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Populisten und Urbane
Populisten und Urbane sind zwei gegensätzliche politisch-publizistische Strömungen im Ungarn insbesondere der Zwischenkriegszeit, die bis heute im politischen und intellektuellen Feld Ungarns nachwirken.
Urbane
Die Urbanen (ung.: urbánusok, urspr. von lat. urbs ~ „Stadt“, gemeint ist im Speziellen Budapest) vertraten eine enge Anlehnung an die westeuropäische Kultur und Moderne. Wichtigstes Organ dieser weitgehend auf Budapest beschränkten Literatengruppe war die Monatszeitschrift Szép szó (~ „Schönes Wort“).[1] Die Urbanen werden auch als Anhänger eines "zweiten Ungarn" bezeichnet. Die Begriffe „Urbane“ und „Westler“ überschneiden sich, sind aber nicht identisch, da der Begriff Urbane enger auf eine bestimmte literarische Strömung eingegrenzt werden kann. Ebenso ist der Literatenkreis um die Zeitschrift Nyugat (~ „Westen“) nicht mit den Urbanen identisch, obwohl es hier personelle Überschneidungen gibt.[2]
Bedeutende Urbane sind nach Gyula Borbándi[3]:
- Zoltan Gáspár
- Bertalan Hatvány
- Antal Szerb
- György Bálint
- Gábor Halász
- Béla Zsolt
- András Hevesi
- Ferenc Fejtö
- Pál Ignotus
- Attila József
- Gyula Krúdy
Populisten
Politisch-intellektuelle Antagonisten der Urbanen waren die Populisten (ung.: népiek, von nép ~ Volk), auch bekannt als „Ländler“, „Volksleute“ oder „Volkstümler“[4]. Diese Denker eines „dritten Ungarn“ sahen sich als Sprachrohr der Landbevölkerung; sie forderten eine Agrarreform und setzten auf einen neuen kulturellen Aufschwung, einen Aufschwung gestützt durch die ländliche Bevölkerung und auf die bäuerlichen (ungarischen) Traditionen.[5]
Bedeutende Populisten sind nach Gyula Borbándi[1]:
- Gyula Illyés
- Péter Veres
- Jószef Darvas
- László Németh
- Géza Féja
- Imre Kovács
- Zoltán Szabó
- Ferenc Erdei[6]
Budapest und die ungarische Kultur
Die Urbanen sahen nicht zuletzt in der Metropole Budapest die Entstehung einer modernen ungarischen Zivilisation verkörpert, während für die Populisten Budapest geradezu den Inbegriff für den Verfall der ungarischen Kultur darstellte. In den politischen Auseinandersetzungen und der politischen Rhetorik wirkt der Gegensatz zwischen beiden intellektuellen Strömungen bis heute nach. Rechte und rechtsextreme politische Kräfte in Ungarn bedienen sich bis heute typischer Argumente der Populisten.
Siehe auch
Literatur
- Gyula Borbándi: Der ungarische Populismus. In: Studia Hungarica, Band 7, München 1976
- Istvan Eörsi: Die Rückkehr der Atavismen. In: Die Zeit, Nr. 42/1999, 14. Oktober 1999.
- A. Oplatka: In Wagenburgen verschanzt. Populisten und Urbane – ein politisch-literarischer Streit. In: Neue Zürcher Zeitung, 9. Oktober 1999, S. 82
- Máté Szabó: Urbanisten versus Populisten. Die Pluralität oppositioneller Diskurse als Ausgangspunkt für die Polarisierung des postsozialistischen Parteiensystems. In: Berliner Debatte Initial, Band 20, Nr. 3, S. 74–87.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 http://epa.oszk.hu/01500/01536/00006/pdf/UJ_1974_1975_131-147.pdf
- ↑ Borbándi nennt zum Beispiel die Nyugat-Literaten Attila Jószef sowohl als Populisten als auch als Urbanen sowie Gyula Illyés als Populisten, ebd.
- ↑ Ebd.
- ↑ So übersetzt unter http://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/kultur/9410-tagung-in-eisenstadt-das-dorf-in-den.html
- ↑ So bei http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=954&count=81&recno=7&sort=beitraeger&order=up&epoche=17
- ↑ Vgl. hierzu auch http://www.europa.clio-online.de/site/lang__de/ItemID__158/mid__12205/40208771/Default.aspx
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Populisten und Urbane aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |