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Roberto Calvi

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Roberto Calvi (1982)

Roberto Calvi (* 13. April 1920 in Mailand; † 17. Juni 1982 in London) war ein italienischer Bankangestellter in leitender Position. Er war an der Geldwäsche von Drogengeldern in Italien und Südamerika sowie an weiteren geheimen Finanztransaktionen des Vatikans, der Mafia, der Geheimloge Propaganda Due (P2) und verschiedener politischer Parteien maßgeblich beteiligt.

Aufgrund seiner engen Beziehungen zur Vatikanbank war er vor allem in den Medien auch als „Bankier Gottes” bekannt.

Leben

1947 trat er in den Banco Ambrosiano als einfacher Angestellter ein und arbeitete sich rasch nach oben. Er erlangte die Protektion von Michele Sindona, einem führenden Teilhaber, und rückte schließlich zum Präsidenten der Bank auf. Bereits seit 1957 führte er für verschiedene Gruppen der Mafia Finanztransaktionen und Geldwäsche von Drogen-Geldern im großen Stil durch. Er war seit 1958 mit Giovanni Battista Montini, dem späteren Papst Paul VI., befreundet. Ab 1968 begann Calvi, große Summen zwischen seiner Bank, der Vatikanbank (die keiner staatlichen Kontrolle unterlag) und verschiedenen Schweizer Banken zu verschieben. 1971 wurde er Generaldirektor, 1974 Präsident des Banco Ambrosiano. Dabei wahrte er den Schein eines äußerst seriösen Geschäftsmannes. Spätestens ab 1971 nahm er mehrfach an Treffen der Geheimloge P2 teil und verwaltete für Licio Gelli und andere Mitglieder der Loge erhebliche Vermögenswerte. Ob er selbst Mitglied der Loge war, konnte nicht geklärt werden.

Ab Mitte 1971 errichtete der Banco Ambrosiano in zahlreichen Offshore-Finanzplätzen Niederlassungen, Briefkastenfirmen und Scheinfirmen. Im April 1974 verlor Sindona durch einen Börsencrash große Teile seines Vermögens, was dazu führte, dass die in Sindonas Besitz befindliche Franklin Bank Insolvenz anmelden musste. Dies wiederum führte dazu, dass deren Gläubiger Sindona wegen betrügerischen Bankrotts anklagten. In diesem Zusammenhang wurde erstmals öffentlich, dass Calvi auch für Verluste von etwa 40 Millionen US-Dollar verantwortlich war, die die Vatikanbank bei diesem Crash erlitten hatte. Seither wurde in den Medien immer wieder über Zusammenhänge der Geldströme der Mafia und des Vatikans spekuliert.

Nach dem Beginn des Pontifikats Johannes Paul II. wurden mit Calvis Mithilfe Ende der 1970er Jahre erhebliche Finanzmittel des Vatikans und der CIA über den Banco Ambrosiano nach Polen transferiert, um dort der Solidarność zugutezukommen. Vermutet (aber nicht bestätigt) wurde auch die Unterstützung anderer Dissidenten im Ostblock. Calvi gründete Banken in Panama und auf den Bahamas, um dort Gelder aus dem südamerikanischen Kokain-Handel zu waschen, teils mit Unterstützung leitender Stellen der Vatikanbank.

Im Zuge von Ermittlungen der Banca d'Italia über illegale Devisengeschäfte, die bereits 1977 erste Unregelmäßigkeiten ergeben hatten, wurde 1981 festgestellt, dass Calvi über 27 Milliarden Lire ohne Genehmigung ins Ausland transferiert hatte. Dafür erhielt er in der ersten Instanz eine vierjährige Gefängnisstrafe, die jedoch wieder aufgehoben wurde. Während der Zeit in Untersuchungshaft und bis zur Wiederaufnahme seines Verfahrens hatte er zahlreiche Andeutungen gegenüber Anwälten und Journalisten gemacht, wonach er Informationen besäße, durch die das italienische Parteiensystem erschüttert werden würde. Tatsächlich gab er nur einen entscheidenden Hinweis auf einen illegalen Kredit an die Sozialistische Partei über 21 Millionen US-Dollar.

Flucht und Ermordung

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Am 10. Juni 1982 verließ er fluchtartig Italien, nachdem der Banco Ambrosiano, den er immer noch als Präsident leitete, Konkurs anmelden musste. Die Schulden der Bank werden — je nach Quelle — auf zwischen 700 Millionen und 1,2 Milliarden US-Dollar geschätzt. Die Bank brach 1987 zusammen, und der Vatikan gab rund drei Milliarden US-Dollar als uneintreibbare Außenstände an. [1] Bei den Untersuchungen stellte sich heraus, dass große Summen mit Wissen von Erzbischof Paul Casimir Marcinkus, dem Leiter der Vatikanbank, über diese an Scheinfirmen und Scheinniederlassungen im Ausland transferiert worden waren. Der Vatikan leistete dafür  — ohne ein offizielles Schuldanerkenntnis — Kompensationszahlungen von insgesamt 224 Millionen US-Dollar.

Am 13. Juni 1982 bezog Calvi ein Hotelzimmer in Chelsea. Er wurde am 18. Juni 1982 in London erhängt unter der Blackfriars Bridge gefunden. Sein Tod wurde von der britischen Justiz zunächst als Selbsttötung klassifiziert. Erst 1992 erfolgten die Exhumierung der Leiche und eine weitere Untersuchung der Todesursache, die Hinweise auf einen Mord an Calvi angeblich erhärtete. Calvis Karriere als "Bankier Gottes" war geprägt von einem schnellen Aufstieg, engen Verbindungen zum Vatikan, Geldmitteln, die zu den herrschenden politischen Parteien flossen und vom finanziellen Zusammenbruch mit nachfolgenden verzweifelten Versuchen, sich durch Erpressung von Politikern zu retten. Auch darin ähnelt die Karriere von Roberto Calvi der von Michele Sindona, dem anderen in Ungnade gefallenen "Bankier Gottes", der bereits in den 70er Jahren unter dem Verdacht stand, Geldwäsche für die Cosa Nostra betrieben zu haben. Erst im April 2002 wurde bestätigt — jedenfalls im Bewusstsein der italienischen Behörden —, dass Calvi sich im Gegensatz zu den anfänglichen Annahmen nicht selbst das Leben genommen hatte, sondern in Wirklichkeit "erselbstmordet" worden war (in der italienischen Sprache lässt sich das Wort für "Selbstmord begehen" zur Beschreibung solcher Fälle zu einem transitiven Verb machen).

Prozess und Folgen

Am 6. Oktober 2005 begann der Prozess um den Mord an Roberto Calvi in einem römischen Hochsicherheitsgefängnis. Dem Mafia-Boss Pippo Calò und vier weiteren Personen wurde der Mord an Calvi vorgeworfen. Am 6. Juni 2007 wurden alle fünf Angeklagten freigesprochen, davon vier aus Mangel an Beweisen. Die Thesen der Anklage in diesem Fall basierten auf der Aussage eines „Pentito“: Danach betreute Calvi die Drogengelder für die Corleonesen auf die gleiche Weise, wie Michele Sindona es für die Inzerillo-Gambino-Spatola-Bontade-Gruppe getan hatte, und er wurde ebenfalls ermordet, weil er sich als unzuverlässig erwiesen hatte.

Sowohl Michele Sindona als auch Roberto Calvi gehörten zur Freimaurerloge P2 (auch bekannt als „Propaganda Due“ bzw. „Propaganda 2“). Im März des Jahres 1981, als Mailänder Untersuchungsrichter wegen Michele Sindonas vorgetäuschter Entführung ermittelten, entdeckten sie im Büro des Meisters vom Stuhl, Licio Gelli, eine Liste mit 962 Mitgliedern der P2, auf der sich neben Calvi und Sindona die gesamte Führung der Geheimdienste, 44 Parlamentsabgeordnete, leitende Geschäftsleute, hochrangige Militärs, Polizisten und Journalisten befanden. Bis heute ist allerdings ungeklärt, ob Calvis Tod mit der italienischen Mafia oder mit der Loge P2 in Zusammenhang steht.

Noch kurz vor seinem Tod soll er gesagt haben: „Wenn mir etwas zustößt, muss der Papst zurücktreten.” Verschwörungstheorien stellen auch den Vatikan, russische Altkommunisten oder italienische Sozialisten als mögliche Mörder dar. Am gleichen Tag, als Calvis Leiche gefunden wurde, stürzte seine Sekretärin Graziella Corrocher aus einem Fenster der Bank in Mailand in den Tod.[2]

Filme

  • 1990: Der Pate – Teil III. - Der Film basiert in Teilen auf dem Buch In God's Name (Im Namen Gottes?) von David Yallop. Die Figur des Frederick Keinszig wurde dabei an Roberto Calvi angelehnt; diejenige des Erzbischofs Gilday an Paul Marcinkus.[3]
  • 2002: I Banchieri di Dio: Il caso Calvi (in etwa: "Gottes Bankiers: Der Fall Calvi"), Regie: Giuseppe Ferrara, Italien.
  • 2008: Il Divo - La Spettacolare Vita Di Giulio Andreotti Regie: Paolo Sorrentino, Italien 2008

Quellen

Literatur

  • Blondiau, Heribert/Gümpel, Udo: Der Vatikan heiligt die Mittel: Mord am Bankier Gottes, Patmos, Düsseldorf 2002, ISBN 3-491-72417-1
  • Cornwell, Rupert: God's Banker: The Life and Death of Roberto Calvi, Victor Gollancz, London 1983, ISBN 0-575-03351-7
  • Gurwin, Larry: The Calvi Affair: Death of a Banker, Macmillan, London 1983, ISBN 0-333-35321-8
  • Silj, Allesandro: Verbrechen, Politik, Demokratie in Italien, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-518-11911-7
  • Willan, Philip: The Last Supper: The Mafia, the Masons and the killing of Roberto Calvi, Constable & Robinson, London 2007, ISBN 1-84529-296-0
  • Yallop, David: Im Namen Gottes?: Der mysteriöse Tod des 33-Tage-Papstes Johannes Paul I., Droemer Knaur, München 1984, ISBN 3-426-26160-X
  • Dickie, John : Cosa Nostra - Die Geschichte der Mafia, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-596-17106-4

Einzelnachweise

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Roberto Calvi aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.