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Heil

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Dieser Artikel erläutert die angenommene Eigenschaft; zu weiteren Bedeutungen siehe Heil (Begriffsklärung).

Heil drückt Begnadung, Erfolg, Ganzheit oder Gesundheit, aber in religiöser Bedeutung Erlösung aus.

Abwandlungen des Wortes finden sich in sehr unterschiedlichen Zusammenhängen, z. B.: heil, heilig, heilsam oder heilbar; das Antonym dazu ist heillos, zum Heil das Unheil („Pech“, „Verderben“, „Unglück“).

Wortgeschichte

Sprachgeschichtlich mit dem Adjektiv heil verwandte Wörter sind in allen germanischen Sprachen belegt mit der Bedeutung „ganz, gesund, unversehrt“, z. B. englisch whole „ganz“, hale „frisch, ungeschwächt“ und holy „heilig, geweiht“. In Lautfolge und Bedeutung verwandte Wörter gibt es auch in keltischen und baltoslawischen Sprachen. Das Substantiv Heil wird in ähnlicher Bedeutung gemeingermanisch verwendet (alt- und mittelhochdeutsch heil „Glück, glücklicher Zufall“, altenglisch hael „günstiges Vorzeichen“). Das Verb heilen bedeutet transitiv „heil machen“ (etwa in „Wer heilt, hat recht“) und intransitiv „heil werden“ („die Wunde heilt“). Im Althochdeutschen findet sich zudem das Wort heilazzen was im Sinne des Begrüßens verwendet wurde.

Religiöse Vorstellungen von Heil

Herrschaftslegitimation

Frühmittelalterliche Könige, allen voran die fränkischen Merowinger, beriefen sich zur Herrschaftslegitimation auf die Thaumaturgie (auch Königsheil). Ein für Zeitgenossen deutlich erkennbares Ausbleiben von Erfolg konnte als Verlust dieser Heilkraft gewertet werden und zu einem Machtwechsel führen.

Hoffnung auf Erlösung

Christen glauben, das Heil in der Nachfolge Jesu Christi, ihres Heilands, und im Vertrauen auf seinen Tod und seine Auferstehung zu finden. Im Neuen Testament ist Heil die Übersetzung des griechischen Wortes σωτηρία (sotēría = Rettung, Erlösung, lateinisch: salus), so im Lobgesang Nunc dimittis des Simeon im Lukasevangelium:

Meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast,
ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel. (Lk 2,30-32 EU)

Dieses mit Jesus verbundene Heil sehen manche Gemeinschaften in einer bestimmten Organisation präsent, so etwa in der katholischen Kirche, gemäß dem katholischen Glaubensverständnis.[1]

Hauptartikel: Soteriologie

Heil als Grußformel

Der Heilsgruß wurde vornehmlich als Glücks- und Segenswunsch, aber auch als Trinkspruch oder zur wohlwollenden Anrede verwendet. Die Grußformel Heil! ist grammatikalisch eine Interjektion und etymologisch mit dem ähnlich klingenden englischsprachigen Begriff Hail! verwandt, die soviel wie Grüß dich! oder Glück dir! bedeutet[2]. Die beiden Ausdrücke werden auch üblicherweise ineinander übersetzt. Beispiel: All hail, Macbeth! als Heil dir, Macbeth![3].

In Teilen Österreichs (Tirol, Vorarlberg, Pinzgau) wird Heil! (bzw. Heile!) noch heutzutage als Gruß unter Freunden verwendet, ähnlich wie in Bayern das Servus!. Das „Heil“ wurde dort schon vor der Zeit des Nationalsozialismus und des Hitlergrußes verwendet und hat sich bis heute gehalten. Es kommt auch in dem Ausspruch "Heil am Seil!" vor, mit dem Bergsteiger einander Glück wünschen. Das in Teilen der Deutschschweiz, in Schwaben und in Südtirol gebräuchliche Hoi! als Begrüßung einer vertrauten Person ist gleichen Ursprungs.

Literatur

Schon Walther von der Vogelweide sprach zum Stauferkönig Philipp "...sie gebent dir alles heiles wort...", was zeitgemäßen Wünschen nach Glück entsprach.[4] Aber auch von anderen Minnesängern wie Konrad von Altstetten sind ähnliche Zeilen bekannt.[5] Etwa zeitgleich zum Minnesang wurde die Edda in altisländischer Sprache niedergeschrieben. Sowohl im Original und in deren gängigen Übersetzungen findet sich der Heilsgruß wieder.[6] Auch im Nibelungenlied steht u.a. geschrieben: "ouch trûwe ich mînem heile".[7] Protagonisten in historischen Romanen werden entsprechend Grüße wie "Heil, Meister Hildebrandt, Hildungs Sohn!" in den Mund gelegt.[8] Richard Wagner lässt Hagen von Tronje die Zeilen "Heil! Siegfried, teurer Held!" singen.[9] Aber auch in Literatur und Lyrik ohne historischen Bezug, wie beispielsweise im "Buch der Lieder" von Heinrich Heine[10], lassen sich entsprechende Stellen finden.

Volkslied

Entsprechend dem jeweils gängigen Sprachgebrauch, fand der Heilsgruß auch Einzug in das Volkslied unterschiedlichster Epochen. So finden sich Lieder mit politischem, volkstümlichem, religiösem und jugendbewegtem Hintergrund.

In vielen Liedern mit regionalen Bezug heißt es beispielsweise "Heil unserm König, Heil!"[11] , "den König segne Gott, den er zum Heil uns gab"[12] oder auch "Heil dir, Helvetia!"[13]. All diese Lieder haben mit dem wohl bekanntesten Lied dieser Art "Heil dir im Siegerkranz" und weiteren Nationalhymnen dieser Zeit eines gleich, die Melodie der britischen Königshymne.[14]

Viele Lieder stehen in Verbindung mit dem christlichen Heilsbegriff, wenn es dort heißt "Gott ist mein Licht, Gott ist mein Heil"[15] oder "Heil und Segen allerwegen"[16]. Im berühmten Kinderlied "Alle Vögel sind schon da" wird "lauter Heil und Segen" gewünscht.[17] In ähnlichem Zusammenhang steht auch das Oratorium Judas Maccabaeus von Georg Friedrich Händel in dem es beispielsweise heißt "Heil, Heil, Heil, Judäa, selig Land"[18]. Wieder andere Lieder stehen im Zusammenhang mit der Turnerei, dem Skifahren, der Jägerei oder haben einen politischen Hintergrund.[19]

Im Wandervogel entstanden Lieder wie "Heil, Wandervogel, Heil" oder das Lied "Märkische Heide", in dem es heißt: "Heil Dir, mein Brandenburger Land"[20] Im jugendbewegten Lied "Aus grauer Städte Mauern" heißt es in der dritte Strophe "Ein Heil dem deutschen Walde".[21]

Jagd und Sport

Traditionell grüßen sich Jäger mit den Worten Waidmanns Heil! und Angler mit Petri Heil!. Die entsprechende Antwort lautet dann Waidmanns Dank! bzw. Petri Dank!.
Waidmanns Dank! wird nur gesagt, wenn jemandem mit dem Gruß zu einem Jagderfolg gratuliert worden ist oder der Gruß von einem „Nicht-Jäger“ an einen Jäger gerichtet war.

Unter Bergsteigern in den deutschsprachigen Ostalpen ist die Formel Berg Heil! geläufig, die insbesondere dann angewandt wird, wenn Bergsteiger einen Gipfel erklommen haben; in der Deutschschweiz ist dieser Gipfelgruß kaum bekannt. Dieser Gruß kommt gelegentlich auch bei Sektionsveranstaltungen der Alpenvereine vor: Berg - Heil!!. Die Naturfreunde gratulieren sich dagegen auf den Berggipfeln mit Berg frei!.

Unter Schützen gibt es den Gruß Schützen Heil!, unter Skifahrern Ski Heil!.

Turner wünschen sich seit 1817, bevor sie sich an ein Gerät begeben, Gut Heil! und drücken dadurch aus, dass sie dem Turnenden eine verletzungsfreie Übung wünschen. Die Grussformel der Gewichtheber lautet Kraft Heil!.

Vor dem Aufkommen des Nationalsozialismus war der Gruß auch in der Jugendbewegung verbreitet.

Politische Kampf- und Grußformel

Der Zuruf Heil! war schon vor 1918 – an Stelle des kaisertreuen Hoch! – in bestimmten politischen Gruppierungen in Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reich – ein Kennzeichen der Opposition, welche die kleindeutsche Lösung (die Auflösung des Deutschen Bundes zu Gunsten des neuen Deutschen Reiches) von 1866 ablehnte und alle Deutschen zusammenführen wollte (die großdeutsche Lösung). So grüßten sich die Deutschnationalen mit „Heil Hugenberg!“, wiederum andere bevorzugten „Heil Deutschland!“. Im staatstreuen Reichsbanner hieß es „Heil dir, junge Republik“. In kommunistischen Kreisen waren die Ausrufe „Heil Moskau!“ und „Heil Stalin!“ zu hören. In christlichen Kreisen war der Gruß „Treu Heil“ bis in die Zeit des Nationalsozialismus hinein gebräuchlich.[22]

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Hitlergruß Heil Hitler! verpflichtend. Wer auf herkömmliche Weise mit Guten Tag! oder Grüß Gott! grüßte, dem wurde unterstellt, ein Gegner des Nationalsozialismus zu sein. Auch für Briefe wurde die Schlusszeile „Heil Hitler!“ vor der Unterschrift allgemein üblich. Wer diesen Brauch nicht mitmachen wollte, konnte allenfalls auf die Formel Mit deutschem Gruß ausweichen, wenn er nicht Repressionen riskieren wollte. Die herkömmlichen Grußformeln (mit freundlichen Grüßen oder Hochachtungsvoll) „entlarvten“ ihre Anwender – in den Augen der damaligen Machthaber – als „Ewiggestrige“. Aufgrund dieser strikten Grußvorschriften entwickelten sich sogenannte Flüsterwitze.[23] Auf den Gruß „Heil Hitler!“ zu antworten: „Heil du ihn doch!“, zeigte beispielsweise eine deutliche Abkehr von Hitler und war als politischer Witz äußerst gefährlich.

An die Stelle des dreifachen Hurra! früherer Epochen zum Schluss öffentlicher Kundgebungen trat die Aufforderung zum dreifachen Sieg Heil!. Im gewöhnlichen Umgang musste Sieg Heil auf sehr ernste Gelegenheiten beschränkt bleiben, wenn es nicht ironisch klingen sollte.

Mit der Niederwerfung des Dritten Reichs geriet dieser Gruß 1945 schlagartig außer Gebrauch. In der Bundesrepublik Deutschland stellt die Verwendung des Hitlergrußes (auch des „Sieg Heil“) eine Straftat dar (§ 86aStGB Abs. 2).

Die Anarchistische Pogo-Partei Deutschlands verwendet die Grußformel Pogo Heil und die Parole Fick Heil, welche als künstlerische Strategie der Kommunikationsguerilla ins Leben gerufen wurde, da sie mit dem bekannten Sieg Heil leicht verwechselt werden kann.[24]

Weitere Entwicklung

In den 1970er Jahren versuchte die Feministin Hannelore Mabry eine Umdeutung und positive Neubesetzung der Grußformel als Heil Kind!. Hintergrund war hier die Konzentration auf Kinder, für deren Heil alle zuständig seien. Die dabei oft empfundene Provokation war beabsichtigt, die Formel hat sich nicht durchgesetzt.

In den Traditionellen Spielarten des Metal (z.B. Heavy Metal oder True Metal) wird häufig Hail!, jedoch weniger als Gruß, sondern eher als glorifizierender Ausruf verwendet. So gibt es ein Lied der Heavy Metal Band Lonewolf Hail Victory . Kritiker sehen darin eine Nähe zu Rechtsextremismus und Neonazismus, die Band selbst distanziert sich jedoch von den Anschuldigungen.[25]

Siehe auch

Literatur

  • Cornelia Schmitz-Berning: Vokabular des Nationalsozialismus. Berlin/New York 1998, ISBN 3-11-016888-X, S. 299–301. – Dort ein Abriss der Entwicklung des „Heil“-Grußes sowie seiner Verwendung und Bedeutung im Nationalsozialismus
  • Sabine Behrenbeck: Heil. In: Deutsche Erinnerungsorte - eine Auswahl. Bundeszentrale für politische Bildung, Band 475, Bonn 2005, ISBN 3-89331-587-X, S. 291-308.

Weblinks

Wiktionary: heil – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Stephan Horn: Die Taufe. In: Hubert Luthe (Hrsg.): Christusbegegnung in den Sakramenten, Kevelaer 1981, S. 214, ISBN 3 7666 9219 4
  2. Eintrag hail in: http://dict.leo.org
  3. William Shakespeare, Macbeth. Akt I, Szene III. Übersetzung u. a. bei Dorothea Tieck oder Friedrich Schiller.
  4. Johannes Hunger: Walther von der Vogelweide, Kongress Verlag, Berlin 1955, S. 103
  5. Herausgeber: Walter Koschorreck: Minnesinger, Insel Taschenbuch 88, Frankfurt/Main 1974, S. 42 "aller frowen heil", S. 99 "aller Frauen Heil"
  6. Die Edda, Eugen Diederichs Verlag, München 1997
  7. Nibelungenlied, Strophe 2165
  8. Felix Dahn: Ein Kampf um Rom, Deutsches Verlagshaus Bong, München, S. 5
  9. Richard Wagner: Götterdämmerung, Oper, 1. Aufzug, 1. Akt, 2. Szene
  10. Heinrich Heine: Buch der Lieder, Melzer Verlag, Neu-Isenburg 2006, S. 161 & S. 357
  11. Worte: Unbekannt, Weise: Henry Carey: Heil unserm König, Heil!, Bayernhymne
  12. Worte: Georg Karl Alexander von Richter, Weise: Henry Carey: Den König segne Gott
  13. Worte: Johann Rudolf Wyss (1811), Weise: Henry Carey: Den König segne Gott
  14. Herausgeber: Eckhard John Volkslied - Hymne - politisches Lied, Waxmann Verlag, Münster 2003
  15. Worte: Paul Gerhardt, Weise: Melchior Vulpius: Gott ist mein Licht
  16. Worte: Antonio Salieri, Weise: Fritz Jöde Heil und Segen allerwegen
  17. Worte: Hoffmann von Fallersleben, Weise: Schlesische Volksweise Alle Vögel sind schon da
  18. Georg Friedrich Händel: Judas Maccabaeus, 2. Akt
  19. Grunefeld/Lüneberg: Revolution und Revolutionslieder in Mannheim 1848 - 1849, Reinhard Welz Verlag
  20. Worte & Weise: Gustav Büchsenschütz: Märkische Heide, 1923
  21. Worte: Hans Riedel/Hermann Löns, Weise: Robert Götz: Aus grauer Städte Mauern
  22. Cornelia Schmitz-Berning: Vokabular des Nationalsozialismus, De Gruyter, Berlin 2000, S. 300-301
  23. Hans Jochen Gamm: Der Flüsterwitz im Dritten Reich, List Verlag, München 1963
  24. Polizei verwechselt Mitglieder der APPD-Marburg mit Faschisten: [1]
  25. Panorama-Reportage über NS Black Metal auf ZDF: YouTube
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