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Basler Münster

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Basler Münster
Bild des Objektes
Basler Münster Westfassade
Basisdaten
Ort: Basel
Kanton: Basel-Stadt
Staat: Schweiz
Höhenlage: 270 m
47.556417.59224
Verwendung: evangelisch-reformierte Kirche
Zugänglichkeit: Aussichtsturm öffentlich zugänglich
Turmdaten
Bauzeit: 1230
Bauherr: Bischof Lüthold I. von Aarburg
Baustoff: Buntsandstein
Gesamthöhe: 67.30 m
Aussichts­plattform: 48.00 m
Positionskarte
Basler Münster (Schweiz)
Basler Münster
Basler Münster
Lage des Münsters am Rhein
typische Dachdeckung als Biberschwänze

Das Basler Münster ist eine der Hauptsehenswürdigkeiten und ein Wahrzeichen der Stadt Basel. Das Münster prägt mit der roten Sandsteinausführung und den bunten Dachziegeln, seinen beiden schlanken Kirchtürmen und den sich kreuzweise durchdringenden Hauptdächern das Stadtbild. Die ehemalige Bischofskirche, heute evangelisch-reformiert, wurde zwischen 1019 und 1500 im romanischen und gotischen Stil erbaut.

Dem Basler Münster vorgelagert ist der nach ihm benannte Münsterplatz, der von vielen ehemaligen Domherren­häusern gesäumt wird.

Baugeschichte

Dieser Holzschnitt von Wilhelm Pleydenwurff in der Schedelschen Weltchronik ist die einzige bekannte Abbildung, die das Basler Münster im Bau zeigt. Allerdings ist das Bild bauhistorisch falsch: Im Bild ist der Georgsturm unvollständig, während in Wirklichkeit der Georgsturm vor dem Martinsturm gebaut wurde.
Risszeichnung des heutigen Münsters
Detail der gotischen Turmspitze

Die komplizierte Baugeschichte des Münsters umspannt mehr als 500 Jahre.

Vorgängerbauten

Der Münsterhügel war bereits in spätkeltischer Zeit (1. Jahrhundert v. Chr. ) bebaut. Archäologische Ausgrabungen haben einen vorrömischen Wall (Murus Gallicus) freigelegt. Neben den Toranlagen kann man den früheren Strassenverlauf zum Teil rekonstruieren. An der Stelle des heutigen Münsters teilte sich die Strasse und führte um ein Gebäude herum, das vermutlich ein Strassentempel war. Später errichteten die Römer auf dem Münsterhügel ein Kastell.

Als erster Bischof von Basel ist Justinianus (343–346) überliefert, allerdings hatte er seinen Sitz in Augusta Raurica. Danach liegen erst wieder über Ragnacharius gesicherte Informationen vor, der Anfang des 7. Jahrhunderts Bischof von Augst und Basel war. Vermutlich verlegte dieser den Bischofssitz nach Basel, das in dieser Zeit an Bedeutung gewann, während Augusta Raurica nach dem Abzug der Römer weitgehend zerstört worden war. Über Bischöfe in der Zwischenzeit ist nichts bekannt. Über einen Dombau der Basler Bischöfe im 7. und 8. Jahrhundert ist nichts bekannt.

Erster Bau, Haito-Münster

Die genauen Anfänge des Münsters sind ungeklärt. Die ursprünglich karolingische Kirche, das sogenannte Haito-Münster, wurde in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts (805–823) vom Basler Bischof Haito, Abt des Klosters Reichenau am Bodensee, erbaut. Der Grundriss der Kathedrale ist archäologisch nachgewiesen. Wahrscheinlich bestand der Haito-Bau aus einem Saal, mehreren Nebenräumen an der Längsseite und zwei Rundtürmen an der Westseite. Die markante Westpartie führte zu einem gekrümmten Strassenverlauf, der bis heute so geblieben ist, wenn man sich von der Rittergasse auf das Münster zubewegt. Von der Kapelle aus lag im Süden der Palast des Bischofs – das Palatium oder die Pfalz. Wie die Kirche im Osten ausgesehen hat, ist nicht gesichert. Sicher hingegen ist, dass der Haito-Bau über eine Krypta unterhalb des Altarraums verfügte. Auch von der Ausstattung ist nichts mehr erhalten, doch sind eine Schrankenanlage (cancellus) und ein Altarziborium durch schriftliche Überlieferung bezeugt.[1]

Zu seiner Zeit war der Haito-Dom ein ungewöhnliches Bauwerk, da sich zu dieser Zeit dreischiffige Bauformen für Kirchen durchzusetzen begannen. Da der Bau eine Saalkirche war, folgte er einem altmodischen Baustil, anderseits gehörte die Doppelturmfassade zu der frühesten ihrer Art. Im Jahr 917 wurde das Haito-Münster durch den Ungarnsturm in Mitleidenschaft gezogen. Wie schwer die Beschädigungen an der Kirche waren, ist nicht gänzlich geklärt.

Zweiter Bau, Heinrichsmünster

Auf dem Fundament des Vorgängerbaus liess nach der Jahrtausendwende Bischof Adalbero II. einen ottonisch-frühromanischen Neubau errichten. Der Name der dreischiffigen Kathedrale Heinrichsmünster (manchmal auch Adalbero-Dom genannt) gründet auf dessen Förderer, Kaiser Heinrich II. Er und seine Frau Kunigunde galten als Stadtpatrone und genossen besondere Verehrung. Kirchlich war das Münster jedoch eine Marienkirche. Im Jahr 1006 gelangte das hochburgundische Basel in Heinrichs Besitz. Stadtherr in Basel wurde in Vertretung des Kaisers der Bischof.

Dieser am 11. Oktober 1019 in Gegenwart von Kaiser Heinrich II. und Kaiserin Kunigunde geweihte Bau hatte keine erweiterte Krypta, was Ausgrabungen aus den Jahren 1973/1974 belegen. Gegen Ende des 11. Jahrhunderts entstand auf der Westseite ein Turm aus hellem Kalkstein und Molasse-Sandstein. Diese Bausubstanz ist bis heute erhalten und bildet den unteren Teil des heutigen Nordturms (Georgsturm). Einen Turm im Süden besass das Heinrichsmünster nicht.

Dritter Bau, Spätromanischer Neubau

Der heutige Bau geht im Wesentlichen auf den spätromanischen Neubau aus dem letzten Drittel des 12. Jahrhunderts (1180–1220/1230) zurück. Auf dem Grundriss des Vorgängerbaus entstand ein um ein Querschiff erweiterter dreischiffiger Kirchenbau. Mächtige Pfeilerbündel trugen den Bau, und trotzdem zerstörte das Basler Erdbeben von 1356 die fünf Türme, verschiedene Gewölbe und Teile der Krypten.[2] Unter dem Baumeister Johann Parler, der zugleich Münsterbaumeister von Freiburg/Br. war, wurde die teilweise zerstörte Kirche wieder aufgebaut, und bereits 1363 konnte der Hochaltar wieder geweiht werden. Im Jahr 1414 entwarf Ulrich von Ensingen, der Erbauer der Münstertürme von Ulm und Strassburg, die Pläne zum Ausbau des nördlichen Georgsturms; vollendet wurde dieser 1428. Der südliche Martinsturm wurde hingegen am 23. Juli 1500 von Hans von Nussdorf fertiggestellt. Zu diesem Datum galt das Münster offiziell als vollendet. Im 15. Jahrhundert entstanden auch der grosse und der kleine Kreuzgang. Bis zur Reformation 1529 diente das Münster als bischöfliche Domkirche. Im 19. Jahrhundert fanden zwei grosse Restaurierungen statt. Dabei wurde von 1852 bis 1857 der Lettner versetzt und die westlich gelegene Vierungs­krypta geschlossen. Im 20. Jahrhundert war die Hauptzielsetzung der Renovierungsarbeiten, die spätromanische Bausubstanz stärker in den Vordergrund zu rücken, und man machte einige Umbaumassnahmen aus den 1850er Jahren wieder rückgängig. Dazu setzte man 1975 das Bodenniveau des Münsters wieder auf den ursprünglichen Stand zurück und machte die Vierungskrypta wieder zugänglich. Seit 1985 widmet sich eine neu eröffnete Bauhütte dem sich zunehmend verschlechternden Zustand des Buntsandsteines am Aussenbau des Münsters.

Weitere historische Ereignisse

Lithografie des Basler Münsters

Papstwahl am Basler Münster

Papst Martin V. teilte der Basler Regierung im Jahr 1424 mit, dass ihre Stadt als Tagungsort des nächsten Konzils gewählt worden sei. Zwischen 1431 und 1448 tagte das Basler Konzil im Münster mit dem Hauptziel, eine Kirchenreform durchzuführen. Als 1438 der damalige Konzilspräsident Cesarini auf Weisung von Papst Eugen IV. Basel verliess, wählte man ein Jahr später am 24. Juli 1440 Felix V. als Gegenpapst im Haus zur Mücke am Basler Münsterplatz. Als sich dieser nicht durchsetzen konnte, veranlasste der deutsche Kaiser Friedrich III. die Auflösung des Konzils in Basel. Nach der Auflösung der „Kurienuniversität“ bemühten sich die Bürger um die Gründung einer neuen Universität. Durch Papst Pius II., der während des Konzils als Sekretär fungierte, kam es daraufhin zum Erlass der Stiftungsbulle, und so konnte am 4. April 1460 die Basler Universität als Volluniversität eröffnet werden.

Bildersturm

Der Bildersturm der Reformationsbewegung brachte im Jahr 1528 und 1529 die Stadt und das Basler Münster um viele kostbare Kunstwerke. Viele Basler Kirchen wurden in diesen Monaten von zahlreichen Bürgern teilweise mit Waffengewalt gestürmt, um Bilder und Statuen zu vernichten. Der einflussreiche Reformator Huldrych Zwingli lehnte die Verehrung Gottes in der Gestalt von Bildern als Götzendienst ab.

Gegen 13:00 Uhr des 9. Februar 1529 soll sich eine Gruppe von 40 bewaffneten Männern vom dicht belebten Marktplatz hinauf zum Münster begeben haben. Sie sollen in die Kirche eingetreten sein, wo ein ungeschickter Zunftbruder mit einer Hellebarde ein Altarbild anstiess, das zu Boden fiel und zerbrach. Daraufhin hätten die Bewaffneten das Münster wieder verlassen, um Verstärkung zu holen. Die Kapläne verschlossen daraufhin die Kirche. Mit insgesamt 200 Mann versammelte sich die verstärkte Gruppe und polterte vor den verschlossenen Toren des Münsters. Schliesslich drangen sie gewaltsam ein, zerschlugen und zertraten in Raserei Kruzifixe, Marienbilder und Heiligendarstellungen. Der Mob fiel über die Altäre her und erging sich in blinder Zerstörungslust. Im weiteren Verlauf des Nachmittags weitete sich der Bildersturm auf weitere Kirchen in Basel aus.

Erasmus von Rotterdam beschrieb den Bildersturm zu Basel in einem Brief[3] vom 9. Mai 1529 folgendermassen:

„Von Standbildern wurde nichts unversehrt gelassen, weder in den Kirchen noch in den Vorhallen noch in den Kreuzgängen noch in den Klöstern. Was von gemalten Bildern vorhanden war, wurde mit einer Übertünchung von Kalk bedeckt; was brennbar war, wurde auf den Scheiterhaufen geworfen, was nicht, wurde Stück für Stück zertrümmert. Weder Wert noch Kunst vermochten, dass irgend etwas geschont wurde.“

Aus der Beschreibung des Erasmus spricht der Schock des Zeitzeugen; dass die Zerstörungen nicht so umfassend waren, wie er und andere reformationskritische Berichte bezeugen, zeigen die erhaltenen mittelalterlichen Bildwerke. Auch der Münsterschatz konnte gerettet werden und blieb bis zur Kantonsteilung vollständig erhalten.

Architektur

Georg- und Martinsturm

Darstellung des Heiligen Martin
Skulptur. St.Georg, Drachentöter und Märtyrer am Basler Münster. Eine Kopie in Originalgrösse ist im Museum kleines Klingental (Basel) zu sehen.
St.Georg Drachentöter und Märtyrer

Die nach Westen zeigende Hauptfassade wird von den beiden Türmen, dem nördlichen 67,3 Meter hohen Georgsturm und dem im Jahre 1500 vollendeten südlichen Martinsturm (65,5 Meter),[4] dominiert. Die Türme sind nach den Ritterheiligen Georg und Martin benannt. Die beiden Heiligen sind neben dem Hauptportal auf hohen Pilastern unterhalb der jeweiligen Türme durch entsprechende Reiterstandbilder (Kopien) dargestellt. Die Statue des heiligen Martin stammt aus dem Jahr 1340; das Original findet man heute im Klingentalmuseum, die heutige Kopie stammt von Ferdinand Schlöth. Unterhalb des Georgturms findet man eine monumentale Darstellung (1372) des Ritters Georg, der mit einem auffällig kleinen Drachen kämpft.

Das Münster, welches ursprünglich fünf Türme hatte, wurde nach dem schweren Erdbeben von 1356 nur noch mit zwei Türmen wieder aufgebaut. Für den oberen Aufbau des nördlichen Georgsturm konnte der Straßburger Münsterbaumeister Ulrich von Ensingen gewonnen werden, der 1414 eine Planzeichnung lieferte. Den Bau führte sein Schwiegersohn, der Ulmer Münsterbaumeister Hans Kun weiter. In den Jahren 1470–1475 erfolgte zunächst eine statische Sicherung des durch einen Brand beschädigten südlichen Martinsturmes unter Leitung des Konstanzer Münsterbaumeisters Vincenz Ensinger. Die Bauleitung hatte sein Parlier Hans Nussdorf, der nach Entlassung von Vincenz Ensinger wegen „Fehlern am Turmbau“ 1477/78 als leitender Baumeister bestellt wurde.[5]

Am älteren Georgsturm erkennt man den unteren hellen Teil, der beim Erdbeben unversehrt blieb. Dem Martinsturm wurde im Jahr 1500 eine prächtige Kreuzblume aufgesetzt. Vom Südturm aus kann man mittels einer steilen Wendeltreppe die Turmuhr aus dem Jahr 1883 besichtigen. Der Kirchenglockenstuhl befindet sich zwischen den beiden Türmen, welche durch eine Galerie verbunden sind. Sowohl Georgs- wie Martinsturm sind in 242 Stufen zu besteigen und bieten einen grossartigen Ausblick auf die Stadt Basel sowie die Ausläufer von Schwarzwald und Jura.

Die beiden Türme bestehen aus drei unteren, ungegliederten Geschossen und mehreren Freigeschossen. Die unteren beiden Geschossen sind einfach und blockartig. Über der Masswerkgalerie ragen die Obergeschosse der Türme empor. Da diese nicht gleichzeitig entstanden, unterschieden sie sich leicht von ihrem Äusseren. Am Nordturm setzen das Geschoss mit oktogonalem Querschnitt und der Turmhelm erst über ein Viereckgeschoss an. Auf dieses wird im Südturm verzichtet. Wie beim Freiburger Münster ragen schlanke Fialentürme an den Ecken der Oktogone an.

An beiden Münstertürmen führten jeweils angebaute Treppentürme fünfeckigen Grundrisses bis zu ihrer Spitze. Die Variationen des geometrischen Konstruktionsprinzips konnte der Kunsthistoriker Walter Ueberwasser (1898–1972) an der Serie der spätgotischen Basler Goldschmiederisse nachweisen.[6]

Anzeige der Sonnenuhr

Am Martinsturm befinden sich eine mechanische Uhr und eine Sonnenuhr. Auf den ersten Blick verwirrt die Anzeige der Sonnenuhr, doch ist sie nicht falsch, sondern sie zeigt die alte Basler Zeit an, die in Basel bis zur Errichtung der Helvetik im Jahr 1798 galt.

Hauptportal

Hauptportal
Stifterfigur am Hauptportal

Am Hauptportal befindet sich zwischen den Portaltüren eine leere Säule auf der früher eine Marienstatue gestanden hat. Das Tympanon darüber enthielt eine mehrzonige Darstellung des Jüngsten Gerichts, wie man es auch von anderen grossen gotischen Kathedralbauten kennt. Beides wurde in der Reformationszeit zerstört (siehe: Bildersturm). Über dem Türsturz sind noch die Füsse der abgeschlagenen Figuren der untersten Tympanonzone sichtbar. Erhalten geblieben sind dagegen die Bogenläufe, welche Propheten und Könige, Rosen, tanzende Engel und Abraham darstellen. Sie gehören zur ersten Phase des Hauptportals und wurden um 1270 vom sog. Erminoldmeister gefertigt. In dieser Zeit befand sich das Hauptportal noch in einer Vorhalle, von wo es dann nach dem Erdbeben von 1356 an den jetzigen Standort versetzt wurde.[7]

Die Stifterfiguren Heinrichs II. sowie seiner Frau Kaiserin Kunigunde befinden sich links vom Hauptportal. Der ungewohnt jung und bartlos dargestellte Kaiser trägt ein Kirchenmodell auf seinem Arm, was ihn als Stifter des Münsters kennzeichnet. Seiner Gemahlin ist erst seit der Aussenrenovierung von 1880 bis 1980 ein Kreuz beigegeben. Ursprünglich hielt sie Handschuhe in den Händen.[8]

Rechts vom Hauptportal erkennt man die Bildnisse eines Verführers („Fürst der Welt“) und einer törichten Jungfrau. Während die Jungfrau lächelt und ihr Kleid öffnet, klettern beim Verführer im Rücken Schlangen und Kröten empor, welche die Bosheit versinnbildlichen sollen. Die Darstellung stammt etwa aus dem Jahr 1280. Die Statuen sowie das Mauerwerk des Münsters bestehen aus rotem Sandstein, den man aus dem Wiesental und aus Degerfelden geholt hat.

Nordseite mit Galluspforte

Galluspforte und „Glücksrad“

Die Galluspforte (1150/1170) ist das bedeutendste romanische Skulpturenwerk der Schweiz und gilt als das älteste romanische Figurenportal im deutschsprachigen Raum.[9] Ihren Namen erhielt sie von einem ehemaligen Altar, der sich früher im Nordquerschiff des Münsters erhob. Die Pforte, welche an der Nordfassade des Querschiffs zahlreiche Figuren in archaischer Weise darstellt, erinnert an einen Triumphbogen. Das Portal ist fast ausschliesslich in Originalsubstanz erhalten. Rings um die schwere Bronzetür aus dem Jahr 1892 finden sich Darstellungen der vier Evangelisten, törichte und kluge Jungfrauen sowie Engel mit Fanfaren, welche aus ihren Gräbern steigen und Tote vor dem Jüngsten Gericht. Im Bogenfeld thront Christus als milder, menschenfreundlicher Weltenrichter. Die Figuren wirken insgesamt sehr ausdrucksstark in Gestik und Mimik, was bei Figuren aus der Romanik selten ist. Die kunsthistorische Forschung war sich lange uneins darüber, ob die Galluspforte in der Westfassade eingebaut und 1285 an die Nordwand versetzt wurde oder ob der heutige Standort dem ursprünglichen Bauort entspricht. Jüngere Untersuchungen belegen nun aber, dass die Galluspforte für den jetzigen Standort gefertigt wurde.[10]

Die Galluspforte war seit ihrer Entstehung im 12. Jahrhundert immer wieder farbig bemalt worden. Über einer bunten gotischen und einer farbigen nachreformatorischen Fassung liegen Reste von mehreren roten Anstrichen.

Oberhalb der Galluspforte befindet sich eine Fensterrose, welche ein monumentales Glücksrad darstellt. Um das kreisrunde Fenster herum klammern sich Figuren, welche die Wechselhaftigkeit des irdischen Glücks symbolisieren. Die Speichen und Nabe der Rosette waren ursprünglich aus Eichenholz, sind im 19. Jahrhundert aber durch Sandstein ersetzt worden. Oben thront unter einem gotischen Baldachin ein Mann. Die sonst übliche Darstellung der Schicksalsgöttin Fortuna fehlt hier. Zwischen der Pforte und dem Radfenster sind Risse sichtbar, die vom Erdbeben 1356 stammen.

Die Fassade des Querhauses wird von zwei grossen Stützpfeilern gerahmt und schliesst damit die Nordseite nach Osten ab.

Chor und Pfalz

Nächtlich angestrahltes Münster und Pfalz
Elefant

Die Fassade des nordöstlich gelegenen Chors, im unteren Teil romanisch, ist reich an Skulpturenschmuck. Dazu zählen groteske Gestalten, Halbwesen und Elefanten (Ilpen), welche die Steinmetze der damaligen Zeit nie zu Gesicht bekamen. Die Sockelzone des Chors wird von einer Blendenbogenreihe umlaufen. Der Chor des Basler Münsters zeigt nach Nordosten und nicht nach Osten wie bei den christlichen Sakralbauten sonst üblich. Das Münster verfügt über einen polygonalen Umgangschor mit niedriger Empore und einem hohen Obergaden. Auf der Seite des Obergadens sind die Stümpfe der ehemaligen Chorflankentürme zu erkennen. Diese stürzten beim Erdbeben 1356 ein und wurden nicht wieder aufgebaut. Das massiv ausladende Strebewerk des Münsters entlastet den Chor und lässt Bögen zum Hindurchschreiten offen.

Die östliche Chorpartie liegt auf einer fast 20 Meter hohen aufgeschütteten Terrasse, Pfalz genannt, von der aus man einen weitläufigen Blick auf den Rhein und das Rheinknie hat. Von dort aus hat man auch einen freien Blick auf Kleinbasel, das Dreiländereck und bei klaren Tagen auf die Vogesen. Zwischen der Wettsteinbrücke und der Mittleren Rheinbrücke verbindet zusätzlich die Münsterfähre die beiden Hälften Basels.

Innenraum und Ausstattung

Kirchenschiffe

Mittelschiff des Basler Münsters mit Blick zum Chor

Der Innenraum der dreischiffigen Kirche ist 65 Meter lang und 32,5 Meter breit. Rechnet man die seitlichen Schiffe mit einer Reihe von Grabkapellen hinzu, so besitzt das Münster fünf Schiffe. Die farbigen Glasfenster stammen grösstenteils aus dem 19. Jahrhundert. In der gotischen Chorpartie sind Scheiben im neogotischen Stil zu finden. Das grosse Chorfenster stellt die vier Evangelisten dar. Besonders zu erwähnen sind die zwei Radfenster im nördlichen und südlichen Querschiff. Sie stellen Szenen der Taufe Christi dar. Das Gewölbe des hohen Mittelschiffs und der obere Teil des Chors sind im gotischen Stil nach dem Basler Erdbeben wieder aufgebaut worden. Bei Restaurierungsarbeiten hat man entdeckt, dass das Gewölbe des Mittelschiffs mit einem Marienzyklus bemalt war. Dieser ist vermutlich um 1400 entstanden und ist nur mit ultraviolettem Licht sichtbar zu machen.

Im Chorgang befindet sich der Sarkophag der Königin Anna von Habsburg und ihres Sohns Karl. Sie hatte um 1245 als Gertrud von Hohenberg den späteren König Rudolf von Habsburg geheiratet und starb 1281 in Wien. Von dort aus wurde ihr Körper nach Basel übertragen. Die in ihrem Grab gefundenen Gebeine (eine Frau, ein Kind, ein Mann) wurden 1770 ins Kloster St. Blasien verlegt; heute ruhen sie im Stift St. Paul im Lavanttal in Kärnten.

Im südlichen Querschiff findet man den steinernen Taufstein aus dem Jahr 1465, sowie den Bischofsthron, der 1380 entstand. Der Baumeister Hans von Nussdorf schuf 1486 aus fünf Sandsteinblöcken eine kunstvoll verzierte Kanzel im gotischen Stil.

Orgel

Orgel im Basler Münster (Mathis 2003)

Nach einer Urkunde aus dem Jahr 1303 befand sich im Basler Münster die älteste erwähnte Orgel der Schweiz. Diese von Magister Raspo aus Frankfurt am Main erbaute Orgel ist nicht mehr erhalten und wurde nach dem Basler Erdbeben durch eine Schwalbennestorgel ersetzt. Zwischen 1529 und 1561 wurde durch die Reformation das Orgelspiel verboten, dann jedoch wieder eingeführt.

Die heutige Orgel wurde an Pfingsten 2003 eingeweiht. Sie stammt von Orgelbau Mathis, der Prosepektentwurf von Peter Märkli. Der Orgelkörper wurde gespalten, um das Fenster nicht zu verdecken. Als Orgeltribüne dient der gotische Lettner aus rotem Sandstein, der vor dem Einbau der neuen Orgel renoviert wurde.[11] Die Orgel hat vier Manuale und Pedal auf 78 Registern mit mechanischer Spiel- und Registertraktur (Doppeltraktur) bei folgender Disposition:[12]

I Unterwerk C–a3
Praestant 08′
Gedackt 08′
Quintatön 08′
Oktave 04′
Rohrflöte 04′
Sesquialtera II 0 02 23
Oktave 02′
Blockflöte 02′
Larigot 01 13
Scharff IV–V 01′
Krummhorn 08′
Tremulant
II Hauptwerk C–a3
Prinzipal 16′
Bourdon 16′
Oktave 08′
Bourdon 08′
Flûte harmonique 0 08′
Gambe 08′
Oktave 04′
Flöte 04′
Grossterz 03 15
Quinte 02 23
Superoktave 02′
Mixtur major V 02 23
Mixtur minor IV 01 13
Cornett V 08′
Trompete 16′
Trompete 08′
Clairon 04′
III Positiv C–a3
Pommer 16′
Prinzipal 08′
Doppelflöte 08′
Violflöte 08′
Salicional 08′
Unda maris 08′
Fugara 04′
Trichterflöte 0 04′
Gemshorn 04′
Nasard 02 23
Doublette 02′
Terz 01 35
Mixtur IV–V 02′
Cymbel III 01′
Fagott 16′
Zinke 08′
Clarinette[Anm. 1] 08′
Tremulant
IV Schwellwerk C–a3
Bourdon 16′
Diapason 08′
Cor de nuit 08′
Viole de Gambe 08′
Voix céleste 08′
Prestant 04′
Flûte octaviante 04′
Salicet 04′
Octavin 02′
Piccolo 01′
Harmonia aetherea 0 02 23
Plein Jeu V 02 23
Bombarde 16′
Trompette harmonique 0 08′
Hautbois 08′
Voix humaine 08′
Clairon 04′
Tremulant
Pedal C–f1
Prinzipal 32′
Subbass 32′
Holzprinzipal 16′
Gedecktbass 00 16′
Violone 16′
Oktave 08′
Flöte 08′
Cello 08′
Oktave 04′
Flöte 04′
Hintersatz IV 04′
Mixtur IV 02 23
Bombarde 16′
Posaune 16′
Trompete 08′
Tromba 08′
  • Koppeln: I/II, III/II, III 16′/II, IV/II, IV 16′/II, IV/III, IV 16′/IV, I/P, II/P, III/P, IV/P, IV 4′/P.
  • Spielhilfen: Setzeranlage.

Anmerkungen

  1. Durchschlagend.
Spieltisch der Orgel im Basler Münster, 2011

Die 1956 eingerichtete Vorgängerorgel der Firma Th. Kuhn AG (Männedorf) wurde 2002 vom Orgelbau Schmid (Kaufbeuren), demontiert und bis auf das Register Nr. 65 Prinzipalbass 32′ nach Moskau überführt, wo sie in der Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis aufgestellt wurde. Das Register Nr. 65 Prinzipalbass 32′ stammt noch von der Orgel aus dem Jahre 1850 und darf die Schweiz nicht verlassen, da es zum Schweizer Kulturerbe zählt. Es wurde in alle Orgeln des Basler Münsters seit 1850 integriert.[13]

Basler Münsterorganist war von 1982 bis 2013 Felix Pachlatko.[14] Als sein Amtsnachfolger wirkt seit Mai 2014 Andreas Liebig.[15]

Erasmus-Epitaph

Der Humanist Erasmus von Rotterdam hielt sich während vieler Jahre in Basel auf, und zwar in der Zeit von 1514 bis 1516, von 1521 bis 1529, sowie von 1535 bis 1536. Nach einem Aufenthalt in Freiburg im Breisgau während der Reformation kehrte er nach Basel zurück und starb hier ungefähr siebzigjährig im Jahr 1536. Er wurde im Münster beigesetzt. Dass Erasmus als katholischer Geistlicher im reformierten Basel diesen Ehrenplatz erhielt, zeugt vom ausserordentlich grossen Respekt, den er über die Konfessionsgrenzen hinweg genoss. Ursprünglich stand sein Grab vor dem Lettner im Mittelschiff. Im 19. Jahrhundert wurde das Epitaph versetzt, das Grab aber erst 1974 wiederentdeckt. So ruhen die Überreste des Humanisten direkt vor dem Epitaph im nördlichen Seitenschiff.

Das Epitaph bildet nicht den Verstorbenen ab, sondern trägt auf einem Rotmarmor eine 25 Zeilen lange, vergoldete Inschrift mit einem lateinischen Text, der auf die Verdienste von Erasmus von Rotterdam eingeht und die Namen der drei Humanistenfreunde Bonifacius Amerbach, Hieronymus Froben (in dessen Haus Erasmus starb) und Nikolaus Bischoff aufführt. Diese haben das Epitaph in Auftrag gegeben, das 1538 von Hans Mentzinger geschaffen wurde. In einem Medaillon wird die antike Gottheit Terminus dargestellt, der Sinnbild für die Begrenzung ist. Der lateinische Ausspruch concedeo nulli (ich weiche keinem) war die persönliche Devise des Erasmus von Rotterdam.[16]

Vincentiustafel

Vincentiustafel

In nächster Nähe zum Erasmus-Epitaph befindet sich die Vincentiustafel. Das Meisterwerk romanischer Bildhauerkunst stammt vermutlich aus den Jahren um 1100. Auf vier Feldern stellen Reliefs das Leben des Diakons Vincentius von Valencia dar, der um 304 n. Chr. den Märtyrertod stab. Auf den Feldern ist von links oben nach rechts unten zu sehen: Vincentius wird verurteilt, gegeisselt und in einen Turm eingeschlossen wo er auf einem Feuerrost bis zu seinem Tod gefoltert wird. Der den Tieren zum Frass geworfene Körper wird von Raben verteidigt und von den Predigern versenkt. Sein Leichnam wird an Land gespült; Bauleute errichten für sein Grab eine Kirche.

Die Tafel diente ursprünglich als Altarschmuck. Aus der Gestaltung der Gewänder – wie beispielsweise der beiden Engel im linken, unteren Feld – lässt sich schliessen, dass der unbekannte Bildhauer mit der antiken (griechischen und römischen) Skulptur vertraut war.

Wand- und Deckenmalerei

Deckenmalerei in der Krypta

Die Krypta des Basler Münsters verfügt an ihrer Ostseite über bedeutsame Wandmalereien aus der spätromanischen Zeit. In der mittleren Apsisnische befinden sich die Bilder zweier Basler Bischöfe. Diese stellen zum einen Lütold von Aarburg (1191–1213) und einen Albero dar. Beim zweiten handelt es sich wohl um Adalbero II. , den Bauherren des ottonischen Münsters. Eine lateinische Inschrift dokumentiert zwischen den beiden Figuren die Errichtung des Marien-Altars im Jahr 1202. Stilistisch stehen die Wandbilder der damaligen Strassburger Glasmalerei nahe.

Im Gewölbe des Kryptaumgangs befinden sich Fresken aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Die Malereien stellen Szenen aus dem Leben von der Heiligen Margaretha, Maria und Anna dar. Im nördlichen Gewölbe ist die Passion der frühchristlichen Märtyrerin Margaretha dargestellt.

Im Jahr 1998 wurde im Langhaus eine bis dahin unbekanntes Malereifragment entdeckt. Mitarbeiter der Münsterbauhütte stiessen auf Spuren eines Marienzyklus von 1400 bis 1430, der nach dem Bildersturm abgekratzt und übertüncht worden sein muss.[17]

Krypta

Krypta

Die Krypta bestand bis in die 1850er Jahre aus einer Ost- und einer westlichen Vierungskrypta. Heute ist nur noch die Ostkrypta erhalten. Von den Seiten des Chors gelangt man hinab zur Krypta, welche die Gräber der Basler Bischöfe des 10. bis 13. Jahrhunderts birgt. Der älteste Sarkophag stammt von Bischof Rudolf II. , der beim Ungarneinfall 917 umgekommen war. Er steht heute in der nördlichen Apsidiole des Umgangs. Seitlich der zentralen Umgangsapsidiole sind zwei Bischöfe abgebildet: Adalbero I. – der Bauherr des Heinrichsmünsters – und Lütold I. von Aarburg, der Stifter des Marienaltars. Ihre Gräber wurden 1907 vor dieser Apsis gefunden. Ausserdem finden sich hier Grabplatten weiterer Persönlichkeiten.

Die frühere Krypta aus dem frühromanischen Heinrichsbau war mit einem über zwei Geschosshöhen hinweggehenden Umgang ausgestattet. Die nach dem Erdbeben von 1356 neu erbaute Krypta ist eine dreischiffige Pfeilerhalle. Der Umgang wurde mit einem Gewölbe geschlossen. Die Gewölbemalerei stammt aus der Zeit um 1400. In der heute nur noch in ruinösen Zustand befindlichen Vierungskrypta befindet sich heute ein Lapidarium.

Kreuzgang

Innenhof des Grossen Kreuzgangs
Münster vom Kreuzgang aus gesehen

An der Südseite des Münsters liegt der doppelte Kreuzgang. Der Kleine Kreuzgang entstand zwischen 1467 und dem Ende der 1480er Jahre. In der Nordwestecke schmückt eine Figur (Hl. Katharina mit Rad) den Schlussstein. Der Grosse Kreuzgang wurde 1429 bis 1462 im spätgotischen Stil angefügt. Eine Halle verbindet beide Kreuzgänge miteinander. Über dieser Halle liegt der öffentlich nicht zugängliche Münstersaal, wo sich früher die Bibliothek des Konzils von Basel befand. Die Halle diente dem Bischof als Verkündigungsort gegenüber der Bürgerschaft und als Gerichtsort; deshalb stand hier ein Bischofsthron.

Im Grossen Kreuzgang erhellen grossformatige gotische Masswerkfenster den Westflügel des Gewölbes, das mit einem Rippennetz und bunten Schlusssteinen ausgestattet ist. Der Grosse Kreuzgang gilt als der eleganteste und schmuckvollste der Schweiz mit hervorragenden Beispielen für die spätgotische Steinmetzkunst. An den Wänden sind zahlreiche, kunstvoll gearbeitete Grabplatten und Epitaphien angebracht, und zwar über den Gräbern von bedeutenden Basler Bürgern, u. a. von dem Humanisten Thomas Platter (1499–1582), dem Bürgermeister Rudolf Wettstein (1594–1666), dem Philosophen Isaak Iselin (1728–1782) und dem aus Württemberg geflohenen Kanzler Jakob Löffler. Am Eingang des Kreuzgangs steht eine Statue des Reformators Johannes Oekolampad. Die im Kreuzgang aufgestellten zwei bronzenen Skulpturen der Markttische hat die Schweizer Bildhauerin Bettina Eichin 1986 geschaffen.

Zwischen dem Kleinen und dem Grossen Kreuzgang befindet sich das Epitaph des Mathematikers Jakob I Bernoulli (1655–1705). Der damit beauftragte Bildhauer Johann Jakob Keller (1665–1747) sollte nach dem Wunsch Bernoullis auf dessen Grabstein eine logarithmische Spirale als Symbol ewiger Wiederkunft anbringen, mit der er sich besonders gern beschäftigt und die er spira mirabilis genannt hatte; stattdessen hat der Bildhauer aber irrtümlich eine archimedische Spirale eingemeisselt. Der rätselhafte lateinische Text EADEM MUTATA RESURGO um die Spirale lautet übersetzt: „Als geänderte erstehe ich wieder als dieselbe“, was auf Mehrdeutigkeit und Selbstähnlichkeit hindeuten soll. In diesem Zusammenhang ist von Interesse, dass auch das Siegel der Philosophisch-naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel eine logarithmische Spirale und den Grabspruch Bernoullis enthält.

Das Motiv der logarithmischen Spirale ist ausserdem bekannt durch eine als Spolie erhaltene Skulptur auf dem Wegweiser zur Lorettokapelle in Murbach (Elsass) oberhalb vom Kloster Murbach. Dort lehnt sich ein geflügelter Genius mit einer Sanduhr an das übergrosse Haus einer Schnecke, die mit aufgerichteten Fühlern auf eine Blume zukriecht. Das Schneckenhaus ist mit einer Spirale verziert, die mit jeder Umdrehung ihren Abstand vom Mittelpunkt um den gleichen Faktor vergrössert, so dass der Radius proportional zur Spirallänge wächst; diese Beschreibung entspricht der Definition einer logarithmischen Spirale, auch „Bernoulli-Spirale“ genannt.

Originale der Münsterskulpturen

Viele der romanischen und gotischen Figuren des Basler Münsters mussten aus konservatorischen Gründen durch Kopien ersetzt werden. Die Originalskulpturen findet man heute in Form einer Dauerausstellung im Museum Kleines Klingental.

Gezeigt werden grossformatige Skulpturen vom Westportal und den Münstertürmen, sowie die romanischen Tierskulpturen und Glücksradfiguren vom Aussenbau des Münsters. Ebenfalls zu besichtigen sind Bestandteile der ehemaligen Innenausstattung – Altartafeln, Grabskulpturen und Teile des wertvollen geschnitzten Chorgestühls.

Glocken

Papstglocke

Das Basler Münster besitzt insgesamt 10 Glocken.

In den beiden Fassadentürmen hängt ein siebenstimmiges Geläut; die älteste Glocke ist die Heinrichsglocke im Georgsturm aus dem Jahre 1565, gegossen von den Glockengiessern Franz Sermund (Bern) und Marx Spörlin (Basel); die übrigen sechs Glocken sind auf die beiden Türme verteilt, sie wurden 1873 von dem Glockengiesser Jakob Keller II. aus Zürich gegossen.[18]

Nr.
 
Name
 
Gussjahr
 
Masse
(kg)
Nominal
 
1 Papstglocke 1873 6504 ges0
2 1873 3455 b0
3 Heinrichsglocke 1565 2940 des1
4 1873 1415 es1
5 1873 960 f1
6 1873 810 ges1
7 1873 406 b1

Im Geschoss oberhalb der Turmgalerie des Martinsturms hängen drei Glocken, die dem Stundenschlag dienen.[19]

Nutzung

Die Sonnenuhr am Basler Münster zeigt die alte Basler Zeit.

Das Basler Münster war bis zur Reformation Bischofskirche (Kathedrale) und Hauptkirche des Bistums Basel, welches eine Suffragandiözese des Erzbistum Besançon bildete. Zur Kathedrale gehörten auch die Residenz des Bischofs (Palatium/Pfalz, später «Bischofshof») sowie die Wohngebäude der Domherren. Seit dem 12. Jahrhundert lebten sie in eigenen Wohnhäusern in Nachbarschaft zur Bischofskirche.

Seit dem Bildersturm am 9. Februar 1529 ist das Münster Hauptkirche der evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt. Seit der Trennung von Kirche und Staat ist die evangelisch-reformierte Kirche alleinige Besitzerin des Gebäudes; trotzdem beteiligt sich der Kanton Basel-Stadt zu drei Vierteln an den Unterhaltskosten. Zur Münstergemeinde gehören zudem die Gemeinden der Gellertkirche und der St. Jakobskirche.

Das Münster ist Ort regelmässiger Gottesdienste und kirchenmusikalischer Anlässe. Während des gesamten Jahres finden hier Konzerte der Basler Münsterkantorei, des Basler Gesangvereins und von Organisten statt. Der Stadtposaunenchor Basel veranstaltet jeden Samstagnachmittag ein Vesperblasen vom Münsterturm oder im Kreuzgang.

Literatur

Weblinks

 Commons: Basler Münster – Sammlung von Bildern

Seiten über das Basler Münster als Gebäude

Münsterkonzerte und Orgel

Forschung am Basler Münster

Spirituelle Bedeutung der Säulenkapitelle

360° Panorama vom Basler Münster

Einzelnachweise

  1. MGH Capit. 1, 16, S. 364; Christian Wilsdorf: L’évêque Haito reconstructeur de la cathédrale de Bâle, premier quart du 9e siècle. Deux textes retrouvés. In: Bulletin monumental, Bd. 133, 1975, S. 175–181.
  2. Hans-Rudolf Meier: Reparatur und Umbau nach dem großen Erdbeben. Die Versatzmarken am Basler Münster. In: INSITU. Zeitschrift für Architekturgeschichte, 7 (1/2015), S. 37–58.
  3. Der Bildersturm 1528/29 in Basel. Archiviert vom Original am 21. März 2011; abgerufen am 6. Oktober 2014.
  4. Baugrösse und Material, abgerufen am 12. September 2018
  5. Johann Josef Böker u. a.: Die Architektur der Gotik, Bd. 3: Die Rheinlande. Ein Bestandskatalog der mittelalterlichen Architekturzeichnungen. Müry & Salzmann, Salzburg 2013, ISBN 978-3-99014-064-2, S. 33.
  6. Paul von Naredi-Rainer: Architektur und Harmonie. DuMont Verlag Köln, ISBN 3-7701-1196-6, S. 222.
  7. Meier, Schwinn Schürmann: Himmelstür.
  8. Schwinn Schürmann: Das Basler Münster. Seite 15.
  9. Projekt: Die Galluspforte des Basler Münsters. Archiviert vom Original am 21. Februar 2006; abgerufen am 6. Oktober 2014.
  10. Meier, Schwinn Schürmann: Schwelle zum Paradies. Seite 32–43.
  11. http://www.mathis-orgelbau.ch/
  12. http://www.mathis-orgelbau.ch/
  13. „Onkel, darf ich mal pfeifen?“ (Memento vom 28. März 2009 im Internet Archive) – Interview mit Orgelbauer Gunnar Schmid (Orgelbau Schmid Kaufbeuren e.K.) von Jan Smirnizki (russisch), Webausgabe der Zeitung Moskowski Komsomolez, 17. Januar 2005; abgerufen am 6. April 2009.
  14. Medienmitteilung der ref. Kirche Basels vom 12. Dezember 2013, abgerufen am 29. Mai 2014.
  15. Medienmitteilung der ref. Kirche Basels vom 7. April 2014, abgerufen am 29. Mai 2014.
  16. Schwinn Schürmann: Das Basler Münster. S. 42.
  17. Carola Jäggi: Von blossem Auge unsichtbar – Neuentdeckte Gewölbemalereien des frühen 15. Jahrhunderts im Basler Münster. In: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte Jg. 56. 1999, S. 245–264.
  18. Informationen zu den Läuteglocken
  19. Informationen zu den Glocken auf der Website des Basler Münsters

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