel. Diese Wurftechnik wird meist genutzt wenn der Boden hart und eben ist.[38][35]

Das Rollen

Der Wurf (frz.: Hochportée, Portée oder Plombée) findet auf steinigem oder welligem Gelände, bei Hindernissen, oder wenn hinter bereits gespielten Kugeln gelegt werden soll, Anwendung.[38] Optimalerweise fliegt die Kugel einen hohen Bogen, landet kurz vor dem Schweinchen und rollt den Rest der Strecke.[39]

Der Wurf

Das Schießen

Der Eisenschuss (frz.: Tir au fer)[40] trifft direkt auf die gegnerische Kugel auf. Dabei wird zwischen einem Carreau, einem Carreau sur place und einem Palet unterschieden. Von einem Carreau spricht man, wenn die Kugel sehr nah im Bereich der Gegnerkugel liegenbleibt. Optimal wird diese mit Rückdrall über dem Äquator der Kugel getroffen.[41] Bei einem Carreau sur place nimmt die eigene Kugel exakt den Platz der Gegnerkugel ein. Wenn die Schusskugel in größerer Entfernung liegt, aber immer noch näher an der Zielkugel ist als die gegnerische Kugel, spricht man von einem Palet.[42]

Der Eisenschuss

Der Schuss davor (frz.: Tir devant) eignet sich auf einem unnachgiebigen Boden mit körnigem Belag. Die Trefferwahrscheinlichkeit ist höher als bei jeder anderen Technik, weil die Kugel bei richtiger Ausführung nicht hinter der Zielkugel landen kann.[43] Die mit Rückdrall geworfene Kugel kommt bis zu einen Meter vor der Gegnerkugel auf — damit ist diese Technik deutlich unpräziser als der Eisenschuss.[44]

Der Schuss davor

Der Flachschuss (frz.: Raclette, Raspaille oder à la Rafle) wird auf einem ebenen, feinkörnigem Boden ohne Hindernisse eingesetzt und findet meist Anwendung ab neun Metern. Hierbei geht der Tireur in die Hocke, wirft mit viel Kraft und lässt die Kugel früh aufkommen. Wirft er die Kugel mit Rückdrall, ignoriert diese kleinere Unebenheiten.[45]

Der Flachschuss

Taktik

Innerhalb der Mannschaften kann man die Aufgaben der einzelnen Spieler unterscheiden. In der Einerkonstellation des „tête à tête“ muss der Spieler sowohl Legen als auch Schießen können. In der Zweiermannschaft des Doublette übernimmt für gewöhnlich ein Spieler den Part des Legens (Leger oder Pointeur), wohingegen sich sein Mitspieler auf das Schießen, also das Entfernen gegnerischer Kugeln, konzentriert (Schießer, Tireur). Im Dreierteam des Triplette kommt noch ein weiterer Spieler hinzu. Er kann sowohl gut Schießen als auch Legen, weswegen er als „Milieu“ den Platz in der Mitte des Teams einnimmt und seine Kugeln stets je nach Situation verwendet. Grundsätzlich ist diese Rollenverteilung innerhalb der Mannschaft jedoch nicht zwingend, sie kann jederzeit geändert werden. Es kann eine zielführende Taktik in einer Aufnahme sein, den gegnerischen Leger zum Schießen oder den gegnerischen Schießer zum Legen zu zwingen, also den Spieler zu der für ihn ungewohnteren Technik zu zwingen, in der Hoffnung, dass er dann mehr Fehler macht. Umgekehrt wird häufig „gedreht“, also der Rollentausch als taktisches Mittel angewendet. Insbesondere, wenn der Gegner gerade überlegen ist, kann diese Maßnahme eine entscheidende Wende herbeiführen.

Boden lesen

Ähnlich wie beim Golf lesen die Spieler (vor allem beim Legen) den Boden. Da Pétanque auf jedem Boden gespielt wird, müssen die Beschaffenheit des Bodens, kleine und große Unebenheiten, kleine und große Hindernisse sowie die Löcher, die von bereits gespielten Kugeln gemacht wurden, in die Wurfplanung einbezogen werden. Bei schwierigen Bodenverhältnissen erkundet der Spieler das Spielfeld (auch in der Hocke sitzend) von mehreren Seiten. Hindernisse dürfen während einer Aufnahme grundsätzlich nicht entfernt werden. Vor einem Wurf darf jedoch ein beliebiges Loch, das beim Auftreffen der Kugel auf dem Boden entsteht, dichtgemacht werden. Das „Loch wegmachen“ ist eine taktische Variante. Dabei ist entscheidend, ob der Aufschlagpunkt (das Donnée) von der eigenen Mannschaft noch einmal genutzt werden soll und ob zu erwarten ist, dass der Gegner diesen benutzen will.

Studieren des Gegners

Eine wichtige Voraussetzung für die eigene Spieltaktik ist die Kenntnis des Gegners, seiner Fähigkeiten und Spielgewohnheiten. Dabei wird sowohl auf die Erfahrung früherer (selbst gespielter oder beobachteter) Spiele als auch das aktuelle Spiel berücksichtigt. Videoanalysen vor wichtigen Wettkämpfen sollten Teil der Vorbereitung sein.

Das Werfen der Zielkugel

Die erste taktische Maßnahme ist das Platzieren der Zielkugel (Cochonnet, Schweinchen etc.). Dabei sind sowohl die Fähigkeiten des eigenen Teams als auch die des Gegners zu berücksichtigen. Zunächst ist die Länge entscheidend. Manche Spieler können besser auf eine kurze (6 m), mittlere (7–8 m) oder lange Distanz (9–10 m) legen oder schießen. Für den Leger ist es zudem wichtig, ein geeignetes Donnée in einer von ihm bevorzugten Weite sowohl vom Abwurfpunkt als auch vom anvisierten Ziel zu haben. Sind die Vorlieben und Fähigkeiten der Gegner bekannt, ist auch das zu berücksichtigen. Ebenso wird bei einer hohen Führung und eigener hoher Punktzahl (10–12 Punkte) ein Platz für die Zielkugeln gewählt, von dem angenommen wird, dass hier nur wenig Punkte erzielt werden können, damit der Gegner nicht aufholt. Bei bestimmten Spielständen kann es zudem wichtig sein, die Zielkugel so zu platzieren, dass sie leicht ins Aus befördert werden kann.

Siehe auch

Literatur

  • Holger Droß, Jan-Eric Hausmann: Boule und Pétanque. Der runde Freizeitsport. Niedernhausen 1998, ISBN 3-635-60421-6.
  • Michael Hornickel: Jeux des Boules. Verlag Klaus Guhl, Berlin, ISBN 3-88220-325-0.
  • Felix Hübner, Ulrich Koch: Pétanque, Boccia, Boule. Regeln, Technik, Taktik. München 1999, ISBN 3-88034-362-4.
  • Eberhard Kirchhoff: Gewinnen beim Pétanque. Rau, Düsseldorf 1992, ISBN 3-7919-0446-9.
  • Philipp Messmehr: Die Kunst des Boulens. Verlag Books on Demand, ISBN 3-8311-1381-5.
  • Marco Ripanti: Petanque verständlich gemacht. Copress Sport, München 2004, ISBN 3-7679-0560-4.
  • Martin Koch: Das Boule-Spiel Petanque. Weinmann Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-87892-078-4.

Weblinks

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 Commons: Pétanque – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Quelle: DPV-Website Freigabe GFDL: Ticket#: 2006111710003577

  1. DPV Statistik 2014. auf petanque-dpv.de, abgerufen am 24. Juni 2015.
  2. Zeittafel zur Geschichte der Kugel-Spiele. auf petanque-dpv.de, abgerufen am 9. Februar 2014.
  3. Martin Koch: Das Boule-Spiel Petanque. Berlin 2013, ISBN 978-3-87892-078-6, S. 100/101.
  4. Martin Koch: Das Boule-Spiel Petanque. Berlin 2013, ISBN 978-3-87892-078-6, S. 101.
  5. Martin Koch: Das Boule-Spiel Petanque. Berlin 2013, ISBN 978-3-87892-078-6, S. 102.
  6. Joachim Kopp: Pétanque: Grundlagen, Technik, Taktik, Training, Spielformen. München 2012, ISBN 978-3-7679-1079-9, S. 13.
  7. Martin Koch: Das Boule-Spiel Petanque. Berlin 2013, ISBN 978-3-87892-078-6, S. 98/99.
  8. 8,0 8,1 Die Geschichte des Boule-Spieles. auf petanque-dpv.de, abgerufen am 25. Mai 2014.
  9. Martin Koch: Das Boule-Spiel Petanque. Berlin 2013, ISBN 978-3-87892-078-6, S. 102.
  10. Martin Koch: Das Boule-Spiel Petanque. Berlin 2013, ISBN 978-3-87892-078-6, S. 103.
  11. 11,0 11,1 11,2 11,3 11,4 The History of F.I.P.J.P. auf fipjp.com, abgerufen am 25. Mai 2014. (englisch)
  12. 12,0 12,1 Martin Koch: Das Boule-Spiel Petanque. Berlin 2013, ISBN 978-3-87892-078-6, S. 105.
  13. Joachim Kopp: Pétanque: Grundlagen, Technik, Taktik, Training, Spielformen. München 2012, ISBN 978-3-7679-1079-9, S. 18/19.
  14. Vereinsporträt. auf boule-godesberg.de, abgerufen am 6. Juni 2014.
  15. Deutscher Pétanque Verband. auf petanque-dpv.de, abgerufen am 7. Juni 2014.
  16. Fédérations nationales. auf fipjp.com, abgerufen am 9. Juli 2014 2014. (französisch)
  17. Die ausführlichen „Pétanque-Regeln des DPV gemäß der F.I.P.J.P.“ in der Fassung vom 6. Dezember 2010 (PDF; 55 kB) finden sich auf der Website des DPV. Ebenfalls findet sich dort eine kürzere Darstellung „Spielablauf und Regeln beim Pétanque“ (PDF; 431 kB)
  18. Für exakte Angaben siehe: „Pétanque-Regeln des DPV gemäß der F.I.P.J.P.“, Artikel 5
  19. Bei offiziellen Wettbewerben sind nur von der FIPJP zugelassene Kugeln erlaubt, Näheres siehe Wettkampfkugeln sowie „Pétanque-Regeln des DPV gemäß der F.I.P.J.P.“ Artikel 2
  20. 20,0 20,1 Über die Maße und Beschaffenheit der Zielkugel und das Auswerfen derselben gibt es für Sportveranstaltungen genaue Regeln. Das gilt auch für die Lage der Zielkugel auf verbotenem Gelände (umgangssprachlich im Aus). Siehe vor allem „Pétanque-Regeln des DPV gemäß der F.I.P.J.P.“, vor allem Artikel 3, 6, 7, 8, 9
  21. Genaueres findet sich unter „Pétanque-Regeln des DPV gemäß der F.I.P.J.P.“, Artikel 18.
  22. Über den Wurfkreis gibt es vor allem hinsichtlich des Durchmessers und der Lage genaue Angaben. Dies gilt vor allem für die Lage des Wurfkreises ab der zweiten Aufnahme. vgl. dazu „Pétanque-Regeln des DPV gemäß der F.I.P.J.P.“, vor allem Artikel 6, 7, 9 und 12
  23. Zitiert aus „Pétanque-Regeln des DPV gemäß der F.I.P.J.P.“ gültig ab 1. Januar 2007, Artikel 5
  24. 24,0 24,1 Siehe: Internationaler Delegiertenkongress der FIPJP
  25. Vgl. „Pétanque-Regeln des DPV gemäß der F.I.P.J.P.“, Artikel 20
  26. Vgl. „Pétanque-Regeln des DPV gemäß der F.I.P.J.P.“, Artikel 9
  27. Siehe „Pétanque-Regeln des DPV gemäß der F.I.P.J.P.“, Artikel 24ff
  28. zitiert nach „Pétanque-Regeln des DPV gemäß der F.I.P.J.P.“, Artikel 25
  29. Siehe „Pétanque-Regeln des DPV gemäß der F.I.P.J.P.“, Artikel 27
  30. Siehe „Pétanque-Regeln des DPV gemäß der F.I.P.J.P.“, Artikel 39
  31. Martin Koch: Das Boule-Spiel Petanque. Berlin 2013, ISBN 978-3-87892-078-6, S. 10.
  32. Joachim Kopp: Pétanque: Grundlagen, Technik, Taktik, Training, Spielformen. München 2012, ISBN 978-3-7679-1079-9, S. 18/19.
  33. Joachim Kopp: Pétanque: Grundlagen, Technik, Taktik, Training, Spielformen. München 2012, ISBN 978-3-7679-1079-9, S. 21.
  34. décision n° 10-D-17 relative à des pratiques mises en œuvre sur le marché de la boule pétanque de compétition. Autorité de la concurrence, 25. Mai 2010, abgerufen am 6. Juni 2015 (français).
  35. 35,0 35,1 Martin Koch: Das Boule-Spiel Petanque. Berlin 2013, ISBN 978-3-87892-078-6, S. 50.
  36. Joachim Kopp: Pétanque: Grundlagen, Technik, Taktik, Training, Spielformen. München 2012, ISBN 978-3-7679-1079-9, S. 44/45.
  37. Joachim Kopp: Pétanque: Grundlagen, Technik, Taktik, Training, Spielformen. München 2012, ISBN 978-3-7679-1079-9, S. 45.
  38. 38,0 38,1 Joachim Kopp: Pétanque: Grundlagen, Technik, Taktik, Training, Spielformen. München 2012, ISBN 978-3-7679-1079-9, S. 47.
  39. Martin Koch: Das Boule-Spiel Petanque. Berlin 2013, ISBN 978-3-87892-078-6, S. 51.
  40. Martin Koch: Das Boule-Spiel Petanque. Berlin 2013, ISBN 978-3-87892-078-6, S. 59.
  41. Joachim Kopp: Pétanque: Grundlagen, Technik, Taktik, Training, Spielformen. München 2012, ISBN 978-3-7679-1079-9, S. 48/49.
  42. Martin Koch: Das Boule-Spiel Petanque. Berlin 2013, ISBN 978-3-87892-078-6, S. 62.
  43. Joachim Kopp: Pétanque: Grundlagen, Technik, Taktik, Training, Spielformen. München 2012, ISBN 978-3-7679-1079-9, S. 51.
  44. Martin Koch: Das Boule-Spiel Petanque. Berlin 2013, ISBN 978-3-87892-078-6, S. 63.
  45. Joachim Kopp: Pétanque: Grundlagen, Technik, Taktik, Training, Spielformen. München 2012, ISBN 978-3-7679-1079-9, S. 54.
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