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Saul Berlin
Saul Berlin (geb. 1740 in Glogau; gest. 1794 in London), Sohn von Zvi Hirsch Levin, war ein deutsch-jüdischer Talmudist und gilt als einer der brillantesten, aber auch kontroversesten Wissenschaftler dieser Periode.
Leben
Schon in jungen Jahren erlangte Saul Berlin als Talmudwissenschaftler ein gewisses Ansehen. Von 1768 bis 1792 fungierte er als Oberrabbiner in Frankfurt an der Oder, dann allerdings gab er das Rabbinat auf, weil er vom intellektuellen Niveau seiner Kollegen enttäuscht war. Sein Name ist mit einigen problematischen Publikationen verbunden, deren Urheberschaft er fälschte und die umstürzlerische, modernistische Annäherungen an die klassischen rabbinischen Studien enthalten.
Sein berühmtestes und gleichzeitig berüchtigtstes Werk "Gewürze des Rosch" (Besamim Rosch) wurde 1793 in Berlin veröffentlicht und ist eine Sammlung halachischer Responsen, geschrieben im Stil des Pilpul, der sehr traditionellen, überakribischen Studie des Gesetzes, die Saul Berlin verachtete. Er behauptete, dass der Text vom mittelalterlichen Wissenschaftler Ascher Ben Jechiel, dem Rosch, geschrieben worden sei, der zwar in Deutschland geboren worden, aber im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts vorwiegend in Spanien tätig gewesen war. Er erwähnte, dass der Text auf einem alten Manuskript beruhe, das er in Italien gekauft habe. Schon zu seinen Lebzeiten wurde klar, dass der Inhalt allein von ihm stammte und dem Geist eines Reformers des 18. Jahrhunderts entsprungen war. Seine Feinde brauchten nicht lange, um Saul Berlin als den Verfasser zu entlarven.
Kurz nach dieser Blossstellung beschloss er, zu seinem Bruder nach London zu entfliehen, wo er am 16. November 1794 verstarb.
Sein Versuch, seinem gefälschten halachischen Werk zusätzliches Gewicht durch die Behauptung zu verleihen, dass es auf einem alten Manuskript eines mittelalterlichen aschkenasischen Wissenschaftlers beruhe, der mit den sephardischen intellektuellen Blütezeiten dieser Epoche verbunden wird, ist von besonderer Relevanz.
Hinweis
Der Text dieses Artikels beruht auf einer im tachles abgedruckten Würdigung (Ausgabe vom 7. November 2014, Seite 4) Saul Berlins (Autor: Emile Schrijver).
Literatur
- Louis Ginzberg: BERLIN, SAUL (or HIRSCHEL, SAUL, after his father, Ẓebi Hirsch (Hirschel) Levin) in der Jewish Encyclopedia 1901–1906 (englisch)
- Chaim Joseph David Azulai: Shem ha-Gedolim. 2, Wilna 1852, S. 20–21.
- Mordechai Benet: Fragment eines Briefes an Hirschel Levin. In: Literaturblatt des Orients. Volumes 53–55, 140–141.
- Markus Brann: Geschichte des Landesrabbinats in Schlesien. In: Jubelschrift zum 70. Geburtstag des Professors Dr. Heinrich Graetz. Breslau 1887, S. 255–257 (https://books.google.de/books?id=0SoPh6nSenoC&lpg=PA218&ots=2UvIJ75koi&dq=Brann%2C%20in%20the%20Gr%C3%A4tz%20Jubelschrift&hl=de&pg=PA218#v=onepage&q&f=false).
- Eljakim Carmoly: Ha-'Orebim u-Bene Yonah. Rödelheim 1861, S. 39–41.
- Zwi Hirsch Chajes: Minhat Kenaot. S. 14, 21.
- Heinrich Graetz: Vom Beginne der Mendelssohnschen Zeit 1750 bis in die neueste Zeit 1848. In: Geschichte der Juden. Von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Aus den Quellen neu bearbeitet. XI, Leipzig 1870, S. 89, 151–153.
- Horwitz, in Kebod ha-Lebanon, x., part 4, pp. 2–9;
- Isaak Markus Jost: Geschichte des Judenthums und seiner Sekten. III, S. 396–400.
- Elieser Landshuth: Toledot ansche haschem ufe'ulatam. hebräische Geschichte der Berliner Rabbiner von 1671 bis 1800. Berlin 1884, S. 84–160, 109.
- Mattitjahu Straschun: Reḥobot Ḳiryah. In: Ḳiryah Ne'emanah. S. 295–298.
- Leopold Zunz: Die Ritus des synagogalen Gottesdienstes, geschichtlich entwickelt. Julius Springer, Berlin 1859, S. 226–228.
- Alan Apple: Saul Berlin (1740-1794) – Heretical Rabbi. In: ANAFIM: Proceedings of the Australasian Jewish Studies Forum Held at Mandelbaum house university of Sydney 8-9 February 2004. Mandelbaum Publishing, 2006, S. 1–10 (https://www.oztorah.com/2010/06/saul-berlin-1740-1794-heretical-rabbi/#.Wk5fW9_iaUk).
Andere Wikis
Personendaten | |
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NAME | Berlin, Saul |
ALTERNATIVNAMEN | Hirschel, Saul; Berliner-Lewin, Saul Hirschel (vollständiger Name); Hirschell, Saul; שאול ברלין (hebräisch) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher jüdischer Gelehrter |
GEBURTSDATUM | 1740 |
GEBURTSORT | Glogau, Österreich (ab 1741 Preußen) |
STERBEDATUM | 16. November 1794 |
STERBEORT | London, Großbitannien |
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