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Scots

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Scots (Scots, Lallans)

Gesprochen in

Schottland, Nordirland (Ulster Scots)
Sprecher 1,5 Millionen
Linguistische
Klassifikation
Sprachcodes
ISO 639-1:

-

ISO 639-2:

sco

ISO 639-3:

sco

Robert Burns schrieb seine Lyrik in Scots

Mit dem Begriff (Lowland) Scots, auch Lallans, wird eine westgermanische Sprache beziehungsweise eine Reihe von englischen Dialekten bezeichnet, die in Schottland im Tiefland – nicht jedoch im (ehemaligen) gälischen Sprachgebiet der Highlands und Hebriden – gesprochen werden und im bergigen Südschottland (Southern Uplands), im Central Belt (Glasgow-Edinburgh) und in einem Landstreifen entlang der Ostküste bis nach Aberdeen beheimatet sind. Eine Untersuchung des General Register Office ergab 1996 eine Sprecherzahl von ca. 1,5 Millionen Menschen, also ca. 30 % der Einwohner Schottlands. Außerdem wird Scots in den Teilen Nordirlands und Donegals gesprochen, die im 17. Jahrhundert von Schotten besiedelt wurden; hier wird es sowohl von Protestanten als auch von Katholiken gesprochen, aber aus ethnopolitischen Gründen als eine Sprache der protestantischen Bevölkerung gefördert.

Lowland Scots ist vom Schottischen Englisch – der heutigen Amts- und Bildungssprache Schottlands – deutlich zu unterscheiden. Manche betrachten das Scots heute als eine Einzelsprache.

Dialekte

Scots wird in mindestens fünf Dialektgruppen unterteilt:

Am besten haben sich die traditionellen, das heißt ein in sich kohärentes autonomes Laut- und Formensystem und einen autonomen Wortschatz aufweisenden Dialekte im Nordosten und auf den Inseln erhalten, wogegen die Mundarten Mittel- und Südschottlands stark – wenn auch in verschiedenem Grade – anglisiert sind. So sind die Stadtmundarten von Aberdeen, Dundee, Edinburgh und Glasgow zwar durchaus Scots-basiert, aber stark vom schottischen Englisch sowie von generell britischen Stadtmundart-Merkmalen durchdrungen. Das traditionelle Schottisch wird gerne als Braid/Broad Scots, das mehr anglisierte als Urban Scots bezeichnet.

Eine standardisierte, überdialektale Form hat es seit dem Untergang der schottischen Schriftsprache des Mittelalters nie mehr gegeben. Für die Schreibweise der Mundarten gibt es zwar einige Konventionen, die aber unterschiedlich eingehalten werden; ansonsten kann sie je nach Schreibendem weitgehend phonetisch sein. Mit anderen Worten: Wer Scots schreibt, schreibt entsprechend seinen eigenen Sprachgewohnheiten.

Textprobe

Die Weihnachtsgeschichte (Mt 1,18ff EU) aus der Lorimer Bible (20. Jh., Ostmittelschottisch):

This is the storie o the birth o Jesus Christ. His mither Mary wis trystit til Joseph, but afore they war mairriet she wis fund tae be wi bairn bi the Halie Spírit. Her husband Joseph, honest man, hed nae mind tae affront her afore the warld an wis for brakkin aff their tryst hidlinweys; an sae he wis een ettlin tae dae, whan an angel o the Lord kythed til him in a draim an said til him, “Joseph, son o Dauvit, be nane feared tae tak Mary your trystit wife intil your hame; the bairn she is cairrein is o the Halie Spírit. She will beir a son, an the name ye ar tae gíe him is Jesus, for he will sauf his fowk frae their sins.”
Aa this happent at the wurd spokken bi the Lord throu the Prophet micht be fulfilled: Behaud, the virgin wil bouk an beir a son, an they will caa his name Immanuel – that is, “God wi us”.
Whan he hed waukit frae his sleep, Joseph did as the angel hed bidden him, an tuik his trystit wife hame wi him. But he bedditna wi her or she buir a son; an he caa’d the bairn Jesus.

In diesem Textauszug kommt kein Lexem vor, das der englischen Sprache völlig fremd ist, doch mehrere Formen entsprechen veralteten oder seltenen englischen Vokabeln oder werden leicht anders eingesetzt als in der Schriftsprache: tryst (Abmachung), ettle (versuchen, beabsichtigen), kithe (zeigen), bouk (Bauch), bairn (Kind). Hidlinweys ist eine nur im Dialekt vorkommende Bildung aus englisch hidden und way (etwa: verborgenerweise), mit der Bedeutung „heimlich“. O und wi sind abgeleitet von of und with, doch frae ist mit from nicht direkt verwandt, sondern entspricht englisch fro. Die Negation bedditna (englisch: bedded not) wirkt altertümlich. Ansonsten beobachtet man in diesem Text vor allem die Effekte des Tudor Vowel Shifts, einer Vokalverschiebung der frühen Neuzeit, die in Schottland und Nordengland anders verlaufen ist als im Süden. Wo Englisch ein stummes <gh> hat, wird in Scots <ch> geschrieben und wie im deutschen gesprochen: micht (englisch might, deutsch möchte); wo das nicht vorkommt, lässt dieser Dialektschreiber die Konsonanten ganz weg: throu (gesprochen genau wie Standardenglisch through).

Weitere Textproben im Artikel zu Robert Burns.

Weitere Beispiele

Scherzend lassen die Schotten gerne englische Besucher folgenden Satz probieren, in dem der für jene schwierige /ch/-Laut mehrfach vorkommt: It’s a braw bricht muin-licht nicht the nicht („Heute abend ist der Mondschein schön hell!“, wörtlich: „Es ist eine schöne helle Mondlichtnacht diese Nacht.“). Ein anderer typisch schottischer, „ui“ geschriebener Laut ist /ø/ (aus altenglischem langem /oː/ entstanden), der aber heute fast nur noch im Inselschottischen existiert und sonst meist zu /ɪ/ und /e/ entrundet ist; ein Beispiel ist das im obigen Zitat genannte muin (Mond), je nach Dialekt gesprochen /møn/ oder entrundet zentralschottisch /men/, nordostschottisch /mɪn/.

Der nordhumbrische Dialekt des Altenglischen, dem die heutigen schottischen und nordenglischen Dialekte entstammen, hatte aufgrund kultureller Kontakte eine gesteigerte Anzahl an dänischen Lehnwörtern. Deshalb hat Scots beispielsweise die ursprünglich nordische Form kirk für „Kirche“ (englisch church). Ferner besitzt Scots einige wenige Lehnwörter aus dem Gälischen; ein Beispiel ist braw (schön).

Weitere beliebte Dialektwörter sind wee (klein), was in der schottischen Kindersprache eine interessante Verdoppelung als verharmlosendes Toilettenlexem erfährt: wee-wee (Harnstrahl); bonnie (hübsch), ein Lehnwort aus dem Französischen (bonne), das vielleicht aus der Zeit der „Auld Alliance“ zwischen Schottland und Frankreich gegen England hervorgeht; und das gälische Lehnwort loch (See), meistens ein Süßwassersee, aber auch in der Verbindung sealoch als Bezeichnung für die westschottischen „Fjorde“.

Typisch nordostschottisch (Aberdeen und Umgebung) sind die Bezeichnungen loon (Knabe) und quine (Mädchen), letztere verwandt mit altnordisch kvinna (Frau) und englisch queen (Königin), aber schon im Altenglischen ein getrenntes Lexem. Auch nordostschottisch ist der Wandel des behauchten /wh/ zu einem /f/: fit = englisch what (Grußformel in Aberdeen: fit like?, etwa „wie geht’s?“).

Die typischen Beispiele sind jedoch meistens tendenzielle Präferenzen. Man zieht gern die Gleichung: englisch know = Scots ken. Dies trifft zu, verbirgt aber die Tatsache, dass ken auch im Standardenglischen existiert, während auch knaw im Concise Scots Dictionary steht, freilich im Schottischen nur noch archaisch ist. Was stimmt, ist, dass die Schotten ken häufig benutzen, die Engländer seltener. In Nordost-Schottland wird die Floskel Ken this? gerne als Satzeinleitung verwendet, wie etwa englisch Know what?. Andere Wörter, die gemeinhin als Scots gelten, doch ebenfalls zur Dichtersprache des Standardenglischen zählen, sind aye (ja), lad(die) (Knabe), lass(ie) (Mädchen).

Schrifttum

Schottland hat zur englischen Literatur einen verhältnismäßig starken Beitrag geleistet, doch hauptsächlich in der englischen Standardsprache. Scots wird vergleichsweise selten in der Literatur verwendet. Im Mittelalter hatte jede Gegend nur die eigene Sprachform geschrieben, so schrieben die Renaissance-Dichter Robert Henryson und William Dunbar eine Frühform von Scots (die sie aber inglis nannten). Als Hochzeit des Scots kann die Zeit zwischen dem 15. und dem 17. Jahrhundert gelten, als eine relativ standardisierte Version Prestigesprache des Adels und Bürgertums und Sprache der offiziellen Verwaltung des Königreiches war. Seit Einführung des Buchdrucks begann aber der Übergang zu standardenglischen Formen und Scots wurde nur dann geschrieben, wenn man aus romantischen Gründen eine ländliche Idylle heraufbeschwören will, oder die Nostalgie oder die Heimatverbundenheit zum Ausdruck bringen will. Folglich ist Scots vor allem eine Sprache für die Lyrik; Dialektdichtung gewann zum ersten Mal breitere Beliebtheit, als Robert Burns im späten 18. Jahrhundert Volkslieder in der bäuerlichen Volkssprache veröffentlichte und diese in seinen eigenen Gedichten nachahmte. Burns gilt als der größte Dialektschreiber Schottlands. In anderen Formen wird Scots sehr selten benutzt. In schottischen Romanen findet man typischerweise Scots in den Dialogen, aber nicht in der Erzählung – das klassische Beispiel ist hier Sir Walter Scott. Als die Bibelübersetzung von Lorimer (siehe oben) 1983 erschien, fand sie einen großen Anklang, wurde jedoch vor allem in nostalgischen, volkstümlichen Versammlungen vorgelesen, selten in den Kirchen.

Im frühen 20. Jahrhundert versuchte die Lallans Society, Elemente der verschiedenen Dialekte zusammenzutragen, um eine auch für formelle Zwecke schriftfähige Sprache zu produzieren. Bewusst versuchte man, veraltetes Wortgut wieder lebendig zu machen, um die Unterschiede zwischen Scots und Englisch frappanter zu machen. Hugh MacDiarmid ist das bekannteste Beispiel eines Schreibers, der sein Scots nicht nur aus dem eigenen Umfeld zieht, sondern aus Wörterbüchern ausschmückt. Es ist jedoch bezeichnend, dass MacDiarmid nur wegen seiner Lyrik berühmt ist. Insgesamt fand die Lallans Society wenig Anklang, da die Mehrzahl der Sprecher die Sprachform als Schriftsprache ablehnte.

Seit der Eröffnung des schottischen Parlaments (1999) scheint es erneute Versuche zu geben, Scots für formelle Zwecke einzusetzen. So trägt die Website des Parlaments versuchsweise Übersetzungen einiger juristischer Texte ins Scots. Es bleibt abzuwarten, wie diese Texte von der Bevölkerung aufgenommen werden. Von der Presse werden sie im Großen und ganzen belächelt.

Scots als eigene Sprache

Scots wird traditionell als Dialekt(gruppe) des Englischen eingestuft, aber seit dem frühen 20. Jahrhundert besteht eine wachsende Anzahl von Sprechern, die lieber an eine eigenständige Sprache denken. Ein Konsens zu dieser Frage wurde noch nicht erreicht.

Das Vereinigte Königreich hat Scots als eine Regionalsprache im Rahmen der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen anerkannt.

In Nordirland gewinnt Ulster Scots seit den 1990er Jahren im Zuge des Friedensprozesses einen neuen Status. Da der katholisch-republikanischen Bevölkerung eine erweiterte Anerkennung des Irischen eingeräumt wurde, bestand die protestantisch-unionistische Seite auf eine Gleichstellung ihrer besonderen Sprache, die dadurch plötzlich einen brisanten politischen Stellenwert annahm.

Literatur

Knappe, aber fundierte Übersicht:

  • David Murison: The Guid Scots Tongue, Edinburgh, William Blackwood, 1977, ²1978 (mit Nachdrucken).

Sprachgeschichte:

  • Billy Kay: Scots, The Mither Tongue, London 1986 (seither erneut aufgelegt).

Wörterbücher:

  • The Scottish National Dictionary. Designed partly on regional lines and partly on historical principles, and containing all the Scottish words known to be in use or to have been in use since c. 1700, hg. von William Grant und David D. Murison, Bde. I–X Edinburgh 1929–1976 (das umfassendste Wörterbuch der schottischen Mundarten).
  • The Dictionary of the Older Scottish Tongue from the Twelfth Century to the End of the Seventeenth, hg, von William A. Craigie et al., Bde. I–XII, Oxford, Oxford University Press, 1931–2002.
  • The Concise Scots Dictionary, leitender Herausgeber: Marie Robinson, Aberdeen 1985, Edinburgh 1996.

Gesamtschottische Grammatik:

  • William Grant, James Main Dixon: Manual of Modern Scots, Cambridge 1921 (detaillierte, noch immer Maßstäbe setzende Übersicht).

Ortsgrammatiken:

  • Eugen Dieth: A Grammar of The Buchan Dialect (Aberdeenshire), Vol. 1 (Phonology – Accidence), Diss. Zürich, Cambridge, W. Heffer & Sons Ltd., 1932 (bis heute die ausführlichste Darstellung der Grammatik eines schottischen Dialekts).
  • T. A. Robertson; John J. Graham: Grammar and Use of the Shetland Dialect, Lerwick, The Shetland Times Ltd., 1952, ²1991.
  • Paul Wettstein: The Phonology of a Berwickshire Dialect, Biel, Schüler S. A., 1942.
  • James Wilson: Lowland Scotch as Spoken in the Lower Strathearn District of Perthshire, London, Oxford University Press, 1915.
  • James Wilson: The Dialect of Robert Burns as Spoken in Central Ayrshire, London, Oxford University Press, 1923.
  • James Wilson: The Dialects of Central Scotland [Fife and Lothian], London, Oxford University Press, 1926.
  • Rudolf Zai: The Phonology of the Morebattle Dialect, East Roxburghshire, Lucerne, Räber & Co., 1942.

Lehrbücher:

  • L. Colin Wilson: The Luath Scots Language Learner. Edinburgh, Luath Press Ltd, 2002.

Weblinks

 Commons: Scots – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikipedia auf Scots
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