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Tonsillitis

Aus Jewiki
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Klassifikation nach ICD-10
J03 Akute Tonsillitis
J03.0 Streptokokken-Tonsillitis
J03.8 Akute Tonsillitis durch sonstige näher bezeichnete Erreger
J03.9 Akute Tonsillitis, nicht näher bezeichnet
J35.0 Chronische Tonsillitis
ICD-10 online (WHO-Version 2013)

Als Tonsillitis oder Mandelentzündung bezeichnet man eine schmerzhafte Entzündung der Tonsillen. In der Praxis ist der Begriff für die Entzündung der Gaumenmandeln (Tonsilla palatina) reserviert. Die Erkrankung ist ansteckend und kann durch Tröpfcheninfektion übertragen werden. Eine akute Streptokokken-Tonsillitis ist 24 Stunden nach Beginn der Antibiotikatherapie nicht mehr ansteckend.[1] Die Inkubationszeit beträgt ein bis drei Tage.[1] Die Tonsillitis gehört zu den 20 häufigsten Beratungsanlässen in allgemeinmedizinischen Praxen.[2]

Einteilung

Lakunäre Angina

Nach dem zeitlichen Verlauf unterscheidet man die akute (Tonsillitis acuta), die chronische (Tonsillitis chronica) und wiederkehrende (rezidivierende) Tonsillitis. Ist nur eine Seite betroffen, spricht man von einer unilateralen, sind beide Seiten betroffen, von einer bilateralen Tonsillitis.

Nach dem klinischen Aspekt werden unterschieden:

  • katarrhalische Angina: Rötung und Schwellung der Tonsillen
  • follikuläre Angina: stippchenförmige fibrinöse Beläge auf den Krypten der Tonsillen
  • lakunäre Angina: Rötung und zusammenfließende (konfluierende) fibrinöse Beläge.

Ursachen (Ätiologie)

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Die Tonsillitis wird meistens durch Bakterien, weniger häufig durch Viren ausgelöst. Die typischen Erreger sind beta-hämolysierende Streptokokken der Lancefield-Gruppe A (v. a. Streptococcus pyogenes). Daneben spielen Pneumokokken, Staphylokokken, Haemophilus influenzae, Branhamella catarrhalis, Chlamydophila pneumoniae und Neisseria gonorrhoeae eine Rolle. Viele dieser Keime gehören zur residenten Mundflora. Die Infektion wird jedoch meist durch neue Stereotypen der Erreger ausgelöst, gegen die keine Immunität besteht. Als zusätzliche Faktoren können ein geschwächter Allgemeinzustand oder eine Immunschwäche hinzutreten.

Von den viralen Mandelentzündungen zeigt die durch das Epstein-Barr-Virus verursachte Monozytenangina im Gegensatz zu den meisten viralen Tonsillitiden ausgeprägte Beläge.

Bei chronischer Tonsillitis liegt meist eine Mischinfektion mit anaeroben und aeroben Erregern vor.

Symptome

Bei einer Tonsillitis kommt es zu Schluckbeschwerden infolge der Verengung der Rachenenge. Eine kloßige Sprache, Mundgeruch (Foetor ex ore) und ein bitterer Nachgeschmack nach dem Essen und Trinken sind typisch. Schleimhautulzerationen und Schwellung der Unterkieferlymphknoten sind möglich. Häufig treten auch Allgemeinsymptome wie Fieber, Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit auf.

Bei einer Angina catarrhalis sind die Gaumenmandeln geschwollen und gerötet. Bei der Angina follicularis treten stippchenförmige Fibrinbeläge auf, bei der Angina lacunaris größere Fibrinflecken. Bei der Scharlach-Angina ist Ausschlag (Scarlatiniformes Exanthem) typisch. Bei chronischer Tonsillitis sammelt sich Detritus an den Mandeln.

Diagnostik

Die Diagnose erfolgt in der Regel aus dem typischen klinischen Bild (Inspektion).

Zur Sicherung der Diagnose kann gegebenenfalls zusätzlich ein Streptokokken-Schnelltest durchgeführt sowie eine Bakterienkultur aus einem Rachenabstrich angelegt werden. Der Antikörper-Nachweis (Antistreptolysin-AK) zeigt erst nach Wochen einen Anstieg.

Therapie

Die Therapie ist abhängig von der Ursache und vom Verlauf der Tonsillitis. In der Regel wird eine Kombination aus Lokal- und Allgemeinbehandlung eingesetzt.

Bei akuter Tonsillitis sind Rachenspülungen, Gurgeln mit Desinfizientien und Pinselungen mit Mandelscher Lösung (Jod-Jodkali-Glycerin) wirksam. Gegen Schmerzen können Schleimhautanästhetika und Analgetika eingesetzt werden. Unterstützend können Halswickel Anwendung finden. Bei bakteriell-eitriger Tonsillitis sind Antibiotika angezeigt. Dabei werden Penicillin V für mindestens 7, meist 10 bis 14 Tage eingesetzt, bei Penicillinunverträglichkeit werden Cephalosporine der 2. Generation oder ein Makrolidantibiotikum wie Clarithromycin für 5 Tage gegeben.

Die chronische Tonsillitis wird ebenfalls mit Antibiotika behandelt. Bei ständig wiederkehrender Tonsillitis kann eine Mandelentfernung (Tonsillektomie) angezeigt sein.

Differentialdiagnostik

Differentialdiagnostisch sind andere bakterielle Erkrankungen mit Mandelbeteiligung wie Angina Plaut-Vincent (einseitige, nekrotisierende Tonsillitis), Diphtherie, Scharlach, ein syphilitischer Primäraffekt und Tuberkulose abzuklären.

Viruskrankheiten wie das Pfeiffer-Drüsenfieber (Mononucleosis infectiosa) und die Herpangina können sich ebenfalls an den Tonsillen manifestieren.

Von den nichtinfektiösen Erkrankungen können eine Agranulozytose sowie ein Tonsillenkarzinom für Veränderungen der Mandeln verantwortlich sein.

Komplikationen

Bei einem Übergreifen einer bakteriellen Infektion auf benachbarte Abschnitte kann es zu einem Peritonsillarabszess, einem Retropharyngealabszess oder einer Halsphlegmone kommen. Letztere können durch Einbruch in die großen Halsvenen zu einer Jugularvenenthrombose führen.

Bei Abschwemmung von Krankheitserregern in die Blutbahn kommt es zu einer Blutvergiftung und zu Entzündungen anderer Organe wie Herz (Endokarditis, Myokarditis, Perikarditis) oder Niere (postinfektiöse Glomerulonephritis). Als Folgeerscheinung nach einer Streptokokken-Tonsillitis kann rheumatisches Fieber auftreten, eine Systemerkrankung mit Beteiligung von Haut, Herz, Gelenken und Gehirn, die aber durch den Antibiotikaeinsatz in den Industrieländern heute sehr selten geworden ist.

Literatur

Weblinks

 Commons: Tonsillitis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 F. H. Kayser u. a.: Medizinische Mikrobiologie. 9. Auflage. Thieme, 1998, S. 231.
  2. Nach W. Fink, G. Haidinger: Die Häufigkeit von Gesundheitsstörungen in 10 Jahren Allgemeinpraxis. In: Z. Allg. Med. 83 (200), S. 102–108. Zitiert nach Womit sich Hausärzte hauptsächlich beschäftigen, MMW-Fortschr. Med. Nr. 16/2007 (149. Jg.)
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Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Tonsillitis aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.