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Pustertal
Das Pustertal (italienisch Val Pusteria, ladinisch Val de Puster) ist ein in Südtirol und Osttirol gelegenes Tal in den Alpen, das zwischen der Mühlbacher Klause in Italien[1] im Westen und der Lienzer Klause in Österreich als Ostbegrenzung in West-Ost-Richtung verläuft.
Häufig wird mit „Pustertal“ nur der Südtiroler Teil des Tales bezeichnet. Die dortigen Gemeinden bilden zusammen mit jenen mehrerer Seitentäler die Bezirksgemeinschaft Pustertal.
Geologisch-geografische Beschreibung
Das Pustertal ist im Wesentlichen ein Teil der „Periadriatische Naht“ genannten Verwerfung, die die Südalpen von den Zentralalpen (und damit meist auch die Kalkalpen von den zentralen Gneismassiven und Schiefergebirgen) trennt. Es entwässert zur Hälfte nach Westen (zum Eisack und damit in die Adria), zur anderen Hälfte nach Osten (zur Donau und damit zum Schwarzen Meer). Die Wasserscheide liegt im flachen Talboden auf dem Toblacher Feld bei Toblach. Das westliche Pustertal (auch das „Grüne Tal“ genannt, durchweg in Südtirol gelegen), wird von der Rienz durchflossen, das östliche, überwiegend in Osttirol gelegene von der Drau. Diesen östlichen Teil bezeichnet man auch als „Hochpustertal“.
Östlich von Sillian verlässt das Pustertal die Periadriatische Linie (die ins Gailtal hinüberwechselt) und zieht ostnordostwärts nach Lienz hinunter.
Die Ortschaften im Tal befinden sich auf einer Höhe von 750 bis 1.180 m, die wichtigsten davon sind im westlichen Pustertal Toblach, Welsberg, Olang und Bruneck, im östlichen Pustertal Innichen, Sillian und Mittewald.
Die größten Zuflüsse der Rienz bilden Antholzer Bach, Ahr, Pragser Bach, Gsieser Bach, Gader, Pfunderer Bach und Lüsenbach. Das größte Seitental ist das Tauferer Ahrntal. Die größten Zuflüsse der Drau im östlichen Pustertal sind Sextner Bach und Villgratenbach.
Etymologie
Ignaz Paprion war der erste, der den Namen Pustertal vom slawischen Wort „pust“ (öde, unfruchtbar) herleitete. Dieser Ansicht schlossen sich später Historiker wie beispielsweise Josef von Hormayr und der Slawist Franz Miklosich an.[2] Karl Finsterwalder hingegen führte den Namen auf einen keltischen Personennamen, nämlich Busturus, möglicherweise ein Stammesfürst der Saevaten, zurück; auch der Ortsname Vintl sei keltischen Ursprungs.[3] Auch Heinz Dieter Pohl[4] führt aus, dass der Name nicht aus dem Slawischen hergeleitet werden könne, denn die Slawen seien nie so weit nach Westen vorgestoßen (die Westgrenze des slawischen Gebietes war die Lienzer Klause). Der Name Pustrissa stamme aus keltischem Substrat, wie auch Innichen (Gebiet des Indius[5]). Die Endung -issa sei in keltischen Toponymen in der Regel an Personennamen angefügt, um damit eine Örtlichkeit zu bezeichnen, die der Person gehört (z.B. Vindonissa = Ort eines Vindonos, Katsch aus Katissa = Ort eines Katos). So sei auch Pustrissa als abgeleitet vom keltischen Personennamen Busturus (in Noricum Busturus und in Pannonien Busturo) zu interpretieren (pagus pustrissa = Gau des Busturus).
Geschichte
Das Toblacher Feld, die höchstgelegene Fläche des Pustertals, war zwischen 590 und 600 Schauplatz der ersten Zusammenstöße zwischen den Bajuwaren unter Herzog Tassilo I., die sich nach Südosten ausbreiten wollten, und den Alpenslawen, die selbiges in die Gegenrichtung vorhatten, aber daran gehindert wurden. 769 initiierte dann Herzog Tassilo III. unweit davon die Gründung des Klosters Innichen zur Slawenmissionierung. Einige Zeit später (783) gehört dieser Teil des Hochpustertals zum Hochstift Freising (bis 1803).
Der Sieghardinger Engelbert IV. ist als einer der Inhaber der Gaugrafschaft Pustertal bekannt. Durch Heirat mit dessen Tochter Richardis von Lavant kam Siegfried I. von Spanheim († 1065) in den Besitz der Grafschaft. Siegfrieds Sohn Engelbert I. wurde im Zuge des Investiturstreits 1091 der Grafschaft enthoben und es wurden die Bischöfe von Brixen durch kaiserliche Schenkung mit der Grafschaft betraut, die von der Mühlbacher bis zur Lienzer Klause reichte.
Otto von Andechs, Bischof von Brixen, belehnte anno 1165 seinen Bruder Berthold III. mit den Grafschaften Puster- und Norital. Mit dem Aussterben der Andechser 1248 gelangten die Grafen von Tirol in den Besitz der Grafschaft Pustertal.
1253 erlosch die Linie der Tiroler, und Meinhard I., Schwiegersohn des letzten Grafen von Tirol Albert III., erbte u. a. das Pustertal. Nach seinem Tod im Jahre 1258 teilten dessen Söhne Meinhard II. und Albert 1271 das gemeinsame Herrschaftsgebiet, wobei das Pustertal Albert zufiel, dessen Linie, die Grafen von Görz, 1500 ausstarb. Gemäß Erbvertrag übernahm Maximilian I. von Habsburg die Herrschaft über das Gebiet. Dies wirkte sich auf die politische Entwicklung des heutigen Osttirols aus, die bis zu diesem Zeitpunkt vom übrigen Tirol unabhängig war.
Verkehr
Durchgängig verkehrstechnisch erschlossen ist das Pustertal über die Staatsstraße 49 (ital.: Strada statale 49 della Pusteria) und die Landesstraße B 100 (Europastraße E 68), weiters die Pustertalbahn (ital.: Ferrovia della Val Pusteria) und einen Radweg von Bruneck bis Lienz, der nur in einigen Engstellen des Pustertals auf der Staatsstraße geführt wird; von Toblach (bzw Innichen) bis Lienz wird der Radweg auch Drauradweg (ital.: Ciclabile della Drava) genannt.
Sage
Die Südtiroler Sage von der Trude, dem Kind im Schatten, das dem Ritter Scharhart gehorchen muss, und wie dieser dann doch im gerichtlichen Zweikampf gegen Marhild umkommt, spielt im Pustertal.
Ebenfalls im Hochpustertal angesiedelt ist die Sage über den Riesen Haunold, der an der Quelle Admirabus im innersten Villgratental aufwächst, den Hunnenfürsten von Heinfels im Zweikampf überwindet und am Bau des Klosters Innichen mitwirkt, ehe er in den gleichnamigen Berg entrückt wird.
Historisch verbürgt ist der Zauberer Thurn Urban, der am Thurntaler sein Unwesen getrieben haben soll und in Vierschach hingerichtet wurde.
Erzählungen über die Wilde Fohre und den umgehenden Schuster sind besonders im östlichen Pustertal verbreitet.
Weblinks
Literatur
- Bezirksgemeinschaft Pustertal (Hrsg.): Unser Pustertal - in Vergangenheit und Gegenwart. Athesia, Bozen 2009, ISBN 978-88-8266-622-4.
Einzelnachweise
- ↑ Josef Rampold, Pustertal, Verlag Athesia Bozen 1980, S. 18
- ↑ Josef Rampold, Pustertal, Bozen: Athesia 1980, S. 61.
- ↑ Karl Finsterwalder, Pustertaler Ortsnamen, Schlern Jahrgang 1965, S 453.
- ↑ http://members.chello.at/heinz.pohl/Landschaften.htm
- ↑ Egon Kühebacher, Die Hofmark Innichen (1969), S. 38
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