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Röstigraben

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Verbreitung der vier Landessprachen in der Schweiz

Röstigraben ist ein Terminus, der insbesondere den Unterschied im Abstimmungsverhalten zwischen Deutschschweizern und Romands, also der deutschsprachigen Bevölkerungsmehrheit und der frankophonen Bevölkerung der Schweiz bezeichnet. Ursprünglich war er ein scherzhafter Ausdruck für die «gefühlten» Unterschiede zwischen den beiden grössten Schweizer Sprachregionen.

Bedeutung

Die Saane in Freiburg, das Realsymbol für den Röstigraben

Rösti ist die schweizerdeutsche Bezeichnung für das klassische Kartoffelgericht der Deutschschweizer Küche, einen früheren Bestandteil des Bauernfrühstücks. Allerdings hat Marcel Schwander, der langjährige Westschweizer Korrespondent des Zürcher Tages-Anzeigers, darauf hingewiesen, dass die Romands die «pommes de terre fricassées» ebenso lange kennen wie die Deutschschweizer, aber im Lauf der Zeit die kürzere Bezeichnung übernommen hätten.[1] Oft wird der Röstigraben mit dem Lauf der Saane bei Freiburg gleichgesetzt, was sich im französischen Ausdruck outre-Sarine (jenseits der Saane, also in der Deutschschweiz) widerspiegelt.[2] In der französischsprachigen Schweiz werden eher – in Anlehnung an den Eisernen Vorhang – die Begriffe Rideau de rösti («Röstivorhang») oder Barrière de rösti («Röstizaun») benutzt.

Der Begriff wird häufig bemüht, wenn das Stimmverhalten bei Volksabstimmungen je nach Sprachregion unterschiedlich ausfällt:

  • Am ehesten treten die Unterschiede im Bereich der Aussen- bzw. Sozialpolitik zu Tage, wo die Romandie zumeist dem Ausland (auch der EU) gegenüber offener und staatlichen Regulierungen gegenüber freundlicher eingestellt ist.
  • Weniger ausgeprägt sind sie in der Verkehrs-, Umwelt-, Drogen- und Gesellschaftspolitik.

In den letzten Jahren hat der Röstigraben in der Schweizer Politik zugunsten eines wachsenden Grabens zwischen urbanen und ländlichen Gebieten an Bedeutung verloren.

Die italienische Schweiz stimmt bei aussenpolitischen Themen üblicherweise wie die Deutschschweiz, sonst eher mit der Romandie zusammen; die Nordwestschweiz hingegen stimmt oftmals wie die Romandie ab und ist nicht eindeutig auf der Deutschschweizer Seite des Röstigrabens anzusiedeln.

Prähistoriker finden die Schweiz schon seit dem 4. Jt. v. Chr. zweigeteilt: Ein «prähistorischer Röstigraben» trennt die Ostschweiz mit Einbindung in einen zentraleuropäischen Rahmen von der Westschweiz eingebunden in die südfranzösischen Kulturströme[3]. Von Volkskundlern wird in diesem Zusammenhang die grössere Bedeutung der knapp 100 km weiter östlich, ebenfalls grob in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Brünig-Napf-Reuss-Linie als Kulturgrenze zwischen vorwiegend alemannischem bzw. burgundischem Einfluss herausgestrichen.

Siehe auch

Literatur

  • Christophe Büchi: Röstigraben. Das Verhältnis zwischen deutscher und französischer Schweiz – Geschichte und Perspektiven. NZZ, Zürich 2000, ISBN 3-85823-812-0.
  • Roberto Bernhard: Bausteine zum Brückenschlag zwischen Deutsch- und Welschschweiz. Editions Libertas Suisse, Biel 2002, ISBN 3-9521464-2-0.
  • Laurent Flutsch: Rideau de rösti – Röstigraben. Ausstellungskatalog des Musée romain de Lausanne-Vidy, Infolio, Gollion 2005.

Einzelnachweise

  1. sda: Er war der erste «Tages-Anzeiger»-Korrespondent in der Romandie. Tages-Anzeiger, 13. Juni 2010, abgerufen am 10. Dezember 2011.
  2. Beispiel des Ausdrucks in der französischsprachigen Zeitung La Liberté.
  3. Pfahlbauten der Westschweiz ... In: Pfahlbauten rund um die Alpen, Archäologie in Deutschland, Theissverlag, Stuttgart 1997, ISSN 0176-8522

Weblinks

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