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Caen
Caen | ||
---|---|---|
Region | Basse-Normandie (chef-lieu) | |
Département | Calvados (Präfektur) | |
Arrondissement | Caen | |
Kanton | Chef-lieu von 9 Kantonen | |
Gemeindeverband | Communauté d'Agglomération de Caen la Mer | |
Koordinaten | 49° 11′ N, 0° 22′ W49.182222222222-0.3705555555555713Koordinaten: 49° 11′ N, 0° 22′ W | |
Höhe | 13 m (2–73 m) | |
Fläche | 25,70 km² | |
Einwohner – Unité urbaine |
108.365 (1. Jan. 2012) 197.388 | |
Bevölkerungsdichte | 4.217 Einw./km² | |
Postleitzahl | 14000, 14300 | |
INSEE-Code | 14118 | |
Website | http://www.ville-caen.fr/ | |
Männerabtei Saint-Étienne |
Caen /kɑ̃/ ist die Hauptstadt der französischen Region Basse-Normandie und mit 108.365 Einwohnern (Stand 1. Januar 2012) die größte Stadt im Département Calvados. Außerdem ist sie Sitz der Präfektur des Départements. Die Präfektur verwaltet auch das Arrondissement Caen; es besteht aus 24 Kantonen. Die Stadt selbst untergliedert sich in neun Kantone. Sie liegt am Fluss Orne, 15 Kilometer oberhalb von dessen Mündung in den Ärmelkanal, sowie 50 Kilometer südwestlich von Le Havre.
Geschichte
Etymologie des Stadtnamens
Der Name der Stadt Caen ist altkeltisch und bedeutet so viel wie Schlachtfeld (catu = Kampf; mago = Ebene). Bereits zur Zeit, als Kelten dort siedelten, sowie im 11. Jahrhundert und später war Caen Schauplatz heftiger Kämpfe.
Antike und Mittelalter
Während der römischen Kaiserzeit entwickelte sich vom 1. bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. auf dem Gebiet der späteren Abbaye aux hommes ein Vicus, der in der Nähe einer Augustodurum mit Noviomagus Lexoviorum verbindenden Römerstraße lag.
Das 1027 erstmals urkundlich erwähnte Caen war im 11. und 12. Jahrhundert eine wichtige Stadt des Herzogtums Normandie und entfaltete sich unter Wilhelm dem Eroberer. Dieser ließ in Caen eine Burg sowie eine Abtei für Frauen (Abbaye aux dames) und eine für Männer (Abbaye aux hommes) errichten, in der er auch begraben wurde. Später, während der Hugenottenkriege (1562), wurde sein Grab zerstört und seine Gebeine gingen verloren. Wilhelms Grabstein ist aber bis heute in der Kirche zu besichtigen. Er ließ die Klöster bauen, um nach seiner vom Papst missbilligten Heirat mit seiner Cousine Mathilde Sühne zu leisten. Beide Klöster gehören zu den wichtigsten Baudenkmälern in der Normandie und werden heute – von den Mönchen bzw. Nonnen während der Französischen Revolution verlassen – als Pfarrkirchen genutzt.
Der englische König Wilhelm II. und sein Bruder, Herzog Robert II. von der Normandie, schlossen 1091 in Caen einen Vertrag, in dem sie ihre Streitigkeiten beilegten. Der französische König Philipp II. August konnte Caen 1204 widerstandslos in Besitz nehmen und bestätigte der Stadt die ihr durch Johann Ohneland am 17. Juni 1203 verliehenen Freiheiten. Ludwig IX. hielt sich hier 1256 und 1269 auf.
In der Anfangsphase des Hundertjährigen Krieges wurde die Stadt am 26. Juli 1346 von König Eduard III. von England erobert und geplündert, ehe er mit seiner Armee weiterzog und die für ihn siegreiche Schlacht von Crécy ausfocht. Am 8. Oktober 1346 erhielt Caen durch König Philipp VI. von Frankreich die Erlaubnis zur Erbauung starker Stadtmauern. König Heinrich V. von England eroberte Caen im September 1417. Es blieb nun in der Spätphase des Hundertjährigen Krieges bis zum Juni 1450 in englischem Besitz, als es nach der Kapitulation der englischen Besatzung wieder der französischen Krone zufiel, so dass König Karl VII. am 6. Juli 1450 seinen feierlichen Einzug in Caen halten konnte. Seitdem gehörte die Stadt dauerhaft zu Frankreich. Ludwig XI. unterschrieb in Caen am 23. Dezember 1465 einen Bündnisvertrag mit dem Herzog von der Bretagne.
16. bis 19. Jahrhundert
1542 wurde Caen Sitz der Generalität für die Basse-Normandie. 1547 und erneut 1584 sowie 1624 wüteten in der Stadt Pestepidemien. Die Reformation fand hier zahlreiche Anhänger. Zur Zeit der Hugenottenkriege kam Caen im April 1562 in die Hände der Hugenotten, doch unterwarf es sich bald wieder dem französischen König; aber später eroberten die Reformierten mit Colignys Hilfe das Schloss. Nach dem Edikt von Amboise (19. März 1563) war Caen von den fortdauernden Unruhen weniger stark betroffen. Während des Bestandes der Heiligen Liga hielt die Stadt zur Partei des Königs, und hierhin begaben sich 1589 vorübergehend die königstreuen Parlamentarier der Normandie. 1639 wurde der Aufstand der Nu-pieds (d. h. „Barfüßigen“) grausam unterdrückt.
Während der Regierung Ludwigs XIV. kam es zu einem wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt, doch endete dieser, als 1685 die Hugenotten infolge der Aufhebung des Ediktes von Nantes auswanderten. Außerdem versandete der Hafen der Stadt. In der Zeit vor der Französischen Revolution kam es mehrmals infolge hoher Getreidepreise zu Unruhen. Beim Ausbruch der Revolution bemächtigten sich die Einwohner am 18. Juli 1789 der Burg von Caen, dessen Kommandant seit kurzem Charles-François Dumouriez war. Am 12. August 1789 massakrierte eine Menschenmenge den neuen Burgkommandanten Henri de Belzunce. General Wimpffen probte nach dem Sturz der Girondisten (Ende Mai 1793) von Caen aus einen gescheiterten Aufstand gegen die Jakobiner. Die damals in Caen lebende Charlotte Corday brach von hier aus im Juli 1793 zur Ermordung von Jean Paul Marat auf. 1815 wurde die Stadt vom preußischen ersten Armeekorps erobert und die Zitadelle besetzt.
Ab dem 20. Jahrhundert
Als im Zweiten Weltkrieg die Westalliierten 1944 die Küste der Normandie als Landungsort der Invasion festlegten, kam Caen als Eisenbahnknotenpunkt besondere Bedeutung zu. Nach der am 6. Juni 1944 (D-Day) geglückten Landung der Briten (Gold Beach, Sword Beach), Kanadier (Juno Beach) und US-Amerikaner (Utah Beach, Omaha Beach) rückten zunächst die Briten zusammen mit französischen Kommandoeinheiten von Sword-Beach allein auf Caen vor; dann stießen die bereits am Invasionstag vereinten Truppen von Juno und Gold dazu. Laut Operation Overlord war geplant, die Stadt in wenigen Tagen zu besetzen, denn die Einnahme von Caen als erster größerer Stadt auf französischem Boden hatte eine große strategische und psychologische Kriegswirkung.
Die deutschen Verteidiger leisteten in der Operation Charnwood einen unerwartet massiven Widerstand. Im Verlauf dieser Kämpfe wurde Caen fast völlig zerstört. Die vollständige Einnahme der Stadt gelang den Briten und Kanadiern erst am 9. Juli 1944.
Der Wiederaufbau von Caen dauerte offiziell von 1948 bis 1962. Erstmals war am 6. Juni 2004 mit Gerhard Schröder ein deutscher Bundeskanzler zur Jubiläumsfeier der Invasion eingeladen.
Politik
Bürgermeister
Bürgermeister von Caen ist seit dem 5. April 2014 Joël Bruneau. Das Mitglied der UMP löste Philippe Duron von der Sozialistischen Partei Frankreichs ab, der für die vereinigte linke Liste Caen en Capitals die Stadt seit 2008 regiert hatte.
Städtepartnerschaften
Die Stadt Caen unterhält mit folgenden Städten eine Städtepartnerschaft:
- Würzburg, Bayern, seit 1962
- Portsmouth, Südostengland, seit 1987
- Nashville, Tennessee, seit 1991
- Alexandria, Virginia, seit 1991
- Thiès, Senegal, seit 1992
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
In Caen fährt die Tramway de Caen, ein spurgeführter Oberleitungsbus auf Luftreifen. Aus Kostengründen und wegen zahlreicher Pannen wurde beschlossen, das System 2016 einzustellen und bis 2018 durch eine Straßenbahn zu ersetzen.[1] Diese Absicht wird vom 2014 gewählten Bürgermeister Joël Bruneau nicht weiter verfolgt.[2]
Der Flugplatz Caen-Carpiquet befindet sich außerhalb der Stadt, nahe dem Ort Carpiquet, und bietet einige wenige Inlandsflüge, aber auch saisonale Flüge z. B. nach Spanien, Malta und Kroatien. Mit über 100.000 Passagieren pro Jahren ist der Flugplatz der wichtigste der Normandie. Ferner verfügt Caen über ein dichtes Netz an Buslinien. Die Stadt kann über den Canal de Caen à la Mer, der parallel zum Fluss Orne bis zur Mündung bei Ouistreham verläuft, auch mit kleineren Schiffen erreicht werden. Neben dem Jachthafen gehört zur Stadt Caen außerdem der Handels- und Fährhafen Caen-Ouistreham mit täglichen Fähren nach Portsmouth. Die Eisenbahnstrecke nach Paris soll im kommenden Jahrzehnt teilweise neu gebaut werden und die Fahrzeit von 1:45 Stunden auf eine Stunde sinken.[3]
Ansässige Unternehmen
Die Firma NXP Semiconductors unterhält in Caen ein Halbleiterwerk mit einer Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Weiterhin gibt es Produktionsstätten der Unternehmen Renault und Bosch. Der größte Arbeitgeber der Region ist jedoch das Universitätskrankenhaus.
Bildung
In Caen befindet sich die 1432 von König Heinrich VI. von England gegründete Universität Caen. Sie wurde während der schweren Kämpfe im Zweiten Weltkrieg fast komplett zerstört, jedoch nach dem Ende des Krieges wieder auf- und ausgebaut. Das Symbol der Universität ist deshalb der Phönix.
Die Universität ist gegliedert in den älteren Campus 1 nahe der Stadtmitte, sowie den Campus 2 weiter nördlich. Ersterer beherbergt vor allem die Geisteswissenschaften und Sozialwissenschaften, wohingegen die meisten Naturwissenschaften am Campus 2 zu finden sind. Des Weiteren gibt es noch einen Campus 3, der sich etwa in südlichen Vorort Ifs befindet und das Institut universitaire de Technologie (IUT) beherbergt. Momentan studieren etwa 25.000 Studenten an der Université de Basse-Normandie.
Außerdem gibt es in Caen die Kunsthochschule ESAM (Ecole supérieure d'arts et médias de Caen-Cherbourg), die außer verschiedenen regulären Studiengängen auch Abendkurse für Kinder und Erwachsenen anbietet. Insgesamt werden im ESAM Caen-Cherbourg ca. 1800 Studenten und Kursteilnehmer pro Jahr unterrichtet. [4]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Die beiden romanischen Kirchen der Abbaye aux Hommes („Männerabtei“) Saint-Étienne und der Abbaye aux Dames („Frauenabtei“) Sainte-Trinité, sowie die Burg Wilhelms des Eroberers sind die Hauptsehenswürdigkeiten.
- Die Kirche Saint-Pierre
- Die Kirche Saint-Martin
- Das Mémorial de Caen ist eines der meistbesuchten Museen über die Geschichte des Zweiten Weltkrieges außerhalb des Pariser Ballungsraumes.
- Das Kunstmuseum in der alten Burg, das Musée des beaux-arts de Caen, verfügt über eine bedeutende Gemäldesammlung.
- Im "Musée de Normandie", das sich ebenfalls im Schloss befindet, wird die Geschichte der Region Normandie von der Steinzeit bis in die heutige Zeit mit zahlreichen Ausstellungsstücken gezeigt.
- Der „Jardin botanique“ und der „Parc floral de la Colline aux Oiseaux“ sind bedeutende Parks
Sport
- Caen war zwischen 1947 und 2006 insgesamt 15 Mal Etappenort der Tour de France.[5]
- Im August/September 2014 werden die Weltreiterspiele in Caen ausgetragen.
Söhne und Töchter der Stadt
- Daniel-François-Esprit Auber (1782–1871), Opernkomponist
- Jean de Bernieres-Louvigny (1602-1659), französischer Mystiker und Autor
- Emmanuel Bex (* 1959), Jazzorganist
- Louis-Victor Bodard (1765–1799), Ingenieur
- Isaak Franz Egmont Graf von Chasot (1716–1797), Freund Friedrichs des Großen und preußischer Offizier
- Alexandre-Étienne Choron (1771–1834), Musikwissenschaftler und -pädagoge
- Jean de Crèvecoeur (1735–1813), US-amerikanischer Schriftsteller
- Jacques Daléchamps (1523–1588), französischer Arzt und Botaniker
- Jules Danbé (1840–1905), Dirigent und Geiger
- André Danjon (1890–1967), französischer Astronom
- Jacques-Amand Eudes-Deslongchamps (1794–1867), französischer Mediziner, Zoologe und Paläontologe
- Gabriel Dupont (1878–1914), Komponist
- Tanneguy Le Fèvre (1615–1672), Humanist
- Martial de Guernon-Ranville (1787–1866), Minister
- Mathieu Hamel (* 1972), Beachvolleyballspieler
- Lily Herse (* 1928), Radrennfahrerin
- Jean-Pierre Jaussaud (* 1937), Autorennfahrer
- Marie-Pierre Kœnig (1898–1970), französischer General
- Marek Kwiatkowski (* 1930), polnischer Kunsthistoriker
- Guy de Lioncourt (1885–1961), französischer Komponist
- François de Malherbe (1555–1628), französischer Schriftsteller
- Paul-Jacques Malouin (1701–1778), Arzt und Chemiker
- Mélanie Pain, Pop- und Chansonsängerin
- Pierre Ragues (* 1984), Autorennfahrer
- Jean Regnault de Segrais (1624–1701), Dichter
- Pierre Varignon (1654–1722), französischer Mathematiker
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Un nouveau tramway circulera en 2018, Newsletter Maville Caen, 15. Dezember 2011, abgerufen am 8. April 2014
- ↑ Blickpunkt Straßenbahn 4/2014, S. 127
- ↑ Projektseite (frz.), abgerufen am 16. Juni 2012
- ↑ école supérieure d'arts & médias de Caen/Cherbourg
- ↑ le dico du tour: Caen dans le Tour de France depuis 1947, abgerufen am 23. Januar 2013
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