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Rorate
Rorate lautet der Beginn einer Antiphon in der katholischen Liturgie. Der Text Rorate caeli desuper „Tauet, Himmel, von oben“ stammt aus dem alttestamentlichen Buch Jesaja (Jes 45,8 VUL). Als Roratemessen werden Eucharistiefeiern bezeichnet, die im Advent frühmorgens vor Sonnenaufgang, örtlich auch am Abend bei Kerzenschein gefeiert werden.
Text
Antiphon der Liturgie
Der Vers ist die Antiphon zum Introitus des vierten Adventssonntags, einer Votivmesse zu Ehren Mariens und mehreren Psalmen im adventlichen Stundengebet.
Latein | Deutsch |
---|---|
Wechselgesang
Ferner gibt es einen adventlichen Wechselgesang mit demselben Kehrvers, der möglicherweise auf Aurelius Prudentius Clemens (* 348, † um 405) zurückgeht.
Latein | Deutsch |
---|---|
Kehrvers: Rorate caeli desuper, et nubes pluant justum. |
Kv: Tauet Himmel, von oben, ihr Wolken, regnet den Gerechten. |
Ne irascaris Domine, |
Zürne nicht länger, Herr, |
Peccavimus, et facti sumus tamquam immundi nos, |
Wir haben gesündigt und sind unrein geworden |
Vide Domine afflictionem populi tui, |
Sieh an, Herr, die Betrübnis deines Volkes, |
Consolamini, consolamini, popule meus: |
Tröstet, tröstet, mein Volk! |
Geschichte der Roratemessen
Die Roratemesse war bis zu den liturgischen Veränderungen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil eine Votivmesse zu Ehren Mariens, die ursprünglich nur an den Samstagen der Adventszeit, mancherorts aber auch täglich gefeiert wurde.[1] Wegen des dabei vorgetragenen Evangeliums von der Verkündigung des Herrn durch den Engel Gabriel bezeichnete man sie auch als Engelamt. Ihre liturgische Farbe war weiß. Wegen der Sitte, die Kirche dazu allein durch Kerzen zu erleuchten, erhielt der Brauch in Franken den Namen Lichtleskerch.[2]
Liturgie
Durch die liturgische Erneuerung wurde der Akzent im Advent stärker auf die Erwartung des Herrn gelegt, und die einzelnen Tage erhielten je ein komplettes Messformular mit eigenen Schriftlesungen. Damit rückt zugleich der Ursprung der Namensgebung wieder stärker in den Blick. Der Rorateruf Rorate caeli desuper artikuliert die sehnsüchtige Erwartung des Volkes Gottes, das die zweite Ankunft des Herrn in Herrlichkeit erwartet, und bezeichnet insofern gleichsam die Grundgestalt der Adventszeit als eine Zeit der Vorbereitung auf das Kommen des Herrn.
Die Rorate-Messe im eigentlichen Sinn stellt daher die Messe vom 4. Adventssonntag dar, welche nach der Antiphon des Introitus-Gesanges "Rorate" ihren Namen hat und in der das Evangelium von der Verkündigung durch den Erzengel Gabriel an Maria gelesen wird. Ein besonderes Augenmerk im Hinblick auf die Gestaltung der Roratemessen sollte nach 1969 auf die Unterscheidung zwischen einer eher traditionellen Komponente (Votivmesse B.M.V. = Marienmesse; Evangelium „in annuntiatione“) und der eigentlichen Adventsthematik (Rorate) gelegt werden. In der gemeindlichen Praxis erscheint das erste Element bisweilen dominant. Wegen der Eigentexte vom 17. bis zum 23. Dezember kann eine Roratemesse nach dem 16. nicht mehr gefeiert werden.
Die Feier in der Morgenfrühe (vor Aufgang des Lichtes, gleichsam Christus als Licht erwartend), gestaltet unter Einsatz von zahlreichen Kerzen und häufig mit Stille und meditativen Elementen, könnte sich (alternativ zur Marienmesse) verstärkt am Messformular des vierten Adventssonntags oder aber (gut liturgisch) am Messformular vom Tag orientieren. In vielen Gemeinden wird aber auch die abendliche Messfeier im Stile einer Rorate-Messe gestaltet. Zum Gesang bieten sich der Introitus des vierten Adventssonntags (gegebenenfalls durch eine Schola oder den Kantor) oder aber der klassische Wechselgesang mit Roratekehrvers (Gotteslob 234,2; unter 234,1 auch auf Deutsch) und bis zu vier Schola- bzw. Vorsängerstrophen an (vergleiche Liber Usualis, Seite 1868). Ebenso erscheinen Rufe um das Kommen des Herrn (Maranatha und ähnliche) geeignet.
Rorate in Musik und Bild
Aus dem Rorate haben sich im 15. und 18. Jahrhundert die bekannten Adventslieder O Heiland, reiß die Himmel auf als Kontrafaktur[3] und Tauet, Himmel, den Gerechten sowie der Brauch des Klopferstages entwickelt. Das Christus-Oratorium von Franz Liszt beginnt mit der gregorianischen Melodie des Rorate-Introitus. Auch lutherische Komponisten wie Heinrich Schütz (SWV 322) haben das Stück vertont.
Anselm Kiefer schuf 2005/2006 ein aufeinander bezogenes Bildpaar mit den Titeln Rorate caeli et nubes pluant iustum und Aperiatur Terra et Germinet Salvatorem. Die Bilder zeigen eine düstere öde Landschaft, die sich in eine blühende Wiese verwandelt.[4]
Literatur
- Maria Hauk-Rakos: Rorate-Gottesdienste: Lichtfeiern im Advent. Freiburg; Basel; Wien: Herder 2006 ISBN 3-451-29177-0.
- Herbert Rauchenecker: Lebendiges Brauchtum. Kirchliche Bräuche in der Gemeinde. München: J. Pfeiffer 1985 ISBN 3-7904-0428-4.
Siehe auch
Weblinks
- Suche nach Rorate in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Suche nach Rorate im Portal SPK digital der Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Einzelnachweise
- ↑ Adolf Adam/Rupert Berger: Pastoralliturgisches Handlexikon. Freiburg: Herder 1990, s.v. Rorate-Messe, S. 458
- ↑ Rauchenecker (Lit.), S. 166
- ↑ Markus Bautsch: Über Kontrafakturen gregorianischen Repertoires – Rorate, abgerufen am 8. Dezember 2014
- ↑ Massachusetts Museum of Contemporary Art
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Rorate aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |