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Philokartie

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Eine Postkartensammlung

Philokartie ist das Sammeln und Erforschen von Postkarten, hierunter sehr häufig Ansichtskarten. Der Begriff ist in einer ab dem 1. April 1898 periodisch herausgegebenen französischen Fachpublikation mit dem Titel „Le Philocartiste“ zu finden.[1][2] Ein in etwa synonymer Begriff ist Postkartenkunde. Post- und Ansichtskartensammler bzw. -kundler werden als Philokartisten bezeichnet. Die griechische Vorsilbe philo- oder Philo- bedeutet „liebend“, „freundlich“ oder auch „Freund“;[3] ein Philokartist ist ein „Freund der Karten“.[4][5]

Die erste Sammelwelle bei Ansichtskarten gab es bis etwa 1918, und ein nennenswerter Markt für alte Ansichtskarten bildete sich etwa ab Ende der 1970er Jahre. Die meisten Sammler sind sogenannte Heimatsammler; sie sammeln bevorzugt Ansichtskarten von ihrem Heimatort und ihrer Heimatregion.

Häufig wird die Philokartie als Teilgebiet der Philatelie angesehen, obwohl es viele Sammler gibt, die nur Ansichtskarten und keine Briefmarken sammeln. Postkarten sind philatelistische Belege, wenn sie postalisch verschickt werden oder wenn es sich um Ganzsachenkarten handelt.

Geschichte

Titelseite einer Zeitschrift für Ansichtskartensammler von 1896
Logo des Weltverbandes Kosmopolit
U.S. Ganzsachenpostkarte von 1881

Ansichtskarten hatten kurz vor 1900 einen großen Aufschwung.

Gründe für den Aufschwung waren

  • der Einsatz von moderneren, attraktiveren Druckverfahren,
  • die geringe Verbreitung anderer Bildmedien wie Illustrierte oder Fotografie und
  • das Fehlen von besseren alternativen Kommunikationsformen – noch kaum jemand hatte ein Telefon und Telegramme waren teuer.
  • Außerdem kam es durch neue Verkehrsmittel zu einem stark zunehmenden Reiseaufkommen, hierbei wurden viele Ansichtskarten geschrieben.[6]

Insbesondere in Deutschland und den anderen deutschsprachigen Ländern gab es schon frühzeitig eine ausgeprägte Vorliebe, Post- und Ansichtskarten zu schreiben und Ansichtskarten zu sammeln. Das Kartensammelfieber wurde im Ausland auch als die Deutsche Epidemie bezeichnet, bis sie selbst der Sammelleidenschaft verfielen.[7]

Es gab damals in vielen Haushalten Ansichtskartenalben; aus dieser Zeit sind zahlreiche stilvolle Alben erhalten.

Erste Sammelwelle bis etwa 1918

Im Mai 1894 wurde der „Sammlerverein für illustrierte Postkarten zu Hamburg“ als erster deutscher philokartistischer Verein gegründet.[8]

Im Verlag Alfred Mello in Göggingen bei Augsburg erschien am 15. Februar 1895 als ältestes deutsches Fachblatt die „Monatsschrift für Ansichtskarten-Sammler“.[1] Am 1. Mai 1898 fand die erste größere deutsche „Internationale Ausstellung illustrierter Postkarten“ im Grassimuseum in Leipzig statt.[9]

1899 hatte der „Weltsport des Ansichtskartensammeln“ eine Anhängerzahl, welche andere Sammelarten weit in den Schatten stellte.[9] Es gab unter anderem auch einen „Allgemeinen Centralverband der Ansichtskartensammler“ und Fachzeitschriften wie „Internationale Ansichtskarten-Revue“ und „Der Ansichtskartensammler“.[10]

Bis 1900 erweiterte sich der Kreis der Ansichtskarten-Informationsblätter um mehr als 40 Stück[1] und zwischen 1896 und 1902 gab es in Deutschland mindestens elf Fachzeitschriften.[6][11]

In den USA hatte die „Post Card Union of America“ um etwa 1910 annähernd 10.000 Mitglieder.[12] 1914 hatte der schon lange nicht mehr existierende Weltverband Kosmopolit 13.000 Mitglieder[13] und verfügte auf fünf Kontinenten über mehr als 100 Konsulate.[8] Deutsche und österreichische Postkartenverlage hatten während der Zeit, als noch Chromolithografien die meistgedruckten Karten waren, eine international führende Rolle bei der Herstellung und behielten diese bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs.[14] Außerdem war der englische Postkartenverlag „Raphael Tuck & Sons“ lange Zeit international von Bedeutung.

Die Zeit von 1897 bis 1918 wird auch als das „Goldene Zeitalter der Ansichtskarte“ bezeichnet. Danach sank die Zahl der Sammler.

In den 1920er Jahren gab es eine kleinere Sammlerwelle, als es Mode wurde, Filmschauspieler und Prominente auf Ansichtskarten abzubilden.[10] In den 1920er- und 1930er-Jahren galt der Ross-Verlag als der in ganz Europa führende Verlag für Postkarten mit Porträts bekannter Filmschauspieler und Postkarten mit Filmszenen – zunächst nur für Deutschland, später auch für das internationale Filmschaffen.

Retrospektives Sammeln

Ab 1961, mit der Herausgabe des „Ansichtskarten-Sammlerbrief“ der damals gegründeten „Philokartisten Union Europas“, kam über Deutschland hinaus das Sammeln und Tauschen von Ansichtspostkarten durch Privatanzeigen in diesem Blatt langsam in Bewegung. Ein größerer Markt für alte Ansichtskarten bildete sich etwa ab Mitte bis Ende der 1970er Jahre. Kurz zuvor gab es einen Preisanstieg, der die Karten für den Einzelhandel interessant machte.

Die erste deutsche Ansichtskartenauktion wurde durch Willi Bernhard am 29. Dezember 1973 in Hamburg veranstaltet.[15][16] Im Zuge dieser Entwicklung entstanden auch Ansichtskartenläden, ab 1976 gab es die ersten deutschen Ansichtskartenbörsen in Düsseldorf und Frankfurt am Main,[17] und eine deutschsprachige Fachzeitschrift für Ansichtskartensammler konnte sich wieder etablieren.

Inzwischen gibt es wieder eine Reihe von örtlichen Sammlervereinen und vereinzelte überregionale Vereine. Philatelie und Numismatik sind jedoch deutlich beliebtere Sammelgebiete.

Sammlungen

Sammelgebiete

Neben alten Postkarten werden ebenfalls neue Karten gesammelt. Sehr verbreitet ist das Sammeln von Ansichtskarten nach geographischen Kriterien. Philokartisten bezeichnen Abbildungen von Städten, Ortschaften oder Landschaften als topografische Karten.

Andere sammeln bestimmte Sujets (französisch für Themen, Motive), Karten von einzelnen Künstlern oder Künstlergruppen. Dabei haben viele Sammler bevorzugte Verlage oder Druckverfahren wie zum Beispiel Lithografien oder Echtfotokarten.

Manche Sammler sammeln Ansichtskarten einer bestimmten Art (z. B. Halt-gegen-das-Licht-Karten oder Mondscheinkarten). Meist werden die Karten wegen des dokumentarischen oder künstlerischen Wertes geschätzt. Manche Sammler beachten auch den Text der Karten, zum Beispiel Sammler von Feldpostkarten oder von Postkarten aus Kriegszeiten. Auch Gratispostkarten werden gesammelt.

Heimatsammlungen

Der weitaus überwiegende Anteil der Ansichtskartensammler sind Heimatsammler, die hauptsächlich Ansichten ihrer regionalen Umgebung sammeln. Das Ziel von vielen Heimatsammlern ist es, möglichst alle Ansichtskarten ihres Heimatortes oder einen historisch möglichst aussagekräftigen Querschnitt davon zu sammeln. Sammler von großen Städten sammeln oft nur Karten von einem Stadtteil. Heimatsammler setzten innerhalb ihrer Sammlungen oft thematische Schwerpunkte (z. B. Verkehr, Gastronomie, Vereinswesen).

Heimatsammler haben oft ein ausgeprägtes Interesse für Heimatgeschichte; viele von ihnen sammeln noch andere Dinge, die mit der Heimat in Verbindung stehen, wie einschlägige Literatur (z. B. sog. Heimatbücher oder andere Heimatbelege wie Fotos, Korrespondenz, Adressbücher, Reiseprospekte, Firmenbelege, Notgeld, Emailleschilder oder Reklame).

Gerade Heimatsammlungen werden häufig von ihren Besitzern an öffentliche Einrichtungen wie Museen bzw. Archive vererbt oder bereits zu Lebzeiten gestiftet, sie sind häufig wichtige Quellen für die lokalgeschichtliche Forschung.

Thematische Sammlungen

Statt einer Heimatsammlung oder als Ergänzung dazu sammeln viele Philokartisten ein oder mehrere thematische Gebiete beziehungsweise Motive. Die Themen reichen von A wie Adel bis Z wie Zeche. Es gibt Sammler für praktisch alles, was auf Postkarten gedruckt wurde. Beliebte Sammelthemen sind zum Beispiel Flugzeuge, Militär, Reklame oder Schauspielerporträts. Eine thematische Sammlung kann auch „topografische“ Karten beinhalten, wenn zum Beispiel Ansichten von Bahnhöfen, Theatergebäuden oder Kirchen gesammelt werden. Bei den Sammelthemen kommt es oft zu einer Überschneidung mit anderen Hobbys und Interessen.[18]

Philatelie

Manche Sammler sind in erster Linie Briefmarkensammler und setzen eher Schwerpunkte nach philatelistischen Aspekten wie etwa nach der Besonderheit der Versandart oder besondere Stempel. Diese Sammler bevorzugen postalisch beförderte Stücke.

Ganzsachenkarten wie etwa die sogenannten Bildpostkarten werden mehrheitlich von Philatelisten gesammelt. Bei der Maximaphilie gibt es weitere Gemeinsamkeiten mit der Philatelie.[19]

Bedeutende Sammlungen

Sammlungen von Museen

  • Das Altonaer Museum in Hamburg hat 1,5 Millionen Bildpostkarten gesammelt und inventarisiert.[20]
  • Eine der größten Sammlungen von Ansichtskarten (etwa 900.000 Exemplare) kann im ungarischen Ort Szerencs auf der Rákóczi-Burg besichtigt werden.[21]
  • Eine ebenfalls sehr große internationale Sammlung mit 600.000 dokumentierten Exemplaren ist diejenige von Nikolai Tagrin in Sankt Petersburg.[22][21]
  • Die deutschlandweit zweitgrößte Sammlung eines Museums besitzt mit rund 300.000 Exemplaren das Museum für Kommunikation in Berlin.[23]
  • Das Musée des Civilisations de l’Europe et de la Méditerranée in Marseille verfügt über eine Sammlung von 140.000 historisch wichtigen Ansichtskarten, die mehrheitlich aus dem ehemaligen Musée national des Arts et Traditions populaires in Paris überführt worden sind.[24][25]

Sammlungen aus Verlagsbeständen

  • Zum Teil sind alte Firmenarchive erhalten geblieben. Aus dem Archiv des Verlags Brück & Sohn in Meißen gingen mehr als 30.000 Digitalisate an Wikimedia Commons.[26]
  • Das Archiv des früheren Postkartenverlags Metz in Tübingen befindet sich mit 4.000 Negativen (viele Glasplatten) im Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Stuttgart. Der Verlag galt über Jahrzehnte als der wichtigste Produzent von Ansichtskarten aus Baden und Württemberg. Er sammelte Aufnahmen über mehrere Generationen und beschäftigte über 100 Mitarbeiter in Herstellung und Vertrieb.

Sammlungen von Einzelpersonen

  • Eine britische Königin und eine Großherzogin von Oldenburg waren begeisterte Ansichtskartensammlerinnen.[9]
  • Eine sehr umfangreiche und sehr wertvolle Sammlung von Lithografie-Ansichtskarten aus ganz Deutschland besaß Erzbischof Johannes Dyba, Bischof von Fulda.
  • Der Zürcher Industrielle Adolf Feller trug bis zu seinem Tod im Jahr 1931 eine Sammlung von rund 54.000 Karten mit mehrheitlich Schweizer Motiven zusammen, die dem Bildarchiv der Bibliothek der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich vermacht wurde.[27]
  • Sabine Giesbrecht trug Tausende von Karten zu den Themen Musik, Propaganda und Frauen von den Anfängen bis ca. 1945 zusammen. 2010 wurde die Sammlung an die Universitätsstiftung Osnabrück übertragen und werden in der Universitätsbibliothek aufbewahrt. Das Bildpostkartenarchiv Sabine Giesbrecht ist zwischenzeitlich auf über 17.000 Karten angewachsen.[28]
  • Der Kapitän Jochen Pahl hat von seiner Heimatinsel Norderney über 10.000 Ansichtskarten (aus dem Zeitraum 1880–1970) mit über 100 Einzelthemen gesammelt.[29]
  • Der britische Fotograf Martin Parr besitzt eine Sammlung von mehr als 20.000 Postkarten, von denen viele aus den 1970er Jahren stammen oder noch jünger sind. Er hat seine Sammlung in mehreren Büchern dokumentiert.
  • Der Münchner Sammler Karl Stehle (1939–2013) trug seit Studententagen eine einmalige Postkartensammlung mit dem Schwerpunkt „Die Ansichtskarte als Spiegel der Politik im Alltag“ zusammen. Die aus knapp 600.000 Ansichtskarten bestehende Sammlung wurde nach seinem Tod über ein Auktionshaus versteigert, wobei unter anderem eine einzigartige, kaum wieder zusammentragbare Teilsammlung zum Thema Nationalsozialismus bestehend aus 24.000 Karten für 280.000 € nach Russland verkauft wurde.[30][31] Ein weiterer Teil dieser Sammlung waren 2500 Exemplare zur Geschichte der Ansichtskarte.
  • Der Münchner Komiker Karl Valentin war ein großer Sammler von Ansichtskarten.[32] Seine Vorliebe waren Altmünchner Ansichten und populäre Persönlichkeiten.[32] 1928 veranstaltete er eine Postkarten-Ausstellung in München.[32]

Forschung

Obwohl sich viele Philokartisten auf das Sammeln beschränken, gibt es unter ihnen manche, die gleichzeitig auf diesem Gebiet forschen. Wichtige Informationsquellen zum aktuellen Stand der Forschung sind philokartistische Vereinsblätter und Fachzeitschriften. Außerdem gibt es gelegentlich in philatelistischen Fachzeitschriften etwas zum Themenkreis.

Geforscht haben auf diesem Gebiet z. B. Claus-Thorsten Schmidt (über: Franz Scheiner, Weltverband Kosmopolit), Gerhard Stumpp (über: Hans Pernat, Karl Liebhardt) oder Otto May, Arnold Linke (über: Angebliche Erfinder der Ansichtspostkarte und zur Geschichte der Ansichtskarte).. Es gab schon Studienabschlussarbeiten (z. B. über Eugen Felle), die zu diesem Gebiet gehören.

Das Bildpostkartenarchiv Sabine Giesbrecht der Universität Osnabrück erforscht vor allem Ansichts- und Motivkarten in ihrem kulturellen Kontext. Die Sammlerin und Professorin für Musikgeschichte Sabine Giesbrecht hat zahlreiche Arbeiten zum Thema verfasst.

Forschungsgebiete

  • Erforschung von Postkartenverlagen, -künstlern oder -fotografen
  • Geschichte und Postgeschichte der Post- und Ansichtskarten
  • Erforschung bestimmter Arten von Postkarten
  • Auseinandersetzung mit Drucktechniken und -geschichte

Ansichtskarten werden manchmal als Belegstücke und Hilfsmittel für andere Forschungsbereiche verwendet. Es gibt Überschneidungen z. B. im Bereich der Heimatforschung, die öfter auch mit Hilfe alter Ansichtskarten durchgeführt wird. Außerdem gibt es sprach- und kommunikationswissenschaftliche Untersuchungen und Beiträge über die Kommunikation mit der Postkarte.[33][34][35]

Katalogisierung

Bei Ansichtskarten gibt es im Gegensatz zu Briefmarken, Telefonkarten oder Münzen nur für sehr wenige abgegrenzte Sammelgebiete Katalogisierungen von Karten, was bei der enormen Vielzahl der verschiedenen Karten verständlich ist. Auch von kleineren Orten gibt es häufig schon hunderte verschiedener Ansichtskarten. Gerade das macht den Reiz für viele Sammler aus, immer wieder neue Entdeckungen zu machen, um die Sammelgebiete zu vervollständigen. Für Ganzsachenkarten und sogenannte Bildpostkarten gibt es Kataloge mit Preisen.

Als Anhaltspunkte für Preise können Auktionskataloge von spezialisierten Auktionen für Postkarten verwendet werden, oder man kann bei Online-Auktionshäusern im Internet beobachten, welche Preise ähnliche Karten erzielen. Da die Urheberrechte im Laufe der Zeit erlöschen, werden jetzt von immer mehr Orten, Städten, Regionen oder verschiedenen Themengebieten neue Bücher mit alten Ansichtskarten herausgebracht oder im Internet veröffentlicht.

Preise und Markt

In der Regel sind Ansichtskarten von Großstädten günstiger zu haben als von kleineren Orten. Allgemein gibt es ein niedrigeres Preisniveau bei Orten mit viel Fremdenverkehr und Ausflüglern, da dort viele Ansichtskarten geschrieben werden. So gab es in Großstädten immer schon viel Fremdenverkehr, auch bei Kurorten oder von beliebten Sehenswürdigkeiten gibt es praktisch immer mehr Karten auf der Angebotsseite, und die Durchschnittspreise sind entsprechend niedriger. Meist kosten alte Einzelkarten im Fachhandel zwischen 50 Cent bis knapp über 20 Euro.

Gesuchte und damit oft eher teurere Postkarten

Viele alte Ansichtskarten werden heute entweder über das Internet verkauft, oder über sogenannte Ansichtskartenbörsen. Bedeutendere Ansichtskartenbörsen gibt in verschiedenen großen Städten; sie finden meist mehrmals im Jahr am selben Ort statt. Vereinzelt gibt auch Geschäfte mit alten Ansichtskarten, die meist auch Briefmarken, Münzen, Geldscheine oder andere Kleinantika verkaufen.

Rekordpreise

Vorder- und Rückseite der vermutlich ältesten Ansichtskarte der Welt, versteigert 2002 in London für über 31.000 britische Pfund

Die vermutlich älteste Postkarte der Welt wurde im 8. März 2002 insgesamt für 31.758,75 britische Pfund (zum damaligen Kurs rund 50.000 Euro) in London versteigert.[36] Die Versteigerung führte die Firma London Stamp Exchange durch, und das erfolgreiche Gebot betrug ohne Mehrwertsteuer und ohne Aufgeld 27.000 Pfund.[36] Es handelte sich um eine handgemalte, humoristische Ansichtskarte aus dem Jahr 1840 mit der seltenen Penny Black Briefmarke. Ein lettischer Sammler namens Eugene Gomberg aus Riga ersteigerte sie.[37][38][39]

Zuvor hielt den Preisrekord eine Ansichtskarte von der Titanic, die für etwa 20.000 britische Pfund durch das Londoner Auktionshaus Sotheby’s versteigert wurde. Die Karte wurde während der Passage des gesunkenen Luxusschiffs geschrieben.[38][40]

Bei der 109. Auktion des Württembergischen Auktionshauses vom 16. bis 17. April 2010 wurde eine Feldpostkarte vom Boxeraufstand mit einem Stempel der Feldpoststation No. 6 für einen Endpreis von 30.000 Euro versteigert.[41]

Hohe Preise erzielen auch Künstlerpostkarten der Wiener Werkstätte oder des Bauhauses. Hiervon erreichen seltene Spitzenstücke bei Auktionen inzwischen fast regelmäßig Preise von über 10.000 Euro. Einmal erreichte eine Bauhaus-Karte von Paul Klee einen Preis von 22.000 Euro.[42][38]

Im Juni 2015 wurde eine Ansichtskarte für 166.000 Euro (zuzüglich Provision für über 200.000 Euro) versteigert. Die Karte enthält eine Stadtansicht von Pau in Südfrankreich. Sie wurde von Pablo Picasso als Gruß am 5. September 1918 an den Dichter und Freund Guillaume Apollinaire nach Paris geschickt. Anstelle eines Textes versah Picasso die Postkarte mit einer Zeichnung, die seiner kubistischen Serie „La nature morte“ zuzuordnen sei.[43]

Hochpreisige Raritäten werden oft über spezialisierte Ansichtskartenauktionshäuser versteigert.

Die Philokartie in Kunst und Kultur

  • Der Operettenkomponist Paul Lincke komponierte in der Blütezeit des Sammelns im Jahr 1898 einen Marsch der Ansichtskartensammler.[44][45][46]
  • Beim Pariser Karnevalsumzug von 1905 gab es einen eigenen, dem Postkartenfieber vorbehaltenen Festwagen.[44][47]

Literatur

Bücher

  • Günter Formery: Das große Lexikon der Ansichtskarten: eine Enzyklopädie der Philokartie, Phil Creativ, Schwalmtal 2018, ISBN 978-3-928277-21-1.
  • Günter Formery, Thomas Fürst: Die Welt des Ansichtskartensammelns. Band 7 der Reihe: Ratgeber für Briefmarkensammler, 3. unveränderte Auflage, Phil Creativ, Schwalmtal 2015, ISBN 978-3-932198-91-5.
  • Thomas Fürst: Ansichtskarten – eine Bibliografie. Ergänzungsband/Supplement zu Band 7 der Reihe: Ratgeber für Briefmarkensammler, Phil Creativ, Schwalmtal 2015, ISBN 978-3-932198-02-1.
  • Robert Lebeck, Gerhard Kaufmann: Viele Grüße… Eine Kulturgeschichte der Postkarte. Die bibliophilen Taschenbücher (DBT) Nr. 458, Harenberg, Dortmund 1985, ISBN 3-88379-458-9.
  • Arnold Linke, Wolfram Richter: Ratgeber für Ansichtskartensammler und die es werden wollen. unter Berücksichtigung neuer Forschungsergebnisse. Salzwasser-Verlag, Bremen 2007, ISBN 978-3-86741-091-5.
  • Horst Hille: Sammelobjekt Ansichtskarte. Transpress Verlag, Berlin 1989, ISBN 3-344-00401-8.
  • Horst Hille: Ansichtskarten sammeln. Phil Creativ, Schwalmtal 1993, ISBN 3-928277-20-0.
  • Wolfgang Till: Alte Postkarten – ein Sammlerbuch, 3. Auflage, Weltbild, Augsburg 2006, ISBN 3-8289-0793-8.
  • Dieter Weidmann: Postkarten – von der Ansichtskarte bis zur Künstlerkarte. Deutscher Kunstverlag, München/ Berlin 1996, ISBN 3-422-06183-5.
  • Otto Wicki: Geschichte der Post- und Ansichtskarten. Zumstein & Cie., Bern 1996, ISBN 3-909278-13-2.

Zeitschriften

  • AK Express. - Seit 1975 die deutsche Fachzeitschrift für Ansichtskarten-, Heimat-, Motiv- und Forschungssammler; Erscheinungsweise vierteljährlich
  • AnsichtsKarten-SammlerBrief: Mitteilungsblatt der AnsichtsKarten-InteressenGemeinschaft (vormals Philokartisten Union Europas seit 1961), als Arbeitsgemeinschaft im Bund Deutscher Philatelisten (BDPh) und Verband Philatelistischer Arbeitsgemeinschaften (VPhA); Erscheinungsweise: halbjährlich.
  • Maximaphilie & Philokartie REPORT: Zeitschrift der Arge Maximaphilie & Philokartie, Arbeitsgemeinschaft des Bundes Deutscher Philatelisten e. V.; Erscheinungsweise: dreimal im Jahr
  • Horst Hille: Philokartie im Aufwind. (Artikelserie). In: Sammler Express. ab Folge 1 im Heft 5/1988 bis Folge 15 im Heft 9/1989

Weblinks

Wiktionary: Philokartie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Postkarten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise, Anmerkungen

  1. 1,0 1,1 1,2 AnsichtsKarten-SammlerBrief (Mitteilungsblatt der AnsichtsKarten-InteressenGemeinschaft), Nr. 170, März/April 2009, S. 3.
  2. AnsichtsKarten-SammlerBrief (Mitteilungsblatt der AnsichtsKarten-InteressenGemeinschaft), Nr. 172, September 2009, S. 8.
  3. Duden Fremdwörterbuch (Band 5 der Duden Reihe), 9. Auflage. von 2007, S. 794.
  4. Horst Hille: Sammelobjekt Ansichtskarte. transpress Verlag, Berlin 1989, S. 6.
  5. Philapedia Eintrag: Philokartie (Memento vom 12. Oktober 2009 im Internet Archive), abgerufen am 9. September 2009.
  6. 6,0 6,1 Das ABC des Luxuspapiers, Katalog zur Ausstellung des Museums für Deutsche Volkskunde Berlin, S. 85.
  7. Website: AnsichtsKarten-InteressenGemeinschaft, abgerufen am 9. September 2009, Websitebetreiber: Alfred Kruse
  8. 8,0 8,1 Linke/Richter: Ratgeber für Ansichtskartensammler. Salzwasser Verlag 2007, S. 54.
  9. 9,0 9,1 9,2 AnsichtsKarten-SammlerBrief (Mitteilungsblatt der AnsichtsKarten-InteressenGemeinschaft), Nr. 173, Dezember 2009, S. 12.
  10. 10,0 10,1 Peter K. W. Freude: Gruss aus Murnau. Der Markt auf alten Ansichtskarten. Murnau 1999, S. 94.
  11. Lebeck/Kaufmann: Viele Grüße… Eine Kulturgeschichte der Postkarte. 2. Auflage. von 1988, Harenberg Kommunikation Dortmund, S. 411.
  12. Thomas E. Range: The Book of Postcard Collecting, E. P. Dutton, New York 1980, S. 79.
  13. Otto Wicki: Geschichte der Post- und Ansichtskarten. Verlag Zumstein & Cie, Bern 1996, S. 16.
  14. Thomas E. Range: The Book of Postcard Collecting. E. P. Dutton, New York 1980, S. 93.
  15. AnsichtsKarten-SammlerBrief, Nr. 175, Juni 2010, S. 8.
  16. Ein ausführlicher Artikel über Willi Bernhard wurde im AK Express, Heft Nr. 87 von 1998 veröffentlicht
  17. Leseprobe für eine Veröffentlichung über historische Ansichtskarten aus Herbstein, S. 25. (Memento vom 22. September 2011 im Internet Archive) (PDF; 2,4 MB), Autor: Heinrich-Ludwig Thrin, abgerufen am 14. Juli 2010.
  18. Brain Lund: Postcard Collecting. A Beginner's Guide. Verlag: Reflection of a Bygone Age, Keyworth (Nottingham), Auflage von 2008, S. 6.
  19. Thomas E. Range: The Book of Postcard Collecting. E. P. Dutton, New York 1980, S. 13.
  20. Das Archiv – Magazin für Post- und Telekommunikationsgeschichte, Heft 4, 2007, Hefttitel: Kartengrüße – Sammlungen, Raritäten, Dokumente, ISSN 1611-0838, S. 62.
  21. 21,0 21,1 Hinweise auf Sammlungen. In: H. Pätzke, K. Werner: Postkarten & Künstlerkarten. Ein Kulturgeschichtliche Dokumentation, Galerie Arkade, Staatlicher Kunsthandel der DDR, VEB Fachbuchdruck Naumburg 1979, S. 90.
  22. AK – Topographie, Motive A–Z, 1876–1945, Verlag: Albrecht Kuttruff, Konstanz 1984, S. 5.
  23. Postkarten des Museums für Kommunikation in Berlin, abgerufen am 12. Februar 2011.
  24. Histoire des collections. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Musée des civilisations de l'Europe et de la Méditerranée. Archiviert vom Original am 7. November 2016; abgerufen am 7. November 2016 (français). i Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mucem.org
  25. Otto Wicki: Geschichte der Post- und Ansichtskarten. Verlag Zumstein & Cie, Bern 1996, S. 5.
  26. commons:Commons:Brück & Sohn/de (abgerufen am 7. November 2016)
  27. ETH Life: Postkarten – mehr als Feriengrüsse. Abgerufen am 27. Juli 2010. (Medienmitteilung der ETH Zürich vom 9. Dezember 2009)
  28. Bildpostkartenarchiv Sabine Giesbrecht. In: Universität Osnabrück. Abgerufen am 23. August 2016.
  29. Jochen Pahl: Ansichtskarten Norderney. In: kapitaen-jochen-pahl.de. Abgerufen am 23. August 2016.
  30. Bietigheimer Zeitung: Heute wird die Sammlung „Karl Stehle“ versteigert, abgerufen am 29. Juni 2014.
  31. Norbert Haidl: Nachruf für Karl Stehle (Memento vom 17. November 2014 im Internet Archive), abgerufen am 29. Juni 2014.
  32. 32,0 32,1 32,2 Hannes König: Karl Valentin als Bildpostkartensammler. In: Die Bildpostkarte. Nr. 56 vom 1. Mai 1971, Mitteilungsblatt der Philokartisten Union Europas e. V. und ihrer Stadtgruppen, S. 13.
  33. vgl. Hajo Diekmannshenke: Die Postkarte als Kommunikationsmedium (Link nicht mehr abrufbar), abgerufen am 2. April 2010.
  34. vgl. Heiko Hausendorf: Ansichten zur Karte, abgerufen am 2. April 2010.
  35. vgl. Anett Holzheid: Das Medium Postkarte. Erich Schmidt, Berlin 2011, ISBN 978-3-503-12252-3.
  36. 36,0 36,1 Deutsche Briefmarken-Revue Ausgabe Nr. 5/2002, S. 20–22; mit ausführlicher Beschreibung
  37. Spieglein, Spieglein, an der Wand – wer ist die Älteste im ganzen Land? Ein Beitrag zur Geschichte der (Bild-)Post-(Ansichts)karte (1) In: philatelie – Das Sammlermagazin des Bundes Deutscher Philatelisten, Ausgabe 308 vom Februar 2003, S. 49–52, mit ausführlicher Beschreibung
  38. 38,0 38,1 38,2 AnsichtsKarten-SammlerBrief (Mitteilungsblatt der AnsichtsKarten-InteressenGemeinschaft), Nr. 172, September 2009, S. 3.
  39. Älteste Postkarte der Welt versteigert. In: Posttip. 10. März 2002, archiviert vom Original am 29. Oktober 2010; abgerufen am 8. September 2009.
  40. Postkarten der R.M.S. Titanic, abgerufen am 8. September 2009, Websitebetreiber: Volker Wichmann
  41. Wolfgang Maassen: In: philatelie – Das Sammlermagazin des Bundes Deutscher Philatelisten, Ausgabe 397 vom Juli 2010, S. 6 ff.
  42. philatelie – Das Sammlermagazin des Bundes Deutscher Philatelisten, Ausgabe 378 vom Dezember 2008, S. 8.
  43. dpa: Ansichtskarte von Picasso für 166 000 Euro versteigert. In: Sächsische Zeitung. 20015 (Ansichtskarte von Picasso für 166 000 Euro versteigert, abgerufen am 22. Juni 2015).
  44. 44,0 44,1 Reklamepostkarten, Birkhäuser Verlag 1988, ISBN 3-7643-1937-2, S. 33.
  45. Otto Wicki: Geschichte der Post- und Ansichtskarten. Verlag Zumstein & Cie, Bern 1996, S. 25.
  46. Der eigentliche Titel des Marsches ist "Karten-Sammler-Marsch" und der Text und Umschlag des Marsches wurde auch im "Ansichtskarten-Sammlerbrief" Nr. 169 / Dezember 2008 abgedruckt.
  47. Wolfgang Till: Alte Postkarten. Weltbild Verlag, München 1994, S. 38.
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