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Tony Spilotro
Anthony „Tony the Ant“ Spilotro (geb. 19. Mai 1938 in Chicago; gest. 14. Juni 1986) war ein italo-amerikanischer Mafioso des Chicago Outfit.
Frühe Jahre
Anthony wurde als viertes von sechs Kindern in Chicago geboren, wo er auch aufwuchs. Seine Eltern Pasquale und Antoinette Spilotro waren 1914 aus Triggiano, Provinz Bari, Italien in die USA ausgewandert.
Sie eröffneten ein Restaurant („Patsy's Restaurant“) an der Kreuzung der Grand und Ogden Avenue, in dem bald bekannte Größen des Chicago Outfit Stammgäste wurden; darunter Sam Giancana, Jackie Cerone, Gussie Alex und Frank Nitti. (1929 war Tony Domingo - ein Bruder Sebastiano Domingos, den einige für den Auftragsmörder Buster from Chicago halten - in dem Restaurant erschossen worden.)
Der Parkplatz des Restaurants entwickelte sich zu einem Treffpunkt für das Organisierte Verbrechen der Stadt und so kamen Anthony und seine Brüder John, Vincent, Victor und Michael früh mit dem Verbrecher-Milieu in Kontakt.
Nur Pasquale „Pat“ Spilotro Jr. wurde zu einem erfolgreichen Kieferchirurgen. Zusammen mit seinen Brüdern wuchs er in einem typischen zweistöckigen Holzhaus auf, das nur wenige Strassenzüge von dem Haus von Frank Rosenthal entfernt war.
Anthony dagegen wurde von der Steinmetz High School geworfen. Seine erste Verhaftung erfolgte am 11. Januar 1955, weil er ein T-Shirt gestohlen hatte; er zahlte ein Bußgeld von 10 US-Dollar und wurde auf Bewährung wieder freigelassen. Er begann nun eine brisante Verbrecherkarriere; seinen Spitznamen erhielt er später durch den FBI-Agenten William Roemer, der ihn als „that little pissant“ bezeichnete, woraus die Presse „the ant“ formte.
Mitglied des Chicago Outfit
Die erste Verbindung zu Frank „Lefty“ Rosenthal datiert auf das Jahr 1962, in jenem Jahr war Anthony Spilotro des Versuchs schuldig gesprochen worden, das Basketballspiel zwischen der New York University und West Virginia University durch Bestechung eines New Yorker Spielers zu manipulieren.
Unzählige Male wegen diverser Delikte verhaftet, wurde er ein Freund von Vincent „the Saint“ Inserro, der ihn in Kontakt mit weiteren Größen der Unterwelt wie Joseph Aiuppa, Jimmy „the Turk“ Torrello, Joseph „Joey the Clown“ Lombardo und William Daddano Sr. brachte.
Spilotro war in das großangelegte Geschäft (illegaler) Wetten (Buchmacherei) involviert und agierte kurzzeitig sogar als Kautionsbürge („Bail bondsman“) von Irwin „Red“ Weiner.
„Mad“ Sam DeStefano und später Felix „Milwaukee Phil“ Alderisio wurden seine Mentoren. Offensichtlich bewährte er sich als Schuldeneintreiber. So war er an der Ermordung von Billy McCartney and Jimmy Miraglia beteiligt, was vermutlich zu seiner 'Eintrittskarte' als Mitglied des Chicago Outfit im Jahr 1963 wurde. Formal gehörte er nun zur Gruppe um Felix Alderisio.
Er wurde aber bald nach Miami geschickt, um dort Frank Rosenthal vor dem Einfluss anderer Mafia-Familien zu beschützen. Nach vier Jahren kehrte er 1971 nach Chicago zurück, wo er seine 'Reputation' weiter ausbaute.
Las Vegas
Spilotro wurde 1971 nach Las Vegas geschickt, um dort die vakante Position von Marshall Joseph Caifano einzunehmen; formal übernahm er den Geschenke-Shop im Circus Circus.
Wie Caifano war Spilotro als „enforcer“ (am: Durchsetzer) tätig, der notfalls tödliche Gewalt anzuwenden hatte, falls Schwierigkeiten auftraten. Als z.B. Allen Glick 1975 von Buccierie mit Geldforderungen belästigt wurde und versuchte seine Forderung sogar gewaltsam durchzusetzen; erhielt er von Frank Balistieri den Mordauftrag. Buccierie starb eine Woche nach dem Treffen mit Glick, als er diesen körperlich angegriffen hatte. Tamarra Rand - eine Geschäftspartnerin von Glick - wurde ebenfalls zum Problem. Sie wurde am 9. November 1975 ebenfalls durch Spilotro mit Hilfe von Frank Bompensiero in der Küche ihres Hauses in Mission Hills (San Diego) ermordet. Rand hatte selbst Mittel aus dem Pensionfond der Gewerkschaft erhalten und war nun offenbar bereit vor den Behörden als Pentito auszusagen. Eine Woche vorher hatte sie mit Glick einen Streit; unklar ist, ob sie Glick einen 2 Mio. US-Dollar „Kick Back“ (am: illegale Geldzahlung, die „unterm Tisch“ geleistet wird) oder sogar die Rückzahlung des gesamten Kredites verweigerte. Glick informierte Joseph Aiuppa vom Chicago Outfit über die Aussagebereitschaft von Rand und dieser gab den Mordbefehl.
Frank Rosenthal war bereits vor Spilotro als inoffizieller Kasino-Manager im Stardust untergebracht worden und die Bosse erinnerten sich offenbar an die Zusammenarbeit der beiden in Miami. Spilotro sollte nun auch wieder die Schutzfunktion für Rosenthal übernehmen.
Las Vegas war zu dem Zeitpunkt der einzige Ort in den USA, an dem Glücksspiel und Wetten in dieser Form erlaubt waren, während sie an anderen Orten verboten blieben. Die Familien der La Cosa Nostra hatten Las Vegas deshalb sozusagen zur offenen Stadt erklärt, d.h. hier sollten sich alle auf die illegale Abschöpfung (am: skimming) der Kasinos beschränken, jegliche weiterführenden kriminellen Aktivitäten galten als Gefährdung dieses lukrativen Geschäfts.
Hole in the Wall
An diesem „Skimming“ der Kasinos war Spilotro aber gar nicht direkt beteiligt und die normale Geschäftstätigkeit eines Gangsters war ihm eigentlich verboten. 1979 wurde Spilotro dann auch noch in das „Black Book“ der Stadt aufgenommen, d.h. der Zutritt zu den Kasinos war damit verboten.
Anstatt die Stadt nun zu verlassen, formte er mit seinem Bruder Michael Spilotro und Herbert „Fat Herbie“ Blitzstein ein Team von Einbrechern, das durch seine zahlreichen Einbrüche und wegen der dabei verwendeten Einstiegsmethode bald als The Hole in the Wall Gang bezeichnet wurde.
Insgesamt bestand die Gruppe aus acht Personen und versteckte ihre Aktivitäten hinter der Fassade der „The Gold Rush Ltd.“, die sich in der Nähe des Las Vegas Strip befand. Auch in sonstiger Hinsicht ging Spilotro hohe Risiken ein; er nahm selbst im verstärkten Ausmaß Drogen zu sich und begann eine Affäre mit der Frau von Frank Rosenthal.
Wären diese Umstände zum damaligen Zeitpunkt in Chicago bekannt geworden, wäre Spilotro vermutlich ermordet worden, denn Drogenabhängige galten bei der Cosa Nostra als unzuverlässig und Affären mit Frauen anderer Mitglieder oder Assoziierter waren absolut tabu.
Das Ende
Im Januar 1983 wurde Spilotro vom FBI in Nevada festgenommen, da ihm die Morde an James Miraglia und Billy McCarthy aus dem Jahr 1962 in Chicago angelastet wurden. Staatsanwalt Paul Nealis bezeichnete ihn außerdem als Bindeglied zwischen dem organisierten Verbrechen in Chicago und dem von Las Vegas.
Seine Rolle bei finanziellen Abschöpfung der Kasinos in Las Vegas geriet damit in den öffentlichen Focus. Auf Grundlage der Meldung seiner Verhaftung durch die AP bezeichnete die New York Times Spilotro als Assoziierten und Freund vom Allen M. Dorfann, eine wichtige Kontaktperson zu der Gewerkschaft der Teamster, deren Pensionskasse die Kasinos der Mobster in Las Vegas finanziert hatte.[1]
Die Bosse Jackie Cerone, Joseph Aiuppa, Carl DeLuna, etc. wurden wegen der illegalen Abschöpfung der Kasinos in Höhe von 2 Mio. US-Dollar verurteilt. [2] Um weitere Enthüllungen zu vermeiden, wurden auf ihre Anweisung unzuverlässige Personen und potentielle Pentiti ermordet, um weitere Anklagen zu verhindern.
Anthony Spilotro und sein Bruder Michael Peter Spilotro wurden am 14. Juni 1986 brutal ermordet. (Spilotro stand vermutlich schon längere Zeit auf einer Todesliste, denn als im Januar 1977 in das Haus von Anthony Accardo eingebrochen worden war, bat das ehemalige Oberhaupt und Consigliere Nachfolger Aiuppa auch Anthony Spilotro zu beseitigen. Bereits damals hatte Aiuppa eine Lawine an brutalen Morden ausgelöst, da jeder, der nur irgendwie mit dem Einbruch in Verbindung stand, umgebracht worden war.)
Der Mordfall Spilotro
Vermutlich ist James „Little Jimmy“ Marcello in diese Ermordung verstrickt, welche im Film Casino dargestellt wurde. Die beiden Kinder von Michael, Anna und Michelle Spilotro, sagten über die Verwicklung von ihrem Vater und dessen Brüdern mit James Marcello in einem Prozess aus.
Die Brüder wurden sowohl in Realität als auch im Film brutal zusammengeschlagen und offenbar noch lebend in einem Maisfeld vergraben.[3] Im Gegensatz zur Filmversion geht die Polizei heute allerdings davon aus, dass die eigentliche Tat nicht am Leichenfundort stattgefunden hat.
Als weiterer Täter kommt Albert Tocco in Frage, dessen Ehefrau Betty in einem Interview der Sun-Times 1990 bekannt gab, sie selbst habe Tocco 1986 geholfen, die Spilotro-Brüder Tony und Michael Spilotro auf einem Maisfeld bei Enos (Indiana) zu begraben.
Auch Frank Schweihs wurde mit dem Mord in Zusammenhang gebracht. Er stand ab Juni 2007 zusammen mit James Marcello wegen diverser Morde vor Gericht, starb aber am 23. Juli 2008 ohne eine Aussagen im Prozess gemacht zu haben. [4] Am 27. September 2007 wurde dann Marcello für diesen Mord verurteilt, aber vom Vorwurf eines weiteren Mordes an Nicholas D'Andrea freigesprochen. Am 5. Februar 2009 wurde dann von Richter James Zagel eine lebenslange Haftstrafe für Marcello ausgesprochen. [5] [6]
Film- und Filmzitate
siehe auch
Literatur
William F. Roemer, Jr.: The Enforcer: Spilotro-The Chicago Mob's Man in Las Vegas ISBN 0-8041-1310-6
Einzelnachweise
- ↑ Associate Indicted New York Times am 28. Januar 1983 (englisch)
- ↑ www.time.com „Blood Threat“ vom 3. Februar 1986
- ↑ www.findarticles.com „$12.5 million bail offer refused“ (englisch)
- ↑ *„Morde in Chicago: Gealterte Mafiosi vor Gericht“ von Katja Gelinsky in Washington auf www.faz.net vom 21. Juni 2007
- ↑ Former top mob boss Marcello gets life auf www.chicagobreakingnews.com (englisch)
- ↑ Sentencing dates for Family Secrets 5auf blogs.suntimes.com (englisch)
Weblinks
- The Free Information Society - Anthony Spilotro Biografie (englisch)
- Anthony Spilotro auf www.findagrave (englisch)
Personendaten | |
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NAME | Spilotro, Anthony |
ALTERNATIVNAMEN | Spilotro, Tony; Tony the Ant |
KURZBESCHREIBUNG | italo-amerikanischer Mobster |
GEBURTSDATUM | 19. Mai 1938 |
GEBURTSORT | Chicago, Illinois, USA |
STERBEDATUM | 14. Juni 1986 |
STERBEORT | USA |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Tony Spilotro aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |