Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzyklopädie zum Judentum.
Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ... Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten) |
How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida |
Parti socialiste (Frankreich)
Parti socialiste Sozialistische Partei | |
Parteivorsitzender | Jean-Christophe Cambadélis (kommissarisch) |
Gründung | 1969 |
Gründungsort | Alfortville |
Hauptsitz | 10 Rue de Solférino 75007 Paris |
Ausrichtung | Sozialdemokratie, Demokratischer Sozialismus |
Farbe(n) | Rosa, Rot |
Parlamentsmandate | 280/577 130/348 (Senat, 2011) |
Mitgliederzahl | 173 486[1] |
Internationale Verbindungen | Sozialistische Internationale, Progressive Allianz |
Europapartei | Sozialdemokratische Partei Europas (SPE) |
EP-Fraktion | Progressive Allianz der Sozialisten und Demokraten im Europäischen Parlament (S&D) |
Website | www.parti-socialiste.fr |
Die Parti socialiste (Abkürzung PS, deutsch Sozialistische Partei) ist eine politische Partei in Frankreich. Sie verfolgt eine demokratisch-sozialistische bzw. sozialdemokratische Programmatik und gehört der Sozialdemokratischen Partei Europas, der Progressiven Allianz sowie der Sozialistischen Internationale an. In der Fünften Republik stellte sie bislang mehrere Premierminister und zwei Staatspräsidenten: François Mitterrand (1981–1995) und François Hollande (seit Mai 2012).
Parteigeschichte
Die PS ist 1969 aus der Section française de l’Internationale ouvrière (SFIO; französische Sektion der Arbeiter-Internationale) und dem Parti Radical Socialiste bzw. Parti Socialiste Unifié entstanden und wurde im Mai 1969 beim Parteitag in Alfortville auf Initiative von Alain Savary gegründet. Auf dem darauffolgenden Parteitag in Issy-les-Moulineaux im Juli 1969 wurde der Gründungsprozess abgeschlossen und Alain Savary zum Generalsekretär gewählt.
Traditionell war die französische Linke in die größere Kommunistische Partei (PCF) und mehrere kleine sozialistische Strömungen und Parteien gespalten, wobei die Arbeiterschaft sich vorwiegend im PCF organisierte, während sich die stark antikommunistische SFIO im Laufe der Nachkriegsgeschichte immer stärker zu einer Honoratiorenpartei entwickelte. In den 1960er Jahren, als der sozialistische Präsidentschaftskandidat Gaston Defferre nur noch 5 Prozent erreichte, erneuerten sich die sozialistischen und sozialdemokratischen Strömungen in Frankreich in ca. 120 verschiedenen Clubs. Im Mai 1968, als Paris und ganz Frankreich zeitweilig durch eine Welle von Streiks stillstanden, offenbarte sich die Schwäche dieser mangelnden programmatischen und organisatorischen Einheit der sozialistischen Linken, die zur Gründung der PS führte. Erst die Einigung der nichtkommunistischen Linken im PS als damals drittstärkster politischer Kraft ermöglichte die Reaktivierung des Bündnisses mit dem PCF, aus dem letztlich die Präsidentschaft François Mitterrands resultierte.
Die Ära Mitterrand
1971 fusionierte die PS mit der Fédération de la Gauche Démocrate et Socialiste bzw. der Convention des Institutions Républicaines (CIR). François Mitterrand war 1971 bis 1981 Erster Sekretär der PS. Die Partei erlebte unter seiner Führung beim Parteitag in Épinay eine Neuorientierung. 1972 unterzeichneten Mitterrand und Georges Marchais ein gemeinsames Regierungsprogramm von Sozialisten und Kommunisten, das die Grundlage für gemeinsame erfolgreiche Wahlkämpfe war und auf einer Ablehnung des Kapitalismus basierte.
Mit der Wahl François Mitterrands zum Präsidenten 1981 gelangte die Partei erstmals an die Macht. Nach einer politischen Ausrichtung auf die Stimulierung des Konsums (mit Verstaatlichungen, Gehaltserhöhungen und Arbeitszeitverkürzung) schlug die Partei 1983 eine neue Richtung ein. Aufgrund der schlechten konjunkturellen Lage und der von Jacques Delors dagegen eingeleiteten Maßnahmen, über die sich die Partner nicht einig werden konnten, kam es zum Bruch der Regierungskoalition zwischen Sozialisten und Kommunisten.
Seit dieser Zeit ist die Sozialistische Partei sowohl in der Nationalversammlung als auch im politischen Leben Frankreichs im Allgemeinen die größere und tonangebende politische Kraft der Linken.
Die PS wurde traditionell durch vier Strömungen, Courants, formiert:
- den Courant Mitterrand, die größte, linkspragmatische Strömung mit Anhängern der ehemaligen CIR, der heute durch Lionel Jospin, Laurent Fabius, Ségolène Royal, Bertrand Delanoë und Manuel Valls repräsentiert wird (auch social-libéral oder social-démocrate genannt)
- den Courant Mauroy/Defferre, den „Bürgermeisterflügel“, der sich aus ehemaligen SFIO-Mitgliedern rekrutierte und von Pierre Mauroy und Gaston Defferre repräsentiert wurde
- den Courant Rocard, linkssozialdemokratische Mitglieder des ehemaligen PSU und des Gewerkschaftsbundes CFDT, ihre Forderung war bis in die 1980er Jahre die Kollektive Selbstverwaltung der Unternehmen durch die Beschäftigten - unter Führung Michel Rocards sowie
- den orthodox-marxistisch orientierten Flügel unter Jean-Pierre Chevènement, der sich im Centre d’Études, de Recherches et d’Éducation Socialistes (CÉRÉS) organisiert hatte.
Als der Präsident 1990 eine Beteiligung Frankreichs am Zweiten Golfkrieg befürwortete, verließen Jean-Pierre Chevènement und seine Anhänger, die einen bewaffneten Konflikt ablehnten, die Partei und gründeten die Bewegungen Mouvement des citoyens und La Gauche Socialiste.
Mitterrand sind neue Impulse auf dem Weg zur europäischen Einigung zu verdanken, die durch das positive Ergebnis beim Referendum über den Vertrag von Maastricht bestätigt wurden. Allerdings steht diese immer stärker im Zeichen einer liberalen Philosophie. Ironischerweise illustriert sich das Versagen der Sozialisten am eindeutigsten anhand der stetig steigenden Arbeitslosenzahlen im Verlauf der beiden Amtszeiten von François Mitterrand. Dieser Misserfolg ist wohl die Hauptursache für eine gravierende Niederlage der Partei bei den Parlamentswahlen 1993. Ein weiterer wichtiger Grund war das von Mitterrand ausgerufene Referendum über den Vertrag von Maastricht, dies im Bestreben, die bürgerlichen Rechten zu schwächen, unter bewusster Inkaufnahme der Möglichkeit eines Erstarkens des rechtsextremen Front National (FN).
1993 erhielt zudem der Jugendverband Mouvement des Jeunes Socialistes (MJS) seine strukturelle Unabhängigkeit von der Partei.
Nach Mitterrand
Als Favorit auf die Nachfolge Mitterrands galt für die Sozialisten Jacques Delors, der aber im Dezember 1994, wenige Monate vor der Präsidentschaftswahl 1995, seinen Verzicht auf eine Kandidatur erklärte. In einer Urwahl setzte sich schließlich Lionel Jospin mit knapp zwei Dritteln der Stimmen gegen den damaligen Ersten Sekretär der PS, Henri Emmanuelli, durch. Jospin verlor die Präsidentschaftswahl gegen Jacques Chirac.
Unmittelbar nach der Präsidentschaftswahl wurde Jospin Erster Sekretär der Parti Socialiste. Er führte die PS in die vorgezogenen Neuwahlen 1997, die die Partei an der Spitze der Gauche plurielle überraschend gewinnen konnte. Jospin wurde Premierminister in einer Cohabitation, sein Nachfolger an der Parteispitze François Hollande. Unter Jospin als Premierminister (1997 bis 2002) trat eine Konjunkturerholung ein. In dieser Zeit kam es außerdem zur Umsetzung des Vertrags von Amsterdam, zur Einführung des Euro, zur Umsetzung des Pacte civil de solidarité (PACS, vergleichbar der deutschen eingetragenen Lebenspartnerschaft) und zu Privatisierungen staatlicher Unternehmen. Auch die Einführung der 35-Stunden-Woche wurde von der Regierung Jospin initiiert.
