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Taurin
Strukturformel | |||||||||||||||
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Allgemeines | |||||||||||||||
Name | Taurin | ||||||||||||||
Andere Namen |
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Summenformel | C2H7NO3S | ||||||||||||||
CAS-Nummer | 107-35-7 | ||||||||||||||
PubChem | 1123 | ||||||||||||||
Kurzbeschreibung |
monokline, farblose und geruchlose Prismen [1] | ||||||||||||||
Eigenschaften | |||||||||||||||
Molare Masse | 125,14 g·mol−1 | ||||||||||||||
Aggregatzustand |
fest | ||||||||||||||
Dichte |
1,709 g·cm−3[2] | ||||||||||||||
Schmelzpunkt | |||||||||||||||
pKs-Wert | |||||||||||||||
Löslichkeit |
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Sicherheitshinweise | |||||||||||||||
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Toxikologische Daten | |||||||||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. |
Taurin oder 2-Aminoethansulfonsäure ist eine organische Säure mit einer Sulfonsäuregruppe und enthält eine Aminogruppe. Als Aminosulfonsäure und da es keine Aminocarbonsäure ist, kann Taurin keine Peptide bilden; es entsteht aber im Stoffwechsel als Abbauprodukt der Aminosäuren Cystein und Methionin.
Geschichte
Taurin wurde 1827 von Leopold Gmelin und Friedrich Tiedemann aus der Ochsengalle isoliert und Gallen-Asparagin genannt. Es liegt in der Galle als Taurocholsäure vor, einem Cholsäureamid, aus dem es durch saure Hydrolyse freigesetzt werden kann. Der Begriff „Taurin“ stammt von der lateinischen Bezeichnung für Stiergalle, Fel tauri, bzw. vom griechischen Wort tauros für „Stier“ und wird 1838 erstmals in der Literatur erwähnt.[1]
Eigenschaften
Chemische und physikalische Eigenschaften
Taurin ist eine farblose kristalline Substanz, die sich ab 300 °C zersetzt und bei 328 °C schmilzt.[1] Es ist bis zu ca. 100 g/l in Wasser löslich. Die gute Wasserlöslichkeit und der hohe Schmelzpunkt erklären sich – ähnlich wie bei Aminosäuren – durch die Bildung des Zwitterions (H3N+-C2H4-SO3−).
Taurin wird industriell durch Addition von Sulfit an Aziridin hergestellt.[1]
Physiologie
Im Stoffwechsel von Erwachsenen entsteht Taurin aus der Aminosäure Cystein, die unter Sauerstoff- und NAD+-Verbrauch in mehreren Zwischenschritten oxidiert wird. Ein zweiter Entstehungsweg ergibt sich beim Abbau von Coenzym A durch Decarboxylierung von Cysteamin. Eine Zufuhr durch Nahrungsmittel ist bei Erwachsenen nicht nötig.
Es wird angenommen, dass der Tauringehalt im Körper eines gesunden Menschen von 70 kg Körpergewicht zwischen 30 und 70 g liegt, davon ca. 75 % in den Muskelzellen, der Rest vor allem in Gehirn, Herz und Blut. Ein gesunder Mensch hat somit zwischen 0,43 und 1 g Taurin je 1 kg Körpergewicht im Körper.[1] Muttermilch enthält pro Liter zwischen 25 und 50 Milligramm Taurin.
Hunde können Taurin selbst herstellen, Katzen bilden nur geringe Mengen, sodass sie Taurin aus der Nahrung aufnehmen müssen.
Wirkung
Zu den wenigen klar definierten Aufgaben von Taurin im Stoffwechsel gehören die Bildung von Gallensäurenkonjugaten, die Beeinflussung der Signalübertragung und die potentielle Rolle bei der Entwicklung des Zentralnervensystems und der Herzfunktion. Taurin stimuliert den Einstrom und die Membranbindung von Calcium. Außerdem unterstützt es die Bewegung von Natrium und Kalium durch die Zellmembran. Die dadurch unterstützte Stabilisierung des Membranpotentials weist eine Steigerung der Kontraktion und eine antiarrhythmische Wirkung am Herz auf. Taurin ist ein starkes Antioxidans und kann Gewebe vor oxidativen Schäden schützen. Eine niedrige intramuskuläre Taurinkonzentration ist charakteristisch für chronisches Nierenversagen.[10] Taurinmangel führt im menschlichen Körper zu Störungen des Immunsystems.
Außerdem wurde im Tierversuch eine entzündungshemmende Wirkung von Taurin festgestellt.[11] Eine Taurinverarmung der Gewebepools, vor allem des Lungengewebes, führt zu Entzündungen. Forscher der School of Pharmacy der Universität London stellten fest, dass Taurin durch Alkohol hervorgerufene Leberschäden mindern kann.[12] In einer Studie mit Ausdauersportlern konnte kein leistungssteigernder Effekt nachgewiesen werden.[13] Teilweise wird ein Placebo-Effekt angenommen.[14]
Im Tierversuch bei Ratten senkte Taurin den Blutdruck und führte bei gleichzeitiger Gabe von Salz zu einer lebensbedrohlichen Hypernatriämie.[15] Außerdem beschleunigte es durch Beeinflussung des Insulinspiegels den Stoffwechsel;[16] was die verstärkende Wirkung von Taurin in Energy-Drinks, in denen es neben Koffein und Zucker einer der Hauptbestandteile ist, erklären könnte. Eine Dose (250 ml) des Energy-Drinks Red Bull enthält z. B. 1000 mg (= 1 g) Taurin.[17] Die insulinbeeinflussende Eigenschaft von Taurin auf den Stoffwechsel konnte jedoch nicht am Menschen bestätigt werden.[18] Es liegen Hinweise darauf vor, dass Taurin bei Niereninsuffizienz und bei Lungenentzündung zugeführt werden sollte.[10] Andere Untersuchungen scheinen darzulegen, dass taurinhaltige Energy-Drinks bei Niereninsuffizienz vermieden werden sollten.[19] Auch in bestimmten Stoffwechsellagen bei Mukoviszidose kann die exogene Zufuhr von Taurin sinnvoll sein.[20] Andere Studien legen nahe, dass eine zusätzliche Taurinzufuhr von 6 g Taurin pro Tag, über den Zeitraum einer Woche, die Kapazität bei sportlicher Belastung erhöhen kann.[21]
Weblinks
- Michael Bretz: Taurin – Chemie, Biochemie, Anwendung (PDF; 130 kB). Institut für Pharmazie und Lebensmittelchemie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Seminararbeit, 43 Seiten (Wintersemer 2001/2002).
- Michael Bretz: Die Zusatzstoffe, Aufbau und Gewinnung der Zusatzstoffe von Energydrinks (Eine Seminarfacharbeit über Energydrinks und was dahinter steckt)
- Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit: Die Anwendung von Taurin und D-Glucurono-gamma-lacton als Bestandteile so genannter „Energy“-Drinks.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 Taurin. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 19. Dezember 2011.
- ↑ Beukes, J. A.; Mo, F.; van Beek, W.: Phys. Chem. Chem. Phys. 9 (2007) 4709–4720.
- ↑ 3,0 3,1 3,2 Datenblatt Taurine bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 23. April 2011 (PDF).
- ↑ Seit dem 1. Dezember 2012 ist für Stoffe ausschließlich die GHS-Gefahrstoffkennzeichnung zulässig. Bis zum 1. Juni 2015 dürfen noch die R-Sätze dieses Stoffes für die Einstufung von Gemischen herangezogen werden, anschließend ist die EU-Gefahrstoffkennzeichnung von rein historischem Interesse.
- ↑ Sicherheitsdatenblatt: Taurin
- ↑ Eintrag zu Taurin in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM)
- ↑ EC-Nummer 1.13.11.20 (Cysteindioxygenase)
- ↑ EC-Nummer 4.1.1.29 (Sulfinoalanindecarboxylase).
- ↑ EC-Nummer 1.8.1.3 (Hypotaurindehydrogenase).
- ↑ 10,0 10,1 P. Fürst, H.-K. Biesalki u. a.: Ernährungsmedizin. Thieme-Verlag, Stuttgart, 2004, S. 95.
- ↑ Schuller-Levis, G.B. und Park E. (2004): Taurine and its chloramine: modulators of immunity. In: Neurochem Res. Bd. 29, S. 118–126. PMID 14992270; doi:10.1023/B:NERE.0000010440.37629.17.
- ↑ Artikel auf BBC News: The ultimative hangover cure?.
- ↑ EU.L.E.n-Spiegel 1995 / H. 1 / S. 6–7.
- ↑ Paul Benjamin Reszel: Tri-Wissen: Taurin – Nichts genaues weiß man nicht. Einfluss auf die Leistungsfähigkeit. Artikel bei Triathlon.de, abgerufen am 20. August 2010.
- ↑ EU.L.E.n-Spiegel 1996 / H. 5 / S. 9.
- ↑ A. T. Nandhini u. a.: Taurine modifies insulin signaling enzymes in the fructose-fed insulin resistant rats. In: Diabetes Metab 31, 2005, S. 337–344. PMID 16369195.
- ↑ Qualitative Bestimmung von Taurin in Red Bull im HPLC-Verfahren.
- ↑ Brøns, Spohr, Storgaard, Dyerberg, Vaag: Effect of taurine treatment on insulin secretion and action, and on serum lipid levels in overweight men with a genetic predisposition for type II diabetes mellitus, PMID 15054439.
- ↑ Neue Humandaten zur Bewertung von Energydrinks (PDF; 125 kB).
- ↑ Astrid Wächtershäuser, Joachim G. Bargon, Jürgen Stein: Ernährung bei Mukoviszidose. In: Ernährungs-Umschau, 49. Jg., Nr. 10, 2002, S. 383 (PDF).
- ↑ M. Zhang, I. Izumi, S. Kagamimori, S. Sokejima, T. Yamagami, Z. Liu, B. Qi: Role of taurine supplementation to prevent exercise-induced oxidative stress in healthy young men. In: Amino acids. Band 26, Nummer 2, März 2004, S. 203–207, doi:10.1007/s00726-003-0002-3, PMID 15042451.
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