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Streichholz

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Zum Gerät siehe Streichholz (Gerät)
Ein entzündetes Streichholz
Ein Streichholzbriefchen mit Streichhölzern aus wachsgetränkter Pappe und Streichhölzer aus wachsgetränktem Papier

Ein Streichholz oder Zündholz, veraltet Schwefelholz, ist ein Holzstäbchen (gelegentlich auch aus Pappe oder Papier bestehend) zum Entfachen eines Feuers. Durch Reiben an einer Reibefläche entzündet sich der an einem Ende angebrachte Zündkopf und bringt damit das Holzstäbchen zum Brennen.

Die ersten praktisch einsetzbaren Streichhölzer kamen Anfang des 19. Jahrhunderts auf den Markt. In der Anfangsphase enthielten sie giftige Stoffe wie weißen Phosphor oder Bleiverbindungen. Seit den 1850er Jahren gibt es die Sicherheitszündhölzer, so wie sie heute noch in Gebrauch sind. Streichhölzer haben gegenüber Gasfeuerzeugen den Vorteil, dass sie auch bei strengem Frost funktionieren.

Geschichte

Mit Schwefel getränkte Kiefernhölzchen gab es spätestens um 950 in China, wahrscheinlich aber schon im 6. Jahrhundert. Diese Hölzchen lassen sich bei der kleinsten Berührung mit Feuer entzünden und waren im 13. Jahrhundert zumindest in Hangzhou üblich. Im Mittelalter waren ähnliche Schwefelhölzer in Europa zur gleichen Zeit weit verbreitet. Sie wurden mit glimmendem Zunderschwamm entflammt, der seinerseits durch Funkenschlag entzündet werden musste.

Die Voraussetzungen zur Entwicklung der Streichhölzer waren die Entdeckung des weißen Phosphors durch Aufarbeitung von Harn 1669 durch den Hamburger Alchimisten Hennig Brand und des Kaliumchlorats 1786 durch den Franzosen Claude-Louis Berthollet. Anfang des 19. Jahrhunderts erschienen die Tunkzündhölzer auf dem Markt, die die erste sichere chemische Zündung ermöglichten. Im Zündkopf dieser Hölzchen befanden sich Kaliumchlorat und Zucker, die mit einem Tröpfchen Schwefelsäure entflammten. Da sie in der Praxis einfach in die ätzende Säure getaucht wurden, waren Verspritzungen möglich. Die Tunkzündhölzer wurden daher allmählich von den Streichhölzern abgelöst.

Am 27. November 1826 erfand der englische Apotheker John Walker das erste moderne Streichholz. Er entdeckte, dass sich eine Mischung aus Antimon(III)-sulfid, Kaliumchlorat, Gummi und Stärke durch Reibung an einer rauen Oberfläche entzündet. Diese Streichhölzer hatten mehrere Probleme – die Flamme brannte unregelmäßig und das brennende Zündholz verursachte einen unangenehmen Geruch. Zum Patent wurde die Mischung 1828 von Samuel Jones unter dem Namen Luzifer angemeldet.[1]

Der Franzose Charles Sauria konnte diese Nachteile 1831 durch Zusatz von Phosphor beheben. Industriell wurden Phosphorstreichhölzer ab 1833 durch den Deutschen Jacob Friedrich Kammerer hergestellt. Problematisch war ihre leichte Selbstentzündlichkeit. Dieses Problem wurde 1836 durch das vom ungarischen Chemiker János Irinyi patentierte lautlose, explosionsschwache Streichholz behoben. Er hatte im Streichholzkopf den Phosphor nicht mit Kaliumchlorat, sondern eine Gummi-Phosphor-Emulsion mit Bleidioxid vermengt.[2] Wegen Beimengungen weißen Phosphors war die Herstellung der Zündhölzer extrem gesundheitsschädigend, bis die schwedischen Chemiker Gustaf Erik Pasch und Karl Frantz Lundström 1844 den weißen Phosphor vollständig durch roten Phosphor ersetzten.

Zündhölzer der Deutschen Zündwaren-Monopolgesellschaft
(Zeit nach 1949)

Die Verlagerung des Phosphors aus dem Zündkopf in die Reibfläche führte 1848 zur Entwicklung der Sicherheitszündhölzer durch Rudolf Christian Boettger. Er verkaufte sein Patent an die schwedische Zündholzindustrie.

Die Berner Konvention (1906) führte 1906 zum Verbot des weißen Phosphors in der Streichholzherstellung.

Ab 1930 bestand im Deutschen Reich und von 1949 bis 1983 in der Bundesrepublik Deutschland ein staatliches Zündwarenmonopol, das auf Betreiben des schwedischen „Zündholzkönigs“ Ivar Kreuger entstand.

Typen

Sicherheitsstreichholz

Reibefläche für ein Sicherheitsstreichholz
Kopf eines Sicherheitsstreichholzes
Abgebrannter Zündkopf eines Streichholzes

Sicherheitsstreichhölzer lassen sich nur an speziellen Reibflächen entzünden. Ein Selbstentzünden ist dadurch nahezu ausgeschlossen. Der Zündkopf enthält Schwefel (Schwefelholz) oder Antimon(V)-sulfid als Reduktionsmittel und Kaliumchlorat als Oxidationsmittel, sowie Zusätze wie Leim, Paraffin oder Farbstoff. Die Reibefläche besteht aus einer verleimten Mischung von Glaspulver und rotem Phosphor. Das Holzstäbchen, meist Espenholz, ist mit Paraffin getränkt, um die Brennbarkeit zu verbessern. Die Imprägnierung mit wasserlöslichen Phosphatsalzen wie Ammoniumhydrogenphosphat (siehe auch Löschpulver) verhindert ein Nachglühen.

Durch das Streichen des Zündkopfes an der Reibfläche bleiben Spuren des Phosphors am Zündkopf haften. Die Mischung aus rotem Phosphor und Chlorat ist schon bei leichtem Druck hochexplosiv (Armstrongsche Mischung), führt jedoch in diesen Spuren nur zur gefahrlosen Entflammung der brennbaren Stoffe und schließlich des Hölzchens.

Reibungsstreichholz oder Überall-Zündholz

Reibungsstreichhölzer oder Überall-Zündholzer lassen sich an jeder rauen Oberfläche entzünden. Sie enthalten Tetraphosphortrisulfid und Kaliumchlorat, die beim Reiben miteinander reagieren und das Zündholz entflammen.[3][4] Da sie sich auch ungewollt entzünden können, zum Beispiel durch Gegeneinanderpressen der Zündholzköpfe in der Streichholzschachtel, sind sie heutzutage fast gänzlich durch Sicherheitsstreichhölzer verdrängt. Überall-Zündhölzer dürfen von Fluggästen nicht in Sicherheitsbereiche oder an Bord eines Luftfahrzeugs mitgenommen werden (Stand April 2011).[5]

Sturmstreichholz

Sturmstreichhölzer wurden ursprünglich entwickelt, um im Bergbau und beim Militär ein sicheres Anzünden von Zündschnüren bei einer Sprengladung zu gewährleisten. Sie werden daher auch Pionierzündhölzer genannt. Sturmstreichhölzer sind auf etwa ⅔ der Länge mit einem Gemisch aus Oxydator und einem brennbaren Stoff beschichtet, damit sie auch bei starkem Wind nicht verlöschen; um zusätzlich wasserfest zu sein, sind sie mit Wachs behandelt. Diese Form des Streichholzes wird heute noch beim Zelten oder Trekking verwendet.

Sturmstreichhölzer um 1930

Weitere Varianten

Neben den gewöhnlich mit nur wenig Schwefel- oder Antimonsulfid beschichteten Zündköpfen gibt es weitere Varianten, wie zum Beispiel lange Ofenstreichhölzer (bis zu 30 cm lang), das sogenannte „bengalische Streichholz“ oder das „Sicherheits-Sturm-Streichholz“, welches die Länge eines gewöhnlichen Ofenstreichholzes besitzt, aber zur Hälfte mit reduzierendem Material (Schwefel oder Antimon(III)-sulfid) beschichtet ist.

Aufbewahrung

Streichholzschachtel (nach 1960)

Streichhölzer müssen vor Feuchtigkeit und Hitze geschützt aufbewahrt werden. Da von Feuer eine große Faszination aber auch Gefahr für Kinder ausgeht, empfiehlt die Feuerwehr, „Streichhölzer … nicht achtlos herumliegen (zu) lassen“.[6] [Anmerkung 1]

Schachteln

Streichholzschachteln bestehen aus einer Lade und einer Hülse mit Reibfläche. Sie bestanden früher aus Holzspan, heute werden sie meist aus Pappe gefertigt. Neben den üblichen quaderförmigen Schachteln gibt es zum Beispiel auch solche in der Form eines dreiseitigen Prismas. Zur Aufbewahrung in der Hosentasche gab es früher passende Metallhülsen, die seitlich im Bereich der Reibefläche Aussparungen besaßen.

Briefchen

Streichholzbriefchen mit Werbeaufdruck

Bei Streichholzbriefchen (auch Streichholzheftchen genannt) sind die Streichhölzer in einem Holz- oder Pappkamm vereint. Die Streichhölzer können einzeln abgebrochen werden. Sie sind durch ein kleines Kartonheftchen geschützt, welches auch die Reibefläche trägt. Streichholzbriefchen werden als Werbeträger oder als Bestandteil von Notrationen oder Feldausrüstung eingesetzt.

Spiele und Bastelarbeiten

Die meist leicht zugänglichen Streichhölzer werden für Freizeitspiele genutzt. Hierzu gehören Denkaufgaben, bei denen durch Umlegen von Hölzern die Lösung zu finden ist. Auch als Merk- und Spielstäbchen für das Knobeln sind Streichhölzer einsetzbar.

Für viele Bastelarbeiten werden auch Streichhölzer verwendet.

Streichholzmuseen

Streichholzmuseen gibt es in Europa in Jönköping (Schweden), in Sušice (Böhmerwald) (Tschechien), in Grafenwiesen (Deutschland), in Tomar (Portugal) sowie in Bystrzyca Kłodzka und Częstochowa (Polen). Seit 2012 existiert auch in der Schweiz in Schönenwerd ein Zündholzmuseum.

Sonstiges

  • Während der Konferenz von Teheran symbolisierten drei Streichhölzer eine Verschiebung der Staatsgrenzen Russlands, Polens und Deutschlands. Eine entsprechende Anfrage Stalins beantwortete Winston Churchill damit, dass er drei Streichhölzer nebeneinander legte (symbolisch für Russland, Polen und Deutschland) und dann ein Streichholz nach links schob. Damit drückte er die beiden anderen beiseite.
  • Das Sammeln von Streichholzschachteln und -briefchen wird als Phillumenie bezeichnet.
  • Das Sammeln größerer Mengen abgeschabter Zündmasse von den Hölzchen kann in Deutschland mitunter als Vergehen gegen das Sprengstoffgesetz verfolgt werden.

Literatur

  • Alfons Bujard: Zündwaren. Survival Press, Radolfzell 1910, 2002 (Repr.), ISBN 3-8311-3948-2.
  • Walter Loewe, Arne Jansson, Carl Magnus Rosell: From Swedish Matches to Swedish Match. The Swedish Match Industry 1836–1996. Wahlström & Widstrand, Stockholm 1997, ISBN 91-46-17290-4.

Weblinks

Wiktionary: Streichholz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Zündholz – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Streichholz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Das Zündholz - sicher immer dabei. In: pro Holz. 2004, abgerufen am 26. Juni 2010.
  2. Edmund Jensch: Der Erfinder der Phosphor-Reibzündhölzchen. In: Zeitschrift für angewandte Chemie 1894, Heft 9, S. 268–269.
  3. Zündhölzer. In: spiegel.de.
  4. Elisabeth Klapsch, Carina Kurzmann: Warum brennt ein Zündholz?
  5. Liste der deutschen Bundespolizei über in Flugzeugen verbotene Gegenstände
  6. Kinder und Feuer auf Feuerwehr Aalen

Anmerkungen

  1. „Der Bundesgerichtshof hat … mehrfach betont, daß Eltern ihre kleineren … Kinder nicht nur eindringlich über die Gefährlichkeit des Spiels mit dem Feuer belehren, sondern auch darauf streng achten müssen, daß die Kinder nicht unerlaubt in den Besitz von Streichhölzern oder anderen Zündmitteln gelangen (vgl. z. B. Senatsurteile vom 28. Februar 1969 – VI ZR 222/67 – VersR 1969, 523 f., vom 17. Mai 1983).“ dejure.org
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