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Raphaël Glucksmann
Raphaël Glucksmann (* 15. Oktober 1979 in Paris) ist ein französischer Journalist, Dokumentarfilmer und Politiker. Von 2008 bis 2012 beriet er den georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili. Seit 2018 ist er einer der Anführer der Partei Place publique. Bei der Europawahl 2019 war er Spitzenkandidat der Liste Envie d'Europe écologique et sociale (mit PS und PRG) und ist seither Mitglied des Europäischen Parlaments.
Leben
Jugend, Studium
Raphaël Glucksmann ist der Sohn des französischen Philosophen und Essayisten André Glucksmann. Er besuchte das Lycée Henri IV und studierte von 1999 bis 2003 am Institut d’études politiques de Paris (Sciences Po).
Journalist und Regisseur
Zwischen 2001 und 2002 arbeitete er als Korrespondent für verschiedene italienische Tageszeitungen in Algerien. 2002 war er Mitbegründer der NGO Études Sans Frontières (deutsche Sektion: Studieren Ohne Grenzen), die Studenten aus kriegszerrissenen Ländern, darunter Tschetschenien, Ruanda, Demokratische Republik Kongo und Sudan, ein Studium im Westen ermöglichen will. Zwischen 2004 und 2007 drehte er Dokumentarfilme für das französische Fernsehen, unter anderem über den Völkermord in Ruanda und die Orange Revolution in der Ukraine.
Von 2013 bis 2016 war Glucksmann Ko-Geschäftsführer einer Werbeagentur. Seit 2017 trat er als Kolumnist in der Radiosendung Questions politiques auf France Inter auf. Von Dezember 2017 bis Oktober 2018 war er zudem Herausgeber der Literaturzeitschrift Le Nouveau Magazine littéraire. Dann gab er seine journalistische Arbeit zugunsten seiner politischen Tätigkeit auf.
Präsidentenberater
2008 veröffentlichte er mit Michail Saakaschwili einen Interviewband Je vous parle de liberté. Darin gibt der georgische Präsident Auskunft über seine Rolle im Kaukasuskrieg 2008 und seine politische Biografie. Anschließend holte Saakaschwili Glucksmann als persönlichen Berater für Außenpolitik und Europäische Integration nach Tiflis.[1] Glucksmann hielt dem Präsidenten jahrelang die Treue, verteidigte im georgischen Parlamentswahlkampf 2012 gegenüber Auslandskorrespondenten seine Politik. Nach der Niederlage von Saakaschwilis Vereinter Nationaler Bewegung bei dieser Wahl verließ Glucksmann jedoch Georgien mit seiner damaligen Frau und kehrte nach Frankreich zurück.
Politik
Im Vorfeld der Parlamentswahl in Frankreich 2007 trat Glucksmann als Unterstützer der wirtschaftsliberalen Kleinpartei Alternative libérale auf und wurde zeitweilig als Kandidat dieser Partei in einem Wahlkreis in Paris angekündigt, trat dann aber doch nicht an.[2] Glucksmann war zunächst – wie sein Vater – ein ausgesprochener Unterstützer des 2007 gewählten konservativen Präsidenten Nicolas Sarkozy. Im Jahr 2015 bezeichnete er die Unterstützung für Sarkozy rückblickend als Fehler.[3] Im Präsidentschaftswahlkampf 2017 sprach er sich für Benoît Hamon von der Sozialistischen Partei aus.
Im November 2018 gründete Glucksmann zusammen mit dem Wirtschaftswissenschaftler Thomas Porcher, der Umweltaktivistin Claire Nouvian und dem Elsässer Lokalpolitiker Jo Spiegel (Bürgermeister von Kingersheim; ehemals PS-Mitglied) die linke, ökologische und pro-europäische Partei Place publique („öffentlicher Platz“ oder im übertragenen Sinn „Öffentlichkeit“). Sie trat zur Europawahl im Mai 2019 im Rahmen einer gemeinsamen Liste mit der Parti socialiste (PS), Parti radical de gauche (PRG) und der Partei Nouvelle Donne (einer linken Abspaltung der PS) an. Glucksmann war der Spitzenkandidat dieser Liste mit der Bezeichnung Envie d'Europe écologique et sociale („Lust auf ein ökologisches und soziales Europa“),[4] die 6,2 % der Stimmen und fünf der 74 französischen Sitze im Europäischen Parlament erhielt.
Seither ist er Europaparlamentarier in der Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten (S&D). Er ist Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten und stellvertretender Vorsitzender des Unterausschusses Menschenrechte.[5]
Privatleben
Glucksmann war mit der georgischen Journalistin Eka Zgouladze verheiratet, die 2005–2012 (erste) stellvertretende Justizministerin und nach dem Gefängnisskandal vom 20. September bis 27. Oktober 2012 kommissarische Justizministerin war. Inzwischen wurde ihr Anfang Dezember 2014 die ukrainische Staatsbürgerschaft verliehen, und sie war bis Mai 2016 stellvertretende Innenministerin der Ukraine im Kabinett Jazenjuk II.[6] Die beiden haben einen gemeinsamen Sohn, der 2011 geboren wurde.
Seit 2015 ist er mit der Journalistin Léa Salamé liiert, mit der er seit 2017 einen gemeinsamen Sohn hat.[7]
Einzelnachweise
- ↑ Raphaël Glucksmann, conseiller officieux de M. Saakachvili, France24, 14. Mai 2009
- ↑ Vincent Coquaz, Fabien Leboucq: Raphaël Glucksmann était-il candidat d'un mouvement ultralibéral aux législatives de 2007 ? In: Libération (online), 18. März 2019.
- ↑ Maria Malagardis: Raphaël Glucksmann. Une rage d’enfant. In: Libération (online), 20. April 2015.
- ↑ Européennes: Glucksmann présente son projet, «rencontre du social et de l'écologie». In: Le Figaro (online), 6. Mai 2019.
- ↑ Eintrag zu Raphaël Glucksmann in der Abgeordneten-Datenbank des Europäischen Parlaments
- ↑ Former Georgian Official Tapped For Ukraine's Interior Ministry, 12 December 2014
- ↑ Audrey Kucinskas: Léa Salamé a accouché de son premier enfant. L’Express, 14. März 2017, abgerufen am 22. Januar 2018 (français).
Weblinks
- Raphaël Glucksmann in der Internet Movie Database (englisch)
- Eintrag zu Raphaël Glucksmann in der Abgeordneten-Datenbank des Europäischen Parlaments
- Website der Bewegung Place Publique
- Website der Liste Envie d'Europe
Personendaten | |
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NAME | Glucksmann, Raphaël |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Journalist, Dokumentarfilmer und Politiker, MdEP |
GEBURTSDATUM | 15. Oktober 1979 |
GEBURTSORT | Paris |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Raphaël Glucksmann aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |