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Philip Johnson
Philip Cortelyou Johnson (* 8. Juli 1906 in Cleveland; † 25. Januar 2005 in New Canaan, Connecticut) war ein amerikanischer Architekt und Architekturkritiker.
Er formte zusammen mit Henry-Russell Hitchcock in den 1930er-Jahren den Begriff Internationaler Stil für die moderne Architektur jener Zeit. Später wurde er einer der Mitbegründer der Postmoderne.
Leben
Philip Johnson wurde als Sohn des vermögenden Anwalts Homer Hosea Johnson (1862–1960) und dessen Ehefrau Louisa Osborn Pope (1869–1957) geboren. Durch seine Mutter war er ein Cousin ersten Grades der Architektin Theodate Pope Riddle. Er hatte zwei Schwestern, Jeanette und Theodate. Als sein einprägsamstes Erlebnis schilderte er später den Besuch der Kathedrale von Chartres als Kind mit seiner Mutter. Er studierte Philologie an der Harvard University. Von 1930 bis 1936 leitete er die Architekturabteilung am Museum of Modern Art in New York City. 1932 gab er zusammen mit Henry-Russell Hitchcock die Publikation „The International Style: Architecture since 1922“ (deutsch: 1985) heraus, die zu der gleichnamigen Ausstellung erschien. Diese führte anhand von ausgewählten Beispielen der europäischen Architektur des vorangegangenen Jahrzehnts die moderne Architektur auf drei Grundprinzipien zurück: Architektur als Volumen, Regelmäßigkeit als ordnendes Mittel, Dekoration als nicht erlaubt. Obwohl Johnson und Hitchcock viele Aspekte der avantgardistischen Architektur jener Zeit nicht in ihre Betrachtung einbezogen hatten, wurde die neue Stilrichtung schon bald zum feststehenden Begriff in der Architekturgeschichte.
Johnson wird vorgeworfen, in den 1930er Jahren mit den Ideen des Nationalsozialismus sympathisiert zu haben und antisemitische Ideen geäußert zu haben.[1] Bereits 1941 bezeichnete ihn William L. Shirer in seinem Buch Berlin Diary (1934–1941): The Journal of a Foreign Correspondent als Faschisten und Repräsentanten von Charles Coughlins Social Justice. In späteren Jahren distanzierte sich Johnson von dieser Haltung.[2][3] In einem Fernsehinterview mit Charlie Rose vom 8. Juli 1996 darauf angesprochen, äußerte Johnson sich mit Reue.
1940 bis 1943 absolvierte Philip Johnson in Harvard ein Architekturstudium bei Walter Gropius und Marcel Breuer. Ab 1942 arbeitete Johnson als freischaffender Architekt in Cambridge. 1946 wurde er wieder Direktor der Architekturabteilung am New Yorker Museum of Modern Art. 1947 organisierte er dort eine Ausstellung über Ludwig Mies van der Rohe. Mit seinem eigenen Wohnhaus, dem Glass House in New Canaan, das lediglich die Nasszelle als gemauerten Kern birgt und vier Außenwände aus Glas besitzt, propagierte er das Konzept vom Einraumhaus. Als Vorbild diente ihm das Farnsworth House von Ludwig Mies van der Rohe. Johnson baute noch weitere großzügige, lichtdurchflutete Bungalows in New Canaan, die in der Tradition des Barcelona-Pavillons von Mies van der Rohe stehen, mit offenen Grundrissen und viel Glas. 1953 gestaltete er den Skulpturenhof des Museum of Modern Art in New York. Zusammen mit Mies van der Rohe errichtete er 1954 bis 1958 in New York das Seagram Building, das als Meilenstein der modernen Architektur gilt.
Zur selben Zeit wechselte Johnson in seinen Entwürfen die Formensprache, radikale Funktionalität wurde von manieristisch-verspielten Formen abgelöst. Im Vordergrund stand nun die Absicht, dem Gebäude eine unverwechselbare Identität zu verleihen. Johnson wurde so zum Wegbereiter der postmodernen Architektur. Farbige Fensterschlitze, symmetrische Rundbogenreihen und geschlossene, schwere Körper finden sich an seinen Bauten der sechziger Jahre.
1967 wurde der Architekt John Burgee sein Geschäftspartner. Gemeinsam bauten Johnson/Burgee ab den 1970er Jahren einige bemerkenswerte Wolkenkratzer, die durch den Einsatz historisierender Architekturzitate an den Fassaden markante Akzente im Stadtbild setzten. Zu seinen Entwürfen gehört das AT&T-Hochhaus in New York City aus dem Jahr 1984, eines der bekanntesten Gebäude im Stil des Postmodernismus. In anderen Bauten verwendete Johnson Elemente der antiken römischen Architektur.
Mit der Ausstellung „Deconstructivist Architecture“, die er 1988 mit Mark Wigley am MoMA organisierte, verhalf er der Dekonstruktivistischen Architektur zum Durchbruch.
In Deutschland war Johnson ebenfalls tätig: so entwarf er die 1968 eingeweihte Kunsthalle Bielefeld. Von 1994 bis 1997 stand in Berlin an der Friedrichstraße, unweit des ehemaligen Grenzübergangs Checkpoint Charlie, ein Bürocenter das seinen Namen trug.
