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Synagoge (Wołpa)
Die Synagoge von Wołpa war eine Holzsynagoge im heutigen Ort Woŭpa (Воўпа), Rajon Waukawysk, in Weißrussland. Sie war berühmt für ihre Architektur und gilt als wichtigster Vertreter einer Gruppe von barocken Holzsynagogen, in denen eine elegante Kuppel mit einer insgesamt ländlichen Bauweise kombiniert wurde.[1]
Geschichte
Eine jüdische Gemeinde bestand in Wołpa seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Wołpa hatte bis zum Bau der Eisenbahnlinie (die Wołpa umging) regionale Bedeutung als Marktort. Die Synagoge wurde nach Alois Breyer und anderen im frühen 17. Jahrhundert erbaut. Sie zeugte vom Wohlstand der Gemeinde zu jener Zeit. Nachdem die Synagoge bei der Zerstörung des Orts durch die Schweden 1656 erhalten geblieben war, erklärte der Sejm sie 1781 zu einem Baudenkmal. Eine hebräische Inschrift belegte, dass die Dachdeckung 1781 renoviert wurde. Maria und Kazimierz Piechotka schlagen ein Baudatum der Synagoge im frühen 18. Jahrhundert vor; in jedem Fall ist die Dachrenovierung 1781 der terminus ante quem für den Synagogenbau.
Seit dem Eisenbahnbau setzte im späten 19. Jahrhundert in Wołpa ein wirtschaftlicher Niedergang ein. Die Krise verschärfte sich nach dem Ersten Weltkrieg durch hohe Steuern und staatliche Monopole. Die Bevölkerung Wołpas war zu jener Zeit mehrheitlich jüdisch (1897: 1151 von 1976 Einwohnern). Die Kinder besuchten in der Regel eine hebräische Schule. Als Mitglieder zionistischer Jugendgruppen wanderten viele von ihnen nach Palästina aus.
Zwei Jahre stand Wołpa unter sowjetischer Herrschaft. Im Juni 1941 zerstörte deutsches Bombardement die Synagoge ebenso wie viele Wohnhäuser des Orts. Die jüdische Bevölkerung musste unter deutscher Besatzung Zwangsarbeit leisten. Am 2. November 1942 wurden die älteren und gebrechlichen Menschen auf dem jüdischen Friedhof ermordet und die übrigen ins Durchgangslager Waukawysk und von dort aus in das Vernichtungslager Treblinka deportiert.[2]
Architektur
Das Hauptgebäude der Synagoge von Wołpa wurde in Blockbauweise errichtet. Gekuppelte Fenster mit segmentförmigem Sturz beleuchteten den zentralen Männerbetraum. Dessen Decke war eine Nachahmung steinerner Synagogen, indem vier Pfeiler eingebaut wurden, um die Wölbung zu stützen. „Bei Holzbauten bestand keine strukturelle Notwendigkeit für Stützpfeiler unter der Kuppel, aber Gebäude aus Stein hatten mehr Prestige und waren dauerhafter, daher dienten sie Zimmerleuten und Tischlern als Vorbild.“[3]
Die achteckige Kuppel wurde durch fünf übereinanderliegende Galerien ins Viereck überführt. Ein dreigeschossiges Mansarddach überdeckte diesen Hauptraum, der im obersten Stockwerk einen Barockgiebel besaß.
Die Beträume der Frauen waren Anbauten an der Nord- und Südseite des Männerbetraums: einstöckige Räume auf schmalrechteckigem Grundriss mit Pultdächern von gleicher Länge wie der Männerbetraum. Sie hatten eigene Türen an den Längsseiten, durch die sie von außen betreten werden konnten, während der Männerbetraum durch zwei Türen und eine Vorhalle betreten wurde. Diese Vorhalle war dem Männerbetraum an der Westseite vorgelagert und wurde von einem zweiteiligen Mansarddach mit Vorstoß und Giebel gedeckt. An der Nord- und Südseite war die Vorhalle von zwei Eckbauten flankiert, die durch vorgelegte Galerien geschmückt waren. Reich profilierte Säulen wechselten ab mit Hängesäulchen, einem traditionellen Dekorationsmotiv der polnischen und russischen Holzarchitektur. Die Eckbauten besaßen je ein zweiteiliges Zeltdach mit einem Knauf an der Spitze.[4]
Inneneinrichtung
Möglicherweise hatte die Synagoge ursprünglich jene lebendige Ausmalung mit Blumen und Tieren, wie sie die Holzsynagogen von Chodoriw und Hwisdez besaßen und wie man sie an den erhaltenen, von Eliezer Sussmann bemalten Synagogenvertäfelungen sieht.[5] Diese Ausmalung wäre dann später durch die auf den historischen Fotografien zu sehende Trompe-l’œil-Ausmalung ersetzt worden, die Wände aus Steinen und Marmor sowie orientalische Seidenstoffe imitierte. Verglichen mit anderen Synagogen, gab es bei der Ausmalung in Wołpa wenige hebräische Textfelder. Hervorzuheben ist ein auf mehrere Medaillons verteilter Text, der ein Gebet für Zar Alexander II. enthielt.[5]
Der Ort der Toralesung wurde architektonisch als Mittelpunkt der Synagoge betont: Die Entsprechung zur oktogonalen Kuppel bildete die Bima, die im Zentrum des Männerbetraums stand. Die vier Stützpfeiler der Kuppel waren zugleich auch Eckpfeiler der Bima. Durch Einfügung von je zwei Säulen zwischen die tragenden Pfeiler wurde das Viereck ins Achteck überführt. Zur Bima führten von der Nord- und der Südseite Treppen hinauf, die Brüstung zeigte Schnitzereien im Empirestil. Oben waren die Säulen durch Rundbogen verbunden und mit einem reich profilierten Zahnschnittgesimse abgeschlossen.[6] Offenbar wurde der Innenraum im 19. oder frühen 20. Jahrhundert restauriert; insbesondere an der Bima erkennt man Spuren der Überarbeitung.[7]
Der Toraschrein an der Ostwand, ganz aus Eichenholz ausgeführt, 10 m hoch und bis zu 4,50 m breit, zeigte reiche barocke Schnitzereien (unter anderem Tiere und Pflanzen). Fünf breite Stufen führten zur Lade hinauf, die durch eine Doppeltür verschlossen war, auf denen das Relief einer großen Menora zu sehen war. Beiderseits der Lade gab es zwei ornamentierte und mit Weinreben umrankte Säulenpaare.[8] Die Menora war ein relativ ungewöhnliches Motiv für die Türen des Toraschreins. Sie verband eine schützende Symbolik mit dem Motiv des Lebensbaums, denn ihre Gestalt und Beschriftung war eine Übernahme der Menora aus dem kabbalistischen Werk Menorat zahav tahor („Leuchter aus purem Gold“), und aus ihrem Stamm sprossen zahlreiche Zweige mit Blüten und Früchten.[9] Der mehrteilige Aufbau und die Gestaltung des Toraschreins lässt sich mit jenem in der ehemaligen Synagoge von Hrodna sowie in der Synagoge von Janów Sokólski und in der Synagoge Berlin-Heidereutergasse vergleichen.[10]
Literatur
- Alois Breier, Max Eisler, Max Grunwald: Holzsynagogen in Polen. Sohar, 1934. (Digitalisat)
- Maria Piechotka, Kazimierz Piechotka: Heaven's Gates: Masonry Synagogues in the Territories of the Former Polish-Lithuanian Commonwealth. Warschau 2004.
- Carol Herselle Krinsky: Synagogues of Europe: Architecture, History, Meaning. Dover Publications, Mineola / New York 1996.
Weblinks
- Biłgoraj XXI: Synagogue from Wolpa. Informationen über die historische Synagoge und den originalgetreuen Nachbau in Biłgoraj.
Einzelnachweise
- ↑ Don Hanlon: Compositions in Architecture. Wiley, New Jersey 2009,S. 154.
- ↑ Shmuel Spector (Hrsg.): The Encyclopedia of Jewish Life Before and During the Holocaust, Band 3, Jerusalem / New York 2001, S. 1461 f.
- ↑ Carol Herselle Krinsky: Synagogues of Europe: Architecture, History, Meaning. Dover Publications, Mineola / New York 1996, S. 55.
- ↑ Alois Breier: Holzsynagogen in Polen, 1934, S. 228 f.
- ↑ 5,0 5,1 Carol Herselle Krinsky: Synagogues of Europe: Architecture, History, Meaning. Dover Publications, Mineola / New York 1996, S. 229 f.
- ↑ Alois Breier: Holzsynagogen in Polen, 1934, S. 62.
- ↑ Carol Herselle Krinsky: Synagogues of Europe: Architecture, History, Meaning. Dover Publications, Mineola / New York 1996, S. 55.
- ↑ Alois Breier: Holzsynagogen in Polen, 1934, S. 64 f.
- ↑ Ilia M. Rodov: The Torah Ark in Renaissance Poland: A Jewish Revival of Classical Antiquity. Brill, Leiden / Boston 2013, S. 202.
- ↑ Carol Herselle Krinsky: Synagogues of Europe: Architecture, History, Meaning. Dover Publications, Mineola / New York 1996, S. 230.
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