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Spartacus

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Dieser Artikel behandelt die historische Figur des Spartacus; zu weiteren gleichnamigen Bedeutungen des Begriffs siehe Spartacus (Begriffsklärung).
Allegorische Spartacus-Statue von Denis Foyatier aus dem Jahr 1830 beim Pariser Louvre

Spartacus, dt. Spartakus (gestorben 71 v. Chr. in der Zweiten Schlacht am Silarus), war ein römischer Sklave und Gladiator. Historische Bedeutung erlangte er als Anführer eines nach ihm benannten Sklavenaufstandes im Römischen Reich der Antike während der späten Römischen Republik.

Leben

Herkunft

Laut der Quellenlage römischer Geschichtsschreiber stammte Spartacus aus Thrakien, was letztlich aber nur Vermutung bleibt. In der historischen Forschung gibt es über sein frühes Leben kaum gesicherte Erkenntnisse, die bekannten Quellen dazu sind sehr vage. Appian beschreibt ihn als Thraker, der einst auf Seiten der Römer kämpfte, dann aber gefangen genommen und als Gladiator in Capua verkauft wurde.[1] Plutarch schreibt, dass dieser Thraker nicht nur über einen starken Körper, sondern auch über einen starken Geist verfügte, sehr gebildet und intelligent war, und vermutete in diesem Sklaven eine kultivierte Abstammung.[2] Allerdings kann mit „Thraker“ sowohl ein Volk als auch ein leicht bewaffneter Gladiator gemeint sein.

Der Aufstand

Spartacus entfloh nach einer Rebellion mit ca. 70 anderen Gladiatoren (die Zahlen variieren in den Quellen) im Jahr 73 v. Chr. aus der Gladiatorenschule des Gnaeus Cornelius Lentulus Batiatus in Capua und vermochte zahlreiche weitere Sklaven, vor allem aus den landwirtschaftlichen Großbetrieben, den so genannten Latifundien, um sich zu sammeln. Zudem erhielt er auch aus den Reihen der verarmten, landlosen Freien erheblichen Zulauf. Als Anführer der aufständischen Sklaven im dritten Sklavenkrieg (73–71 v. Chr., auch Gladiatorenkrieg oder Spartacus-Aufstand genannt), erzielte er mit seinem (befreiten) Sklavenheer zahlreiche militärische Erfolge gegen die römischen Legionen auf seinem Zug von Süd- nach Oberitalien. Und das, obwohl sich mehrmals einzelne Abteilungen von seinem Heer abspalteten und daraufhin vernichtet wurden. Andere Sklavenführer des Aufstandes waren Crixus, Gannicus und Oenomaus.

Frühe Erfolge

Nach dem Ausbruch aus der Gladiatorenschule plünderten die geflohenen Sklaven die Gegend um Capua und zogen sich auf den Vesuv zurück, von wo aus sie Raubzüge in die umliegenden Ortschaften und Städte durchführten.[3] Sie besiegten Ende 73 v. Chr. auch zwei römische Heere, die allerdings nicht aus regulären Soldaten, sondern aus Miliztruppen bestanden.[4]

Im Frühjahr 72 v. Chr. begann Spartacus mit seinen Truppen Richtung Gallia Cisalpina zu ziehen. Der römische Senat schickte ihm zwei prätorianische Armeen entgegen.[5] Sie wurden von Spartacus geschlagen, dieser verlor dabei aber seinen Heerführer Crixus.[6] Spartacus zog bis nach Mutina (heute Modena), wo er ein weiteres römisches Heer, ca. 10.000 Mann stark, vernichtend schlug.[7]

Aus unbekanntem Grund zog Spartacus aber nicht weiter nach Gallien, obwohl der Weg über die Alpen frei gewesen wäre, sondern marschierte mit seiner Armee 71 v. Chr. wieder Richtung Süden.[8]

Der Senat hatte inzwischen Crassus das Kommando über acht Legionen erteilt, mit dem Auftrag, die Rebellenarmee zu vernichten.[9] Crassus schlug Spartacus in mehreren Schlachten und drängte ihn immer weiter in den Süden Italiens, bis die Rebellenarmee an der Straße von Messina stand.[10] Spartacus bezahlte dort kilikische Piraten, die ihn und 2.000 seiner Männer nach Sizilien übersetzen sollten. Er wurde jedoch von den Piraten betrogen, die zwar sein Geld nahmen, aber dann die Rebellen im Stich ließen.[11]

Letzte Schlacht und Tod

Spartacus zog sich mit seinen Truppen nach Rhegium zurück und Crassus' Truppen bauten mehrere Befestigungen, um die Rebellen auszuhungern.[12] Mittlerweile war Pompeius aus Spanien zurückgekehrt und wurde vom Senat in den Süden geschickt, um Crassus zu unterstützen.[13] Auch Marcus Lucullus war vom Senat zu Hilfe gerufen worden und landete mit Truppen aus Mazedonien in Brindisium.[14] Beide Feldherren griffen jedoch nicht mehr in den Kampf mit Spartacus ein, da dieser von den nahenden Legionen gehört hatte und sich entschloss, Crassus' Befestigungen zu durchbrechen und sich seinen Truppen zu stellen.[15]

In der folgenden Schlacht wurde die Rebellenarmee komplett aufgerieben und Spartacus selbst fiel.[16] 6.000 Rebellen wurden gefangengenommen und von Crassus entlang der Via Appia von Rom nach Capua gekreuzigt.[17] Etwa 5.000 Rebellen gelang nach der Schlacht die Flucht, sie trafen auf dem Weg nach Norden jedoch auf die Legionen des Pompeius und wurden „restlos niedergemacht“.[18]

Seine Rolle in der römischen Geschichte

Karl Marx nannte Spartacus einen „wahren Vertreter des römischen Proletariats“, und auch in anderen Zusammenhängen taucht sein Name immer wieder als Symbolfigur gegen Unterdrückung und Knechtschaft auf. Diese für einen antiken Sklaven sehr umfassende Rezeptionsgeschichte erklärt sich aus den Besonderheiten, die den Aufstand des Spartacus von den zahlreichen anderen bewaffneten Sklavenaufständen seiner Zeit (mit manchmal ebenfalls tausenden Beteiligten) unterschied.

Hilfreich sind dafür einige spärliche Hinweise der antiken Autoren: So erwähnt Appian, dass unter Spartacus die Beute der Feldzüge an alle Angehörigen seines Heeres gleichmäßig verteilt wurde; für die damalige Zeit keineswegs selbstverständlich (in der Regel bekam der Feldherr den größten Teil). Auch verbot er seinen Mitkämpfern den Besitz von Gold und Silber. Daraus hat etwa der marxistische, russische Althistoriker A. W. Mischulin abgeleitet, Spartacus habe so etwas wie einen „Kommunismus der Konsumtion“ angestrebt. Allerdings war sein Ziel nicht die Errichtung einer neuen Gesellschaftsordnung in Italien, sondern die Flucht in die Heimat. So soll er nach Appian zu seinen Leidensgenossen in der Gladiatorenschule (größtenteils Gallier und Thraker) gesagt haben: „Man darf das Leben nicht für Schauspiele einsetzen, sondern für die Freiheit.“ Dieses Vorhaben allein stellte aber die Gesellschaftsordnung Roms schon in Frage. Denn ohne die Arbeit der Sklaven war sie nicht denkbar. Das erklärt auch das harte Vorgehen der Römer nach ihrem Sieg – obwohl Spartacus seinerseits das sinnlose Plündern und Morden in seinem Heer verboten hatte. Ebenso ordnete er an, dass alle Waren, etwa Metalle zur Waffenherstellung, von seinen Kämpfern auch bezahlt wurden; das sollte den Sklaven vermutlich den notwendigen Rückhalt in der ländlichen Bevölkerung sichern.

In der Forschung wird stets auf die hervorragende Organisation des Aufstandes hingewiesen. Darin unterscheidet er sich von vielen Vorläufern. Beispielsweise kümmerte sich Spartacus um die Beschaffung von Waffen und sonstigem Material; um den Nachschub zu gewährleisten, bestand er auf einem fairen Umgang mit der Bevölkerung. Plutarch erwähnt, dass die Frau des Spartacus eine Seherin war, die ihm eine große und zugleich düstere Zukunft prophezeite. Das verwundert nicht, denn an allen bedeutenden Sklavenkriegen der Antike waren Seher maßgeblich beteiligt.

Antike Autoren über Spartacus

Die Quellenlage zu Spartacus selbst ist relativ spärlich, da viele Autoren ihn nur recht knapp in anderen Zusammenhängen erwähnen. Insgesamt haben aber mehr als 30 antike Schriftsteller über ihn geschrieben – für eine antike Persönlichkeit sicher eine beachtliche Zahl. Das illustriert die große Bedeutung, die ihm damals beigemessen wurde.

Von den wichtigsten Autoren ist Sallust einer der bedeutendsten römischen Historiker überhaupt, allerdings sind von ihm nur einzelne Fragmente zum Spartacus-Aufstand erhalten geblieben. Ebenso sind von Florus lediglich Bruchstücke tradiert (von zusammengefassten Liviustexten, die im Original auch nicht mehr vorhanden sind). Plutarch hat in einer seiner Doppelbiographien (über Crassus) von Spartacus berichtet. Appian schrieb über ihn in seiner Römischen Geschichte (1. Buch über die Bürgerkriege).

Die moderne Forschung

Zu Spartacus existiert eine durchaus beachtliche Anzahl an historischen Publikationen. Besonders intensiv hat sich die marxistische Geschichtswissenschaft der Sowjetunion und später der DDR mit ihm beschäftigt. Die Ursache liegt auf der Hand: Spartacus dient als Paradebeispiel des Klassenkämpfers in der Antike. Allerdings wurde ihm eine systemüberwindende Zielsetzung meist abgesprochen (da die objektiven Gegebenheiten, d. h. die Entwicklung der Produktivkräfte, das verhinderten). Eine Ausnahme bildet A. W. Mischulin.

Im Westen fand Spartacus vor allem im Rahmen des von Joseph Vogt initiierten sog. „Mainzer Sklavereiprojekts“ Beachtung. Es gibt aber auch Beiträge aus anderen Ländern, etwa Großbritannien, Frankreich und Italien (Brisson, Guarino, Mitchell u. a.).

Rezeption in der Neuzeit

Die Gestalt des Spartacus war im 18. und 19. Jahrhundert unter anderem Gegenstand von Dramenentwürfen von Lessing und Grillparzer. Arthur Koestlers 1939 veröffentlichter Roman Die Gladiatoren war eine Parabel der revolutionären Gesellschaft, die sich gegen Unterdrücker wehrt und sich dabei fälschlicher- oder verständlicherweise gezwungen sieht, sich selber als Tyrannei zu organisieren. Koestler verarbeitete dabei seine eigenen Erfahrungen mit der stalinistischen Sowjetunion, sowie seine Erlebnisse im spanischen Bürgerkrieg. Aram Chatschaturjan schrieb 1954 das Ballett Spartakus (Szenen aus dem römischen Leben) über Spartacus.

In der russischen Form Spartak (russisch Спартак „Spartacus“) wurde sein Name in kommunistisch regierten Ländern von zahlreichen Sportvereinen angenommen.

Der 1952 veröffentlichte Roman Spartacus von Howard Fast porträtiert Spartacus als Protokommunisten, der gegen das wohlhabende römische Establishment kämpft, indem er die Sklaven befreit. Dieser Roman wurde 1960 von Stanley Kubrick mit Kirk Douglas in der Titelrolle verfilmt (vgl. Artikel zum Film Spartacus). 2004 entstand unter der Regie von Robert Dornhelm eine Neuverfilmung nach derselben Vorlage für das Fernsehen, mit Goran Višnjić als Spartacus.

Howard Fasts Roman wie auch dessen Verfilmungen können nur sehr frei und spekulativ die Gestalt des Spartacus interpretieren, da über die Randdaten hinaus nur wenige historische Fakten über den Freiheitskämpfer als gesichert gelten. Sie dienen mit Blick auf die gegenwärtige Gesellschaft vor allem einer romantisch gefärbten Verherrlichung von Spartacus. Historisch falsch ist die in Kubricks Film dargestellte Kreuzigung von Spartacus selbst; tatsächlich starb er in der Schlacht. Sehr unwahrscheinlich ist auch die Begegnung mit seinem späteren Widersacher Crassus.

Das 1992 veröffentlichte Konzeptalbum Jeff Wayne’s Musical Version of Spartacus von Jeff Wayne erzählt die Geschichte von Spartacus. Das Album hatte nur mäßigen Erfolg.

Spartacus als politische Symbolfigur im Deutschland des 20. Jahrhunderts

Während des Ersten Weltkriegs wurde im Deutschen Reich von marxistischen Kriegsgegnern in der SPD unter deren Protagonisten Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht die Spartakusgruppe gebildet, aus der im November 1918 der Spartakusbund hervorging. Dieser berief sich in seinem Namen auf den Sklavenanführer als Symbolfigur für die Erhebung der Unterdrückten gegen ihre Ausbeuter. Aus dem Spartakusbund ging am 1. Januar 1919 während der revolutionären Umbrüche in Deutschland zusammen mit anderen linksrevolutionären Gruppierungen die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) hervor.

Der Januaraufstand vom 5. bis 12. Januar 1919, ein von revolutionären Gewerkschaftern, den Revolutionären Obleuten ausgelöster Generalstreik mit bewaffneten Kämpfen gegen konterrevolutionäre Tendenzen der amtierenden Regierung im weiteren Verlauf der Novemberrevolution in Berlin wird manchmal (wie der antike Sklavenaufstand) ebenfalls als Spartakusaufstand bezeichnet, obwohl der Spartakusbund bzw. die neu gegründete KPD dabei zwar eine beteiligte, jedoch keine auslösende oder führende Rolle innehatte.

In den 1970er und 1980er Jahren war der Marxistische Studentenbund Spartakus (MSB Spartakus) eine der DKP nahestehende linkssozialistische Studentenorganisation, die sich in der Tradition des Spartakusbunds sah und sich ebenfalls in ihrem Namen auf den antiken Rebellen berief. Der MSB Spartakus war in vielen Allgemeinen Studentenausschüssen (AStA) deutscher Universitäten vertreten. Ebenfalls bestand in den 1970er Jahren ein DKP-naher Marxistischer Schülerbund Spartakus.

Filme

Siehe auch

Literatur

Sachbücher

Belletristik (Auswahl)

Weblinks

 Commons: Spartacus – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Appian, Bürgerkriege 1, 116 (englische Übersetzung). Vgl. Kai Brodersen: Wie Spartacus Bulgare wurde. In: Hermes. Band 139, 2011, S. 267–269.
  2. Plutarch, Crassus 8, 3 (englische Übersetzung).
  3. Appian, Bürgerkriege, 1:116; Florus, epitoma de Tito Livio, 2.8
  4. Appian, Bürgerkriege, 1:116.
  5. Appian, Bürgerkriege, 1:116–117; Plutarch, Crassus 9:6; Sallust, historiarum fragmenta, 3:64–67.
  6. Appian, Bürgerkriege, 1:117; Plutarch, Crassus 9:7; Livius, Periochae 96.
  7. Keith R. Bradley: Slavery and Rebellion in the Roman World, 140 B.C.–70 B.C. Indiana University Press, Bloomington (Indianapolis) 1989, S. 96.
    Plutarch: Crassus 9:7.
    Livius: Periochae. 96:6.
  8. Plutarch, Crassus, 9:5
  9. Plutarch, Crassus 10:1;.
  10. Appian, Bürgerkriege, 1:119.
  11. Plutarch, Crassus, 10:1–3.
  12. Plutarch, Crassus, 10:4–5.
  13. Plutarch, Crassus, 11:2, Appian, Bürgerkriege, 1:119.
  14. Strachan-Davidson über Appian. 1.120; Appian, Bürgerkriege, 1:120; Plutarch: Crassus, 11:2.
  15. Appian: Bürgerkriege, 1:120; Plutarch: Crassus, 10:6
  16. Appian: Bürgerkriege. 1:120; Plutarch, Crassus, 11:6–7; Livius: Periochae, 97.1.
  17. Appian: Bürgerkriege, 1.120.
  18. Philip Matyszak: The Enemies of Rome. From Hannibal to Attila the Hun. Thames & Hudson, London 2004 S. 133;
    Plutarch: Pompeius, 21:2, Crassus 11.7.
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