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Ritchie Boys

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Als Ritchie Boys bezeichnet man die Absolventen des Military Intelligence Training Center oder Camp Ritchie genannten Ausbildungszentrums der United States Army während des Zweiten Weltkriegs. Die etwa 9000 Teilnehmer waren vorwiegend junge Deutsche und Österreicher, meist Juden, die in den Vereinigten Staaten eine neue Heimat gefunden hatten. [1][2]

Geschichte

In Camp Ritchie, Maryland, wurden die Richie Boys mit einem speziellen Trainingsprogramm auf ihren Einsatz in Europa vorbereitet. In Zusammenarbeit mit den amerikanischen Streitkräften sollten sie Deutschland besetzen. Als Deutschland den USA den Krieg erklärte, wurden die „Ritchie Boys“ zu einem kriegswichtigen Teil der alliierten Armee. Sie kannten die psychische Befindlichkeit und die Sprache. Im Camp Ritchie wurden ihnen Konzepte der modernen psychologischen Kriegführung beigebracht. Daraus ergab sich auch ihr Aufgabengebiet: den Gegner zu erforschen, zu demoralisieren und somit zur bedingungslosen Kapitulation zu bewegen.

Die ersten Ritchie Boys trafen am D-Day, dem 6. Juni 1944, zusammen mit den anderen alliierten Truppen in Europa ein. Kurz nach Erreichen des Festlandes verließen sie ihre eigentlichen Einheiten und verfolgten ihre Spezialaufgaben. So konnten sie die Alliierten mit wichtigen Informationen versorgen. Des Weiteren sorgten sie dafür, dass der Widerstand Stück für Stück gebrochen wurde, indem sie in offenen und verdeckten Aktionen den Gegner bekämpften. Systematisch wurden Kriegsgefangene und Überläufer verhört. So konnten die Ritchie Boys Informationen über Truppenstärke, Truppenbewegungen und die physische und psychische Situation der Deutschen an die Alliierten weitergeben. Durch gezielte Desinformation mittels gefälschter Zeitungsmeldungen, aber auch über Flugblätter, Radiosendungen und Lautsprecherwagen wurden die deutsche Bevölkerung und die Soldaten aufgefordert, die Kampfhandlungen einzustellen.

Viele bekannte Persönlichkeiten wurden im Camp ausgebildet, darunter Hans Habe, Stefan Heym, Hanus Burger, David Robert Seymour, Victor Brombert, Guy Stern, Werner Angress und Georg Kreisler.[3] Auch Klaus Mann war für knapp einen Monat im Camp stationiert. Er wurde dort sogar zum Staff Sergeant befördert, durfte dann aber doch nicht mit dem Truppentransport im Mai 1943 zur Landung auf Sizilien (Operation Husky) auslaufen, weil er zu diesem Zeitpunkt noch keine amerikanische Staatsbürgerschaft besaß; erst Anfang 1944 wurde er der 5. US-Armee zugeteilt und in Süditalien eingesetzt.

Nach dem Krieg dolmetschten Ritchie Boys während der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse, besetzten in der US-Militärregierung wichtige Verbindungsstellen oder halfen beim Aufbau einer demokratischen Presselandschaft in Westdeutschland.[4] Viele der Ritchie Boys machten zudem Karriere in Wirtschaft, Politik und Wissenschaft.[5]

Obwohl diese Abteilung durch ihre Arbeit einen wichtigen Beitrag für den Erfolg der USA im Zweiten Weltkrieg leistete, blieb sie der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt, bis sich der Dokumentarfilmer Christian Bauer 2004 ihrer Geschichte annahm.[4]

Die meisten Dokumente betreffend Camp Ritchie waren im U.S. Nationalarchiv in St. Louis eingelagert. Bei einem Feuer im Jahr 1973 wurden beinahe 80 Prozent der Dokumente zerstört, sodass die Forschung sich seither überwiegend auf mündliche Informationen stützen muss.[6]

Film

  • Die Ritchie Boys. Dokumentarfilm, 93 Min., Buch und Regie: Christian Bauer, Produktion: Tangram Christian Bauer Filmproduktion, Ko-Produktion: BR, WDR, MDR u.a., Uraufführung: 23. April 2004, Hot Docs Toronto
  • Hass auf Hitler: Die Ritchie Boys. Kurzfassung, 45 Min., Erstausstrahlung ARD, 9. Mai 2005

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Jewish Currents: D-Day and the Ritchie Boys "...9,000 (some sources say 16,000)..."
  2. Dallas Observer / Dallas Holocaust Museum
  3. Tanja Krienen zum Buch: Georg Kreisler: Gibt es gar nicht georgkreisler.de (abgerufen am 13. August 2013)
  4. 4,0 4,1 Eike Frenzel: Amerikas deutsche Waffe gegen Hitler, Artikel auf Spiegel Online/Eines Tages (abgerufen am 13. August 2013)
  5. Die Ritchie Boys, Artikel bei Arte.tv vom 7. Oktober 2009, (abgerufen am 13. August 2013)
  6. Joshua Franklin: Victim Soldiers: German-Jewish Refugees in the American Armed Forces during World War II (Memento vom 30. September 2012 im Internet Archive), Seite 53, Fußnote 34. Von Debórah Dwork
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Ritchie Boys aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.