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Puszta
Die Puszta, eingedeutscht auch Pußta geschrieben, ist ein Landschaftsgroßraum in Ungarn und im heute österreichischen Burgenland. Die Landschaft besteht aus baumarmer Steppe mit stark kontinentalem Klima. Die Puszta ist der westlichste Ausläufer einer eurasischen Vegetationszone (Eurasische Steppe), die sich von hier – mit kleinen Unterbrechungen z. B. durch die Karpaten und den Ural – bis in die Mongolei erstreckt. Die durch massive Rodung geschaffene Landschaft mit ihrer spärlichen Vegetation, die nur noch als Viehweide genutzt werden konnte, ist im Laufe des 20. Jahrhunderts für die intensive Landwirtschaft kultiviert worden. Von der seit dem 16. Jahrhundert entstandenen Pusztalandschaft finden sich nur noch wenige großflächige Gebiete – zum Beispiel bei Hortobágy.[1]
Etymologie
Der Begriff „Puszta“ leitet sich vom altslawischen Wort „pust“ ab, was so viel wie „öde“, „wüst“, „leer“ bedeutet. In diesem Sinne kann die Ableitung „Puszta“ mit „Einöde“, „Wüste“, „unfruchtbarem“, „brachliegendem“, „verlassenem“ oder „unbebautem Land“ übersetzt werden. Im 16. Jahrhundert fand eine Projektion des Begriffs „Puszta“ im Sinne von „brachliegen“ und „unbebaut“ auch auf unverheiratete Mädchen statt. Da sich das Wort im Ungarischen weiter verselbständigte, steht der Begriff auch für landwirtschaftlich extensiv und intensiv genutzte Gebiete wie Heiden, Weideländer, Grassteppen. Letztendlich können auch große Landgüter und Meierhöfe damit bezeichnet sein.[2] Eines der touristisch bekanntesten Landgüter dieser Art ist Szántódpuszta bei Szántód (Komitat Somogy), das in unmittelbarer Nähe des Plattensees liegt. Außerdem findet sich das Wort bei bewirtschafteten oder zumindest aufgeforsteten Wäldergebieten oder Hainen. So beispielsweise im Begriff Újberekpuszta (Neuhainpuszta) nahe dem südungarischen Dorf Várdomb im Komitat Tolna. Die für das traditionelle Agrarland Ungarn typischen bäuerlichen Gasthöfe (csárda) wurden und werden im Deutschen vielfach Pusztaschenken oder Heideschenken genannt. Insbesondere im Zuge der Wiederbesiedelung nach den Türkenkriegen hat sich der Begriff auch in etlichen ungarischen Ortsnamen manifestiert. So im Dorfnamen Bugac Puszta im gleichnamigen Nationalpark südlich von Kecskemét (Komitat Bács-Kiskun).
Lage in Ungarn |
Geographie
Die Puszta ist eine Kulturlandschaft, welche eine Exklave der eurasischen Steppe darstellt und deren westlichster Ausläufer ist. Die bedeutendsten ursprünglichen Gebiete, die traditionell von extensiver Landwirtschaft geprägt sind, finden sich im Nationalpark Hortobágy östlich der Theiß, in der südungarischen Bugac-Puszta sowie am Neusiedler See, einem der größten Steppenseen Europas.
Geschichte
Große Teile der Puszta sind eine Sekundärsteppe. Sie entstanden während des 16. und 17. Jahrhunderts durch massive Eingriffe des Menschen in die ursprüngliche Naturlandschaft. Bis in diese Zeit bedeckten große Waldgebiete und Waldsteppen das Land. Sie wurden nach dem 1526 erfolgten Einfall der Osmanen durch die türkische Besatzungsmacht großflächig gerodet. Der dadurch entstandene Versumpfung des Landes wurde bis ins 20. Jahrhundert mit einer großflächigen Trockenlegung begegnet, die wiederum zur Versteppung führte. Auch die Begradigung und Regulierung der Flüsse, deren Naturgewalten sich durch die Bodenveränderungen insbesondere bei Hochwässern für die Menschen deutlich zeigten, trug ihren Teil zu dieser Entwicklung bei. Das für die ursprüngliche Flora und Fauna endgültige Ende bedeuteten die Salzsteppen, wie sie heute für Hortobágy typisch sind. Diese Region war noch zur Zeit des Königs Matthias Corvinus (1458–1490) von Sumpfwäldern geprägt.[3] Die Bodenerosion trug dazu bei, dass heute unter sehr dünnen Humusdecken zumeist Sandschichten zu finden sind. Trotz der Entwässerung blieb der Grundwasserspiegel sehr hoch. Dies ermöglichte auch die Anlage von Brunnen, dessen bekannteste Form in der Puszta der Gémeskút ist. Tatsächlich kamen in den Gebieten der Puszta auch viele andere Brunnenformen vor.
In extremer Form führten die Eingriffe auch zu Salzseen und Treibsandflächen. Daneben hielten sich als Zwischenphasen zu dieser Entwicklung Moorwiesen und Altauen. Die extensiv genutzten Kulturlandschaften der Puszta wurden in der Folge jedoch zum Lebensraum vieler neuer Tier- und Pflanzenarten, die heute wiederum teilweise unter Artenschutz stehen, darunter auch selten gewordene Haustierrassen wie das vor dem Aussterben stehende Ungarische Steppenrind.
Siehe auch
Literatur
- Loránd Benkő (Hrsg.): Etymologisches Wörterbuch des Ungarischen. Band 6, Akadémiai Kiadó, Budapest 1995, ISBN 9630568462
Weblinks
- Nationalpark Hortobágy Internetangebot der Nationalparkverwaltung, abgerufen am 8. Juni 2014
Anmerkungen
- ↑ Welt online: „Unesco Weltkulturerbe Europa: Nationalpark Hortobágy – die ,Puszta’“ (Memento vom 21. Dezember 2011 im Internet Archive)
- ↑ Tibor Kestyüs: Untersuchungen zu den ungarischen Lehn- und Fremdwörtern in der deutschen Sprache. In: Finnisch-ugrische Mitteilungen, Band 21/22, Buske, 1999, S. 83 ff.; hier: S. 102.
- ↑ Gustav Wendelberger: Zur Soziologie der kontinentalen Halophytenvegetation Mitteleuropas unter besonderer Berücksichtigung der Salzpflanzengesellschaften am Neusiedler See. In: Denkschriften der Akademie der Wissenschaften, 108, Wien 1951, S. 13.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Puszta aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |