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Richard Thaler
Richard H. Thaler (* 12. September 1945 in East Orange, New Jersey) ist ein US-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler und Professor an der Booth School of Business der University of Chicago. Er gilt als einer der weltweit führenden Verhaltensökonomen und beriet unter anderem den ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama.[1] 2017 wurde Thaler der Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften zugesprochen.
Leben
Richard H. Thaler erhielt 1967 den akademischen Grad Bachelor von der Case Western Reserve University und 1970 den Master an der University of Rochester. 1974 wurde er ebendort mit der Arbeit The Value of Saving A Life zum Ph. D. promoviert. Er blieb noch vier Jahre als Assistenzprofessor in Rochester, ehe er an die Cornell University wechselte. Dort war er 1978 bis 1980 Assistenzprofessor, von 1980 bis 1986 Associate Professor, von 1986 bis 1988 Professor und von 1988 bis 1995 Henrietta Johnson Louis Professor. 1995 wurde er Robert P. Gwinn Professor und später Ralph and Dorothy Keller Distinguished Service Professor an der University of Chicago. Ein Gastprofessorenaufenthalt führte ihn 1994/95 an das Massachusetts Institute of Technology.
Thaler war 2015 Präsident der American Economic Association. Für seine Forschung zur Wirtschaftspsychologie wurde ihm im Jahr 2017 der Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften zugesprochen.[2]
Wissenschaftliche Wirkung
Thaler arbeitet auf dem Gebiet der Verhaltensökonomik; er untersucht Marktanomalien und Entscheidungsfindungsprozesse. So beschäftigt er sich damit, welche Auswirkungen es hat, dass der in der Realität handelnde Mensch – entgegen anderslautenden ökonomischen Annahmen – nicht immer als „Homo oeconomicus“ agiert, d. h. nicht immer rational zugunsten eigener Interessen entscheidet. Beispielsweise fand Thaler Belege für die Pfadabhängigkeit von Risikoverhalten (kleine Gewinne führen dazu, dass man immer größere Risiken eingeht) ebenso wie für freiwillige Kooperation, wenn viel auf dem Spiel steht. Die im Vereinigten Königreich eingeführten Anreize zu einer stärkeren Beteiligung der Bevölkerung an Pensionsfonds gehen auf die Rezeption des von Thaler zusammen mit Cass Sunstein verfassten Buches Nudge durch die britischen Konservativen zurück. Wegen Thalers Forderung nach staatlichen Verhaltensanreizen, die die zur Kurzsichtigkeit (myopia) neigenden Massen durch nudging zu einem ökonomisch rationaleren Verhalten motivieren könnten, wurde sein Ansatz von neoliberalen Kritikern wie Casey B. Mulligan als „paternalistisch“ bezeichnet.[3] Auch wird aus demokratietheoretischer Sicht eingewendet, dass das Nudging Politikern ermöglicht, sich über den Bürgerwillen hinwegzusetzen bzw. diesen mit ökonomischen Anreizen zu manipulieren.
Thaler befürwortet mindestens zum Teil die Abschaffung des Bargelds, weil er dessen Verwendung für irrational und korruptionsfördernd hält. So begrüßte er die Abschaffung der 500- und 1000-Rupien-Scheine in Indien im Jahre 2016, die allerdings zu einem vorübergehenden Chaos führte. Kritiker halten die verbreiteten Vorbehalte gegen die Abschaffung des Bargelds wegen des drohenden Verlusts der Anonymität und der Gefahr, dass die Volldigitalisierung des Geldes zu einer Staatsfinanzierung durch Negativzinsen führen könnte, jedoch für durchaus rational.[4]
Werke
- The Value of Saving A Life. A Market Estimate. Dissertation (Betreuer: Sherwin Rosen).
- Quasi rational economics. Russell Sage Foundation, New York 1991, ISBN 0-87154-846-1.
- The winner’s curse. Paradoxes and anomalies of economic life. Free Press [u.a.], New York 1992, ISBN 0-02-932465-3.
- als Herausgeber: Advances in behavioral finance. Band 1, Russell Sage Foundation [u.a.], New York 1993, ISBN 0-87154-844-5, ISBN 0-87154-845-3; Band 2, 2005, ISBN 0-691-12175-3, ISBN 0-691-12174-5.
- mit Cass Robert Sunstein: Nudge. Improving decisions about health, wealth, and happiness. Yale University Press, New Haven [u.a.] 2008, ISBN 978-0-300-12223-7; deutsch als: Nudge. Wie man kluge Entscheidungen anstößt. (Übersetzt von Christoph Bausum). Econ, Berlin 2009, ISBN 978-3-430-20081-3; als Taschenbuch: Ullstein, Berlin 2011, ISBN 978-3-548-37366-9.[5]
Auszeichnungen
- 2003 Ehrendoktor, Case Western University
- 2005 Paul A. Samuelson Award (für den mit Shlomo Benartzi geschriebenen Artikel Save More Tomorrow. Using Behavioral Economics to Increase Employee Savings. In: Journal of Political Economy. Band 112, No. 1, 2004, S. S164–S187)
- 2014 Weltwirtschaftlicher Preis
- 2017 Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften
Mitgliedschaften
- National Bureau of Economic Research
- American Economic Association
- American Academy of Arts and Sciences[6]
- National Academy of Sciences
Weblinks
- Literatur von und über Richard Thaler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur von Richard Thaler im EconBiz Fachportal für die Wirtschaftswissenschaften
- Richard H. Thaler auf chicagobooth.edu
Einzelnachweise
- ↑ Felix Holtermann, Olaf Storbeck: Die Stunde der Verführer – … Der „Homo oeconomicus“ hat ausgedient. In: Handelsblatt. vom 17. Mai 2010.
- ↑ Ehrung: Nobelpreis für Wirtschaft geht an Verhaltensökonomen Richard H. Thaler. In: Spiegel Online. 2017-10-09 (http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/nobelpreis-fuer-wirtschaft-geht-an-richard-h-thaler-a-1172048.html).
- ↑ Richard Reeves: Misbehaving: The Making of Behavioural Economics by Richard H Thaler review – why don’t people pursue their own best interests? In: The Guardian, 4. Juli 2015.
- ↑ https://www.heise.de/tp/features/Die-dunkle-Seite-des-Wirtschaftsnobelpreistraegers-3854572.html
- ↑ Pascal Biber Kleine Schubser, grosse Wirkung SRG 22. September 2015.
- ↑ Book of Members. Abgerufen am 23. Juli 2016 (english).
Personendaten | |
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NAME | Thaler, Richard |
ALTERNATIVNAMEN | Thaler, Richard H. |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 12. September 1945 |
GEBURTSORT | East Orange, New Jersey, USA |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Richard Thaler aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |