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Ústí nad Labem

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Ústí nad Labem
Wappen von Ústí nad Labem
Ústí nad Labem (Tschechien)
Paris plan pointer b jms.svg
Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Ústecký kraj
Bezirk: Ústí nad Labem
Fläche: 9396,9509[1] ha
Geographische Lage: 50° 40′ N, 14° 3′ O50.65916666666714.041666666667218Koordinaten: 50° 39′ 33″ N, 14° 2′ 30″ O
Höhe: 218 m n.m.
Einwohner: 93.040 (1. Jan. 2018) [2]
Postleitzahl: 400 01
Kfz-Kennzeichen: U
Struktur
Status: Statutarstadt
Ortsteile: 4 Stadtbezirke
22 Ortsteile
Verwaltung
Oberbürgermeister: Vít Mandík (Stand: 2011)
Adresse: Velká Hradební 8
401 00 Ústí nad Labem
Gemeindenummer: 554804
Website: www.usti-nl.cz
Lageplan
Lage von Ústí nad Labem im Bezirk Ústí nad Labem
Karte

Ústí nad Labem ([ˈuːstiː ˈnadˌlabɛm] Audio-Datei / Hörbeispiel Aussprache?/i; deutsch Aussig) ist eine Stadt im Norden von Böhmen, Tschechien. Es ist Zentrum des nordböhmischen Industrie- und Ballungsgebietes, Verkehrsknotenpunkt sowie Sitz des Okres Ústí nad Labem und des Ústecký kraj. Die Stadt hat 95.477 Einwohner (2010),[3] die auf einer Fläche von 9.392 Hektar in 22 Ortsteilen wohnen.

Geographie

Die Altstadt von Aussig liegt am linken Elbufer an der Einmündung des Flusses Bílina (dt. Biela), 14° 2' 30" östlicher Länge und 50° 39' 33" nördlicher Breite.

Nach Norden hin befindet sich das Vorland des Erzgebirges und nach Süden hin erstreckt sich das Böhmische Mittelgebirge.

Geschichte

Wappen

Beschreibung: In Rot ein geharnischter silberner goldbewehrter doppelschwänziger Löwe mit einem Stechhelm und aufsitzendem goldenem Flug.

Namensherkunft

Der Name der Stadt wurde vermutlich vom alttschechischen Wort ustie (= ústí) abgeleitet, das ‚Mündung‘ bedeutet, wobei die Mündung der Biela (tschech. Bílina) in die Elbe gemeint sein dürfte. Ein lateinischer Name der Stadt lautete Usk super Albium.

Mittelalter

Schon 993 wurde die Ansiedlung als Handelsplatz an der Elbe erwähnt. Přemysl Otakar II. erhob in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts den Ort zur Königsstadt. Die Rechte bestätigten und erweiterten die Könige Johann von Luxemburg und Karl IV.[4]. Die Stadt wurde nach dem Magdeburger Recht verwaltet.

Während der Hussitenkriege gehörte die Stadt den Markgrafen von Meißen und wurde von den Hussiten belagert. Die Kämpfe erreichten 1426 ihren Höhepunkt am Hügel Na Běhání. Die Deutschen verloren den Kampf. Nach der Eroberung der Stadt am 16. Juni in der Schlacht bei Aussig verübten die siegreichen Hussiten unter Andreas Prokop ein Massaker an den deutschen Bewohnern der Stadt und zerstörten Aussig. Danach herrschte Jakoubek von Vřesovice. Die Chroniken beschreiben, dass die Sieger in Folge friedlich mit der deutschen Bevölkerung weiter lebten.

Einen großen Aufschwung brachten das 16. und das 17. Jahrhundert. Die Stadt beteiligte sich nicht am Aufstand gegen Ferdinand I. 1547 und konnte sich dadurch wirtschaftlich entwickeln. In der zweiten Hälfte des 16. Jh. zogen verstärkt Deutsche zu, die bald mehr als die Hälfte der Bevölkerung ausmachten.

17. und 18. Jahrhundert

Katastrophal wirkte sich der Dreißigjährige Krieg aus. Die Stadt wurde siebenmal Opfer von Plünderungen und Strafzahlungen. Die Folgen dauerten beinahe zweihundert Jahre an. In dieser Zeit war die Stadt bedeutungslos und hatte weniger als zweitausend Einwohner.

19. Jahrhundert

Im Jahr 1813 fand nordwestlich der Stadt die Schlacht bei Kulm statt. Nach 1830 bewirkte die Industrialisierung einen neuen Bevölkerungszuwachs.

Deutsche Ausstellung Aussig 1903

Das starke Industriewachstum und die Ausweitung des Flussverkehrs führten zu zahlreichen Veränderungen. Nach Jahrhunderten der Stagnation wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts wieder Häuser gebaut. Die mittelalterlichen und Renaissancehäuser sowie die Stadtmauer wurden abgetragen. Neben Landwirtschaft und Weinanbau siedelten sich Webereien, Farbenhersteller und Papierfabriken an. In der Umgebung wurden knapp sechzig Bergwerke eröffnet. Aussig wurde dank der 1827 entdeckten Kohlevorkommen und der 1851 eröffneten Eisenbahnlinie Dresden - Prag zur Industriestadt. Für Lastkähne war die Elbe früher erst ab Aussig flussabwärts schiffbar; damit wurde Aussig zum wichtigen Umladehafen zwischen dem Schifftransport auf dem Fluss und dem Landweg in Böhmen. 1860 lebten hier 7950 Einwohner, viermal so viel wie 1840. Trotz Krieg, Cholera, Typhus und anderer Epidemien verdoppelte sich die Bevölkerung in den nächsten zwanzig Jahren. 1867 wurde das Bürgerliche Bräuhaus Aussig erbaut, die heutige Bierbrauerei Zlatopramen. 1872 entstand die erste Brücke über die Elbe.

20. Jahrhundert

Aussig um 1910

Anfang des 20. Jahrhunderts lebten 40.000 Einwohner in Aussig, das sich zu einer der bedeutendsten Städte Böhmens entwickelt hatte. Es war Sitz eines Bezirksgerichts (Gerichtsbezirk Außig) und einer Bezirkshauptmannschaft (Bezirk Außig). Außerdem amtierte hier von 1900 bis 1918 der Superintendent von Westböhmen, der allen deutschen Lutheranern Böhmens vorstand.

Der starke Zuzug vor allem Deutscher aus dem Umland in die Stadt führte 1935 zu ersten Konflikten. Konrad Henlein hielt hier eine Rede und erreichte bei den Parlamentswahlen die absolute Mehrheit.

Begrüßung einmarschierender deutscher Truppen (hier gepanzerter Funkwagen Sd.Kfz. 232) mit Hitlergruß, Hakenkreuz-Fahnen und einem Transparent mit dem Text „Wir danken unserem Führer“ (Bundesarchiv)
Bombenschäden

Nach dem Münchner Abkommen wurde die Stadt am 9. Oktober 1938 dem Deutschen Reich angegliedert. Im Novemberpogrom 1938 brannte man die Aussiger Synagoge nieder, von der etwa 1.200 Mitglieder zählenden jüdischen Bevölkerung der Stadt fielen etwa 80 % dem nationalsozialistischen Völkermord zum Opfer.

Am 1. Mai 1939 wurden der Stadt die Gemeinden Hottowies, Pokau, Prödlitz, Schreckenstein, Türmitz und Ziebernik eingegliedert. Gleichzeitig verließ Aussig den gleichnamigen Landkreis und bildete fortan einen eigenen Stadtkreis. In Aussig hatte ferner einer der drei Regierungspräsidenten (Regierungsbezirk Aussig) im Reichsgau Sudetenland, Hans Krebs, seinen Sitz.

Aussig war Stammsitz des Aussiger Vereins, eines bedeutenden Chemie-, Metallurgie- und Bergbaukonzerns, dessen Werke in Aussig und Falkenau zur Zeit des Nationalsozialismus im Zuge der „Arisierung“ von der I.G. Farben und der Chemischen Fabrik v. Heyden gemeinsam erworben wurden.

Neben Alteingesessenen (knapp 60.000 Deutschen und etwa 3000 Tschechen) gab es bei Kriegsende zahlreiche Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter aus Polen, der Sowjetunion und dem Protektorat Böhmen und Mähren, Ausgebombte aus westdeutschen Städten sowie mehrere Tausend Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten in Schlesien. Den Wohnparteien in Aussig wurden zwei bis drei Familien zur Einquartierung zugewiesen. Bei Luftangriffen der USAAF wurde am 17. und 19. April 1945 ein Fünftel der Altstadt, die Vorstadt Oster (Ostrov) dagegen komplett zerstört. Die Zahl der Opfer wurde meist mit 1000 bis 2500 angegeben, doch sind nur die Überreste von 513 Menschen gefunden und davon 409 Tote (davon wiederum 324 Einheimische, 46 Schlesier und der Rest aus dem Ausland) identifiziert worden.[5]

Sozialdemokraten um Leopold Pölzl verhinderten am 7. Mai die Sprengung der zwei Elbbrücken und einer Schleuse. In Konkurrenz zu den Sozialdemokraten gründeten Tschechen und einige Deutsche in Aussig am 7. Mai 1945 einen Nationalausschuss, dem sich am 8. Mai um 3 Uhr morgens die deutsche Polizei der Stadt zu Verfügung stellte. Kurz darauf übergab Oberbürgermeister Franz Czermak dem Nationalausschuss die Verwaltung der Stadt samt Mittelwellensender. Diesem Beispiel folgten auch der Stadtkommandant und der Leiter der Eisenbahnverwaltung. Der NSDAP-Kreisleiter Rudolf Schittenhelm erschoss auf dem Berg Horka bei Kulm seine Familie und sich selbst. Erste sowjetische Panzer durchfuhren die Stadt am 8. Mai, doch richtete sich die sowjetische Armee erst am 9. Mai der Stadt ein. Noch am 9. Mai gab es Todesopfer bei Feuergefechten zwischen fliehenden SS-Einheiten und sowjetischen Truppen.[5]

Nachkriegszeit

Am 31. Juli 1945 kam es nach einer Explosion in einem im Stadtteil Schönpriesen gelegenen Munitionsdepot zu einem geplanten Pogrom gegen die deutsche Zivilbevölkerung. Dem Massaker von Aussig fielen nach deutschen Angaben zwischen 1000 und 2700, nach tschechischen Angaben zwischen 40 und 100 Menschen zum Opfer. Symbol dieses Massakers ist die Elbbrücke zwischen der Altstadt und dem Stadtteil Schreckenstein.

Zwischen 1945 und 1946 wurden aufgrund der Beneš-Dekrete etwa 53.000 Deutsche aus der Stadt vertrieben. Dies geschah in zwei Phasen. Vom Kriegsende bis Ende Juli 1945 durch wilde Vertreibung und Flucht sowie von Januar bis Dezember 1946 durch eine organisierte Zwangsaussiedlung. An die Stelle der Deutschen traten Tschechen, die sowohl aus dem Landesinneren als auch als Repatrianten aus dem Ausland zuzogen, Slowaken und Roma, die teilweise auch aus Rumänien und der Sowjetunion kamen. In der Region brach die kulturelle und historische Tradition ab. In den 1970er- und 1980er-Jahren wurde das Stadtbild durch den Bau von Verkehrswegen, Großbetrieben und Plattenwohnbauten nachhaltig verändert.

Marktplatz

Seit Gründung der Jan Evangelista Purkyně-Universität im Jahre 1991 ist Ústí nad Labem eine Universitätsstadt mit rund 7500 Studenten. 1998 geriet Ústi in die internationalen Schlagzeilen, als von städtischer Seite der Bau einer Mauer um ein hauptsächlich von Roma bewohntes Stadtviertel begonnen wurde. Infolgedessen wurde die Eignung Tschechiens als Mitglied der Europäischen Union vorübergehend in Zweifel gezogen (siehe auch Roma in Tschechien und der Slowakei).

Blick auf Ústí nad Labem von der Burg Střekov

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner 0
1840 ca. 2000
1860 7950
1900 ca. 40.000
1. Dezember 1930 71.256
17. Mai 1939 67.063
22. Mai 1947 56.326
1978 88.000
1. März 2001 95.436
31. Dezember 2004 93.859
1. Januar 2010[3] 95.477

Nach der Einwohnerzahl ist Ústí nad Labem mit seinen heute 95.477 Einwohnern die achtgrößte Stadt in Tschechien.

Stadtgliederung

Ortsteile

Ústí nad Labem besteht aus vier Stadtbezirken,[6] 22 Ortsteilen[7] und 96 Grundsiedlungseinheiten:

  • Ústí nad Labem-město:
    • Ústí nad Labem-centrum
    • Strážky (Troschig)
    • Habrovice (Johnsdorf)
    • Všebořice (Schöbritz)
    • Božtěšice (Postitz)
    • Skorotice (Gartitz)
    • Bukov (Pokau) - seit 1. Mai 1939
    • Klíše (Kleische) - seit 1900
    • Předlice (Prödlitz) - seit 1. Mai 1939
    • Hostovice (Hottowies) - seit 1. Mai 1939
    • Vaňov (Wanow)
  • Ústí nad Labem-Neštěmice:
    • Neštěmice (Nestomitz)
    • Krásné Březno (Schönpriesen) - seit 1900
    • Mojžíř (Mosern)
  • Ústí nad Labem-Severní Terasa:
    • Severní Terasa
  • Ústí nad Labem-Střekov:
    • Střekov (Schreckenstein) - seit 1. Mai 1939
    • Svádov (Schwaden)
    • Olešnice (Waldschnitz)
    • Kojetice (Kojetitz)
    • Brná (Birnai)
    • Sebuzín (Sebusein)
    • Církvice (Zirkowitz)

Grundsiedlungseinheiten sind Božtěšice, Brná, Brná-Čertova jizba (Teufelsstube), Budov (Budowe), Bukov-střed, Církvice, Dobětice (Doppitz), Dukelských hrdinů, Habrovice, Hlavní nádraží, Hornická-Stará, Hostovice, Kalová pole, Kamenice-Dělouš (Kamitz-Tillisch), Ke Skřivánku, Klíše, Klíše-průmyslový obvod, Klíše-sportovní areál, Klíše-školský areál, Klíše-Vilová, Klíšská-Solvayova, Kočkov (Gatschken), Kojetice, Kramoly (Krammel), Krásné Březno, Krásné Březno-Nový Svět, Krásné Březno-Pod vyhlídkou, Krásné Březno-průmyslový obvod, Krásné Březno-Přístavní, Krásné Březno-západ, Malátova, Mariánský vrch-Hůrka (Marienberg), Masarykova nemocnice, Městské stadiony, Mojžíř, Na dolech, Na Nivách I, Na Nivách II, Nad Brnou, Nad Březnem, Nad zoologickou zahradou, Neštěmice, Neštěmice-halda, Neštěmice-východ, Neštěmická, Nová Ves (Neudörfl), Obchodní zóna Všebořice, Olešnice, Olšinky (Wolfschlinge), Ovčárna, Ovčí vrch, Pod Střížovickým vrchem, Podhoří (Deutsch Neudörfel), Pražská ulice, Předlice, Předlice-průmyslový obvod, Sady Bedřicha Smetany, Sebuzín, Severní Terasa, Severní Terasa-střed, Sídliště Dobětice, Sídliště Dobětice-západ, Sídliště Kamenný vrch, Sídliště Pod Holoměří, Sídliště Skalka, Sídliště Stříbrníky, Skorotice, Skřivánek (Lerchenfeld), Strážky, Střekov-Kamenný vrch, Střekov-Karla IV., Střekov-lázně, Střekov-nábřeží, Střekov-nad hradem, Střekov-průmyslový obvod, Střížovický vrch I, Střížovický vrch II, Střížovický vrch III, Svádov, Tuchomyšl (Schönfeld), U Bíliny, U polikliniky, U stadionů, Univerzitní kampus, Ústí nad Labem-průmyslový obvod, Ústí nad Labem-střed, Ústí nad Labem-u západního nádraží, V Oblouku-Vojanova, Vaňov (Wanow), Vaňov-Skály, Veselí (Wesseln), Větruše (Ferdinandshöhe), Všebořice (Schöbritz), Všebořice-u vozovny, Západní nádraží und Žižkova[8]. Zu Ústí nad Labem gehören außerdem die Ortslagen Kolibov (Kolleben), Průčelí (Prutschl), Roudné (Raudney), Sedlo (Sedl), Stříbrníky (Ziebernik) und Úžín (Auschina).

Kataster

Das Stadtgebiet gliedert sich in die 26 Katastralbezirke Božtěšice, Brná nad Labem, Budov u Svádova, Bukov, Církvice, Dělouš, Dobětice, Habrovice, Hostovice u Ústí nad Labem, Klíše, Kojetice u Malečova, Krásné Březno, Mojžíř, Neštěmice, Nová Ves, Olešnice u Svádova, Předlice, Sebuzín, Skorotice u Ústí nad Labem, Strážky u Habrovic, Střekov, Svádov, Tuchomyšl, Ústí nad Labem, Vaňov und Všebořice[9].

Industrie

Die Georg Schicht A.G. gehörte vor dem Ersten Weltkrieg zu den großen Unternehmen im österreichischen Seifen-, Fette- und Kerzenbereich. Wesentlich war ferner die als Aussiger Verein bezeichnete Aktiengesellschaft für chemische und metallurgische Produktion.

Während des kommunistischen Regimes wurde Schwerindustrie aufgebaut. Direkt im Zentrum der Stadt befinden sich chemische und Nahrungsmittelfabriken sowie Glasereien. Der bedeutendste Arbeitgeber in Usti ist die „Spolchemie“, welche neben der Schwerchemie heute auch feinste Spezialrohstoffe produziert. Im Westen, in Trmice, befindet sich ein Elektrizitätswerk mit Wärmeerzeugung. Die hohe Luft- und Wasserverschmutzung geht mehr und mehr zurück. Die Umweltauflagen des tschechischen Staates sind in der Zwischenzeit höher als vergleichbare in der Bundesrepublik Deutschland. Es werden weiterhin große Anstrengungen zum Abbau der Umweltbelastungen betrieben, welche auch von der EU prämiert worden sind. Bedeutend für die Binnenschifffahrt ist auch der Elbhafen.

Theater der Stadt

Kultur

In der Stadt gibt es drei professionelle Theaterensembles (Ballett, Oper, Theater), sieben Chöre, Kammerorchester und weitere kulturelle Vereine, die sich meist aus jungen Menschen zusammensetzen. Daneben arbeiten hier einige Tanzgruppen. Jährlich werden mehrere nationale und internationale Veranstaltungen durchgeführt (Theaterfestival der privaten Mittleren Schulen, Wettbewerb der jungen Pianisten „Virtuosi Per Musica Di Pianoforte“, „Internationales Festival des Chorgesangs“, Country und Western Festival „Trampská Porta“ und vor allem das „Internationale Tanzfestival“).

Sport

In der Saison 2007/08 spielte der HC Slovan Ústečtí Lvi in der höchsten tschechischen Spielklasse im Eishockey, der Extraliga. Die Heimspiele werden in der 1965 erbauten und 2004 renovierten Zlatopramen Arena ausgetragen.

Dem Fußballverein FK Ústí nad Labem gelang in der Saison 2010 der Aufstieg in die 1. Liga. Die Heimspiele mussten mangels eines geeigneten Stadions in Teplice ausgetragen werden. Nach dem Abstieg 2011 erreichte die Mannschaft 2012 sportlich den erneuten Wiederaufstieg, erhält aber wegen der Stadionproblematik keine Lizenz für die oberste Spielklasse.

Seit 2011 findet im September der Ústí-Halbmarathon statt.

Städtepartnerschaft

Die Aussiger Madonna von Ismael Mengs
St. Adalbertkirche
Überfahrt am Schreckenstein (Adrian Ludwig Richter 1837)
Schlösschen Větruše

Sehenswürdigkeiten

Dekanatskirche Mariä Himmelfahrt

Die ursprüngliche Kirche der Himmelfahrt der Jungfrau Maria wurde bereits 1318 erbaut, fiel aber den Hussitenkriegen zum Opfer. Der Nachfolgebau entstand nach 1452 und wurde in den 1880er Jahren spätgotisch umgebaut. Die heutige Schräglage des Turmes verursachte ein Luftangriff im April 1945, bei dem der Turm um 1,92 m aus seiner vertikalen Achse geriet, wodurch er laut Beschilderung zum „schiefsten Turm nördlich der Alpen“ wurde, wobei der Schiefe Turm von Suurhusen noch schräger steht. In der Kirche befindet sich die Aussiger Madonna von Ismael Mengs, eine Kopie der Mater dolorosa (Madonna Addolorata) von Carlo Dolci, von der sich Richard Wagner laut einem Brief aus dem Jahre 1842 zur Gestaltung der „Heiligen Elisabeth“ im Tannhäuser anregen ließ.[10]

St. Adalbertkirche

Die von Octavio Broggio zwischen 1715 und 1730 errichtete barocke Dominikaner-Klosterkirche ersetzte ein aus dem 11. Jahrhundert stammendes Gotteshaus. In der Adalbertkirche befindet sich die zweitgrößte Orgel Tschechiens.

Stadttheater

Das neubarocke Theater wurde 1908/09 nach Entwürfen des Wiener Architekten Alexander Graf erbaut und mit Gemälden von Eduard Veith ausgestattet.

Stadtmuseum

Das 1876 gegründete Museum zählt zu den ältesten seiner Art in Nordböhmen. Die Sammlung war 1919 - 1994 in Schloss Trmice untergebracht. Seit 1995 hat sie ihren Platz in einem ehemaligen Schulgebäude neben dem Stadttheater gefunden. Die Ausstellung widmet sich vor allem der Stadt- und Militärgeschichte sowie den Naturräumen von Osterzgebirge und Böhmischen Mittelgebirge.

Burgruine Střekov (Schreckenstein)

Die Burgruine Střekov der eingangs des 14. Jahrhunderts erbauten Burg erhebt sich hoch über dem rechten Ufer der Elbe. Seit 1564 befindet sie sich im Besitz der Familie Lobkowitz. Aufgrund von Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg und im Siebenjährigen Krieg verfiel die Anlage allerdings. Der anliegende Hof mit Brauerei blieb erhalten und wird bis heute genutzt. Richard Wagner ließ sich auf Střekov für seine Oper Tannhäuser inspirieren.

Zoologischer Garten

Der 1908 erbaute und ursprünglich 6 Hektar große Vogelpark hat sich bis heute zu einem vollwertigen Zoo entwickelt. Auf einer Fläche von 26 Hektar sind 230 Arten mit etwa 1500 Tieren beheimatet.

Schloss Velké Březno

Das sich auf einem Bergrücken steil über die Elbe erhebende Schloss in Velké Březno (Großpriesen) wurde im Auftrag des Grafen Karel Chotek in den Jahren 1842 bis 1845 erbaut. In diesem Gebäude befindet sich derzeit eine Ausstellung über die Familie Chotek.

Větruše

Auf einem Felsen über der Elbe steht das dominierende Gebäude Větruše, es wurde 1847 als Restaurant erbaut unter der Bezeichnung Ferdinandshöhe. Das herrschaftliche Bauwerk ist heute wieder ein Ausflugslokal. Eine Seilbahn fährt von einem innerstädtischen Einkaufszentrum direkt hinauf zu der Gaststätte.

Brücken in Ústí

Im unmittelbaren Aussiger Stadtgebiet existieren vier Brücken, drei davon über die Elbe. Die andere über die Bílina, diese ist auch die älteste der Stadt. Die 1934 erbaute Beneš Brücke ist nach dem 1945-1948 amtierenden Präsidenten Edvard Beneš benannt. Die ursprüngliche Bahnbrücke wurde von 1872 bis 1874 erbaut, nach schweren Zerstörungen wurde sie 1945 neuerbaut. Im Jahr 1998 wurde die neueste Brücke erbaut, die Marienbrücke. Sie wird von Seilen getragen, die an Pfeilern des rechten Elbufers angebracht sind.

Verkehr

Nahverkehr-Innenstadt
  • Stadtverkehr: In der Stadt verkehren Autobusse und Oberleitungsbusse, von 1899 bis 1970 gab es ein Straßenbahnnetz von 8 Linien mit einer Gesamtlänge von 34 km, davon 10,4 km zweigleisig, das nach Prag und Brünn das drittlängste in der Tschechoslowakei war.
  • Fernverkehr: Ústí nad Labem befindet sich am Paneuropäischen Verkehrskorridor IV (Berlin - Prag - Wien/Bratislava - Budapest - Constanta/Thessaloniki).
    • Fernstraßen: Die Stadt ist an die internationale Straße E 442 (Liberec, Děčín, Teplice, Karlovy Vary) und die Straßen erster Klasse (I/8, I/30, I/13) angeschlossen. Weiter ist sie direkt mit der Autobahn D8 (Dresden - Praha, E 55, A 17) verbunden, die durch den Westen der Stadt führt, die restlichen Abschnitte wurden 2006 dem Verkehr freigegeben.
    • Eisenbahn: Ústí ist ein wichtiger Eisenbahnknoten.
      Die Bahnstrecke Praha–Děčín ist Teil der internationalen Verbindung von Berlin nach Wien. Nach Westen führt die zweigleisige Bahnstrecke Ústí nad Labem–Chomutov und weiter über Cheb nach Nürnberg. Rechtselbisch verläuft die Bahnstrecke Kolín–Děčín, die als Gütermagistrale durch Tschechien dient.
    • Wasserwege: Der Elbe-Wasserweg (Labská) ist Verbindungsstrecke zum Netz der westeuropäischen Wasserstraßen mit Zugang zu Deutschland, Frankreich, Benelux und bedeutenden Seehäfen. Der Lastverkehr wie auch Personenverkehr besteht auf der Strecke Pardubice - Chvaletice - Ústí nad Labem - Hamburg. Um das Jahr 1910 hatte der Aussiger Elbehafen mit jährlich 1,5 Millionen Tonnen nach dem Adriahafen Triest die zweithöchste Umschlagsleistung in der k.u.k.-Monarchie.
    • Flugverkehr: Die nächsten internationalen Flughäfen befinden sich in Prag-Ruzyně und in Dresden.

Persönlichkeiten

siehe Liste von Persönlichkeiten der Stadt Ústí nad Labem

Literatur

  • Eduard Wagner: Aussig. Bilder aus der geschichtlichen Entwicklung der Stadt. Verlag Ad. Beckers Buchhandlung, Aussig 1923 (Reprint Aufstieg-Verlag, München 1973)

Weblinks

 Commons: Ústí nad Labem – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.uir.cz/obec/554804/Usti-nad-Labem
  2. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2018 (PDF; 421 KiB)
  3. 3,0 3,1 Angaben des Tschechischen Statistischen Amtes für 2010, online auf: www.czso.cz/csu/2010edicniplan/.../.xls, abgerufen am 29. Dezember 2010
  4. Heinrich Gottfried Gengler: Regesten und Urkunden zur Verfassungs- und Rechtsgeschichte der deutschen Städte im Mittelalter. Erlangen 1863, S. 93.
  5. 5,0 5,1 Vladimír Kaiser: Das Ende des Krieges und die Vertreibung der Deutschen aus dem Aussiger Gebiet. In: Detlef Brandes, Edita Ivaničková und Jiří Pešek: Erzwungene Trennung. Vertreibungen und Aussiedlungen in und aus der Tschechoslowakei 1938-1947 im Vergleich mit Polen, Ungarn und Jugoslawien. Veröffentlichungen der Deutsch-Tschechischen und Deutsch-Slowakischen Historikerkommission, 8, Veröffentlichungen zur Kultur und Geschichte im östlichen Europa, 15. Klartext Verlag, Essen 1999. ISBN 3-88474-803-3
  6. http://www.uir.cz/mestske-casti-obec/554804/Obec-Usti-nad-Labem
  7. http://www.uir.cz/casti-obce-obec/554804/Obec-Usti-nad-Labem
  8. http://www.uir.cz/zsj-obec/554804/Obec-Usti-nad-Labem
  9. http://www.uir.cz/katastralni-uzemi-obec/554804/Obec-Usti-nad-Labem
  10. Brief an Ernst Benedikt Kietz vom 6.–10. September 1842: Richard Wagner, Sämtliche Briefe, Bd. 2, Leipzig (Deutscher Verlag für Musik) 1970, S. 153; vgl. Dieter Borchmeyer: Richard Wagner. Ahasvers Verwandlungen, Frankfurt am Main und Leipzig (Insel) 2002, S. 156.
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