Inzwischen formierten sich im PS neue Strömungen, wie
- der Courant Nouveau Parti Socialiste mit Arnaud Montebourg, Vincent Peillon und Benoît Hamon, die u. a. im Rahmen der Convention pour la sixième République eine neue Verfassung fordern
- der Courant Nouveau Monde mit Henri Emmanuelli und Jean-Luc Mélenchon
- der Courant Socialisme et Démocratie, der von Dominique Strauss-Kahn dominiert wurde, und
- der Courant Réformer (Aubryistes), der von Martine Aubry angeführt wurde.
Am 21. April 2002 durchlebte die Partei bei den Präsidentschaftswahlen ein wahres Trauma, als ihr Kandidat und amtierender Premierminister Lionel Jospin mit nur 16 Prozent der Wählerstimmen den zweiten Wahlgang verpasste, den stattdessen Jacques Chirac und der rechtsextreme Jean-Marie Le Pen erreichten. Die Anhänger sahen sich dadurch gezwungen, mit Chirac einen Präsidentschaftskandidaten zu unterstützen, der für eine der Partei fremde Politik stand, um Jean-Marie Le Pen abzuwehren. Die Niederlage Jospins war für die meisten Beobachter im In- und Ausland überraschend, da Umfragen zuvor ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Jospin und Chirac prognostiziert hatten, Le Pen aber erheblich unter seinem schließlichen Wahlergebnis eingeschätzt wurde. Die Niederlage führte zum Rückzug Jospins aus der aktiven Politik, in der Folge verlor die PS auch die Wahlen zur Nationalversammlung im Juni 2002.
Der Parteitag von Dijon 2003 stand, geprägt von den Wahlniederlagen 2002, sowohl im Zeichen einer Rückbesinnung auf die Grundwerte als auch der Besorgnis angesichts steigender Popularität des rechtsradikalen Front National. So kam es zu einer Distanzierung vom traditionellen Sozialismus französischer Prägung mit seiner im europäischen Vergleich weiter links angesiedelten Philosophie hin zu einer stärker sozialdemokratisch orientierten Richtung, für die Guy Mollet zum Symbol wurde.
Bei den Regionalwahlen 2004 gewannen die Sozialisten in allen französischen Regionen mit Ausnahme des Elsass und wurden durch das Abschneiden bei den Europawahlen wenige Monate später bestätigt. Allerdings lässt sich nicht eindeutig feststellen, ob hinter diesen für die Partei positiven Ergebnissen nicht eher eine Ablehnung der Politik der damaligen Regierung als Motiv steht: Die strafrechtlich relevanten Skandale des Präsidenten Jacques Chirac und des Vorsitzenden seiner Partei Alain Juppé wurden von Beobachtern ebenfalls als Grund für den Wiederaufschwung der PS aufgefasst.
Die Debatte um die Europäische Verfassung
Die Debatte um die Europäische Verfassung spaltete die Partei, da die Debatte sowohl parteiintern als auch vom politischen Gegner dazu genutzt wurde, Einfluss im Hinblick auf die Präsidentschaftswahlen 2007 zu gewinnen bzw. die Partei zu schwächen. Bei einem parteiinternen Referendum Ende 2004 sprach sich die Mehrheit der Parteimitglieder zunächst für eine Ratifizierung der Europäischen Verfassung aus.
Beim Referendum am 29. Mai 2005 über die Europäische Verfassung war die PS tief gespalten: Während Parteichef François Hollande für die Annahme plädierte, wirkten Henri Emmanuelli und Laurent Fabius gegen die Annahme der Verfassung. Als beim Referendum die Befürworter unterlagen, wurden bei der darauffolgenden Parteiversammlung am 4. Juni 2005 Mitglieder, die sich entgegen der mehrheitlichen Ansicht der Partei für eine Ablehnung der Verfassung starkgemacht hatten – obwohl Vertreter der Mehrheitsmeinung innerhalb der Bevölkerung –, aus der Parteiführung auf nationaler Ebene ausgeschlossen. François Hollande kündigte in seiner Funktion als Parteivorsitzender für den 18. November 2005 einen vorgezogenen Parteitag an.
Konkreter und über personengebundene Strömungen hinweg lässt sich der französische Sozialismus in vier Hauptfraktionen unterteilen:
- diejenigen, die die Hauptaufgabe der Sozialisten in einer fortschrittlicheren Verwaltung des liberalen Systems sehen, nach dem Beispiel Tony Blairs, für den eine Anpassung an das System notwendig erscheint, um es in der Folge gerechter zu gestalten
- diejenigen, denen gesellschaftliche Veränderungen nach Beispiel Zapateros mehr bedeuten als soziale Veränderungen
- diejenigen, die alles auf den Kampf für einen sozialen Ausgleich und strukturelle Veränderungen der Marktwirtschaft nach dem Beispiel Jospins setzen
- diejenigen, die als Marxisten des linken Flügels daran festhalten, der Kapitalismus sei als Gesellschaftsform überholt – geteilter Meinung über die Ergebnisse des Referendums, aber dadurch insgesamt in ihrer Linie bestärkt.
Ab 2007: tiefe Krise und Erholung
Als Kandidatin der Parti Socialiste für die Präsidentschaftswahl 2007 setzte sich in einer Urwahl Ségolène Royal gegen Laurent Fabius und Dominique Strauss-Kahn durch. Royal profilierte sich im Wahlkampf teilweise gegen ihre Partei und führte einen stark auf ihre Person zugeschnittenen Wahlkampf. Sie konnte damit ein gutes Wahlergebnis erreichen: Mit 25,87 Prozent erreichte sie im ersten Wahlgang das beste Ergebnis eines Präsidentschaftskandidaten der PS seit François Mitterrand, im zweiten Wahlgang unterlag sie Nicolas Sarkozy (UMP) mit 47 zu 53 Prozent.
Im Anschluss an die Präsidentschaftswahl und die ebenfalls verlorene, unmittelbar folgende Parlamentswahl verschärften sich die Richtungsstreitigkeiten innerhalb der Parti Socialiste, auch bedingt durch die anfangs große Popularität Sarkozys und seinen Ansatz, führende Politiker der französischen Linken in seine Regierung einzubinden. Die Auseinandersetzungen eskalierten auf dem Parteikongress in Reims 2008. Bei der Abstimmung über das Arbeitsprogramm erhielt die Strömung um Ségolène Royal mit 29 Prozent die meisten Stimmen, war aber deutlich von einer eigenen Mehrheit entfernt. Auch den Strömungen um Bertrand Delanoë (25 Prozent), Martine Aubry (24 Prozent) und Benoît Hamon (19 Prozent) gelang es nicht, sich auf eine gemeinsame Arbeitsgrundlage zu einigen.
Bei der Urwahl des Ersten Sekretärs der PS, die unmittelbar auf den Kongress von Reims folgte, bewarben sich Martine Aubry, Benoît Hamon und Ségolène Royal. Der amtierende Erste Sekretär François Hollande hatte bereits im Vorfeld des Kongresses erklärt, nicht wieder für das Amt zu kandidieren, der nach Umfragen favorisierte Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoë verzichtete auf eine Kandidatur und rief zur Wahl von Martine Aubry auf. Den ersten Wahlgang am 20. November 2008 gewann Ségolène Royal mit 42,9 Prozent der Stimmen vor Martine Aubry (34,5 Prozent) und Benoît Hamon (22,6 Prozent). Für die Stichwahl am folgenden Tag rief Hamon zur Wahl von Aubry auf.[2] Das erste Ergebnis für diese Stichwahl sah Martine Aubry als Siegerin mit 42 Stimmen Vorsprung vor Royal (50,02 zu 49,98 Prozent).[3] Das Lager um Royal warf der Parteiführung (die Aubry unterstützt hatte) und dem Lager Aubrys vor, die Wahlen manipuliert zu haben. Die Parteiführung ließ daraufhin eine Nachzählung vornehmen, die den Sieg Aubrys bestätigte, mit etwas größerem Abstand von 102 Stimmen; dieses Ergebnis bestätigte anschließend auch der Parteitag.[4] Die Ankündigung des Lagers um Royal, das Ergebnis vor öffentlichen Gerichten anzufechten, wurde im Laufe der folgenden Monate fallengelassen. Spekuliert wurde in den Medien, dass es zu einer Spaltung der PS in zwei oder sogar vier Gruppen kommen könnte, was allerdings Vertreter aller Strömungen ausschlossen.[5]
Die Auseinandersetzungen um den Parteikongress von Reims gelten als eine der Ursachen für die schwere Niederlage der Parti Socialiste bei den Europawahlen 2009: Die PS kam nur noch auf 16,5 Prozent der Stimmen (−12,4 Prozentpunkte gegenüber 2004) und konnte die führende Position im linken Lager nur knapp vor den Grünen (16,3 Prozent) behaupten.
Martine Aubry und der Führung der PS, in die Aubry alle bedeutenden Strömungen außer der um Royal einband,[6] gelang es aber, die Parti Socialiste wieder zu stabilisieren. Begünstigt wurde sie dabei auch dadurch, dass die Regierung von Nicolas Sarkozy an Beliebtheit verlor und einige ihrer Maßnahmen, insbesondere Reformen im Sozialbereich, auf massive Proteste in der Bevölkerung stießen.
Bei den Regionalwahlen 2010 konnte die PS sein Ergebnis von 2004 noch leicht steigern. Im ersten Wahlgang erhielt er 29 Prozent der Stimmen. Im Gesamtergebnis gewann die politische Linke unter Führung der PS alle Regionen des europäischen Frankreichs mit Ausnahme des Elsass und gewann dabei Korsika hinzu. Auch bei den Kantonalwahlen 2011 konnte die PS gemeinsam mit den anderen Parteien der Linken nochmals hinzugewinnen.[7] Im Ergebnis führte dies dazu, dass die Linke bei der Senatswahl 2011 erstmals die Mehrheit im französischen Senat gewann, wobei die PS 28 Senatoren hinzugewinnen konnte.
Wahlsiege 2012
Für die Nominierung des Präsidentschaftskandidaten 2012 entschied sich der Parti Socialiste für Vorwahlen, an denen auch Nichtmitglieder teilnehmen konnten (primaires citoyennes). Es bewarben sich Martine Aubry, Jean-Michel Baylet vom PRG, François Hollande, Arnaud Montebourg, Ségolène Royal und Manuel Valls. Die Vorwahlen gewann François Hollande in der Stichwahl gegen Martine Aubry.
François Hollande gewann die Präsidentschaftswahl in der Stichwahl am 6. Mai 2012 mit 51,62 Prozent der Stimmen gegen Amtsinhaber Nicolas Sarkozy. Damit ist die PS nach 10 Jahren Opposition wieder in der Regierung vertreten und stellt (erstmals seit 1995) den Präsidenten. Bei den Parlamentswahlen im Juni 2012 erreichte die PS 29,4 % der Stimmen, verfehlte damit knapp die absolute Mehrheit der Mandate und erreichte mit anderen linken Parteien eine deutliche Mehrheit im Parlament. Erstmals in der Fünften Republik stellt damit die Linke den Staatspräsidenten und die Mehrheit in beiden Parlamentskammern (Nationalversammlung und Senat).
Präsidentschaft von François Hollande
Auf die Wahl von Hollande zum neuen Staatspräsidenten folgte ein Wechsel an der Parteispitze: Martine Aubry gab ihren Posten auf, zu ihrem Nachfolger wurde im Oktober 2012 Harlem Désir gewählt.[8]
Die Regierung unter Hollande und Premierminister Jean-Marc Ayrault verlor rasch an Popularität.[9] Dies führte zu einer deutlichen Wahlniederlage des PS bei den Kommunalwahlen 2014. Nach dieser Niederlage trat die Regierung Ayrault zurück, neuer Premierminister wurde Manuel Valls. Auch an der Parteispitze kam es zu einem Wechsel, dort löste Jean-Christophe Cambadélis Harlem Désir ab.[10]
Heutige Lage der Partei in der französischen Politik
Mit etwa 173.000 Mitgliedern ist die PS die zweitgrößte Partei Frankreichs (nach der konservativen UMP).
Seit 1958, dem Beginn der Fünften Republik, wurden zwei Sozialisten zum Präsidenten gewählt, nämlich François Mitterrand 1981 (1988 wiedergewählt) und François Hollande 2012. Bisher bekleideten acht Mitglieder der Partei das Amt des Premier Ministre, fünf unter Mitterrands Präsidentschaft (Pierre Mauroy 1981–1984, Laurent Fabius 1984–1986, Michel Rocard 1988–1991, Édith Cresson 1991–1992 und Pierre Bérégovoy 1992–1993), Lionel Jospin 1997–2002 unter Jacques Chiracs Präsidentschaft und Jean-Marc Ayrault 2012-2014 sowie Manuel Valls seit 2014 unter Präsident François Hollande.
In der Nationalversammlung verfügt die PS seit 2012 über die absolute Mehrheit der Mandate.
Im Senat stellte die PS ab 1. Oktober 2011 kurzzeitig erstmals in der Geschichte des Parlaments die stärkste Fraktion und verfügt gemeinsam mit anderen linken Parteien erstmals über die Mehrheit.
Auf der regionalen und départementalen Ebene war die PS in den letzten Jahren sehr erfolgreich. 22 der 26 Regionen und 53 der 100 Départements haben einen sozialistischen Vorsitzenden.
2011 hielt die PS erstmals nach US-amerikanischem Vorbild offene Vorwahlen, die sogenannten primaires citoyennes ab, um ihren Kandidaten für die Präsidentenwahl 2012 zu bestimmen, die François Hollande für sich entscheiden konnte.
Erste Sekretäre
- 1969–1971: Alain Savary
- 1971–1981: François Mitterrand – bis zu seiner Präsidentschaft von 1981 bis 1995
- 1981–1988: Lionel Jospin – trotz einer Niederlage 1986 bei den Parlamentswahlen blieb er bis zum Erfolg der Partei bei den Präsidentschaftswahlen 1988 im Amt
- 1988–1992: Pierre Mauroy
- 1992–1993: Laurent Fabius – Rücktritt nach einer Niederlage bei den Parlamentswahlen
- 1993–1994: Michel Rocard – Rücktritt nach einer Niederlage bei den Europawahlen
- 1994–1995: Henri Emmanuelli
- 1995–1997: Lionel Jospin – bis zu seiner Wahl zum Premierminister nach dem Wahlsieg der Linken bei vorgezogenen Parlamentswahlen aufgrund der Auflösung der Nationalversammlung durch den Präsidenten Jacques Chirac
- 1997–2008: François Hollande – Wahl beim Parteitag von Brest (1997), Wiederwahl in Grenoble (2000), Dijon (2003) und Le Mans (2005)
- 2008–2012: Martine Aubry – Aubry ließ ihr Amt wegen ihrer Teilnahme an den Vorwahlen für die Präsidentschaftskandidatur 2012 zwischen dem 30. Juni und dem 16. Oktober 2011 ruhen; die Amtsgeschäfte wurden in dieser Zeit von Harlem Désir als Premier secrétaire délégué wahrgenommen.
- 2012-2014: Harlem Désir
- seit 2014: Jean-Christophe Cambadélis
Innerparteiliche Strömungen
- Courant Nouveau Parti Socialiste – unter der Leitung von Vincent Peillon und Arnaud Montebourg
- Courant Démocratie et Socialisme – unter der Leitung von Gérard Filoche
- Courant Un Monde d’avance – unter der Leitung von Benoît Hamon
- Courant Nouveau Monde – unter der Leitung von Henri Emmanuelli und früher Jean-Luc Mélenchon (trat 2008 aus der Partei aus)
- Forces Militantes – unter der Leitung von Marc Dolez
- Courant Réformer (Aubryistes) – unter der Leitung von Martine Aubry
- Courant Utopia
- Courant Gauche Socialiste – unter der Leitung von Julien Dray
- Courant L’espoir à Gauche – unter der Leitung von Ségolène Royal
Einige heutige Persönlichkeiten der Partei
- Martine Aubry, Bürgermeisterin der Stadt Lille, ehemalige Erste Sekretärin
- Jean-Marc Ayrault, ehemaliger Premierminister
- Claude Bartolone, Präsident der Nationalversammlung
- Laurent Beauvais, Präsident der Region Basse-Normandie
- Jean-Pierre Bel, Präsident des Senats
- Jean-Louis Bianco, Abgeordneter (Alpes-de-Haute-Provence)
- Malek Boutih, nationaler Sekretär der Partei für „gesellschaftliche Fragen“
- Jean-Christophe Cambadélis, Erster Sekretär
- Gérard Collomb, Bürgermeister der Stadt Lyon
- Bertrand Delanoë, ehemaliger Bürgermeister der Stadt Paris
- Harlem Désir, ehemaliger Erster Sekretär, Staatssekretär
- Julien Dray, Abgeordneter (Essonne)
- Philippe Duron, Bürgermeister der Stadt Caen
- Henri Emmanuelli, Abgeordneter (Landes), ehemaliger Erster Sekretär
- Laurent Fabius, französischer Außenminister, ehemaliger Premierminister, ehemaliger Erster Sekretär
- Benoît Hamon, Minister, ehemaliger Europaabgeordneter
- François Hollande, französischer Staatspräsident, ehemaliger Erster Sekretär
- Jean-Paul Huchon, Präsident der Region Île-de-France
- Lionel Jospin, ehemaliger Premierminister, ehemaliger Erster Sekretär, Präsidentschaftskandidat 1995 und 2002
- Jack Lang, ehemaliger Minister
- Arnaud Montebourg, Minister
- Pierre Moscovici, ehemaliger französischer Wirtschafts- und Finanzminister
- François Rebsamen, Minister, ehemaliger Fraktionsvorsitzender im Senat, ehemaliger Bürgermeister der Stadt Dijon
- Ségolène Royal, Präsidentin der Region Poitou-Charentes, Präsidentschaftskandidatin des Jahres 2007
- Dominique Strauss-Kahn, ehemaliger französischer Wirtschafts- und Finanzminister, ehemaliger Direktor des IWF
- Manuel Valls, französischer Premierminister
Liste der Parteitage
- Mai 1969: in Alfortville
- Juli 1969: in Issy-les-Moulineaux
- Juni 1971: in Épinay
- Juni 1973: in Grenoble
- Januar/Februar 1975: in Pau
- Juni 1977: in Nantes
- April 1979: in Metz
- Januar 1981: in Créteil
- Oktober 1981: in Valence
- Oktober 1983: in Bourg-en-Bresse
- Oktober 1985: in Toulouse
- April 1987: in Lille
- März 1990: in Rennes
- Dezember 1991: in der Arche de la Défense
- Juli 1992: in Bordeaux
- Oktober 1993: in Bourget
- November 1994: in Liévin
- November 1997: in Brest
- November 2000: 2. Parteitag von Grenoble
- Mai 2003: in Dijon
- November 2005: in Le Mans
- November 2008: in Reims
- Oktober 2012: in Toulouse
Außerdem findet jedes Jahr Ende August in La Rochelle eine „Sommeruniversität“ (Université d’été) statt, ein Kongress mit etwas offeneren Debatten als auf den regulären Parteitagen.
Literatur
- Pierre Bezbakh: Geschichte des französischen Sozialismus. Von der Französischen Revolution bis 2008. Vorwärts-Buch, Berlin 2009, ISBN 978-3-86602-073-3.
- Christina Rüther: Europäisierung politischer Parteien? Optionen und Restriktionen am Beispiel der Parti socialiste von 1971 bis 2005. Dissertation, KU Eichstätt-Ingolstadt 2009 (Volltext).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Mitgliederzahlen per Département im Oktober 2012 bei der Wahl des Parteivorsitzenden (PDF; 75 kB), abgerufen am 4. Februar 2013
- ↑ Samuel Potier: Duel serré entre Aubry et Royal pour la direction du PS. Le Figaro, 21. November 2008, abgerufen am 30. September 2011 (français).
- ↑ Le PS s’enfonce dans la crise après l’élection sur le fil de Martine Aubry. Agence France-Presse, 21. November 2008, abgerufen am 30. September 2011 (français).
- ↑ Martine Aubry nouvelle Premier secrétaire du PS après un long psychodrame. Agence France-Presse, abgerufen am 30. September 2011 (français).
- ↑ François-Xavier Bourmaud: Les socialistes ne veulent pas croire à la scission. Le Figaro, 24. November 2008, abgerufen am 30. September 2011 (français).
- ↑ L’équipe et la ligne politique d’Aubry votées au PS. Le Figaro, 6. Dezember 2008, abgerufen am 30. September 2011 (français).
- ↑ Stefan Simons: Rechtsruck bringt Sarkozy in die Bredouille. Spiegel Online, 21. März 2011, abgerufen am 30. September 2011.
- ↑ Congrès de Toulouse: Les résultats nationaux. Parti Socialiste, 22. Oktober 2012, abgerufen am 22. Oktober 2012 (français).
- ↑ Sondages : Hollande et Ayrault enrayent leur chute de popularité. Sudouest, 16. Dezember 2013, abgerufen am 15. April 2014 (français).
- ↑ Bastien Bonnefous: Jean-Christophe Cambadélis élu à la tête du PS. Le Monde, 15. April 2014, abgerufen am 15. April 2014 (français).
Belgien: Parti socialiste · Socialistische Partij Anders | Bulgarien: Bălgarska Socialističeska Partija | Dänemark: Socialdemokraterne | Deutschland: Sozialdemokratische Partei Deutschlands | Estland: Sotsiaaldemokraatlik Erakond | Finnland: Suomen Sosialidemokraattinen Puolue | Frankreich: Parti socialiste | Griechenland: Panellínio Sosialistikó Kínima | Irland: Labour | Italien: Partito Socialista Italiano | Lettland: Latvijas Sociāldemokrātiskā Strādnieku partija | Litauen: Lietuvos socialdemokratų partija | Luxemburg: Lëtzebuerger Sozialistesch Aarbechterpartei | Malta: Partit Laburista | Niederlande: Partij van de Arbeid | Norwegen: Arbeiderpartiet | Österreich: Sozialdemokratische Partei Österreichs | Polen: Sojusz Lewicy Demokratycznej · Unia Pracy | Portugal: Partido Socialista | Rumänien: Partidul Social Democrat | Schweden: Socialdemokraterna | Slowakei: SMER – sociálna demokracia | Slowenien: Socialni demokrati | Spanien: Partido Socialista Obrero Español | Tschechien: Česká strana sociálně demokratická | Ungarn: Magyar Szocialista Párt · Magyarországi Szociáldemokrata Párt | Vereinigtes Königreich: Labour · Social Democratic and Labour Party | Zypern: Kinima Sosialdimokraton
Assoziierte Parteien
Bulgarien: Partija Bălgarski Socialdemokrati |
Kroatien: Socijaldemokratska partija Hrvatske |
Mazedonien: Socijaldemokratski Sojuz na Makedonija |
Schweiz: Sozialdemokratische Partei |
Türkei: Barış ve Demokrasi Partisi ·
Cumhuriyet Halk Partisi
Parteien mit Beobachterstatus
Andorra: Partit Socialdemòcrata |
Bosnien und Herzegowina: Socijaldemokratska partija Bosne i Hercegovine |
Island: Samfylkingin |
Israel: Awoda·
Meretz-Jachad |
Nordzypern: Cumhuriyetçi Türk Partisi |
San Marino: Partito dei Socialisti e dei Democratici |
Serbien: Demokratska Stranka
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Parti socialiste (Frankreich) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |