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Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland

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BUND ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Weitere Bedeutungen sind unter Bund aufgeführt.
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (Apronym: BUND) ist eine nichtstaatliche Umwelt- und Naturschutzorganisation mit Sitz in Deutschland. Er ist das deutsche Mitglied des internationalen Naturschutznetzwerkes Friends of the Earth.

Der Verein wurde am 20. Juli 1975 von 21 Umweltschützern, darunter Bodo Manstein (1. Vorsitzender), Horst Stern, Bernhard Grzimek, Hubert Weinzierl, Gerhard Thielcke, Herbert Gruhl, Hubert Weiger sowie Enoch zu Guttenberg unter maßgeblicher Mithilfe des Bundes Naturschutz in Bayern in Marktheidenfeld gegründet. 1977 erfolgte die Umbenennung des Vereins in Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland.[1] Derzeitiger Vorsitzender ist seit dem 1. Dezember 2007 Hubert Weiger.[2]

Der BUND ist mit rund 584.000 Mitgliedern, Spendern und Förderern (Stand 2016)[3] einer der großen Umweltverbände Deutschlands. Vom Staat ist der Verein als Umwelt- und Naturschutzverband (im Rahmen des Bundesnaturschutzgesetzes) anerkannt[4] und muss daher bei Eingriffen in den Naturhaushalt angehört werden. Außerdem verfügt er aus dem Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz über ein Verbandsklage-Recht.

2016 beliefen sich die Gesamteinnahmen auf 27,1 Millionen Euro[3] (2015 27,8 Millionen Euro[5]). Spenden – der Verein ist als gemeinnützig anerkannt – und Mitgliedsbeiträge machen etwa zwei Drittel der Gesamteinnahmen aus.

Der BUND sieht sich seit Jahren in der Rolle des kritischen Mahners und Beobachters, der umweltpolitische Defizite aufdeckt, politischen Lobbyismus leistet und die Öffentlichkeit aufklärt. Er fragt etwa danach, wie erneuerbare Energien ausgebaut werden können, wie Flüsse und Seen vor Schadstoffen geschützt werden können, wie Strahlenbelastungen reduziert werden können und wie der Naturschutz forciert werden kann. Der Verein fordert eine Kehrtwende in der Agrarpolitik. Aktionen und Kampagnen auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene führten zur Erhaltung von Moorgebieten, zur Mobilmachung gegen die Atomkraft und zur Werbung für umwelt- und gesundheitsverträgliche Produkte.

Organisation

Organisationsstruktur des BUND

Der BUND ist – wie die Bundesrepublik – föderal organisiert. Neben dem Bundesverband gibt es 16 Landesverbände (der bayerische Landesverband führt den Namen „Bund Naturschutz in Bayern e. V.“) und über 2000 regionale Kreis- und Ortsgruppen, die sich mit lokalen ökologischen Problemen beschäftigen. Ehrenamtliche Facharbeitskreise auf Bundes- und Landesebene befassen sich etwa mit der Bio- und Gentechnologie, dem Bodenschutz, umweltfreundlichen Energien, gesundheitlichen und rechtlichen Fragen. Neben den ehrenamtlichen gibt es einige fest angestellte Mitarbeiter, vor allem in der Bundesgeschäftsstelle und in den Landesgeschäftsstellen.

Ältester Landesverband im Bundesverband ist der Bund Naturschutz in Bayern, der 1913 in Bayern gegründet wurde. Zweitältester Landesverband ist der Landesverband Bremen, der aus der Bremer Naturschutzgesellschaft hervorging, die ihrerseits aus einem 1914 in Bremen gegründeten Vogelschutzverein entstanden war.

Der Bundesverband wie auch die Landesverbände sind jeweils eigenständige Vereine, während die Regional- und Ortsgruppen rein rechtlich Bestandteile ihres Landesverbands sind. Ein Mitglied des BUND ist somit immer sowohl Mitglied im Bundesverband als auch im entsprechenden Landesverband. Neben den „Vollmitgliedern“ kennt der BUND die „Fördermitglieder“, die regelmäßig spenden, aber nicht an der Verbandsdemokratie teilnehmen.

Der Verband ist intern von unten nach oben organisiert, d. h. die Mitglieder einer Verbandsebene wählen jeweils aus ihrer Mitte die Amtsträger und die Vertreter (Delegierten) für die nächsthöhere Ebene; Mitglieder- und Delegiertenversammlungen sind öffentlich. Den Landesvorständen und dem Bundesvorstand gehören neben den direkt gewählten Mitgliedern außerdem auch je ein Vertreter der BUNDjugend, der Facharbeitskreise („wissenschaftlicher Rat“) sowie der Regional-/Landesverbände („Landesrat“/„Verbandsrat“) an. Auf Bundesebene koordinieren sich der Vorstand, der wissenschaftliche Beirat und der Verbandsrat im Gesamtrat.

Selbständig innerhalb des BUND agiert die BUNDjugend mit ihren Untergliederungen in den Bundesländern (in Bayern die „Jugendorganisation Bund Naturschutz“) und den einzelnen Jugendgruppen.

Der BUND ist seit 1989 die deutsche Sektion des Europäischen Umweltnetzwerkes Friends of the Earth Europe und des weltweiten Netzwerkes Friends of the Earth.[6]

Der BUND ist Einsatzstelle für Teilnehmer des FÖJ (Freiwilliges Ökologisches Jahr) und des BFD (Bundesfreiwilligendienst); es gibt Stellen beim Bundesverband, bei den Landesverbänden und bei der BUNDjugend.

Vorsitzende

Vorsitzende des Vereins waren:

Facharbeitskreise

Es gibt 20 Bundes-Arbeitskreise,[7] in denen sich ehrenamtliche Mitglieder – oft renommierte Wissenschaftler – mit aktuellen Fragen des Umweltschutzes beschäftigen. Zu den Aufgaben der Arbeitskreise gehört die Teilnahme an Anhörungen des Bundestages, die Prüfung neuer Gesetze und das Erarbeiten umweltfreundlicher Konzepte. Darüber hinaus organisieren die Arbeitskreise Seminare und Tagungen und geben ihr Wissen in Informationsbroschüren weiter. Die Landesverbände haben im Rahmen ihrer Möglichkeiten ebenfalls Facharbeitskreise mit ähnlichen Themen.

Die Sprecher der Arbeitskreise bilden den Wissenschaftlichen Beirat des BUND, der den Bundesvorstand fachlich berät. Der Vorsitzende des Beirats ist kraft Satzung Mitglied des Bundesvorstands.

Im Jahr 2015 gab es folgende Bundes-Facharbeitskreise:

Mitgliedschaften, Kooperationen

Der BUND ist Mitglied bei zahlreichen Verbänden und Vereinen, unter anderem bei:

Der BUND kooperiert bzw. kooperierte mit

Ziele

Der BUND setzt sich für die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen ein. Im Einzelnen steht er unter anderem für

Aktivitäten und Projekte

Aktivitäten

Verbandseigene Obstwiese bei Otzenrath am Rand des Tagebaus Garzweiler (im Januar 2008 enteignet und dem Braunkohletagebau zugeführt)
  • Der Verband wird bei Eingriffen in die Natur – vom Pflügen einer geschützten Orchideenwiese über die Ausweisung neuer Baugebiete bis zur Planfeststellung eines Flughafens – gehört, muss also fachlich fundierte Stellungnahmen schreiben. Diese Arbeit wird überwiegend von ehrenamtlichen Mitgliedern mit entsprechender Fachkenntnis übernommen, teilweise auch von den Angestellten des Vereins.
  • Viele Mitglieder werden (ehrenamtlich) in den Naturschutzbeirat auf Kreis-, Landes- oder Bundesebene berufen.
  • Ortsgruppen pflegen lokale Biotope, geben ihr Wissen durch Führungen weiter und leiten Kindergruppen.
  • Der BUND stellt Informationsmaterial in Form von Broschüren, Argumentationen, Hintergrundberichten und Studien zur Verfügung.
  • Der BUND ist Mitglied des Grüner Strom Label e. V., der das gleichnamige Gütesiegel für Ökostromangebote vergibt.
  • Der BUND ist Mitveranstalter der Demonstrationen unter dem Motto Wir haben es satt!.[11]
  • Der BUND beteiligt sich intensiv an der Endlagerdiskussion und stellt ein Mitglied in der Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe.

Projektbeispiele

Informationsstand des BUND zum Thema Gentechnik, 2007 in Karlsruhe
BUND-Infostand im Rahmen einer Anti-Atomkraft-Mahnwache, 2011 in Minden
BUND-Demonstrant gegen „Tierfabriken“.
  • 1978: Kampagne Rettet die Vögel; Präsentation des ersten deutschen Solarmobils.
  • 1981: Erster öffentlicher Hinweis auf das Waldsterben.
  • 1988: Kampagne Garten ohne Gift.
  • 1989: Das Projekt Grünes Band Deutschland schützt Biotope entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze.
  • 1994: Veröffentlichung der ersten Umwelt-Computerliste.
  • 1995: Veröffentlichung der Studie Zukunftsfähiges Deutschland gemeinsam mit Misereor.
  • 2001: BUND, Deutsche Bahn, NABU, WWF und VCD starteten im April die Aktion Fahrtziel Natur.
  • 2003: Das Magazin GEO und der BUND richteten im Grünen Band gemeinsam den fünften GEO-Tag der Artenvielfalt aus. 500 Experten kartieren in 24 Stunden mehr als 5200 verschiedene Tier- und Pflanzenarten, darunter auch Arten, die bereits als ausgestorben galten.
  • 2004: Der BUND präsentierte mit dem Rettungsnetz Wildkatze sein bislang größtes Artenschutzprogramm. Laut dem vorgestellten „Wildkatzenwegeplan“ sollen bestehende Wälder mit Wildkatzenpopulationen in ganz Deutschland durch ein 20.000 Kilometer langes Netz aus Busch- und Baum-Korridoren verbunden werden.[12]
  • 2005: Der BUND startete gemeinsam mit dem ZDF und dem UFZ–Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle die Aktion Abenteuer Schmetterling (ab 2006: Abenteuer Faltertage).
  • 2005: Die BUNDstiftung wurde gegründet, die den Umwelt- und Naturschutz nachhaltig fördern soll.
  • 2006: Das Aktionsbündnis Zukunft statt Braunkohle wurde mit Bürgerinitiativen und anderen Umweltverbänden gegründet.
  • 2006: Start der Aktion Atomausstieg selber machen gemeinsam mit anderen Umweltorganisationen.
  • 2007: Mit der Zeitung Kohle-Express protestierte der BUND gegen den Bau von mehr als 20 neuen Kohlekraftwerken in Deutschland und die Erweiterung des Braunkohletagebaus.
  • 2007: Der Wettbewerb Adbusting prangerte die Autohersteller BMW, Mercedes und Volkswagen an, die entgegen ihren Versprechungen vor allem „Spritfresser“ bewerben.
  • 2008: Gemeinsam mit Verbrauchern und unterstützt von Sarah Wiener forderte der BUND mit seiner Aktion Aus Liebe zur Natur. Ohne Gentechnik von Edeka die Kennzeichnung entsprechender Produkte mit dem Etikett „Ohne Gentechnik“.
  • 2010: Der BUND Hamburg war Mitinitiator einer Volksinitiative, die das Ziel einer Rekommunalisierung der Energienetze und der Etablierung „echter“ Stadtwerke in Hamburg hatte. Die Initiative aus 24 Organisationen erreichte mit einem Volksbegehren, dass 2013 ein Volksentscheid durchgeführt wurde.[13]
  • 2010: Die Aktion Zukunft ohne Gift soll erreichen, dass Kinder ohne Belastung durch schädliche Chemikalien aufwachsen. So können Kindertagesstätten Staubproben aus ihrer Einrichtung beim BUND kostenlos auf Weichmacher testen lassen. Bestimmte chemische Schadstoffe haben eine hormonelle Wirkung und stehen unter Verdacht, zu Unfruchtbarkeit, Diabetes und Krebs zu führen.
  • 2011: Start des Projekts „Wildkatzensprung“ (gefördert durch das Bundesprogramm Biologische Vielfalt) mit Aktivitäten zum Schutz der Wildkatze in zehn Bundesländern. In diesem größten Einzelprojekt in der Geschichte des BUND werden zum einen sogenannte „grüne Korridore“ in Hessen (Rothaargebirge-Knüll), Niedersachsen (Harz-Solling), Baden-Württemberg (Region Herrenberg), Rheinland-Pfalz (Westerwald/Taunus-Rothaargebirge) und Thüringen (Region Greiz) gepflanzt. Zum anderen wird in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Senckenberg eine bundesweite Gendatenbank zur Wildkatze entwickelt, um die Populationen und die Wanderungsbewegungen zu dokumentieren und die Schutzmaßnahmen für die Wildkatze zu optimieren. Das Projekt soll 2017 abgeschlossen werden.
  • 2012: Die Aktion Stadtnatur informierte über Pflanzen und Tiere in der Stadt und motivierte, selbst Naturräume zu erleben und zu schaffen, z. B. mit urbanem Gartenbau und einem Fotowettbewerb.
  • 2012: Mit Stellen Sie die Giftfrage forderte der BUND Verbraucher auf, Anbieter von Produkten nach gefährlichen Inhaltsstoffen zu fragen (siehe REACH-Verordnung). In Kooperation mit dem Umweltbundesamt erleichtert ein Anfrage-Generator die Formulierung.
  • 2013: Mit der Bereitstellung der App ToxFox ermöglicht der BUND es Verbrauchern, durch Scannen des Strichcodes von Kosmetika zu ersehen, ob das Produkt hormonell wirkende Chemikalien enthält. Zum Kosmetik-Check kann online auch alternativ einfach die EAN-Nummer eingegeben werden, Protestmails können direkt an die Hersteller geschickt werden. Die Analyse der Chemikalien aus der INCI-Liste der Inhaltsstoffe für etwa 60.000 Pflege- und Kosmetikprodukte geschah in Zusammenarbeit mit der Community Datenbank Codecheck.info.[14] Kritik an der Studie gab es vom Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel, die Mengen an potentiell schädlichen Inhaltsstoffen seien zu gering. Andererseits waren Naturkosmetika weitgehend frei von hormonaktiven Substanzen.[15]
  • 2013: Die Aktion Wildbienen informierte die Öffentlichkeit über Bedeutung und Bedrohung der über 550 deutschen Wildbienenarten und gab Tipps, wie den Wildbienen geholfen werden kann.
  • 2014: Der BUND veröffentlichte den Einkaufsratgeber Mikroplastik – die unsichtbare Gefahr und startete damit eine öffentliche Debatte um Mikroplastik in Kosmetik und den Eintrag von Mikroplastik in die Meere und Flüsse.
  • 2015: Das Magazin GEO und der BUND richteten in der Hohen Garbe an der Elbe, dem angrenzenden Garbe-Polder sowie der Aland-Niederung gemeinsam den GEO-Tag der Artenvielfalt aus. Die Experten kartierten in 24 Stunden mehr als rund 1.400 Pflanzen- und Tierarten, darunter eine Pilzart, die erstmals in Deutschland gefunden wurde.

Veröffentlichungen (Beispiele)

  • 2013: Der Fleischatlas – Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel. In Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung und Le Monde diplomatique publiziert der BUND den Fleischatlas (Creative Commons Lizenz: CC-BY-SA). Die Publikation verdeutlicht anhand von Texten und Grafiken[16] Zusammenhänge in der Fleischproduktion und beim Konsum von Fleisch. Mit der Publikation fordert der BUND auch eine Agrarwende, setzt sich dafür ein Überproduktionen abzubauen und die kleinbäuerliche Landwirtschaft zu fördern.[17]

Kampagnen gegen Großprojekte

Als Interessenvertreter des Umwelt- und Naturschutzes ist der Bund verschiedentlich insbesondere gegen einige Großprojekte vorgegangen.

So war etwa zum Weltjugendtag 2005 eine Abschlussmesse des Papstes Benedikt XVI. ursprünglich bei Hangelar geplant. Der BUND reichte einen Widerspruch gegen die behördliche Genehmigung ein. Eine vorherige Kampfmittelräumung auf dem Gelände des Flugplatzes Hangelar, der geplante „Papst-Hügel“ und der Wegebau für die Großveranstaltung würden Fauna und Flora im Naturschutzgebiet Hangelarer Heide zu stark belasten. Die Veranstalter verlegten den Schlussgottesdienst auf das Marienfeld in Kerpen.[18][19][20][21]

Im Februar 2003 reichte der BUND zusammen mit dem NABU beim Hamburgischen Oberlandesgericht eine Klage gegen den geplanten Offshore-Windpark Butendiek ein. Für den Standort seien genug ökologisch sinnvollere Alternativen vorhanden. Die Klage wurde abgewiesen mit der Begründung, dass BUND und NABU als Klagende keine Verletzung eigener Rechte geltend machen könnten. Ein Sprecher des Bundesumweltministeriums kritisierte die Klage und erklärte, dass der Bau des Windparks vielmehr positive Auswirkungen auf die Natur haben werde, da beispielsweise die Fischerei in dessen Umkreis eingeschränkt werde.[22]

Kritik

Dem BUND wurde mehrfach die vorzeitige Rücknahme von Klagen gegen naturbedrohende Bauvorhaben aufgrund finanzieller Vorteile vorgeworfen. So warf Der Spiegel der Organisation erstmals im Jahr 1997 „Ablasshandel“ vor. Der BUND Thüringen habe 1996 nach einer zweckgebundenen Spende der VEAG in Höhe von 7 Millionen DM eine Klage gegen das Pumpspeicherwerk Goldisthal fallen gelassen.[23] Nach Darstellung des BUND waren die Erfolgsaussichten der Klage gering, gleichwohl stehe der Landesverband Thüringen dem Pumpspeicherwerk aus Naturschutzsicht weiter kritisch gegenüber. Das Geld wurde zur Gründung der Naturstiftung David eingesetzt.[24] Neben dem Spiegel kritisierten auch der NDR und das Magazin Panorama Zugeständnisse des BUND und anderer Umweltverbände nach finanziellen Ausgleichsleistungen erneut als „Ablasshandel“ und „Tauschgeschäfte“.[25][26][27]

So hatte der BUND Niedersachsen (zusammen mit dem WWF) 2006 eine Klage gegen die geplante Emsvertiefung für die Überführung von Kreuzfahrtschiffen zurückgezogen, nachdem in einem Vergleich die Zahlung von 9 Millionen Euro in ein neu geschaffenes Sondervermögen Emsfonds vereinbart wurde.[26] Über die Verwendung dieser Mittel für Projekte im Ems-Dollart-Gebiet entscheidet ein neugeschaffenes sechsköpfiges Gremium, das auf Dauer mit einem Mitglied des BUND besetzt ist.[28] Der BUND Schleswig-Holstein hatte 2008 ein Klageverfahren gegen den Ausbau des Lübecker Flughafens beendet, nachdem Kompensationsleistungen in eine Naturschutz-Stiftung für die „Grönauer Heide“ ausgehandelt worden waren.[26] Im Jahr 2011 zog der BUND Niedersachsen eine Klage gegen den geplanten Offshore-WindparkNordergründe“ vor Wangerooge zurück, nachdem in einem Vergleich die Zahlung von rund 800.000 Euro vereinbart wurde, die später in einen zweckgebundenen, vom BUND verwalteten Fonds fließen sollten.[25]

Der Mitbegründer des Verbandes Enoch zu Guttenberg begründete im Mai 2012 seinen Austritt unter anderem mit dem Verdacht der Käuflichkeit des BUND. Seiner Überzeugung nach sei es vor allem um finanzielle Vorteile gegangen, als der BUND Klagen gegen den Windpark in Nordergründe und die Elbvertiefung zurückgezogen und dafür von den Betreibern Stiftungsgelder erhalten habe. Außerdem lehnte er die seiner Meinung nach landschaftszerstörenden Windkraftanlagen außerhalb bebauter Flächen ab. Der BUND habe sein Ziel – die Natur und deren Schutz – verfehlt.[29]

Der BUND wies die Vorwürfe der Bestechlichkeit mehrfach zurück: Im Rahmen von Vergleichen seien sinnvolle Lösungen gefunden worden, die zu naturverträglicheren Planungen geführt hätten. Vergleiche gegen Geld würden zudem nur einen minimalen Anteil an den Verbandsklagen des BUND ausmachen. Die Organisation befürworte den Ausbau der erneuerbaren Energien grundsätzlich und gehe nur in Einzelfällen gerichtlich gegen offenkundige Fehlplanungen vor. Beim Windpark Nordergründe seien neben einer geringeren Anlagenzahl deutlich reduzierte Umweltauswirkungen und umfangreiche Monitoringmaßnahmen zu den Auswirkungen auf den Vogelzug erreicht worden. Auch zum – nicht realisierten – Flughafenausbau in Lübeck sei ein Umfang an Eingriffsminderungen und Kompensationsleistungen ausgehandelt worden, der über eine Klage niemals hätte erreicht werden können.[30]

Verleihung von Umweltpreisen

Preisträger der Bodo-Manstein-Medaille
 1980  Hans Christoph Binswanger: Ökologisierung der Wirtschaftspolitik[31]
 1981 José Lutzenberger, deutsch-brasilianischer Politiker und Umweltaktivist
 1982 Otto Koenig, österreichischer Vogelkundler und Kulturethologe
 1983 Jörg Zink, Theologe und Sprecher der Friedens- und Ökologiebewegung
 1984 Rolf Wandschneider, Holger Wesemüller, Karel van der Zwiep,
John Frederiksen: Nordseeschutz
 1985 Bernd Lötsch, österreichischer Naturkundler, Donauauen-Institut
 1986 Sepp Bichler, Biobauer
 1987 Otmar Wassermann, Ökotoxikologe
 1988 Dagi und Karl Werner Kieffer, Stiftung Ökologie & Landbau / mittlere Technologie
 1989 Anne Calatin, Umweltmedizinerin
Reinhold Konstanty, DGB-Umweltreferent
 1991 Prinz Charles: Ökolandbau

Von 1980 bis 1991 verlieh der BUND die nach dem ersten Vorsitzenden benannte Bodo-Manstein-Medaille für besondere Verdienste im Natur- und Umweltschutz. Auf der Medaille war zu seinem Gedenken das Porträt Bodo Mansteins abgebildet; der Mediziner und Umweltschützer der ersten Stunde war zum Zeitpunkt der ersten Verleihung bereits verstorben.

Seit 2003 zeichnet die BUND NRW Naturschutzstiftung den Schmetterling des Jahres aus. Es soll damit – wie bei vielen anderen Arten des Jahres – auf die zunehmende Gefährdung der Schmetterlinge und ihre Bedeutung hingewiesen werden.

Seit 2009 verleiht der BUND Hessen den Eduard-Bernhard-Preis an Menschen, die sich durch starkes Engagement für Umwelt und Naturschutz auszeichnen. Der Bund Naturschutz in Bayern verleiht seit 1970 die Bayerische Naturschutzmedaille für besonderes Engagement im BN. Mit der Karl-Gayer-Medaille ehrt der Bund Naturschutz Bayern – in Abstimmung mit der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft – seit 1977 Personen, die sich um die naturgemäße Waldwirtschaft verdient gemacht haben. Die höchste Auszeichnung Bayerns im Naturschutzbereich ist der Bayerische Naturschutzpreis des Bund Naturschutz, der seit Anfang der 1970er Jahre verliehen wird.

Der BUND Berlin vergibt seit 2005 den Berliner Umweltpreis in den Kategorien „Umweltengagement“, „Kinder und Jugend“ und „Wirtschaft und Innovation“.[32] Seit 2015 ist der Umweltpreis auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.

Der BUND Baden-Württemberg zeichnet seit 2007 Naturschützer mit dem Gerhard-Thielcke-Naturschutzpreis aus. Der Naturschutzpreis entstand zum 75. Geburtstag des BUND-Ehrenvorsitzenden und Mitbegründers Gerhard Thielcke, der auch die Vergabe-Kriterien formuliert hat.

Der Arbeitskreis Energie des BUND Nordrhein-Westfalen vergab 2009 und 2010 den mit 1000 Euro dotierten BUND-Energiepreis für umweltfreundlichen Umgang mit Energie. Für den Preis konnten sich vorzugsweise BUND-Gruppen bewerben, aber auch Bürgerinitiativen, Einzelpersonen und Firmen, sofern das Projekt einen direkten Nutzen für die Umwelt hatte, innovativ war und zum Nachmachen animierte.[33]

Natur & Umwelt Service und Verlags GmbH

Die Natur & Umwelt Service und Verlags GmbH wurde 1977 gegründet und ist eine hundertprozentige Tochter des BUND. Sie ist Dienstleisterin im Versand und Projektmanagement für den BUND, übernimmt aber auch Funktionen für externe Auftraggeber. Zum Beispiel wickelt sie seit 2002 für das Bundesumweltministerium den Wettbewerb Don Cato ab, der Kinder mit Fragen des Natur- und Umweltschutzes vertraut machen soll. Darüber hinaus betreibt sie den BUNDladen,[34] in dessen Internetshop und Katalog Schön ökologische Artikel angeboten werden.

Corporate Design

Früheres Logo

Der ursprüngliche Name Bund für Natur- und Umweltschutz Deutschland wurde 1977 in die heutige Form geändert, so dass aus der Abkürzung BNUD das Apronym BUND entstand, das Teil der Corporate Identity des Vereins wurde. Dessen Logo zeigt links neben dem Schriftzug BUND ein grafisches Element, das den Erdball symbolisieren soll, der von zwei schützenden Händen umschlossen wird.[35] Der BUND ist deutsches Mitglied des internationalen Naturschutznetzwerkes Friends of the Earth, weswegen der Zusatz Friends of the Earth Germany (vormals: Freunde der Erde) Element der heutigen Marke des Vereins ist.

BUND-Stiftungen

Dem BUND-Bundesverband steht die BUNDstiftung zur Seite. Sie fördert Großprojekte wie die Arbeit am Grünen Band, die Auenwälder an der Mittelelbe (Hohe Garbe) und die Goitzsche-Wildnis bei Bitterfeld u.a. Der Landesverband Hessen hat für ähnliche Zwecke 1999 die BUND Hessen-Naturschutzstiftung eingerichtet.[36]

Weblinks

 Commons: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. BUND: Geschichte
  2. BUND: Hubert Weiger
  3. 3,0 3,1 bund.net: Jahresbericht 2016. (PDF) Abgerufen am 31. Juli 2017.
  4. Bundesministerium für Umwelt: Vom Bund nach dem Bundesnaturschutzgesetz anerkannte Vereine, Stand 2. September 2015
  5. bund.net: Jahresbericht 2015. (PDF) Abgerufen am 13. Dezember 2016.
  6. Friends of the Earth International
  7. Organisation des BUND. BUND, abgerufen am 13. Dezember 2016.
  8. Mitglieder bei natureplus, Umweltverbände
  9. transparency.de, abgerufen am 4. März 2014
  10. Offshore-Windpark Butendiek ist naturverträglich Unsere Partner. In: tierschutzbund.de
  11. TrägerInnen von Wir haben es satt! Abgerufen am 26. Oktober 2017
  12. BUND – Rettungsnetz Wildkatze
  13. Unser Hamburg – Unser Netz. 21. November 2010
  14. ToxFox – der Kosmetik-Check des BUND. App und Studie zur Analyse von etwa 60.000 Kosmetikprodukten. Abgerufen am 26. Juli 2013.
  15. Hormonschutzfaktor 30. In: taz.de. Abgerufen am 26. Juli 2013.
  16. Fleischatlas – Infografiken
  17. Fleischatlas 2013
  18. BUND will Gnade für Schöpfung. In: taz, 16. Juli 2004
  19. Keine Abschlussfeier für den Papst in Hangelar zum Weltjugendtag. In: Handelsblatt, 12. August 2004
  20. Der Papst, von der Kreuzkröte verjagt. In: Süddeutsche, 13. August 2004
  21. Das Kreuz mit den Deutschen. In: Der Spiegel, 15. August 2005
  22. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit: Offshore-Windpark Butendiek ist naturverträglich. 7. Mai 2003
  23. Sieg des Geldes. In: Der Spiegel, 31. März 1997. Abgerufen am 2. Juni 2012.
  24. BUND Thüringen: Der Vergleich. Abgerufen am 26. Oktober 2017.
  25. 25,0 25,1 NDR: Tauschgeschäfte – Umweltverbände verraten Ideale (Memento vom 19. Oktober 2011 im Internet Archive), 23. August 2011. Abgerufen am 2. Juni 2012.
  26. 26,0 26,1 26,2 Geld statt Widerstand: Wie sich Umweltverbände kaufen lassen. In: Panorama, 15. März 2012. Abgerufen am 2. Juni 2012.
  27. Geld oder Klage. In: Der Spiegel, 25. März 2013
  28. §§ 14, 15 der Satzung der Niedersächsischen Bingostiftung für Umwelt und Entwicklungsarbeit. 7. Juli 2015. Abgerufen am 26. Oktober 2017 (PDF; 104 kB)
  29. Enoch zu Guttenberg: Ich trete aus dem BUND aus. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13. Mai 2012, abgerufen am 17. Juni 2012
  30. BUND: Der BUND ist nicht bestechlich. Enoch zu Guttenberg irrt. (Memento vom 6. Juni 2012 im Internet Archive) (auf archive.is), 15. Mai 2012. Abgerufen am 2. Juni 2012.
  31. BUND-Mitgliederzeitschrift „Natur und Umwelt“ Juni 1980, S. 42–32
  32. Berliner Umweltpreis. BUND Berlin, 18. Oktober 2010, abgerufen am 11. Oktober 2016.
  33. Ausschreibung des Energiepreises 2010
  34. BUNDladen
  35. Erläuterung des BUND-Logos (Memento vom 7. April 2014 im Internet Archive) (S. 19; PDF; 1,5 MB) in einem Rundbrief des BUND Baden-Württemberg.
  36. Förderweise. BUND, abgerufen am 13. Dezember 2016.
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