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Richard Katzenstein (Chemiker)
Die Wikipedia wünscht sich an dieser Stelle ein Bild von diesem Ort: Richard Katzenstein (Chemiker).
Motiv: Höfliche Bitte um ein (historisches?) Foto vom Haus Raschdorffstrasse 12, vom Ghettohaus Cäcilienstraße 18–22 sowie mehrere Fotos von der „schwarzen Säule“. Herzlichen Dank vorab für die ehrenamtlichen Arbeit(en), --Bernd Schwabe in Hannover (Diskussion) 00:40, 12. Mär. 2015 (CET) P.S.: Gerne bauen wir Ihnen für Ihre historischen Fotos auch eine Commons-Category:Richard Katzenstein (chemist). Und für eventuelle Scans historischer Ansichten sind Ihnen sicher die ehrenamtlichen Wikipedianerinnen aus dem Kölner Lokal K behilflich.
Falls du dabei helfen möchtest,
erklärt die Anleitung, wie das geht.
Richard Katzenstein (geb. 21. Oktober 1868 in Eschwege; gest. 7. Dezember 1942 im Ghetto Theresienstadt) war ein deutscher Chemiker,[1] Fabrikant für präparierte Pflanzen und Opfer des Holocaust.[2] Mehr als 60 Jahre nach seinem Tod gerieten er und seine Ehefrau Anfang des 21. Jahrhunderts posthum in die Schlagzeilen aufgrund einer Klage gegen die für ihn und seine Ehefrau in Köln verlegten Stolpersteine.[3]
Inhaltsverzeichnis
Leben
Richard Katzenstein war der jüngste von vier Söhnen des Fabrikaten Julius (Juda) Katzenstein (* 1. März 1825 in Eschwege, gestorben 15. September 1902 in Kassel) und der Bertha geborene Wallach (* 18. November 1856 in Alsfeld; gestorben 3. Oktober 1899 in Eschwege). Kurz vor seinem 20. Geburtstag ging er am 15. Mai 1887 zunächst nach Hannover , gut 8 Jahre später am 9. September 1895 nach Köln. Obwohl er als Dr. phil. promoviert worden war, wurde er Teilhaber und mitarbeitender Chemiker in der Kölner Firma Herzfeld & Cie, die auf die Herstellung von Pflanzen-Präparaten spezialisiert war.[2]
Richard Katzenstein, der mit Martha, geborene Cahn verheiratet war, wohnte in den 1930er Jahren mit seiner Familie[1] im Kölner Stadtteil Lindenthal[4] in der Raschdorffstraße 12. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933, den sogenannten „Nürnberger Rassengesetzen“ von 1935 und den „Novemberpogromen 1938“ wurden Richard und Martha Katzenstein zwangsweise mit vielen anderen Juden in das Ghettohaus Cäcilienstraße 18–22 eingepfercht,[2] von wo aus sie gemeinsam mit 962 anderen Leidensgenossen am 16. Juni 1942 mit dem Deutsche Reichsbahn-„Transport III“ in das Ghetto Theresienstadt deportiert wurden. Allein von diesen fast 1000 Menschen überlebten nur 37 den Holocaust.[1]
„Richard Israel“, wie Katzensteins Vorname unterdessen von den Nazis umbenannt worden war, starb laut der im tschechischen Nationalarchiv Prag erhaltenen „Todesfallanzeige“ nur wenige Monate nach seiner Ankunft in Theresienstadt an einem Lungenödem.[1] Martha Katzenstein wurde erst knapp zwei Jahre später aus dem Ghetto in das Konzentrationslager Auschwitz verschleppt und dort ermordet.[2]
Die Wanderung der Stolpersteine für Richard und Martha Katzenstein
Nachdem aufgrund einer Initiative von Schülern[5] und mittels einer Stiftung des Kölner Georg-Büchner-Gymnasiums[6][Anm. 1] Ende 2002 zwei Stolpersteine durch Gunter Demnig vor dem ehemaligen Wohnhaus von Richard und Martha Katzenstein verlegt worden waren,[5] erhob ein Rechtsanwalt, zugleich Anwohner und Miteigentümer des betroffenen Gebäudes, Klage gegen die Stadt Köln auf Beseitigung oder zumindest anderweitige Verlegung der Erinnerungsmale. „Sein im Grundgesetz verbrieftes Eigentumsrecht werde durch die Gedenksteine nachhaltig beeinträchtigt. Es bedeute eine schwere seelische Belastung, täglich mit dem Grauen der Nazizeit konfrontiert zu werden.“ Der Anwalt fühlte sich durch Nachfragen von Passanten in Erklärungsnot, sah sich durch die Gedenksteine verunglimpft und fürchtete eine Wertminderung seines Eigentums, wie unter dem Aktenzeichen 5 O 329 / 03 der Zivilkammer am Landgericht nachzulesen war.[4]
Das Begehren des Anwaltes wurde abschlägig beschieden. Allerdings setzte Gunter Demnig im Dezember 2003 die beiden Stolpersteine „aus eigener Initiative an eine näher an der Straße befindliche Stelle um“.[5] Die abgewiesene Klage des Rechtsanwaltes aber nahm die Tageszeitung Die Welt zum Anlass, auf eine Ähnlichkeit mit einem nur etwa 100 Meter entfernt errichtetem, anderen Mahnmal gegen Mord und Terror hinzuweisen: Der Holocaust-Überlebende Marcel Reich-Ranicki war im Nachkriegsdeutschland erstmals von einer Deutschen, nämlich der damaligen Rundfunkjournalistin Ulrike Meinhof, auf die Konzentrationslager angesprochen worden. Erst nach etwa einer Stunde verließ Meinhof den Literaturkritiker - weinend. Nachdem sie später mit der Roten Armee Fraktion (RAF) in den Untergrund gegangen war und 1976 Selbstmord begangen hatte, wurde im Folgejahr am 5. September 1977 durch die RAF ein Nachbar des Rechtsanwaltes in der Raschdorffstraße ermordet[3] (sowie zunächst vier seiner Begleiter): Der als kompromisslos geltende Arbeitgeberpräsident mit SS-Führer-Vergangenheit,[7] Hanns-Martin Schleyer. Für ihn und seine Begleiter wurde später, ebenfalls nicht am exakten Tatort, sondern auf der gegenüberliegenden, an der an den Kölner Stadtwald grenzenden Straßenseite, eine schwarze Säule zur Erinnerung und zur Mahnung aufgestellt.[3]
„So kann kein Haus gebrandmarkt, kein Verkehrswert beeinträchtigt werden. Klagen gegen das Mahnmal sind nicht bekannt [...] Deutsche Straßen, deutsche Erinnerungen. ‚Das Vergangene ist nie tot‘, schrieb ein Amerikaner - schrieb William Faulkner, ‚es ist nicht einmal vergangen‘.[3]“
Siehe auch
Anmerkungen
- ↑ Die auf der Seite irrtümlicherweise gegebene Zuordnung zum „Senatspräsidenten am Celler Oberlandsgericht“ betreffen jedoch tatsächlich den Juristen Richard Katzenstein, vergleiche etwa den Vortrag von Brigitte Streich: Senatspräsident am Oberlandesgericht Celle: Das Schicksal Dr. Richard Katzensteins bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand am 1. Februar 1934 unter der Überschrift Celle im Nationalsozialismus. Ein historischer Stadtrundgang
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Vergleiche den ausgefüllten Vordruck [http://www2.holocaust.cz/de/document/DOCUMENT.ITI.11774 Ghetto Theresienstadt/ Der Ältestenrat/ Todesfallanzeige (aus dem Nationalarchiv Prag) nebst Querverweisen auf der Seite der von der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Prag unterstützten deutschsprachigen Webseite holocaust.cz nebst Datenbank
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Karl Kollmann, York-Egbert König: Namen und Schicksale der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus aus Eschwege. Ein Gedenkbuch, 1. Auflage, hrsg. vom Magistrat der Kreisstadt Eschwege mit Unterstützung der Nicolas-Benzin-Stiftung, Raleigh, NC: Lulu Enterprises, 2012, ISBN 978-1-4709-7182-3, v.a. S. 108; online über Google-Bücher
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 Uwe Wittstock: Steine vor der Tür / Ein Künstler nimmt sich das Recht, anderen Deutschen düstere "Stolpersteine" vors Haus zu setzen: Hier lebte einer, den die Nazis ermordeten. Ein Kölner Anwalt klagt dagegen, in: Die Welt vom 11. Dezember 2003, langfristig gespeichert im Internet Archive
- ↑ 4,0 4,1 Albert Huhn: Kläger fühlt sich seelisch belastet, Kölnische Rundschau vom 11. November 2003, langfristig gespeichert im Internet Archive
- ↑ 5,0 5,1 5,2 Stolpersteine / Erinnerungsmale für die Opfer des Nationalsozialismus ... auf der Seite des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln
- ↑ Hendrik Feller: Katzenstein, Dr. Richard auf der Seite unter dem Titel „Spuren in Köln 2014 / Köln und die Nazi’s…“ anlässlich des NSU-Nagelbomben Anschlages vom 9. Juni 2004 und der HoGeSa-Aktivitäten vom 26.Oktober 2014
- ↑ Georg Bönisch: RAF-Serie (VII): Die Schleyer-Entführung / Leben gegen Leben, in: Der Spiegel, Heft 43 von 2007, S. 65.
Personendaten | |
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NAME | Katzenstein, Richard |
ALTERNATIVNAMEN | Katzenstein, Richard Israel |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Chemiker und Unternehmer, Opfer des Holocaust |
GEBURTSDATUM | 21. Oktober 1868 |
GEBURTSORT | Eschwege |
STERBEDATUM | 7. Dezember 1942 |
STERBEORT | Ghetto Theresienstadt |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Richard Katzenstein (Chemiker) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |