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Sofer
Sofer (hebräisch סֹפֵר, Aussprache: [soˈfɛʀ], Plural: [sofˈʀim], „Schreiber, Schriftgelehrter“; Grundbedeutung des Verbs: "zählen, aufzählen, erzählen") ist ein Begriff aus dem Judentum. Zunächst bezeichnete Sofer ein militärisches Amt, denjenigen, der die Listen der ausgehobenen Soldaten erstellte (z. B. Jer. 52,25 oder II. Kön. 25,19). Zur Zeit des ersten Tempels war dies die Bezeichnung für einen Schreiber. Zur Zeit des zweiten Tempels war es die Bezeichnung für einen jüdischen Schriftgelehrten. Möglicherweise gab es damals auch Schreiberinnen/weibliche Schriftgelehrte (Soferet סופרת), vgl. Esr 2,55 EU und Neh 7,57 EU. Als Vorbild und Begründer dieser Berufsgruppe gilt nach der jüdischen Tradition aber auch Historikern der Priester Esra, der Mitte des 5. vorchristlichen Jahrhunderts mit politischer Macht und Geld ausgestattet aus dem Babylonischen Exil nach Jerusalem kam.
Die hebräische Bezeichnung für einen Schreiber ist „Sofer STaM“ und verrät seine wichtigsten Aufgaben. Das zweite Wort, „STaM“, ist ein Akronym und setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Begriffe „Sefer Tora“ (Torarolle), „Tefillin“ (Gebetsriemen) und „Mesusa“ (Schriftkapsel am Türpfosten) zusammen.[1]
Seit talmudischer Zeit bezeichnet es wieder einen Schreiber hebräischer Texte. Der Sofer schreibt von Hand Torarollen, Mesusot, Tefillin und Dokumente wie etwa Heiratsverträge. Dieser Beruf erfordert eine fundierte Ausbildung und ist innerhalb des Judentums sehr angesehen.
Die biblischen Texte werden mit einer Vogelfeder (Gänsekiel oder Truthahnfeder) und einer Tinte ohne Metallzusätze, die der Sofer meist selber herstellt, geschrieben. Die Unterlage ist stets ein nur für diesen Zweck aus Haut von reinen Tieren wie Rind, Schaf, Ziege oder Reh handproduziertes Pergament. Die hebräischen Texte sind unvokalisiert. Die Texte müssen absolut fehlerfrei und präzise geschrieben werden. Der Sofer darf nicht aus dem Gedächtnis schreiben, sondern muss jeden Buchstaben einzeln aus der Vorlage kopieren. Damit sich beim Abschreiben kein Fehler einschleicht, muss jedes Wort von ihm laut gelesen werden, bevor er es endgültig zu Pergament bringt. Damit soll auch die Heiligkeit des Textes auf die Schriftrolle übergehen. Jeder einzelne Buchstabe hat eine genau vorgeschriebene Schreibweise. Der Text darf nicht durch Ornamente geschmückt werden, da Ornamente den Originaltext verändern oder die Lesbarkeit beeinträchtigen könnten. Jedoch gibt es die sogenannten תגין „Tagin“ oder „Krönchen“, die der Sofer an den richtigen Stellen hinzuzufügen hat. Die Krönung betrifft rätselhafterweise nur die sieben Buchstaben ע Ajin, ט Thet, נ Nun, ז Zain, ג Gimmel, צ Tzade und das ש Schin. Falls in einem Text ein Fehler entdeckt wird, ist dieser damit rituell unrein, das heißt nicht für Tora, Tefillin oder Mesusa geeignet.
Vom Sofer geschriebene Texte, die mechanisch oder durch Abnutzung oder hohes Alter beschädigt und somit unbrauchbar geworden sind, werden nicht auf übliche Weise entsorgt, sondern in einer Geniza aufbewahrt oder auf einem jüdischen Friedhof bestattet.
Literatur
- Die Bedeutung der Ämter Sopher und Maskhhir [sic], Note 16, in Heinrich Graetz, Geschichte der Juden, Band 1, Reprint Ausg. 1908, Berlin 1998, S. 418–420
- Helge Stadelmann: Ben Sira als Schriftgelehrter. Eine Untersuchung zum Berufsbild des vor-makkabäischen Sofer unter Berücksichtigung seines Verhältnisses zu Priester-, Propheten- und Weisheitslehrertum. Mohr Siebeck, Tübingen 1980, ISBN 978-3-16-143511-9.
- Eric Ray: Sofer: The Story of a Torah Scroll. Torah Aura Publications, Los Angeles 1999. ISBN 0-933873-98-0.
- David Stern: The Jewish Bible: A Material History. University of Washington Press, Seattle / London 2017. ISBN 978-0-2957-4148-2.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Der Schreiber, Jüdisches Leben Erfurt. Abgerufen am 30. Januar 2021.
Siehe auch
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Sofer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |