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Ariel (Stadt)

Aus Jewiki
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Ariel
אֲרִיאֵל
اريئيل
Wappen
Wappen
Storms 05.jpg
Ariel 2006
Gebiet: Westjordanland
(Judäa und Samaria)
Gemeindeart: Stadtverwaltung
Gegründet: 1978
Koordinaten: 32° 6′ N, 35° 11′ O32.10635.187888888889550-680Koordinaten: 32° 6′ 22″ N, 35° 11′ 16″ O
Höhe: 550-680 m. ü. NN
Fläche: 14,677 km²
 
Einwohner: 17.800 (2011)
Bevölkerungsdichte: 1.213 Einwohner je km²
 
Telefonvorwahl: +972-3-
Postleitzahl: IL-40700
 
Webpräsenz:
Ariel (Palästinensische Autonomiegebiete)
Ariel
Ariel

Ariel (hebräisch אריאל) ist eine Stadt und israelische Siedlung im Westjordanland. Sie wurde 1978 gegründet und liegt 3 Kilometer nördlich der palästinensischen Stadt Salfit, rund 40 Kilometer östlich von Tel Aviv, 50 Kilometer nordwestlich von Jerusalem und etwa 30 Kilometer westlich des Jordans im Hügelland des biblischen Samaria.

Ariel ist die viertgrößte israelische Siedlung im Westjordanland.[1] Sie liegt rund 17 Kilometer östlich der Grünen Linie und befindet sich westlich des Sperrzauns.

Name

Der Name Ariel bedeutet wörtlich „Löwe Gottes“ und ist in der hebräischen Bibel eine Umschreibung für Jerusalem und den Tempel in Jerusalem (Jesaja 29,1-8 EU). Im Jahr 2009 beschloss die Stadtverwaltung, den Namen zu Ehren des ehemaligen Premierministers Ariel Scharon umzuinterpretieren.[2]

Ariel 2008
Ariel 2010
Ariel University Center of Samaria
Milken Sports and Recreation Complex; John Hagee Building

Geschichte

Die Siedlung wurde im Jahr 1978 von einer Gruppe Mitarbeitern der israelischen Militärindustrie unter der Führung des späteren Bürgermeisters Ron Nachman mit 40 überwiegend säkularen israelischen jüdischen Familien im Herzen des nördlichen Westjordanlands, dem biblischen Samaria, gegründet.[3] Der Plan zur Errichtung der Siedlung war vom damaligen Verteidigungsminister Schimon Peres unterstützt worden,[4] der Ort wurde gewählt, weil er an einer damals wichtigen Ost-West Verbindungsstrasse lag und Israel die Kontrolle Richtung Jordantal und Jordanien sicherte.[5]

In den Anfangsjahren bestand die Siedlung hauptsächlich aus mobilen Wohneinheiten und nur zu einem kleinen Teil aus festen Gebäuden.

1979 wurde Ariel Teil der neugegründeten Regionalverwaltung Schomron. Bereits 1985 erhielt Ariel den Status einer eigenständigen Gemeindeverwaltung.

In den 1990er Jahren verdoppelte sich ihre Einwohnerschaft, in erster Linie durch den Zuzug von Neueinwanderern aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion.[6]

Im Jahr 1998 hatte Ariel knapp 15.000 Einwohner und wurde zur Stadtverwaltung erhoben. Sie bezeichnet sich selbst als „jüdische Hauptstadt Samarias“.[7][8]

Geographie

Ariel liegt auf einem 5 Kilometer langen Hügelkamm auf einer Höhe von 550 bis knapp 700 Metern über dem Meeresspiegel im Hügelland des biblischen Samaria, 3 Kilometer nördlich der palästinensischen Stadt Salfit, 23 Kilometer südwestlich von Nablus, rund 40 Kilometer östlich von Tel Aviv, 50 Kilometer nordwestlich von Jerusalem und etwa 30 Kilometer westlich des Jordans.[5] Die Stadt erstreckt sich über eine Länge von 12 Kilometern und eine Breite von 2 Kilometern.[9] An ihrem westlichen Ende ist sie 16 Kilometer von der Grünen Linie entfernt, am östlichen Ende mehr als 20 Kilometer.[5] Mit Tel Aviv ist Ariel über die Trans-Samaria-Schnellstraße (Highway 5) verbunden, mit Jerusalem über die Schnellstraße 60 (Highway 60).

Bevölkerung

Die Bevölkerung Ariels besteht mehrheitlich aus säkularen jüdischen Israelis. Rund die Hälfte sind Neueinwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion, unter denen sich auch Nicht-Juden befinden; während der Weihnachtszeit sind Weihnachtsdekorationen und Weihnachtsartikel in Ariel anzutreffen.[5][7] Die Stadt hat auch eine englischsprachige Gemeinschaft, sowie eine Anzahl aus dem Gazastreifen 2005 evakuierte jüdische Siedler.[10]

1990 zählte Ariel 8000 Einwohner, im Jahr 1994 bereits über 12.000, und 1999 stieg die Bevölkerung erstmals über 15.000.[5] Ende 2010 betrug sie 17.688. [1]

Das israelische Zentralbüro für Statistik gibt bei den Volkszählungen vom 4. Juni 1983, 4. November 1995 und vom 28. Dezember 2008 für Ariel folgende Einwohnerzahlen an: [11]

Jahr der Volkszählung 1983 1995 2008
Anzahl der Einwohner 1.340 13.800 16.716

Bürgermeister

Wirtschaft

Ariel hat mehrere Industriegebiete mit über 150 Betrieben und weitere sind in Bau.[12] Einige Betriebe sind auf technologische Entwicklungen in den Bereichen Biochemie und -technologie, Medizin und Elektronik spezialisiert,[13] andere produzieren beispielsweise Textil- und Kunststoffprodukte für den Export. Die Betreiber dieser Firmen profitieren von den Steuervergünstigungen und den laschen Gesundheits- und Umweltbestimmungen in den besetzten Gebieten. Nach palästinensischen Angaben werden Industrieabfälle häufig auf palästinensischem Land entsorgt.[14] Die Abwässer aus Ariel führen zu Verschmutzungen in der Wasserversorgung der Stadt Salfit und zu Schäden an Flora und Fauna in der Umgebung.[15]

Schulen

Ariel hat mehrere Vor-, Elementar- und Mittelschulen, sowie das 1982 gegründete College of Judea and Samaria, ursprünglich ein Ableger der Bar-Ilan-Universität. Das College zählt über 10.000 Studenten und ist entschieden zionistisch ausgerichtet. In allen Unterrichtsräumen, Auditorien und Laboratorien hängt eine israelische Fahne und die Studenten müssen mindestens einen Kurs in jüdischer Geschichte, jüdischer Religion oder Israelstudien pro Semester besuchen.[16] Die Schule wird auch mit Spenden aus den USA finanziert. Zu den Spendern gehören neben jüdischen Spendern wie etwa der Familie Milken auch evangelikale Christen.[17]

Im Jahr 2007 hat die Schule sich in Ariel University Center of Samaria umbenannt.[18] Obwohl diese Entscheidung von zahlreichen namhaften israelischen Akademikern abgelehnt sowie vom Rat für Höhere Bildung kritisiert wurde, wird sie seit Juli 2012 als Universität anerkannt. [19] [20] [21] [22]

Kultur und Sport

Der Milken Sports and Recreation Complex wurde im Jahr 2008 eröffnet. Das Zentrum verfügt über ein Olympisches Schwimmbecken, Sprudelbad, Fitnesszentrum etc. und mehrere Cafés. Der Bau wurde unter anderem durch finanzielle Beiträge der Milken Family Foundation und des evangelikalen Pastors John Hagee, dem Gründer der Christians United for Israel, ermöglicht, nach dem auch das Hauptgebäude benannt ist.[23]

Nach Verzögerungen wegen Finanzierungsschwierigkeiten wurde im November 2010 das Ariel Zentrum für darstellende Kunst eröffnet, ein Theater mit über 500 Plätzen,[24] das Produktionen der führenden Häuser Israels zeigt.[25] Im Zuge der Eröffnung kam es zu mehreren Boykottaufrufen von israelischen Schauspielern und Kulturschaffenden, die auch Unterstützung aus dem Ausland erhielten.[26]

Rechtliche Fragen

Die Siedlung wurde auf dem Land umliegender palästinensischer Ortschaften errichtet,[27] das zu Staatsland erklärt worden war, angeblich für militärische Zwecke. Innerhalb des Stadtgebietes befinden sich noch einzelne Enklaven von Land in palästinensischem Privatbesitz, ihren Eigentümern ist der Zugang zu ihrem Land jedoch untersagt.[15]

Nach einem Bericht der israelischen Organisation Peace Now befinden sich 35,1 Prozent des Landes, auf dem die Stadt errichtet wurde, in palästinensischem Privatbesitz,[28] was gegen israelisches Recht verstößt.[29] Seit einem Urteil des Obersten Israelischen Gerichts aus dem Jahr 1979 dürfen keine israelischen Siedlungen auf Land gebaut werden, das sich in palästinensischem Privatbesitz befindet.[30] Die israelische Militärverwaltung in den besetzten Gebieten, auf deren Statistiken sich der Bericht stützt, bestreitet jedoch, dass der Bericht die Realität korrekt wiedergibt.[31]

Nach israelischer Auffassung gehört Ariel zu den Siedlungen, die innerhalb Israels verbleiben müssen, sollte es zu einer Friedenslösung mit den Palästinensern kommen. Die entsprechende Forderung der israelischen Regierungen in den Verhandlungen über eine Zwei-Staaten-Lösung wurde von mehreren amerikanischen Präsidenten unterstützt, so auch von Bill Clinton im Jahr 2000,[4] stößt jedoch bei palästinensischen Politikern auf Widerstand, da die weit ins Westjordanland hineinragende Siedlung das palästinensische Gebiet durchschneiden würde. Zudem befinden sich bedeutende Grundwasservorkommen in der Nähe.[4]

Partnerstädte

Ariel unterhält Städtepartnerschaften mit:

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Ariel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Settlements in the West Bank. Foundation for Middle East Peace, abgerufen am 25. Juni 2012 (englisch).
  2. Maayana Miskin: City of Ariel to be Named After Former PM. In: Arutz 7. 13. Juli 2009, abgerufen am 25. Juni 2012 (englisch).
  3. Webseite der Stadt Ariel: History. Webseite der Stadt Ariel, abgerufen am 25. Juni 2012 (englisch).
  4. 4,0 4,1 4,2 Isabel Kershner: A West Bank Enclave Is on Edge. In: The New York Times. 9. September 2010, abgerufen am 28. Juni 2012 (englisch). Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „NYTAriel“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „NYTAriel“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  5. 5,0 5,1 5,2 5,3 5,4 Ariel and Ariel Bloc. Peace Now, , abgerufen am 22. Juni 2012.
  6. Webseite der Stadt Ariel: Immigrant Absorption. Webseite der Stadt Ariel, abgerufen am 25. Juni 2012 (englisch).
  7. 7,0 7,1 Michael Borgstede: Ariel, eine Stadt zwischen den Völkern. In: Welt online. 7. August 2009, abgerufen am 22. Juni 2012.
  8. Israeli Occupation Authorities Transform the so- called "Judea and Samaria College" in Ariel Colony into a University. Monitoring Israeli Colonizing Activities Project, abgerufen am 16. Januar 2009 (englisch).
  9. Webseite der Stadt Ariel: Location. Webseite der Stadt Ariel, abgerufen am 25. Juni 2012 (englisch).
  10. Webseite der Stadt Ariel: Population and Community. Webseite der Stadt Ariel, abgerufen am 25. Juni 2012 (englisch).
  11. Zentralbüro für Statistik
  12. Webseite der Stadt Ariel: Employment. Webseite der Stadt Ariel, abgerufen am 25. Juni 2012 (englisch).
  13. Webseite der Stadt Ariel: Industry and Commerce. Webseite der Stadt Ariel, abgerufen am 25. Juni 2012 (englisch).
  14. The Socio-economic Impact of Settlements on Land, Water, and the Palestinian Economy. In: Le Monde diplomatique. 1. Januar 2006, abgerufen am 22. Juni 2012 (englisch).
  15. 15,0 15,1 Ariel settlement fact sheet. B'Tselem, 30. August 2010, abgerufen am 22. Juni 2012 (englisch).
  16. Webseite der Stadt Ariel: Ariel University Center. Webseite der Stadt Ariel, abgerufen am 25. Juni 2012 (englisch).
  17. Jonah Lowenfeld: L.A. donors play role in Israeli settlement. In: The Jewish Journal of Greater Los Angeles. 21. September 2010, abgerufen am 27. Juni 2012 (englisch).
  18. Ariel College upgrades itself to 'university' status. In: Haaretz. 2. August 2007, abgerufen am 23. August 2011 (englisch).
  19. name= "Ariel academic center recognized as first Israeli university beyond Green Line"> [1]
  20. Education Council: We won't recognize degrees awarded by Ariel college. In: Haaretz. 11. Juni 2008, abgerufen am 23. August 2011 (englisch).
  21. Israel's academy for occupation. In: Haaretz. 15. Februar 2012, abgerufen am 25. Juni 2012 (englisch).
  22. Talila Nesher: Ariel center moves a step closer to becoming university. Hundreds of academics, including four Israel Prize laureates, petition education minister to nix process. In: Haaretz. 14. Februar 2012, abgerufen am 25. Juni 2012 (englisch).
  23. Eric Westervelt: Israel's Barrier. Israeli Settlement Seeks Protection. In: NPR. 8. April 2009, abgerufen am 27. Juni 2012 (englisch).
  24. CityAriel: Ariel Regional Center for the Performing Arts (Video). In: youtube. 14. September 2010, abgerufen am 27. Juni 2012.
  25. Chaim Levinson: Major theaters raise curtain across Green Line. In: Haaretz. 25. August 2010, abgerufen am 25. Juni 2012 (englisch).
  26. Bühnenkunst als Bürgerpflicht? Israelische Schauspieler protestieren gegen Auftritte in den Siedlungen. In: NZZ. 25. September 2010, abgerufen am 25. Juni 2012.
  27. The Ariel Finger and its Impacts. International Solidarity Movement, 11. August 2005, abgerufen am 22. Juni 2012.
  28. Peace Now’s Settlement Watch Team: Breaking the Law in the West Bank. One Violation Leads to Another: Israeli Settlement Building on Private Palestinian Property. (PDF; 388 kB) Peace Now, Oktober 2006, abgerufen am 25. Juni 2012 (english).
  29. Rory McCarthy: 39% of Israeli settlements 'on private land'. In: The Guardian. 22. November 2006, abgerufen am 9. Mai 2012 (english).
  30. Nadav Shragai: Blow to settlement movement. In: Haaretz. 21. November 2006, abgerufen am 9. Mai 2012 (english).
  31. Nadav Shragai: Peace Now: 40 percent of settlements' land is owned by private Palestinians. In: Haaretz. 22. November 2006, abgerufen am 9. Mai 2012 (english).
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