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Paul Nizon

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Nizon ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Für den rechten Quellbach der Sandoleyre im Kanton Waadt siehe Nizon (Sandoleyre)
Paul Nizon 1969 in Zürich

Paul Nizon (* 19. Dezember 1929 in Bern) ist ein Schweizer Kunsthistoriker und Schriftsteller.

Leben

Paul Nizon ist der Sohn eines russischen Chemikers, seine Mutter stammte aus Bern. Nach der Reifeprüfung studierte er Kunstgeschichte, Klassische Archäologie und Germanistik an den Universitäten in Bern und München. 1957 wurde er mit einer Arbeit über Vincent van Gogh (Der frühe Zeichnungsstil. Untersuchung über die künstlerische Form und ihre Beziehung zur Psychologie und Weltanschauung des Künstlers) zum Dr. phil. promoviert. Anschliessend war er bis 1959 als wissenschaftlicher Assistent am Historischen Museum in Bern beschäftigt. 1960 hielt er sich als Stipendiat am Istituto Svizzero di Roma in Rom auf. 1961 war er leitender Kunstkritiker der Neuen Zürcher Zeitung. Er gab den prestigeträchtigen Posten für ein unsicheres Leben in der Literatur auf. Der dazugehörige Entscheidungsprozess findet sich literarisch gespiegelt in Untertauchen. Protokoll einer Reise (1972).[1] Sein Werk ist „eine autobiografische Endlosschleife ... durch Romane und Journale“.[2]

Seit 1962 ist Nizon, der in München und in Berlin lebte und seit 1977 in Paris, als freier Schriftsteller tätig.[3][2] 1962 war Nizon Gast der Gruppe 47 in Berlin. Dort lernte er Autoren wie Günter Grass, Martin Walser und Ingeborg Bachmann kennen und las aus seinem zweiten Buch Canto, das 1963 erschien.[4] Er hatte verschiedene Gastdozenturen inne, etwa 1984 an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main und 1987 an der Washington University in St. Louis.

Paul Nizon war dreimal verheiratet: ab 1953 mit Brigitte Kaessler, ab 1973 mit Marianne Wydler und von 1980 bis 2003 mit der 26 Jahre jüngeren Marie-Odile Roquet.[5][6] Insgesamt hat er vier Kinder.[7]

Paul Nizon gehört seit 1971 dem Autorenverband Autorinnen und Autoren der Schweiz und seit 1980 dem Deutschschweizer P.E.N.-Zentrum an. Seit 2011 ist er Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. Nizons Archiv befindet sich im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern.

Auszeichnungen und Ehrungen

Werke

Originalausgaben

  • Bildteppiche und Antependien im Historischen Museum Bern (mit Michael Stettler). Bern 1959.
  • Die gleitenden Plätze. Scherz, Bern und Stuttgart 1959.
  • Die Anfänge Vincent van Goghs, der Zeichnungsstil der holländischen Zeit. Diss. Bern 1960.
  • Canto. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1963.
  • Lebensfreude in Bildern großer Meister. Mondo, Lausanne 1969.
  • Diskurs in der Enge. Aufsätze zur Schweizer Kunst. Kandelaber, Bern 1970.
  • Friedrich Kuhn. Hungerkünstler und Palmenhändler. Verlag «Um die Ecke», Zürich 1970.
  • Im Hause enden die Geschichten. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1971, ISBN 3-518-03746-3.
  • Swiss made. Portraits, Hommages, Curricula. Benziger, Zürich und Köln 1971.
  • Untertauchen. Protokoll einer Reise. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1972, ISBN 3-518-03747-1.
  • Stolz. Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1975, ISBN 3-518-03748-X.
  • Das Jahr der Liebe. Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-518-03744-7.
  • Aber wo ist das Leben. Ein Lesebuch. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-518-04519-9.
  • Am Schreiben gehen. Frankfurter Vorlesungen. Suhrkamp (edition suhrkamp 1328), Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-518-11328-3.
  • Im Bauch des Wals. Caprichos. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-518-40159-9.
  • Über den Tag und durch die Jahre. Essays, Nachrichten, Depeschen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-518-40389-3.
  • Das Auge des Kuriers. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-518-40605-1.
  • Die Innenseite des Mantels. Journal 1980–1989. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-518-40716-3.
  • Hund. Beichte am Mittag. Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-518-40997-2.
  • Taubenfraß. Suhrkamp (st 3063), Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-518-39563-7.
  • Die Erstausgaben der Gefühle. Journal 1961–1972. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-518-41360-0.
  • Abschied von Europa. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-518-41397-X.
  • Das Drehbuch der Liebe. Journal 1973–1979. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-518-41639-1.
  • Das Fell der Forelle. Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-518-41711-8.
  • Die Republik Nizon. Eine Biographie in Gesprächen. Geführt von Philippe Derivière. Edition Selene, Wien 2005, ISBN 3-85266-268-0.
  • Die Zettel des Kuriers. Journal 1990–1999. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-518-41972-4.
  • Goya. Essay. Insel Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-458-19340-1.
  • Urkundenfälschung. Journal 2000–2010.[8] Suhrkamp, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-518-42260-1.
  • Parisiana. Matthes & Seitz, Berlin 2015, ISBN 978-3-95757-001-7.

Sammelausgaben

  • Gesammelte Werke. 7 Bände. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-518-41083-0.
    • Band 1: Canto
    • Band 2: Im Hause enden die Geschichten
    • Band 3: Untertauchen
    • Band 4: Stolz
    • Band 5: Das Jahr der Liebe
    • Band 6: Im Bauch des Wals
    • Band 7: Hund
  • Romane, Erzählungen, Journale. Suhrkamp (Quarto), Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-518-42124-6.
  • Die Belagerung der Welt – Romanjahre. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-518-42386-8.
  • Pino Dietiker, Konrad Tobler (Hg.): Sehblitz – Almanach der modernen Kunst. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2018, ISBN 978-3-518-46833-3.

Herausgeberschaft

Literatur

  • Benita Cantieni: Schweizer Schriftsteller persönlich. Huber, Frauenfeld 1983, ISBN 3-7193-0883-9, S. 29–46.
  • Alfred Estermann (Hg.): Paul Nizon. Frankfurt am Main 1984 (= Begleitheft zur Ausstellung der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main), ISBN 3-88131-035-5.
  • Martin Kilchmann (Hg.): Paul Nizon. Suhrkamp (st 2058), Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-518-38558-5.
  • Heinz L. Arnold (Hg.): Paul Nizon. Edition Text + Kritik (Band 110), München 1991, ISBN 3-88377-382-4.
  • Philippe Derivière: Paul Nizon – Das Leben am Werk. Ein Essay. Suhrkamp (edition suhrkamp 2258), Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-518-12258-4.
  • Doris Krockauer: Paul Nizon. Auf der Jagd nach dem eigenen Ich. Fink, München 2003, ISBN 3-7705-3896-X.
  • Stefan Gmünder (Hg.): Die Republik Nizon. Eine Biographie in Gesprächen (geführt mit Philippe Derivière). Edition Selene, Wien 2005, ISBN 3-85266-268-0. Neuausgabe: Haymon, Wien 2017, ISBN 978-3-7099-7277-9.
  • Renatus Deckert: Gespräch mit Paul Nizon. In: Sinn und Form 3/2006, S. 314–326.
  • Heinz-Norbert Jocks: Gärten des Glücks. Von Aufbruch, Frühlingsverheißung und vom Aufschwung der Seele. Ein Gespräch mit Paul Nizon. In: Lettre International. Nr. 88, 2010, S. 108–112.
  • Heinz-Norbert Jocks: Von der Existenzlust. Ein Gespräch mit Paul Nizon. In: Kunstforum International. Bd. 253, 2018, S. 322–328.
  • Ulrich Weber (Hrsg.): Paul Nizon. Quarto, Zeitschrift des Schweizerischen Literaturarchivs, Nr. 47, Slatkine, Genf 2019, ISSN 1023-6341

Einzelnachweise

  1. Dirk Naguschewski: Paul Nizon. In: internationales literaturfestival berlin. Abgerufen am 27. Januar 2009.
  2. 2,0 2,1 Hilmar Klute: Der Fremde. Der Schweizer Paul Nizon lebt seit vierzig Jahren in Paris und wird dort als einer der wenigen deutschsprachigen Schriftsteller geschätzt und gelesen. In: Süddeutsche Zeitung vom 30. Oktober 2017, S. 3.
  3. Paul Nizon: Partisan und Strolch! Wie ich die Schweiz verliess, in Paris meine Lebensschule fand – und was Bern bedeutet. In: Neue Zürcher Zeitung. 28. November 2015, S. 51.
  4. Wend Kässens: Paul Nizon. In: Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur.
  5. Elio Pellin: Nizon, Paul im Historischen Lexikon der Schweiz
  6. Sven Michaelsen: Sie hatten ihm die Hände um den Hals gelegt und zugedrückt. In: SZ-Magazin. 12/2012 (Interview mit Paul Nizon).
  7. Rico Bandle: «Mein Bedürfnis nach Erotik war unstillbar». In: Weltwoche. 28. Juli 2016, S. 78 ff. (Interview).
  8. Martin Ebel: Wo bleibt der Weltruhm? In: Tages-Anzeiger, 17. Februar 2012.

Weblinks

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