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Zibelemärit

Aus Jewiki
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Typischer Verkaufstand des Zibelemärits in Bern
Zopf aus Zwiebel- und Knoblauchknollen

Der Zibelemärit (Berndeutsch für Standarddeutsch „Zwiebelmarkt“) ist ein Jahrmarkt mit Volksfestcharakter in Bern. Er findet jeweils am vierten Montag im November statt. Er erstreckt sich über die Haupt- und Nebengassen der oberen Altstadt sowie über den Waisenhaus- und Bundesplatz.

Geschichte

Entstehungstheorien

Die historischen Hintergründe des Zibelemärit sind nicht offiziell verbürgt; es existieren verschiedene Theorien dazu. Nach neueren Forschungen des Berner Volkskundlers Rudolf J. Ramseyer ist der Markt Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden. Seit damals kamen Bäuerinnen aus dem Seeland und dem Kanton Freiburg um den Martinstag (11. November) mit Gemüse nach Bern; die Martinimesse dauerte damals noch zwei Wochen.

Zwei andere Theorien setzen die Anfänge des Zibelemärits im 15. Jahrhundert an. Die eine führt den Markt auf den Stadtbrand von 1405 zurück; der Markt sei ein Dank an die Freiburger, welche nach der grossen Feuersbrunst grosse nachbarschaftliche Hilfe geleistet hätten. Die andere geht davon aus, dass die Freiburger das Marktrecht aufgrund der Waffenhilfe von 1474 bis 1477 bei den Burgunderkriegen erlangt hätten. Beide sind weder nachzuweisen noch sachlich nachvollziehbar.[1]

Martinimesse

Seit dem Spätmittelalter feiern die Berner, wie die übrigen Bewohner des süddeutschen Raums, jeweils den Martinstag oder „Martini“ als Übergang zwischen dem Sommer- und dem Winterhalbjahr. Gefeiert wurde mit festlichen Mahlzeiten und Umzügen, an denen sich vor allem die Jugend beteiligte. Ein Markt begleitete das Fest. Er bot alles für den Winterbedarf. Im Laufe der Zeit dehnte er sich aus und wurde 1439 von der Obrigkeit zum zollfreien Jahrmarkt erhoben.

Der eigentliche Zibelemärit beginnt jedoch erst im 19. Jahrhundert, als Bauern vom Mont Vully Gemüse – vor allem aber Zwiebeln – auf die Märkte in Neuenburg, Murten und Freiburg brachten. (Das Gebiet des Mont Vully – zu Deutsch das „Wistenlach“ – ist ein fruchtbares Gebiet mit vielen Quellen zwischen dem Murten- und Neuenburgersee. An den Hängen wuchsen Reben. Der weisse und der helle rote „Vully“ hatten einen guten Ruf. Aber das Risiko beim Weinbau war gross. Deshalb betrieb der „Vullierain“ daneben viel Gemüsebau.) In der Zeit um 1850 erschienen die Frauen der Bauern auch in Bern an der Martinimesse. Bald waren die „Wistenlacher Wybli“ wegen ihrer lebhaften, fröhlichen und höflichen Art gerne gesehen in Bern. Immer mehr rückten die schön geflochtenen Zwiebelzöpfe in den Vordergrund ihres Angebots. Schnell blühte der neue Zwiebelmarkt auf.

Gründe für das Aufkommen des Zibelemärit

Erstens wurde an der Martinimesse alles verkauft. Alles, ausser Zwiebeln. Das zeigt ein Blick in die amtlichen Preislisten von damals: Nirgends ist der Preis von Zwiebeln aufgeführt. Das ermöglichte den „Vullierains“, den Preis selber zu bestimmen und mit dem Käufer zu „märten“ (feilschen), da sie doch die einzigen waren, die Zwiebeln im Angebot hatten. So waren − der Nachfrage entsprechend − die Zwiebeln am Morgen günstiger als gegen Abend. Das dürfte der Grund dafür sein, dass der Zibelemärit noch heute schon um vier Uhr früh beginnt.

Zweitens waren die Zwiebelanbieter jeweils einen Tag früher an der Martinimesse und mussten eigentlich die Gassen von Bern nur mit den Heimberger „Chacheli“-Krämern zusammen teilen. Sie machten also keinem Berner Bauern den Standplatz streitig. In unserer Zeit haben die grossen Warenhäuser der Martinimesse das Leben ausgehaucht. Die Zwiebeln jedoch blieben. Die Herbstmesse wurde auf einen Tag verkürzt und bald wurde der Name „Martinimesse“ verdrängt, und das Berner Volksfest wurde nur noch Zibelemärit genannt.

Gegenwart

Das übrige Martinibrauchtum wurde jedoch beibehalten:

Auch heute noch dreht sich am Zibelemärit fast alles um die Zwiebel in ihren verschiedensten Formen: Zwiebelzöpfe, Zwiebelkuchen und -pizza, Zwiebelsuppe, Basteleien und Ziergegenstände aus Zwiebeln und vieles mehr.

Der Zibelemärit findet immer am vierten Montag im November statt. Er beginnt um 4 („offiziell“ um 6) Uhr und endet nach 18 Uhr.

Trivia

Gedenkmünze 2011

Der Schriftzug «Berner Zibelemärit» ziert zusammen mit Bär und Zwiebelzopf die 10-Fr.-Gedenkmünze 2011.

Literatur

  • Hans Erpf: Dr Zibelemärit. Eine kleine Geschichte rund um die Zwiebel und den Berner Zibelemärit nebst zahlreichen schmackhaften Zwiebelrezepten. Mit einer Betrachtung zum „Tag der Zwiebel“ von Ueli der Schreiber. Verbandsdruckerei, Bern 1977, ISBN 3-7280-5053-9.
  • Hans Erpf, Mario Barisi: Dr Märit z Bärn. Geschichten, Episoden, Verse und Bilder rund um die Berner Märkte. Erpf, Bern 1982, ISBN 3-256-00043-6.
  • Hans Erpf, Natalie Ulmann (Fotos): Dr Zibelemärit und rund um die Zwiebel von A–Z. Mit über 100 Rezepten. Fischer, Münsingen 1990, ISBN 3-85681-223-7.
  • Rudolf J. Ramseyer: Zibelemärit, Martinimesse. Emmentaler Druck, Langnau 1990, ISBN 3-85654-915-3.
  • Edith Schweizer-Völker: Schweizer Volksfeste. Mondo, Vevey 1995, ISBN 2-88168-594-3.
  • Adrian Bänninger: Sechseläuten und Morgestraich. Die schönsten Feste und Bräuche der Schweiz. Geschichte und Gegenwart. Diederichs, Kreuzlingen 2007, ISBN 978-3-7205-3029-3.

Weblinks

 Commons: Zibelemärit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Arthur K. Vogel: Goethe, Schiller und die Zwiebel, in: Der kleine Bund, Montag, 25. November 2013, S. 37, wonach die Theorie bezüglich 1405 «vor sechzig Jahren in einer Berner Schulstube geboren» worden sei.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Zibelemärit aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.