Nachdem Johnson im Januar 2005 starb, folgte ihm sein langjähriger Lebensgefährte David Whitney einige Monate später am 12. Juni 2005 in den Tod.
Fünf Monate nach Johnsons Tod, am 12. September 2005, wurde posthum der Bau des Urban Glass House in der New Yorker Spring Street begonnen. Die Fertigstellung erfolgte 2006.
Kontroverse um die NS-Vergangenheit
Renommierte Architekten haben wegen des Vorwurfs, dass Johnson in den 1930er Jahren mit den Ideen des Nationalsozialismus sympathisiert habe, im Dezember 2020 einen offenen Brief verfasst, in dem sie fordern, dass das Museum of Modern Art und die Harvard Graduate School of Design im Zukunft nicht mehr seinen Namen tragen sollen[4][5].
Auszeichnungen
Philip Johnson erhielt im Jahr 1961 für die Dachlose Kirche in New Harmony (Indiana), den Ersten Preis des American Institute of Architects. 1963 wurde Philip C. Johnson in New York zum Mitglied (NA) der National Academy of Design gewählt.[6] In demselben Jahr wurde er zum Mitglied der American Academy of Arts and Letters, 1977 zum Mitglied der American Academy of Arts and Sciences ernannt. 1979 wurde er als erster mit dem Pritzker-Preis ausgezeichnet.
Bauten
Philip Johnson plante unter anderem folgende Gebäude:
- 1947–1949 Glass House, New Canaan
- 1953 Abby Aldrich Rockefeller Sculpture Garden[7] des Museum of Modern Art, New York City
- 1954–1956 Synagoge in Port Chester
- 1960 Roofless Church (Dachlose Kirche), New Harmony (Indiana), mit Jacques Lipchitz
- 1961 Amon Carter Museum, Fort Worth
- 1960–1963 Sheldon Memorial Art Gallery, Lincoln (Nebraska)
- 1962–1965 Kline Geology Laboratory, Yale University, New Haven (Connecticut), mit Richard Foster
- 1964 New York State Theatre und Lincoln Center Fountain, Lincoln Center, New York City
- 1966–1968 Kunsthalle Bielefeld, Bielefeld
- 1967 Kreeger Museum, Washington D.C.
- 1970–1976 Pennzoil Place, Houston
- 1976 Thanks-Giving Square mit Chapel of Thanksgiving, Dallas
- 1971 Public Library Addition, Boston
- 1979–1984 Pittsburgh Plate Glass Building, Pittsburgh, Pennsylvania
- 1980 Crystal Cathedral, Garden Grove (Kalifornien)
- 1980–1984 AT&T Headquarters, New York City (heute: Sony-Tower)
- 1984 Transco Tower (heute: Williams Tower), Houston
- 1986 Lipstick Building, New York
- 1989 500 Boylston Street, Boston
- 1990 Crean Tower, Garden Grove (Kalifornien)
- 1995 Gate House, New Canaan
- 1996 Puerta de Europa, Madrid
- 1994–1997 Philip-Johnson-Haus am Checkpoint Charlie, Berlin
Literatur
- David A. Hanks, Friedrich Meschede (Hgg.): Partners in Design: Alfred H. Barr Jr. und Philip Johnson: Bauhaus-Pioniere in Amerika, Stuttgart: Arnoldsche Art Publishers [2017], ISBN 978-3-89790-496-5.
Weblinks
- Literatur von und über Philip Johnson im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Bilder seiner Gebäude (englisch)
- Philip Johnson Pritzker Architecture Prize Laureate 1979
- Interview mit Charlie Rose, 8. Juli 1996
- Hanno Rauterberg: „Der große Verwandler“ – Interview in: Die Zeit Nr. 29/2002, S. 34
Einzelnachweise
- ↑ Robert A. M. Stern: Philip Johnson: An Essay
- ↑ Kazys Varnelis: We Cannot Not Know History: Philip Johnson's Politics an Cynical Survival (Memento vom 8. November 2010 im Internet Archive), Journal of Architectural Education, November 1994.
- ↑ I share a double room in the hotel here with Phillip Johnson, an American fascist who says he represents Father Coughlin's Social Justice. Bericht von Shirer
- ↑ Artists Ask MoMA to Remove Philip Johnson’s Name, Citing Racist Views NYT, 3. Dezember 2020
- ↑ Muss der Name Philip Johnson weg? momopol, 10. Dezember 2020
- ↑ nationalacademy.org: Past Academicians „J“ / Johnson, Philip C. NA 1963 (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive).
- ↑ Museum of Modern Art: A Modern Garden: The Abby Aldrich Rockefeller Sculpture Garden at the Museum of Modern Art. New York 2007; Joachim G. Jacobs: MoMa New York. Philip Johnsons Skulpturengarten. Ein Schlüsselwerk des „International Style“. In: Die Gartenkunst 17 (1/2005), S. 1–21.
Personendaten | |
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NAME | Johnson, Philip |
ALTERNATIVNAMEN | Johnson, Philip Cortelyou (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | amerikanischer Architekt und Architekturkritiker |
GEBURTSDATUM | 8. Juli 1906 |
GEBURTSORT | Cleveland |
STERBEDATUM | 25. Januar 2005 |
STERBEORT | New Canaan, Connecticut |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Philip Johnson aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |