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Unterelbe
Die Unterelbe ist der tidenbeeinflusste Abschnitt der Elbe zwischen der Staustufe Geesthacht (km 586) und der Kugelbake in Cuxhaven (km 727,73). In diesem Bereich ist sie wasserwegerechtlich Binnenwasserstraße, bevor sie als Außenelbe zur Seewasserstraße wird. Gleichzeitig ist sie schifffahrtsrechtlich von der Staustufe Geesthacht bis Oortkaten (km 607,50) Binnenschifffahrtsstraße. Im weiteren Verlauf liegt die Zuständigkeit bei Hamburg als sogenannte Delegationsstrecke. Ab km 638,98 ist sie dann Seeschifffahrtsstraße.[1] Das Marschland beiderseits der Unterelbe kann von Sturmfluten der Nordsee in Mitleidenschaft gezogen werden.
Geographie
Geographische Lage
Die Unterelbe wird unterteilt in mehrere Abschnitte. Beginnend an der Staustufe folgt zunächst das Gebiet entlang der Vier- und Marschlande, welches durch die Unterelbe von den Elbmarschgebieten des niedersächsischen Landkreises Harburg getrennt wird. Die Vier- und Marschlande bestanden aus zahlreichen Flussinseln der Elbe, die vom 12. Jahrhundert bis in die 1950er Jahre eingedeicht wurden. Die Gose Elbe wurde durch diese Maßnahmen zu einem „toten“ Nebenarm. Die Dove Elbe hingegen ist weiter über Schleusen zu passieren.
In Hamburg bildet die Elbe anschließend quasi ein Binnendelta aus, indem sie sich für etwa 15 Kilometer in die Norder- und Süderelbe aufteilt und so die Elbinsel Wilhelmsburg gebildet wird. Die Süderelbe geht in ihrem Verlauf in den Köhlbrand über, der vormals durchflossene Seitenarm "Alte Süderelbe" ist durch 1963 erfolgte Abdeichung zum stehenden Gewässer geworden.
Nachdem die beiden Elb-Arme gegenüber dem Altonaer Balkon wieder zusammengeflossen sind, verläuft die Unterelbe auf Hamburger Stadtgebiet zwischen den nördlich gelegenen Elbvororten und den südlich der Elbe gelegenen Ortsteilen Waltershof und Finkenwerder zum Mühlenberger Loch. Zu früherer Zeit mündete erst hier die Süderelbe in die Norderelbe.
Hier beginnt schließlich als letzter Flussabschnitt die sogenannte Niederelbe, die durch eine Vielzahl von Binneninseln entlang der Ufer und mitten im Strom geprägt ist. Beispiele hierfür sind:
Neben den von den Inseln gebildeten Nebenarmen (Nebenelbe) gibt es im Elbevorland rechts und links eine Reihe von Seitenarmen, wie beispielsweise linkselbisch die Wischhafener Süderelbe, die bei Wischhafen in die Elbe mündet.
Bei Cuxhaven ist die Elbe etwa 18 Kilometer breit. Von Hamburg bis zur Mündung ist der Fluss rund 108 Kilometer lang.
Verkehr
Die Unterelbe ist besonders für den Seeschifffahrtsverkehr vom und zum Hamburger Hafen von großer Bedeutung. Die Elbe bildet hier eine der wichtigsten Bundeswasserstraßen[2] Deutschlands (Verwaltungszuständigkeiten und Verkehrsvorschriften s. Artikel Elbe). Für den Hafen als wichtig gefordert, aber mit Umwelt- und Sicherheitsrisiken im weiteren Unterlauf des Flusses verbunden, ist eine geplante erneute Elbvertiefung. Dies gilt vor allem für die Deiche.
Nicht nur für die Berufsschifffahrt, sondern auch für Freizeitkapitäne ist die Elbe ein Revier. Es gibt viele kleine Sportboothäfen in den verschiedenen Orten, vor allem entlang der Niederelbe. Für den überregionalen Straßenverkehr von Bedeutung ist zudem die Fährverbindung zwischen Glückstadt und Wischhafen. Die gleichnamige Elbfähre ist inzwischen eine beliebte Alternative zur stauanfälligen Route durch den Hamburger Elbtunnel, die auch von vielen LKW-Fahrern genutzt wird.
Nach den benachbarten Elbmarschen ist eine Eisenbahn-Linie benannt: Zwischen Elmshorn und Wilster verkehrt die Marschbahn durch die Elbmarschen Schleswig-Holsteins. Von Hamburg gen Osten verkehren entlang der Unterelbe außerdem die Bahnstrecken Hannover–Hamburg sowie die Berlin-Hamburger Bahn. Im Bahnhof Hamburg-Harburg zweigt von der Hauptstrecke aus Hannover kommend die Niederelbebahn nach Cuxhaven über Stade ab.
Städte
Entlang der Unterelbe befinden sich einige bedeutende Städte. An erster Stelle ist die Freie und Hansestadt Hamburg als Zentrum der gleichnamigen Metropolregion Hamburg zu nennen.
Auf schleswig-holsteinischer Seite zählen Brunsbüttel mit der Einfahrt in den Nord-Ostsee-Kanal und den benachbarten Industrieanlagen, Glückstadt und, oberhalb Hamburgs, Geesthacht dazu.
Auf der niedersächsischen Seite sind vor allem Stade und Cuxhaven von Bedeutung.
Nebenflüsse
Wichtige Nebenflüsse der Unterelbe sind die staugeregelte Alster, die von rechter Hand auf Hamburger Stadtgebiet in die Elbe mündet, ferner die Pinnau und die Stör. Auf der linken Elbseite sind die wichtigsten Zuflüsse die Este, die Schwinge und die Oste. Weitere rechtselbische Flüsse sind:
Von linker Hand münden außerdem noch folgende Flüsse in die Unterelbe:
Kanäle:
Einziger wirtschaftlich bedeutender Kanal, der von der Unterelbe abzweigt, ist der Nord-Ostsee-Kanal. Daneben sind für die Freizeitschifffahrt noch der Hadelner Kanal als Teilstück des Schiffahrtsweg Elbe-Weser und der Altenbrucher Kanal südöstlich von Cuxhaven von Bedeutung. Ebenfalls zu dieser Kategorie gehört heute der Ilmenaukanal im Zuge der Ilmenau; er war bis zum Bau des Elbe-Seitenkanals für die Wirtschafts- und Stadtentwicklung Lüneburgs von Bedeutung.
Landschaften
Die Unterelbe ist in ihrer Genese über Jahrtausende durch das Urstromtal der Elbe geformt worden. Wie die Namen der angrenzenden Landschaften bereits andeuten, ist dieses Gebiet zum großen Teil geprägt von Marschländereien.
Elbmarschen (rechte Flussseite)
Nördlich gelegene Elbmarschen sind:
Elbmarschen (linke Flussseite)
Südlich gelegene Elbmarschen sind:
- Lüneburger Elbmarsch
- Winsener Elbmarsch
- Altes Land
- Kehdingen
- Land Hadeln
Strandabschnitte
Entlang der Unterelbe gibt es einige Sandstrände, die auch als Badestellen genutzt werden, so auf Hamburger Gebiet bei Övelgönne und Wittenbergen, auf Schleswig-Holsteinischem Gebiet in Brokdorf. Der Strand bei Duhnen an der Elbmündung berührt mit seinem östlichen Ende an der Cuxhavener Kugelbake gerade noch den Verlauf der Unterelbe; mit vier Kilometern wäre er damit der längste an diesem Flusslauf gelegene Sandstrand.
Geschichte
Frühgeschichte
Um 12 vor Chr. erreichten die Römer die Elbe-Mündung. Sie nannten den Fluss Albis und die Gegend beiderseits der Unterelbe Albingia.[3] [4] [5] Wie weit sie die Elbe hinauf fuhren, ist nicht überliefert. Zu Beginn des 9. Jh. n.Chr. drang Karl der Große in den Sachsenkriegen bis an die Elbe vor. Die Christianisierung des Nordens begann. Im Jahr 817 wurde die Hammaburg, die Keimzelle Hamburgs, im Mündungsgebiet der Alster gegründet.
Frühmittelalter
Im 9., 10. und 11. Jh. kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen. So wurden um 845 zahlreiche Siedlungen entlang der Unterelbe bis zur Hammaburg von Wikingern überfallen, 915/916 überfielen Wenden und Dänen gemeinsam den Hamburger Sprengel. Wenden unter dem christlichen Abodritenfürsten Mistewoi brannten Hamburg nieder und verwüsteten Stormarn und Holstein. Im Jahr 1032 überfielen die Wenden unter ihrem Fürsten Gottschalk erneut Stormarn und Holstein.
Um 1060 befestigte Erzbischof Adalbert den Süllberg in Blankenese. Adalbert wurde 1066 – vor allem auf Drängen der Billunger – gestürzt. Nordalbier zerstörten anschließend seine Burg auf dem Süllberg. 1142 wurde das Kirchspiel Bishorst gegründet.
Hochmittelalter
Das zwölfte Jahrhundert war auch durch Landgewinnung und -zerstörung gekennzeichnet. So begannen Holländer im Jahr 1148 mit der Eindeichung der Haseldorfer Marsch. 1164 verwüstete die Julianenflut den Unterelbraum bis nach Wedel, ca. 20.000 Menschen und viele tausend Stück Nutzvieh starben dabei.
In diese Zeit datiert auch ein Vertrag, der für die Entwicklung des wirtschaftlichen Zentrums von herausragender Bedeutung ist. Im Jahr 1189 erhielt die große Stadt einen Freibrief von Friedrich „Barbarossa“. Es ist umstritten, ob dieser den Hamburgern wirklich das wichtige Stapelrecht zusicherte.[6]
Das 13. Jahrhundert war geprägt durch die "Erste Marcellusflut" im Jahre 1219 und eine weitere Sturmflut vor 1236. Letztere trennte Finkenwerder und Gorieswerder von Dradenau. Auch die Allerkindleinsflut im Jahr 1248 verursachte schwere Verwüstungen. Sie überflutete das Elbegebiet und trennte die historische Elbinsel Gorieswerder in mehrere Teile. Im Jahr 1297 erhielt schließlich das am südlichen Elbrand gelegene Harburg die Stadtrechte verliehen.
Hamburg dehnte seinen Einflussbereich auf die Elbmündung aus, zunächst mittels Erwerb von Rechten an der Insel Neuwerk (Insel) vom Herzog von Sachsen-Lauenburg.[6]
Spätmittelalter
Das 14. Jahrhundert begann mit der zweiten Schlacht bei Uetersen. 1310 stellte Hamburg den 35 Meter hohen Neuwerker Turmbau als Seezeichen und Vorposten gegen Nordsee(-Piraten) und Strandräuber im Gebiet um Scharhörn fertig. Im Jahr 1314 erfolgte der Ausbau der Hatzburg bei Wedel durch die Schauenburger Grafen. Später wurde die Elbinsel Gorieswerder zerrissen; unter anderem entstand hierbei die Elbinsel Veddel. Nach einem Bündnisvertrag mit den Wurtfriesen der Marsch Land Wursten 1316 [7] endete das Jahrhundert mit einem weiteren Erfolg zugunsten der Stadt Hamburg, 1394 erwarb sie von den Lappes eine Ritterschaft an der Elbmündung. Von da an schützte Hamburg die Elbmündung von dem neugegründeten hamburgischen Amt Ritzebüttel, aus dem später Cuxhaven hervorging und übte zunehmenden wirtschaftlichen Einfluss auf die Unterelbe aus, zu Lasten der damals noch bedeutenderen Hafenstädten wie Stade. Ein Jahr später wurden durch die Stadt die Binneninseln Ochsenwerder und Moorwerder erworben. Ziel war die Beherrschung des Eingangs zur Norderelbe.
Während der Renaissance
Nach dem Jahr 1500 kam es zur Gründung von Altona. Im Jahr 1543 begann man mit dem ersten Siedlungsbau im zuvor erworbenen Amt Ritzebüttel. Die Siedlung Dikshave (heute: Cuxhaven) entstand als kleine Deichreihensiedlung.
Im 17. Jahrhundert. kam es zur Errichtung der Hamburger Wallanlagen. In der Folge entstand ein neuer Elbhafen an der Mündung der Alster, vor dem Baumwall. 1617 gründete Christian IV., König von Dänemark und Herzog von Schleswig und Holstein, Glückstadt in Konkurrenz zu Hamburg. Im Jahr 1627 suchte die Allerheiligenflut (7. November) das Gebiet der Unterelbe heim und überflutete große Marschländereien. Während des Dreißigjährigen Krieges geriet Stade zunächst in kaiserlich-katholische Hand von Tilly, wenig später erstmals in schwedische. Im Jahr 1634 kam die Große Flut (11./12. Oktober). Nach dem Westfälischen Frieden gelangte das Elbe-Weser-Dreieck als Herzogtümer Bremen und Verden in schwedischen Besitz innerhalb des Heiligen Römischen Reiches. Im Jahr 1658 brandschatzten schwedische Truppen Uetersen. Im Jahr darauf wurde die dänische Festung Hetlinger Schanze am Elbufer der Haseldorfer Marsch errichtet und 1672 weiter verstärkt. Im Jahr 1664 verlieh Friedrich III., König von Dänemark und Herzog von Schleswig und Holstein, Altona das Stadtrecht.
Im 18. Jahrhundert
Zwischen 1700 und 1721 kam es zum Großen Nordischen Krieg.
Im Jahr 1717 kam es zu einer der schwersten Sturmfluten an der Nordseeküste. Im Bereich der Unterelbe wurden Uetersen, die Haseldorfer- und Seestermüher Marsch bis vor Elmshorn überflutet. Später entwickelte sich Altona zu der führenden Hafenstadt an der Unterelbe. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hatte die Stadt zeitweise mehr Tonnage unter Segel als das benachbarte Hamburg. Von 1726 bis 1736 bestand eine Handelssperre zwischen Holstein und Hamburg. Im Jahr 1731 zerstörte der Große Brand von Wedel (16. Mai) einen Großteil der Siedlung. Zudem wurde Övelgönne eigenständiges Dorf.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gab es mehrere Sturmfluten. 1751 wurde auf diese Weise das Dorf Bishorst endgültig ausgelöscht. 1756 ereignete sich eine weitere große Sturmflut, die mehreren hundert Menschen den Tod brachte. Im Jahr 1764 wurde die Festung Hetlinger Schanze abgebrochen. Hamburg gewann im Jahr 1768 auf friedlichem Wege Gebiete von großer Bedeutung für die Zukunft seiner Häfen; von Hannover erwarb es alle Elbinseln zwischen Billwerder und Finkenwerder.
Im 19. Jahrhundert
Das 19. Jahrhundert brachte im Unterelberaum gravierende Veränderungen mit sich.
In den Napoleonischen Kriegen wurde Hamburg 1806 von den Franzosen besetzt und das nordwestdeutsche Tiefland vom Niederrhein bis nach Lübeck von Frankreich annektiert. Die Häfen mussten sich an der Kontinentalsperre beteiligen. Die Hamburger Franzosenzeit dauerte bis zum Jahr 1814. Eine besonders schwere Zeit erlebte die Bevölkerung in den Befreiungskriegen im Winter der Jahre 1813/14. Im so genannten Kosakenwinter kam es im Bereich der Herrschaft Pinneberg zu mehreren Brandschatzungen und Plünderungen.
Von besonderer Bedeutung waren aber auch einige industrielle Innovationsschübe, die sich im Elberaum auswirkten. So erfolgten nach dem Großen Brand von 1842 die vorzeitige Inbetriebnahme der Hamburg-Bergedorfer Eisenbahn. In den Jahren darauf wurden verschiedene Bahnstrecken von und nach Hamburg bzw. Altona fertiggestellt, in chronologischer Reihenfolge: Kiel–Altona, Berlin-Hamburg und Hannover–Harburg. Der Bau der letztgenannten Strecke war dafür verantwortlich, dass die bis dahin unbedeutende Stadt Harburg zum wichtigsten hannoverschen Hafen wurde. Später, im Jahr 1872, erfolgte der Sprung der Eisenbahn über die Elbe. Die Eisenbahnverbindung von Hamburg nach Harburg war die erste vollständige Überbrückung der Elbe bei Hamburg. Nach einem weiteren Jahrzehnt erfolgte im Jahr 1883 der Bau der Bahnverbindung Blankenese - Wedel. Eine weitere wichtige verkehrstechnische Innovation im Hamburger Raum erfolgte 1899. Im Zuge des Baus weiterer Hamburger Elbbrücken wurde die erste Straßenverbindung über die Elbe errichtet.
Um die Jahrhundertmitte begann eine Reihe von drei Kriegen, von denen nur der erste mehrere Jahre dauerte, die beiden kurzen jedoch die politische Geografie der Region durchgreifend veränderten. Der Schleswig-Holsteinische Krieg von 1848–1851 war im Grunde ein Aufstand Schleswig-Holsteins gegen Dänemark, zunächst mit Unterstützung des Norddeutschen Bundes erfolgreich, nach dem Ende dieser Unterstützung dann unterlegen. Der Deutsch-Dänische Krieg im Jahr 1864 griff auch auf die südlichen Landesteile des Herzogtums Holstein als Anrainerstaat der Unterelbregion über. Nachdem Dänemark diesen Krieg verloren hatte, kamen die holsteinischen Gebiete zunächst an Österreich. Nach dem Sieg des Königreichs Preußen über den Deutschen Bund im Deutschen Krieg 1866 wurden die holsteinische Gebiete ebenso wie das auf der südlichen Elbseite angrenzende Königreich Hannover von Preußen annektiert.
Wirtschaftliche Meilensteine waren u.a. die Änderungen von Zollgrenzen. Hierzu zählte zunächst die Bildung einer solchen im Jahr 1852 zwischen Altona und dem restlichen Holstein. Während des Deutsch-Französischen Krieges wurde Hamburg zudem Teilstaat des neugegründeten Deutschen Reiches, blieb aber zunächst Zollausland. Bestrebungen des Reichskanzlers Bismarck, Hamburg für den Beitritt zum Deutschen Zollverein zu gewinnen, führten im Jahr 1880 zu erweiterten Gebietsrechten der wachsenden Metropole im Bereich zwischen Lauenburg und der Elbmündung. Ab dem Jahr 1883 wurde zudem die Speicherstadt auf dem Grasbrook gebaut; fast 40.000 Menschen wurden umgesiedelt. Sie war bis zum Jahr 2003 Teil des Freihafengebiets. 1888 erfolgte schließlich der Wegfall aller Binnenzollgrenzen. In diesem Jahr trat auch Hamburg dem Deutschen Zollverein bei. In der Folgezeit war nur noch der Freihafen Zollausland.
Ab dem 20. Jahrhundert
Das 20. Jahrhundert war durch eine zunehmende Ökonomisierung der Unterelberegion bestimmt. Vor allem die Herausbildung Hamburgs zum wirtschaftlichen Zentrum der heute gleichnamigen europäischen Metropolregion als wirtschaftliches und politisches Zentrum an der Unterelbe war hierfür charakteristisch.
Kennzeichnend für diese Entwicklung waren unter anderem großräumige Gebietsveränderungen im Hamburger Umland. Von besonderer Bedeutung in diesem Zusammenhang war die erfolgte Eingemeindung der pinnebergischen Elbgemeinden Othmarschen, Klein- und Groß Flottbek, Blankenese und Rissen nach Altona im Jahr 1927. Aber auch die neuen kommunalen Änderungen der 1930er Jahre zählen hierzu. Auf Basis des Groß-Hamburg-Gesetzes aus dem Jahr 1937 wurden ein Jahr später die vorher selbstständigen Städte Altona, Harburg und Wandsbek in die Stadt Hamburg eingemeindet. Im Gegenzug musste die gewachsene Stadt aber auch Gebiete an der Unterelbe abgeben. Auf diese Weise wurden das im Jahre 1907 zur Stadt aufgestiegene Cuxhaven sowie Geesthacht preußisch. Zu späterer Zeit im Jahre 1969 erfolgt allerdings der erneute Verkauf der Inseln Neuwerk und Scharhörn an die Freie und Hansestadt Hamburg (Staatsvertrag mit Niedersachsen).
Dem wirtschaftlichen Bedeutungszuwachs entsprechend kam es auch zu verkehrstechnischen Verbesserungen vor allem in Hamburg. Hierzu zählten der in Schüben immer weiter ausgebaute und modernisierte Hamburger Hafen zu einem heute hoch modernen und leistungsfähigen Containerhafen von Weltrang. Vorerst letztes Großprojekt in diesem Sinne war der Bau des Containerterminals Altenwerder. Dieser wurde 2004 in Betrieb genommen. Allerdings waren für den wachsenden Hafen auch Investitionen in die verkehrstechnische Erreichbarkeit notwendig. So wurde im Jahr 1911 durch den St.-Pauli–Elbtunnel eine feste Verbindung zwischen dem Stadtkern Hamburgs auf der Nordseite der Elbe und der Insel Steinwerder errichtet. Dieser wurde erst 1975 durch die Eröffnung des Neuen Elbtunnels im Verlauf der A7 als Hauptverkehrsverbindung abgelöst. Letzterer wurde zunächst in drei Tunnelröhren ausgeführt. Die steigenden Verkehrszahl machten jedoch bald einen Ausbau notwendig. Seit dem Jahr 2002 fließt der Verkehr nunmehr auch durch die vierte Röhre. Für einen besseren Verkehrsfluss innerhalb des Hafengebiets wurde im Jahr 1974 auch das alte Trajekt über den Köhlbrand durch die Köhlbrandbrücke ersetzt.
Aber auch zivilisatorisch zerstörerische Katastrophen passierten im 20. Jahrhundert. Gravierende Einschnitte bedeutete für Hamburg der Zweite Weltkrieg. Ein Großteil der Stadt Hamburg wurde durch die Operation Gomorrha, eine Serie von Luftangriffen der britischen Royal Air Force im Juli/August 1943, zerstört (siehe Geschichte Hamburgs). Weitere Rückschläge für die Unterelbe bildeten Sturmfluten in den 1960er und 70er Jahren. Von bundesweiter Bedeutung ist noch heute die Sturmflut im Jahr 1962 mit ihren weiträumigen Zerstörungen an der ganzen deutschen Nordseeküste. In Hamburg wurden große Teile des Stadtteils Wilhelmsburg überflutet. Bei der anschließenden Deichverstärkung wurde die untere Süderelbe abgedeicht. Die obere Süderelbe fließt seitdem durch den Köhlbrand ab. In der Folgezeit wurden mehrere Küstenschutz-Bauwerke entlang der Unterelbe errichtet (z.B. 1965–68 der Bau der Pinnau- und Krückausperrwerke). Diese, wie auch zahlreiche andere Deichbauprojekte auf der schleswig-holsteinischen Unterelbeseite (z.B. Vordeichung der Wedeler- und Haseldorfer Marsch, wodurch das Naturschutzgebiet Haseldorfer Binnenelbe mit Elbvorland entstand), waren Teil des von der zuständigen Landesregierung im Anschluss beschlossenen Generalplans Küstenschutz, der in der Folgezeit immer weiter fortgeschrieben und angepasst wurde. Auf niedersächsischen Seite kam es zu vergleichbaren Investitionsmaßnahmen. Im Januar 1976 kam es aber erneut zu zwei weiteren schweren Sturmflutereignissen. Bei der ersten brach der Elbdeich bei Hetlingen und die Haseldorfer Marsch wurde überflutet. Deichbrüche gab es auch am neu im Bau befindlichen Seedeich in Kehdingen.
Umwelt- und Naturschutz
Die Unterelbe ist als Brutgebiet seltener Vogelarten von großer Bedeutung. Zum Schutz der Natur vor Eingriff des Menschen sind an der Unterelbe verschiedene Naturschutzgebiete ausgewiesen. Hierzu zählen:
- Borsteler Binnenelbe und Großes Brack
- Haseldorfer Binnenelbe mit Elbvorland
- Hetlinger Schanze
- Heuckenlock
- Mühlenberger Loch
- Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer, zugleich Biosphärenreservat.
- Pagensand
- Rhinplate
- Brammer Sand
Wirtschaftsraum Unterelbe
Der Unterelberaum ist einer der wirtschaftlich am stärksten prosperierenden Regionen Norddeutschlands. Trotz des teilweise äußerst ländlichen Charakters der benachbarten Landstriche wirken hier starke ökonomische Einflussfaktoren ausgehend von der Stadt Hamburg mitsamt der sie umgebenden Metropolregion. Das Gebiet dieser hat sich mittlerweile so weit ausgebreitet, dass die gesamte Unterelbe die Metropolregion in einen nördlichen und südlichen Bereich teilt.
Die Metropolregion bestimmt somit zu einem großen Teil auch die Wirtschaftsstruktur der Unterelbe. Die stärksten Cluster sind die Hafenwirtschaft und Logistikbranche um den Hamburger Hafen, sowie die Luftfahrtbranche um den in Hamburg-Finkenwerder und Stade ansässigen Airbus-Konzern nebst den vielen mittelständisch geprägten Zulieferbetrieben in der Umgebung.
Daneben prägen aber auch sehr ländliche Gebiete das Bild der Unterelbregion. So ist das auf niedersächsische Seite befindliche Alte Land eines der weltweit größten zusammenhängenden Obstanbaugebiete. Auf der gegenüberliegenden Seite der Niederelbe im Kreis Pinneberg hat sich ein Cluster im Bereich des Gartenbaus (hier vor allem Baumschulen) gebildet, welcher einzigartig ist. Beide Gebiete sind mit ihrer stadtnahen und dennoch ländlichen Struktur beliebte Naherholungsgebiete für die städtische Bevölkerung.
Eine die Wirtschaftsstruktur stärkende öffentlich-private Initiative ist zum Beispiel die Wachstumsinitiative Süderelbe als regionale Wirtschaftsförderungsagentur in den Bereichen Logistik und Hafen, Ernährungswirtschaft und Luftfahrt. Weitere Schwerpunkte liegen in den Bereichen Standortmanagement, Innovation und Qualifizierung.
Eine weitere die Wirtschaftsstruktur stärkende Förderagentur ist die Projektgesellschaft (PG) Norderelbe. Sie ist als regionale Wirtschaftsförderungsinstitution zuständig für die Durchführung des Zukunftsprogramm Wirtschaft in den an die Niederelbe angrenzenden schleswig-holsteinischen Kreisen Pinneberg, Steinburg und Dithmarschen.
Ein gemeinsames Positionspapier der Handelskammer Hamburg, der IHK Stade für den Elbe-Weser-Raum und der IHK Schleswig-Holstein zeigt Vorschläge für die wirtschaftliche Entwicklung des Unterelberaums auf.[9]
Kulturraum Unterelbe
Der Bereich an der Unterelbe ist zugleich auch ein Kulturraum. An unterschiedlichen Orten entlang der Unterelbe können sich Touristen über die Entstehung, Struktur und das heutige Leben an diesem küstennahen Landstrich in verschiedenen Einrichtungen informieren. Hierzu zählen:
Integrierte Station Unterelbe
Die integrierte Station Unterelbe ist ein Erlebnis- und Informationszentrum in Haseldorf. Besucher können eine Ausstellung über die Natur- und Kulturlandschaft der Elbmarschen anschauen und sich über Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten entlang der Elbe informieren. Es befindet sich auf dem Gelände des Gutshofes Haseldorf.
Natureum Niederelbe
Das Natureum Niederelbe ist ein Freilichtmuseum zwischen Balje und Neuhaus (Oste). Es befindet sich auf einer Insel am Ostesperrwerk.
Literatur
- Hans-Eckhard Dannenberg, Norbert Fischer, Franklin Kopitzsch (Hrsg.): Land am Fluss. Beiträge zur Regionalgeschichte der Niederelbe (= Schriftenreihe des Landschaftsverbandes der Ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden. Bd. 25). Landschaftsverband der Ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden, Stade 2006, ISBN 3-931879-20-8.
- Brigitte Kronauer: Die Niederelbe. In: Thomas Steinfeld (Hrsg.): Deutsche Landschaften. S. Fischer, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-10-070404-5, S. 62ff. (Ein Essay).
- Peter von Allwörden, Nikolaus Ruhl, Christian C. Schmidt: Erlebnis Elbe. Eine Entdeckungsreise durch die maritime Landschaft von Hamburg nach Helgoland. MCE – MedienContorElbe, Drochtersen 2004, ISBN 3-938097-00-0.
Siehe auch
- Elbe
- Geschichte des Hamburger Hafens
- Chronologie des Wasserbaus an der Hamburger Unterelbe
- Elbvertiefung
- Wasserstandsvorhersage für die deutsche Nordseeküste
- Zeittafel zur Unterelbregion
Häfen an der Unterelbe
Weblinks
- private Seite: Das Elbetal von Hamburg bis zur Mündung in die Nordsee
- private Seite „Maritime Landschaft Unterelbe“
Einzelnachweise
- ↑ Zuständigkeiten und Abkürzungen für die Binnenwasserstraßen des Bundes, WSV
- ↑ Verzeichnis E, Lfd.Nr. 9 der Chronik, Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes
- ↑ Plinius der Ältere (23 n.Chr. –25. August 79): NATURALIS HISTORIA (Lat.)
- ↑ Publius Cornelius Tacitus: DE ORIGINE ET SITV GERMANORVM (Lat.)
- ↑ Klaudios Ptolemaios: Geographike Hyphegesis [1](Gr./Lat./Engl.)
- ↑ 6,0 6,1 Geschichte Hamburgs#Schauenburger Zeit
- ↑ Geschichte Neuwerks auf Stadtwiki Cuxhaven
- ↑ In und Titelseite des: Lichtwark-Heft Nr. 70. Verlag HB-Werbung, Hamburg-Bergedorf, 2005. ISSN 1862-3549
- ↑ Positionspapier der Handelskammer Hamburg, der IHK Stade und der IHK Schleswig-Holstein, abgerufen am 15. Mai 2012 (PDF)
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