Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Whataboutism

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Whataboutism (aus dem Englischen: „What about?“ = „Was ist mit“ und dem Suffix -ism = „ismus“ zusammengesetzt) ist ein politischer Begriff aus der Zeit des Kalten Krieges, der eine Propagandataktik kennzeichnen soll, die seinerzeit der Sowjetunion bei ihrem Umgang mit Kritik der westlichen Welt vorgehalten wurde. Der Begriff wurde im angelsächsischen Raum verwendet und kann als propagandistische Gegentaktik gewertet werden.

Die Taktik Whataboutism wurde und wird angewendet, um Kritik an der Tagespolitik im eigenen Land abzuwiegeln und sie mit Verweis auf „Was ist mit…“ auf Begebenheiten in anderen Ländern zu lenken, die Ähnlichkeiten mit dem ursprünglichen Gegenstand der Kritik aufweisen.[1][2][3][4] Es stellt einen Fall von tu quoque dar, wobei es das Ziel ist, die Position des Gegners zu diskreditieren, ohne seine anfänglichen Argumente direkt zu widerlegen.

Hintergrund

Der rhetorische Grundgedanke des Whataboutism ist sicher älter als der Kalte Krieg; um am Beispiel Russlands zu bleiben: Schon im Vorfeld des Krimkriegs Mitte des 19. Jahrhunderts wurde dieser propagandistische Kniff angewendet. Damals wollte Zar Nikolaus I. aus religiösen und geopolitischen Erwägungen Krieg gegen das Osmanische Reich führen, die europäischen Mächte Frankreich und Großbritannien verfolgten indes ihre eigenen, durchaus eigennützigen Partikularinteressen, was schließlich in einem kriegerischen Konflikt mündete, der einen Vorgeschmack auf die folgenden, industriell geprägten Abnutzungskriege des 20. Jahrhunderts liefern sollte. Der Ärger des Zaren über die nicht vorhergesehene Konfrontation mit den Westmächten wurde vom Panslawisten Michail Pogodin bestärkt, der die vermeintliche Doppelmoral der europäischen Kolonialmächte kritisierte, die diesen erlaube, Kriege zu führen und Länder zu besetzen, während dies Russland wiederum untersagt sei.[5] In der Zeit des Kalten Krieges und im Wettstreit der System wurde die Verwendung des Whataboutism zur Regel, kam aber gegen Ende des Kalten Krieges allmählich außer Mode, lebte jedoch im modernen Russland im Zusammenhang mit dem Vorwurf von Menschenrechtsverletzungen in Russland und anderer Kritik an der russischen Regierung wieder auf.[1] Whataboutism wird auch mit sogenannten „aktiven Maßnahmen“ kombiniert.[6] Miriam Elder von The Guardian erörterte, wie diese Taktik insbesondere von der Regierung Wladimir Putins und seinen Sprechern angewendet wurde, womit die meiste Kritik an Menschenrechtsverletzungen in der Regel unbeantwortet blieb.[7] Im Juli 2012 schrieb Konstantin von Eggert, ein Kolumnist bei RIA Novosti, einen Artikel über die Verwendung von Whataboutism in Bezug auf die russische und amerikanische Unterstützung für verschiedene Regierungen im Nahen Osten.[8][9]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Whataboutism: Come again, Comrade? In: The Economist. 31. Januar 2008, abgerufen am 18. April 2014 (english).
  2. The West is in danger of losing its moral authority. In: European Voice. 11. Dezember 2008, abgerufen Format invalid (english).
  3. Adam Soboczynski: Bitte nicht stören. In: Die Zeit. 4. Februar 2016, abgerufen am 14. März 2016.
  4. Beispiele der jüngeren Zeit: Wenn Menschenrechtsverletzungen in Russland thematisiert werden und diese mit Verbrechen im Gefangenenlager Guantanamo durch die USA verglichen werden, oder die Krim-Annexion mit den politischen Konfliktlösungen im Kosovo verglichen wird, siehe Christian Weisflog: Warum die Krim nicht Kosovo ist. In: Neue Zürcher Zeitung. 18. November 2014, abgerufen am 25. Juli 2016.
  5. Joshua Keating: The Long History of Russian Whataboutism. In: Slate, 21. März 2014.
    Vgl. für Details und Zitate Orlando Figes: Krimkrieg: Der letzter Kreuzzug. Berlin Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-8270-1028-5, S. 152 f.
  6. Peter Pomerantsev und Michael Weiss: The Menace of Unreality: How the Kremlin Weaponizes Information, Culture and Money. In: The Interpreter (Institute of Modern Russia), 2014.
  7. Miriam Elder: Want a response from Putin's office? Russia's dry-cleaning is just the ticket. In: The Guardian, 26. April 2012 (englisch).
  8. Konstantin von Eggert: Due West: ‘Whataboutism’ Is Back – and Thriving. In: Sputnik. 25. Juli 2012, abgerufen am 18. April 2014 (english).
  9. The Economist schlägt angesichts der geschilderten Fälle zwei rethorische Gegenmethoden vor: zum einen „Argumente anzuführen, die die russische Führung selbst gebraucht“, so dass sie nicht auf eine westliche Nation angewendet werden können, zum anderen die Empfehlung, dass westliche Nationen verstärkt Selbstkritik in ihren Medien und an Regierungsaussagen ausüben.

Weblinks

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Whataboutism aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.