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The Day the Clown Cried
Filmdaten | |
---|---|
Originaltitel | The Day the Clown Cried Le jour où le clown pleura |
Produktionsland | Schweden Frankreich |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 1972 (Drehzeit), keine Uraufführung |
Stab | |
Regie | Jerry Lewis |
Drehbuch | Joan O’Brien Charles Denton Jerry Lewis |
Produktion | Nat Wachsberger (Frankreich) Jack S. Kotschack (Schweden) |
Musik | keine |
Kamera | Rune Ericson |
Schnitt | Wic Kjellin (vorgesehen) |
Besetzung | |
|
The Day the Clown Cried (auf Deutsch: Am Tag, als der Clown weinte) ist der internationale Titel einer französisch-schwedischen Film-Koproduktion, die als Le jour où le clown pleura in Stockholmer und Pariser Filmstudios entstand. Jerry Lewis spielte die Titelrolle und führte auch Regie. Er unternahm mit dieser ambitionierten Produktion einen „Versuch, 1972 mit einem sehr ernsthaften Stoff über das KZ-Dasein eines Clowns während des 2. Weltkriegs … als Regisseur zu reüssieren“.[1] Dieses filmische Experiment, „das einen gänzlich anderen, nachdenklichen und stillen Lewis präsentierte“[1], schlug jedoch fehl.
Handlung
Deutschland zu Beginn des Zweiten Weltkriegs: Helmut Dork ist ein abgehalfterter Clown, der einst international gearbeitet hat und mit Ringling Brothers Circus durch Amerika und Europa tourte. Nachdem Dork bei einem Auftritt einen Unfall verursacht hat, sorgt sein größter Konkurrent Gustav dafür, dass Helmut in der Hierarchie absteigt. Seiner Frau Ada Dork erzählt er sein Leid, doch die bestärkt ihn darin, zu kämpfen. Als Helmut in den Zirkus zurückkehrt, schnappt er ein Gespräch zwischen dem Direktor und Gustav auf. Diesem wird zugesichert, dass er fortan die Nr. 1 sei und Dork gefeuert werde. Daraufhin kehrt der zutiefst ernüchterte und deprimierte Dork in eine Kneipe und betrinkt sich hemmungslos. In diesem Zustand wird die Zunge locker, und Dork schimpft über das Regime und macht sich über Adolf Hitler lustig. Er gerät daraufhin augenblicklich in die Fänge der Gestapo und muss sich einem scharfen Verhör unterziehen. Dorks loses Mundwerk bringt ihm schließlich eine mehrjährige Haftstrafe ein, die er als politischer Häftling in einem Konzentrationslager absitzen soll.
In dem Lager gibt Dork mit seiner einstigen Bekanntheit an und findet in dem gutmütigen Mithäftling Johann Keltner, wie er ein „Politischer“, einen guten Freund. Dorks größter Widersacher ist Lagerleiter Oberst Bestler, ein harter SS-Offizier mit eiskaltem Blick und stahlblauen Augen. Bestler untersagt Dork, die im KZ eingetroffenen jüdischen Kinder, die zuletzt ein dankbares Publikum waren, weiterhin am die politischen Häftlingen von den jüdischen Kindern trennenden Lagerzaun zu unterhalten. Da dem ehemaligen Clown über ihn und seine Späße lachende Kinder eine Herzensangelegenheit sind, hält Dork sich nicht an die strikte Anordnung und wird, als er von einem Lageraufseher bei seinen erneuten Späßen beobachtet wird, mit einem Knüppel niedergeschlagen und schwer misshandelt. Keltner, der Dork zu Hilfe kommt, muss diesen Mut mit dem Leben bezahlen und wird zu Tode geprügelt. Dork wandert schließlich in Isolationshaft.
Kommandant Bestler sieht rasch in Dorks Fähigkeiten einen Nutzen für sich. Er verspricht Helmut, die Haft gut zu überstehen und seinen Fall erneut entsprechenden Stellen zur Vorlage weiterzuleiten, wenn er fortan die Kinder ruhig stellt und sie auf dem Weg in die Gaskammern „betreut“. So führt ihn, den Unterhalter, an der Seite der Kinder sein letzter Weg nach Auschwitz. Als wieder zahlreiche Kinder ermordet werden sollen, schaut ihn ein Mädchen mit wissenden Augen an, und beiden ist klar, wohin „die letzte Reise“ gehen wird. Dork nimmt das Mädchen an der Hand und geht mit ihr den Weg in den Tod.
Vorgeschichte zur Entstehung des Projekts
1971 trat der belgischstämmige Produzent Nathan „Nat“ Wachsberger an Lewis heran und bot ihm diesen Filmstoff, dessen Finanzierung durch seine Firma und die schwedischen Europa Studios gesichert seien, an. Zuvor hatten mehrere US-Komiker, darunter Milton Berle und Dick Van Dyke, die Mitwirkung an diesem Filmprojekt abgelehnt. Im Februar 1972 besuchte Lewis, nachdem er den Filmvertrag unterschrieben hatte, zur Rollen-Einstimmung und Vorbereitung die ehemaligen Konzentrationslager Bergen-Belsen, Auschwitz und Dachau.
Produktionsnotizen und Finanzierungsprobleme
Die Dreharbeiten zu The Day the Clown Cried begannen in Schweden im April 1972 und zogen sich bis in den Sommer desselben Jahres hin.
Die Außenaufnahmen mit der großflächigen Anlage eines Konzentrationslagers entstanden in Schweden. Die umfangreichen Filmbauten dort wurden von Mago, einem 1939 aus Deutschland nach Schweden geflohenen Juden, entworfen. Die französischen Dekors entstanden durch Max Douy. Die Zirkusaufnahmen entstanden im Cirque D’Hiver in Paris.
Für die Rolle der Ada Dork war ursprünglich Jeanne Moreau vorgesehen; Lewis und sie trafen sich in Paris zu Vorgesprächen. Jean-Jacques Beineix war einer der Regieassistenten.
In der ZDF-V.I.P.-Schaukel vom 30. Juni 1972 berichtete Margret Dünser von den Dreharbeiten und interviewte Regisseur Lewis.
Anton Diffring spielt hier, wie so oft in seiner internationalen Karriere, einen extrem unsympathischen Nazi-Offizier.
Der von dem Schweden Jack S. Kotschak und Wachsberger produzierte Film geriet in seiner späten Drehphase offensichtlich in Finanzierungsschwierigkeiten. In der NDR-Dokumentation „Der Clown“ des deutsch-australischen Filmemachers Eric Friedler werden ausführlich die Hintergründe zu diesem „Film-Phantom“[2] beleuchtet. Dort heißt es, dass zehn Tage vor Ende der Dreharbeiten die Produzenten plötzlich am Set auftauchten und allen Beteiligten daraufhin klar wurde, dass es gewaltige Probleme gab. Wachsberger soll Lewis mitgeteilt haben, dass er den Rest dieses kostenintensiven Films nicht mehr finanzieren werde, wie der als Schauspieler an The Day the Clown Cried beteiligte Pierre Étaix berichtete. Lewis drehte daraufhin den Film mit eigenem Geld weiter, um ihn doch noch fertig stellen zu können. Plötzlich verschwand er aber mit den drei Filmrollen nach Los Angeles, angeblich, wie es in “Der Clown” heißt und Lewis der Crew mitgeteilt haben soll, um diese vor Ort entwickeln zu lassen. Dann hörte man zunächst nichts mehr von dem fertig gestellten Film.
1973 kündigte Lewis als Gast der Talkshow Dick Cavetts an, dass er The Day the Clown Cried im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele von Cannes erstmals der Öffentlichkeit vorstellen wolle. Dazu kam es jedoch nicht. Es sollte sich herausstellen, dass Produzent Wachsberger gegenüber anders lautender Behauptung überhaupt nicht die Filmrechte an dem Stoff besaß und somit auch keine öffentliche Vorführung garantieren konnte. Über diese Umstände informierte er weder seinen schwedischen Mitproduzenten Kotschack noch Lewis. Da auch, laut Kameramann Rune Ericson, die Drehbuchautorin Joan O’Brien, die als Storylieferantin die Rechte am Stoff besaß, weder von Wachsberger bezahlt noch mit dem filmischen Endergebnis zufrieden gewesen war – sie nannte es angeblich “ein Desaster“ – verweigerte sie die für die Uraufführung nötige Zustimmung. Damit war eine Aufführung endgültig unmöglich geworden.
Rezeption
Da der Film öffentlich nie vorgeführt wurde, existieren auch keine Kritiken. Lediglich einige Kommentare zu den bislang zugänglichen Filmschnipseln sind vorhanden. Dennoch ist The Day the Clown Cried aufgrund seiner Entstehungsgeschichte und seines mysteriösen Verschwindens aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit einer der meistdiskutierten Produktionen der Filmgeschichte. Der Film galt viele Jahrzehnte lang als verschollen, und Lewis selbst hat sich bis 2015 nur sehr ungern und dann auch nur sehr wortkarg zu seiner Inszenierung geäußert. Auf eine entsprechende Frage hin während einer Pressekonferenz 2013 bei den Filmfestspielen in Cannes sagte er: »Niemand wird diesen Film je sehen. Ich schäme mich für den Film. Er ist schlecht, schlecht, schlecht.«[3]
Erst in Friedlers spätabends am 3. Februar 2016 in der ARD ausgestrahlten Dokumentation „Der Clown“ gab der Allround-Filmemacher umfassend Auskunft zu The Day the Clown Cried; desgleichen sechs damals ebenfalls am Projekt beteiligte, schwedische Schauspieler, die hier überdies mehrere Szenenfolgen von damals nachstellten.
Lewis’ Aussagen zufolge war er selbst bei Abschluss der Dreharbeiten bzw. Sichtung der Filmrollen in den USA mit dem Resultat seiner Arbeit äußerst unzufrieden: “Ich habe mich zutiefst geschämt … meine Arbeit war schlecht … sowohl als Autor, als Regisseur, als Schauspieler und als Produzent … nichts war gut.” Daheim in Los Angeles habe er sich das belichtete Material angesehen, aber er fand es nicht gut: “Es wäre fast wunderbar gewesen … aber nur fast…” und: “Juden, die man vergast, wo soll denn da die Comedy sein?” Aus der sehr späten Erkenntnis des Komikers heraus, dass dieser Stoff sich nicht für eine Komödie eigne, konstatierte er in “Der Clown” vor laufender Kamera: “…das Ganze hat mich einfach völlig verwirrt …. und dann einen solchen Film einem Publikum zu zeigen, das völlig verwirrt zurückbleibt? … Den ganzen Irrsinn zu erklären, das konnte ich nicht mehr … Für mich war es einfach nur noch schlechte Arbeit … Die Liebe, die ich einst für das ganze Projekt entwickelt hatte, hatte sich in das Gegenteil verkehrt … Plötzlich schien alles schrecklich. Dieser Film wird mich bis an das Ende meiner Tage verfolgen.“
Als zweieinhalb Jahrzehnte später Roberto Benigni mit Das Leben ist schön einen thematisch ähnlichen Stoff in Italien umsetzte, konnte dieser damit einen überwältigenden Erfolg verzeichnen. Dieser Film gewann insgesamt drei Oscars. Lewis‘ Reaktion darauf 2015: “Benigni hat mir die Idee gestohlen, aber er hat es gut gemacht. Er handelte nicht anständig, aber es ist ein wunderbarer Film.”[4]
Epilog
Jerry Lewis hat, wie er in einem am 16. August 2015 publizierten Interview der Los Angeles Times verriet, das Filmmaterial zur Bewahrung der Library of Congress überantwortet, aber ein Aufführverbot bis 2025 verfügt.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films, Band 5, S. 19. Berlin 2001
- ↑ Der Clown auf tagesschau.de
- ↑ The Day the Clown Cried auf juedische-allgemeine.de
- ↑ The Day the Clown Cried auf welt.de/Kultur
Weblinks
- The Day the Clown Cried in der Internet Movie Database (englisch)
- The Day the Clown Cried auf tagesschau.de
- The Day the Clown Cried auf juedische-allgemeine.de
- The Day the Clown Cried auf zeit.de/kultur
- The Day the Clown Cried auf welt.de/kultur
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel The Day the Clown Cried aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |