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Guinea-Bissau

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Flagge Guinea-Bissaus
Wappen Guinea-Bissaus
Flagge Wappen
Wahlspruch: Unidade, Luta, Progresso

(por., „Einigkeit, Kampf, Fortschritt“)

Amtssprache Portugiesisch
Hauptstadt Bissau
Staatsform Republik
Staatsoberhaupt Interimspräsident
José Mário Vaz[1]
Regierungschef Premierminister
Domingos Simões Pereira[2]
Fläche 36.125 km²
Einwohnerzahl 1.449.230 (Quelle: Volkszählung 2009)
Bevölkerungsdichte 40 Einwohner pro km²
Bruttoinlandsprodukt
  • Nominal
2009[3]
  • 826 Mio. US$
Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner 513 US$ (162.)
Human Development Index 0,396 (177.)[4]
Währung CFA-Franc BCEAO (XOF)
Unabhängigkeit 24. September 1973 (Erklärung)
10. September 1974 (von Portugal anerkannt)
Nationalhymne Esta é a Nossa Pátria Bem Amada
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Zeitzone UTC±0
Kfz-Kennzeichen GUB (nicht offiziell auch: GNB)
Internet-TLD .gw
Telefonvorwahl +245
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Guinea-Bissau [ɡiˈneːa bɪˈsaʊ̯] (portugiesisch Guiné-Bissau [ɡiˈnɛ biˈsau]) ist ein Staat in Afrika. Er liegt an der afrikanischen Westküste zum Atlantik und grenzt an Senegal und Guinea. Nach dem Human Development Index zählt Guinea-Bissau zu den am geringsten entwickelten Ländern weltweit.[5]

Geographie

Lage

Guinea-Bissau liegt im Westen von Westafrika und Oberguinea zwischen 13° und 17° westlicher Länge und 11° und 12° nördlicher Breite. Im Norden grenzt die Republik an Senegal (gemeinsame Grenze rund 338 km), im Osten an Guinea (gemeinsame Grenze rund 386 km), die gesamte Grenzlänge beträgt 724 Kilometer zuzüglich 350 Kilometer Küste. Mit einer Gesamtfläche von 36.125 km² (28.120 km² Landfläche und 8.005 km² Wasserfläche) ist das Land rund zehn Prozent kleiner als die Schweiz.[6] Die geographischen Koordinaten der Hauptstadt Bissau sind 11°50’ nördlicher Breite und 15°36’ westlicher Länge.

Landschaftsbild

An das überwiegend flache Landesinnere schließt sich ein durch marine Erosion stark zerklüfteter Küstenstreifen mit einem Sumpfgebiet an. Der höchste Berg ist der Madina do Boé mit 262 Metern über dem Meeresspiegel. Die wichtigsten Flüsse sind Río Gêba, Río Cacheu und Río Corubal.

Dem Festland vorgelagert liegt der Bissagos-Archipel (Arquipélago dos Bijagós) im Atlantik mit den bedeutendsten Inseln des Landes: Ilha de Orango, Caravela, Bubaque, Roxa, Bolama, Uno und Formosa.

Klima

Das Klima ist tropisch, überwiegend feucht und heiß. Die Durchschnittstemperatur beträgt 24 °C. Von Dezember bis April besteht die Trockenzeit mit Harmattan-Wüstenwinden. Die Regenzeit dauert von Mai bis Ende Oktober. Die regenreichsten Monate sind Juli und August.[7]

Bevölkerung

Volksgruppen

Über 25 ethnische Gruppen leben im Land, die sich in Sprache, Kultur und Sozialstruktur mehr oder weniger unterscheiden.

Der größte Teil der Bevölkerung (ca. 85 %) aber setzt sich aus den folgenden Volksgruppen zusammen:

Ferner gibt es auch:

Es gibt auch kleine Minderheiten von Ausländern, darunter:

Sprache

Obwohl die offizielle Landessprache Portugiesisch ist und Schulunterricht ausschließlich darin stattfindet, beherrschen es nur wenige Einwohner gut; Standardportugiesisch sprechen nur etwa 14 Prozent. Der Alphabetisierungsgrad liegt bei rund 45 Prozent. Jede ethnische Gruppe verfügt über eine eigene Sprache, die zugleich die Muttersprache ihrer Mitglieder ist. Verkehrssprache ist Guineabissauisches Kreol, eine auf dem Portugiesischen basierende Kreolsprache, die durch die Sprachen der verschiedenen ethnischen Gruppen beeinflusst ist und von rund 60 Prozent der Einwohner beherrscht wird.

Der Schulunterricht wird landesweit auf Portugiesisch abgehalten, obwohl die allermeisten Kinder diese Sprache zuhause nicht sprechen. Kreol zur Unterrichtssprache zu erheben ist bis jetzt sehr schwierig, da die Schriftform erst vor kurzem entwickelt wurde und so kaum Unterrichtsmaterialien in dieser Sprache zu Verfügung stehen.

Religion

Rund 50 % sind Muslime, ca. 40 % bekennen sich zu Naturreligionen, ca. 10 % sind Christen (zumeist Katholiken).[9]

Bildungswesen

Unmittelbar nach der Unabhängigkeit ist Guinea-Bissau mit großem Elan an den Aufbau eines Bildungswesens gegangen, das – im Gegensatz zur Kolonialzeit – die gesamte Bevölkerung in einem neuen, von Paulo Freire vermittelten Geist erfassen sollte.[10] Dieser Impuls ist jedoch schon in den 1980er Jahren erlahmt. Heute bietet Guinea-Bissau nur eingeschränkte Bildungsmöglichkeiten und -einrichtungen und rund 60 Prozent sind Analphabeten. Die Regierung strebt eine Schulpflicht mit der Dauer von sechs Jahren an. Allerdings besuchen nur wenige Kinder die Schule, da viele von ihren Familien in anderen Aufgaben eingesetzt werden, wie z. B. in der Landwirtschaft. Auf dem Land gibt es außerdem nicht immer die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen. Auch muss Schulgeld entrichtet werden, was schon den Zugang zu grundlegender Bildung für große Teile der Bevölkerung erschwert. Die durchschnittliche Dauer des Schulbesuchs liegt daher nur bei 2,3 Jahren.[11]

Während weiterführende Schulen in vielen größeren Städten des Landes existieren, konzentrieren sich nahezu sämtliche Ausbildungszentren auf die Hauptstadt Bissau. Außerdem nimmt die Höhe des Schulgeldes mit höheren Klassen zu, was den Besuch dieser Schulen für viele potentielle Absolventen unerschwinglich macht.

Guinea-Bissau verfügt über einige Berufsschulen und Einrichtungen zur Lehrerausbildung. Das nationale Forschungsinstitut INEP (Instituto Nacional de Estudos e Pesquisa) wurde schon 1984 gegründet. Als reines Forschungsinstitut bietet es aber selbst keine Studiengänge an. An das INEP sind weiterhin das historische Nationalarchiv (Arquivos Históricos Nacionais), sowie eine öffentliche Bibliothek angegliedert. Seit 1990 existiert eine Fakultät für Rechtswissenschaften, die „Faculdade de Direito Bissau“. Im Zuge der Kooperation mit Kuba auf dem medizinischen Sektor wurde auch eine Fakultät für Medizin („Faculdade de Medicina“, aufgebaut). Unterrichtet wird an dieser nicht nur in Bissau, sondern auch noch an weiteren Standorten im Land. Im Jahr 2003 wurden zwei weiteren Universitäten, die private „Universidade Colinas de Boé“, sowie die staatliche „Universidade Amilcar Cabral“, gegründet. Letztere wurde 2008 von der portugiesischen Grupo Lusófona für drei Jahre übernommen und operiert derzeit unter dem Namen „Universidade Lusófona Guiné“. Ende 2009 wurde mit einem Ableger des portugiesischen Instituto Jean Piaget eine dritte Universität eröffnet. Alle genannten Einrichtungen sind für Studenten kostenpflichtig – in der Höhe der Gebühren unterscheiden sie sich allerdings teilweise beträchtlich.


Frankreich, Portugal und Brasilien unterhalten größere Kulturzentren in Bissau.

Gesundheit

Es gibt etwa 12 Ärzte pro 100 000 Einwohner.[12] Die HIV-Prävalenz bei Erwachsenen betrug im Jahr 2009 rund 2,5 %.[13] Die Säuglingssterblichkeit liegt bei 115 von 1000 Lebendgeburten, die Sterblichkeit von Kindern bis 5 Jahren bei 193 von 1000 Lebendgeburten (Stand 2009).[14] Die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt wird mit 48,6[15] bis 48,8[16] Jahren angegeben.

Geschichte

Situation in Portugiesisch-Guinea 1970

Seit dem 13. Jahrhundert gehörte der östliche Teil des heutigen Guinea-Bissaus zum Königreich Kaabu. 1446 erreichten erste portugiesische Seefahrer und Händler die obere Guineaküste. 1879 wurde die Provinz Portugiesisch-Guinea gegründet. Zuvor war der Distrikt Guinea von den Kapverdischen Inseln aus verwaltet worden. Amilcar Lopes Cabral gründete am 19. September 1956 die PAIGC und führte von 1963 bis 1974 den Unabhängigkeitskrieg gegen die Portugiesen. Als die PAIGC 1972 den Großteil des Landes unter Kontrolle hatten, ließ sie Landeswahlen abhalten. Die Unabhängigkeit Guinea-Bissaus wurde am 24. September 1973 proklamiert und am 10. September des folgenden Jahres von Portugal anerkannt. Bis heute ist der 24. September der Nationalfeiertag Guinea-Bissaus.

Der Präsident von Guinea-Bissau, João Bernardo Vieira, der dieses Amt nach einer früheren Präsidentschaft von 1980 bis 1999 seit 2005 wieder innehatte, wurde am 2. März 2009 beim Verlassen seines Hauses durch Militärs getötet.[17] Die Ermordung Vieiras folgte nahezu unmittelbar auf den Tod des Generalstabschefs Tagme Na Wai bei einem Bombenanschlag am Abend zuvor.[18]

Wenige Tage später wurde der Parlamentspräsident Raimundo Pereira als neuer Präsident vereidigt und übernahm übergangsweise die Staatsgeschäfte.[19]

Am 5. Juni 2009 wurden Baciro Dabo, der als Kandidat bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen antreten sollte und Hélder Proença, ehemals Verteidigungsminister des Landes, von Soldaten erschossen. Der ehemalige Ministerpräsident Faustino Imbali wurde von Soldaten verhaftet. Die drei Anhänger des im März ermordeten Präsidenten Vieira sollen einen Putsch gegen die amtierende Regierung geplant haben.[20]

Bei den vorgezogenen Präsidentschaftswahlen am 28. Juni 2009 erreichten Malam Bacai Sanhá, der Kandidat der PAIGC, und Kumba Ialá, der Kandidat der PRS, die meisten Stimmen. Die am 26. Juli 2009 durchgeführte Stichwahl konnte Malam Bacai Sanhá für sich entscheiden.[21]

Bei einem Putschversuch am 1. April 2010 wurden der Regierungschef Carlos Gomes Junior sowie der Chef der Streitkräfte, Zamora Induta, von Militärs festgenommen. Das Kommando übernahm Indutas ehemaliger Stellvertreter António Indjai. Es folgten Zusammenstöße von Soldaten und aufgebrachten Gomes-Anhängern.[22] Nach wenigen Stunden wurde Gomes Junior wieder freigelassen und versuchte selbst das Geschehen als „Zwischenfall“ zu relativieren. Danach beruhigte sich die Lage wieder. Als Hintergrund werden Spannungen innerhalb der Militärführung vermutet.[23]

Am 25. Juni 2010 wurde António Indjai, der Anführer der Meuterei vom 1. April, zum neuen Armeechef Guinea-Bissaus ernannt. Zamora Induta und weitere Offiziere blieben ohne Gerichtsverfahren in Gefangenschaft. Am 2. August wurde vom Präsidenten bekannt gegeben, dass das Land der Stationierung einer internationalen Stabilisierungstruppe zustimmen wird. Damals deutete einiges darauf hin, dass dies angolanische Streitkräfte der Forças Armadas de Angola sein würden,[24][25] was jedoch nicht eintrat. Am 21. Dezember 2010 wurden Zamora Induta und die anderen Offiziere aus der Haft entlassen, aber unter ständige Überwachung gestellt, und zwar auf ein Ultimatum der EU hin, die gedroht hatte, andernfalls wegen Verletzung der Menschenrechte die Entwicklungszusammenarbeit mit Guinea-Bissau einzustellen.[26]

Am 12. April 2012 wurde Carlos Domingos Gomes Junior, der Favorit bei den anstehenden Präsidentenwahlen am 29. April, von Soldaten in seinem Haus festgenommen. Der bisherige Staatschef Malam Bacai Sanha starb im Januar. Das Militär übernahm die Kontrolle.

Die Präsidentenwahlen vom 18. Mai 2014 entschied der ehemalige Finanzminister José Mário Vaz mit 61% der Stimmen für sich.[27]

Politik

Justizministerium

Nach der Verfassung von 1984 ist Guinea-Bissau eine Präsidialrepublik, seit 1991 mit einem Mehrparteiensystem. Die direkt gewählten Regionalräte entsenden aus ihrer Mitte 100 Abgeordnete in die Nationale Volksversammlung, die ihrerseits den 15-köpfigen Staatsrat wählt, der als Exekutive fungiert. Seit 1991 ist das Amt des Premierministers (Regierungschef) wieder eigenständig.

Wahlen 2004

Sitzverteilung der Wahl vom 28. März 2004:

  • Partido Africano da Independência da Guinea e Cabo Verde (PAIGC): 45 von 102 Sitzen.
  • Partido para a Renovação Social (PRS): 35 von 102 Sitzen.
  • Partido Unido Social Democratico (PUSD): 17 von 102 Sitzen.
  • Sonstige: 3 von 102 Sitzen.
  • 2 der Diaspora zustehende Sitze wurden nicht vergeben.

Die Wahlbeteiligung lag bei 75 %.[28]

Wahlen 2008

Sitzverteilung der Wahl vom 16. November 2008:

  • Partido Africano da Independência da Guinea e Cabo Verde (PAIGC): 67 Sitze.
  • Partido para a Renovação Social (PRS): 28 Sitze.
  • Partido Republicano para a Independência e o Desenvolvimento (PRID): 3 Sitze.
  • Aliança Democrática (AD): 1 Sitz.
  • Partido para a Nova Democracia (PND): 1 Sitz.

Gesamt: 100 Sitze. Die Wahlbeteiligung lag bei 82 %.[29]

Wahlen 2014

Sitzverteilung der Wahl vom 13. April 2014[30]:

  • Partido Africano da Independência da Guinea e Cabo Verde (PAIGC): 57 Sitze
  • Partido para a Renovação Social (PRS): 41 Sitze
  • Partido da Convergência Democrática (PCD): 2 Sitze
  • Partido para a Nova Democracia (PND): 1 Sitz
  • União para a Mudança (UM): 1 Sitz

Gesamt: 102 Sitze. Die Wahlbeteiligung lag bei 88,57 %.[31]

Im zweiten Wahlgang der Präsidentschaftswahl am 18. Mai 2014 konnte sich José Mário Vaz (PAIGC) mit 61,92 % gegen Nuno Gomes Nabiam durchsetzen.[32] Die Wahlbeteiligung betrug 78 %.[33]

Militärputsch im April 2012

Am Abend des 12. April 2012 gegen 20:30 kam es zu einem Militärputsch in der Hauptstadt Bissau durch Truppenteile unter Führung von Mamadu Ture Kuruma. Sie nahmen Präsident Raimundo Pereira und Premierminister Carlos Gomes Júnior gefangen und übernahmen die Kontrolle über die Stadt. Sie versicherten allerdings, nicht dauerhaft die Macht ergreifen zu wollen.[34] Sie begründeten den Putsch damit, dass die Mission der angolanischen Streitkräfte zur Hilfe der Reform der Guinea-Bissauischen Streitkräfte (MISANG) vorgehabt hätte, das Guinea-Bissauische Militär gewaltsam zu entmachten.[35] Der Rückzug dieser Mission wurde allerdings schon drei Tage vor dem Putsch erklärt[36] und schließlich Ende Mai vollzogen.[37] Da der Putsch zwischen der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen, die der frühere Premierminister Carlos Gomes Júnior und seine Partei PAIGC gewonnen hatte, und der Stichwahl zwischen ihm und dem zweitstärksten Kandidaten Kumba Ialá stattfand, nehmen viele jedoch an, dass die tatsächliche Motivation des Putsches die Verhinderung der Wahl von Carlos Gomes Júnior zum Präsidenten war. Zwischen den Putschisten und einigen Oppositionsparteien, insbesondere der PRS des früheren Präsidenten Kumba Ialá, aber unter Ausschluss der PAIGC, wurde die Übereinkunft getroffen, die Verfassung für eine Übergangszeit von ein bis zwei Jahren in Teilen auszusetzen und keine Neuwahlen (Parlament, Präsident) stattfinden zu lassen.[38][39] Im Zuge dieser Übereinkunft wurde der vorher amtierende Parlamentspräsident Manuel Serifo Nhamadjo zum Übergangspräsidenten ernannt. Er war bei der vorangegangenen ersten Runde der Präsidentschaftswahlen mit 16 % der Stimmen nach Carlos Gomes Júnior und Kumba Ialá der drittstärkste Kandidat. Er ernannte Rui Duarte Barros zum übergangsweisen Premierminister.[40] Die PAIGC von Gomes Junior erkennt diese Übergangsregierung nicht an, ebenso wie die EU[41], die darüber hinaus Reisesanktionen gegen Angehörige des Militärkommandos, das den Putsch angeführt hatte, verhängte.[41] Carlos Gomes Júnior und Raimundo Perreira wurden freigelassen und konnten in die Elfenbeinküste ausreisen.

Parlament

Die letzten Parlamentswahlen in Guinea-Bissau fanden am 13. April 2014 statt. Die PAIGC gewann mit 57 von 102 Sitzen die absolute Mehrheit. Zweitstärkste Partei wurde die PRS mit 41 Sitzen.[42]

Militär

Die aus den drei Teilstreitkräften Luftwaffe, Marine und Heer bestehenden Streitkräfte von Guinea-Bissau haben eine Stärke von circa 9.250 Mann. Das Land hat die Todesstrafe auch im Militärstrafrecht abgeschafft.

Verwaltungsgliederung

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Guinea-Bissau gliedert sich in acht Regionen und einen autonomen Sektor um die Hauptstadt Bissau. Die Regionen teilen sich wiederum in 37 Sektoren. Für die Regionen wurde der jeweilige Name der Hauptstadt in Klammern mitangegeben, die Sektoren sind nach ihren jeweiligen Hauptstädten benannt. Lediglich für die drei Sektoren des Bissagos-Archipels sind auch die Hauptorte in Klammern mitangegeben.

Die acht Regionen Guinea-Bissaus sind in drei Provinzen gruppiert: Leste (Ost: Bafatá, Gabú), Norte (Nord: Biombo, Cacheu, Oio) und Sul (Süd: Bolama, Quinara, Tombali).

Städte

Der Bandim Markt breitet sich an den Rändern der Stadtautobahn, die Flughafen und Innenstadt von Bissau verbindet, aus.

Die größten Städte in Guinea-Bissau sind (Stand 1. Januar 2005): Bissau 388.028 Einwohner, Bafatá 22.521 Einwohner, Gabú 14.430 Einwohner, Bissorã 12.688, Bolama 10.769 Einwohner und Cacheu 10.490 Einwohner. In Bissau, Buba, Cacheu und Farim existieren Häfen.


Wirtschaft

Guinea-Bissau zählt zu den ärmsten Ländern der Erde. Für 2009 wird das BIP auf 513 US$ je Einwohner geschätzt,[3] so dass in den letzten Jahren nominal ein gewisses Wirtschaftswachstum zu verzeichnen ist. Dennoch hat das Land nach wie vor ein sehr hohes Außenhandelsdefizit;[43] praktisch alle industriell verarbeiteten Waren werden importiert – zum großen Teil aus Europa – und deren Preisniveau ist meist hoch im Vergleich mit benachbarten Staaten. Gleichzeitig ist das Einkommen der absoluten Mehrheit der Bevölkerung sehr niedrig und die Einkommensverteilung relativ ungleichmäßig;[44] für viele Menschen ist es äußerst schwierig, die eigenen Grundbedürfnisse der Familie täglich zu befriedigen.

Die auf die Bedürfnisse der Kolonialmacht Portugal ausgerichtete Wirtschaft war nach deren Abzug nicht mehr lebensfähig. Ihre Produktivität bewegt sich auf dem Niveau einer Selbstversorgungswirtschaft. Nach der Unabhängigkeit wurde zwar begonnen, eine eigene nationale Industrieproduktion aufzubauen, eine solche ist jedoch heutzutage kaum noch vorhanden, unter anderem weil viele der industriellen Anlagen im Bürgerkrieg 1998/99 zerstört wurden. Heute mangelt es an nachhaltigen Investitionen in diesen Sektor, es wird von internationaler Seite - wenn überhaupt – nur in die Rohstoffausbeutung investiert und zum großen Teil ist dies bisher nur im Planungsstadium.

Landwirtschaft

Mehr als 90 % der Bevölkerung sind in der Landwirtschaft tätig. Angebaut werden können Reis, Mais, Hirse, Maniok, Yams, Bataten und Zuckerrohr. 38,1 % der Fläche Guinea-Bissaus sind bewaldet, 12,0 % werden für Landwirtschaft, 38,4 % für Weidewirtschaft und 11,5 % für sonstige Zwecke genutzt (1994).

Bergbau

An Bodenschätzen verfügt das Land über Phosphate, Bauxit, Erdöl, Gas und Gold. An der südwestlichen Landesgrenze zu Guinea in der Region Boé und im Norden des Landes bei Farim wurden große Vorkommen an Bauxit aufgefunden. In der Region Boé will ein angolanisches Bergbauunternehmen in Kürze mit der Exploration beginnen. Dazu soll auch ein Tiefseehafen in Buba errichtet werden. Im Ölsektor stehen 14 Blöcke zur Förderung bereit, von denen die meisten bereits vergeben wurden.[45]

Export

Eine Exportindustrie existiert nicht. In den Export gelangen Erzeugnisse aus Land- und Forstwirtschaft und der Fischerei wie Erdnüsse, Palmkerne und Palmöl, Garnelen und Holz. In den letzten Jahren wurden vermehrt Cashew-Nüsse angebaut und exportiert, so dass Guinea-Bissau inzwischen auf Platz 6 der weltweit größten Produzenten von Cashew-Nüssen steht. Sie machen 85 % der Exporterlöse des Landes aus.

Drogenhandel

Nach Erkenntnissen des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung waren Guinea-Bissau und die Republik Guinea in den Jahren 2004 bis 2007 ein wichtiges Drehkreuz für den Kokainschmuggel von Südamerika über Westafrika nach Europa. Sowohl die innenpolitischen Ereignisse in den beiden Ländern, als auch internationale Bemühungen zur Bekämpfung des Kokainschmuggels in der Region führten zu einem deutlichen Rückgang der Transporte in den Jahren 2008 und 2009. Die Ereignisse des 1. April 2010 in Bissau läuteten Wiederbelebung der Transportroute über Guinea-Bissau ein. Der in die Ereignisse verstrickte, ehemalige Chef der Marine Konteradmiral Bubo na Tchuto sowie der amtierende Luftwaffenchef Ibraima Papa Camara wurden im April von US-Behörden des Drogenschmuggels beschuldigt und deren Konten in den USA eingefroren.[46][47] Im Jahr 2012 erreichten in jeder Nacht 800 bis 1000 Kilogramm Kokain das Land.[48][49]

Staatshaushalt

2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:

Literatur

  • Carlos Lopes: Ethnie et rapports de pouvoir en Guinée-Bissau. Institut Universitaire d’Études du Développement, Genf 1983.
  • René Pélissier: Naissance de la Guinée: Portugais et africains en Sénégambie (1841-1930). Selbstverlag, Montamets/Orgeval 1986.
  • Lars Rudebeck: Problèmes du pouvoir populaire et du développement: Transition difficile en Guinée-Bissau. Nordiska Afrikainstitutet, Uppsala 1982.
  • Ulrich Schiefer: Guiné-Bissau zwischen Weltwirtschaft und Subsistenz. Wissenschaftliche Reihe der Informationsstelle Südliches Afrika, Bonn 1986, ISBN 3-921614-56-2.

Weblinks

Wiktionary: Guinea-Bissau – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Guinea-Bissau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiatlas Wikimedia-Atlas: Guinea-Bissau – geographische und historische Karten
 Wikivoyage: Guinea-Bissau – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Johannes Back: Unruhige Zeiten für Guinea-Bissau. Deutsche Welle, 21. Mai 2014, abgerufen am 6. Juli 2014.
  2. Guinée-Bissau: formation du premier gouvernement du régime de Jośe Mario Vaz. Jeune Afrique, 5. Juli 2014, abgerufen am 6. Juli 2014 (français).
  3. 3,0 3,1 International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2010.
  4. Human Development Report Office: Mali – Country Profile: Human Development Indicators, abgerufen am 23. Oktober 2014
  5. 2010 erscheint Guinea-Bissau auf dem 164. Platz von 169 aufgelisteten Ländern. Siehe PDF auf undp.org.
  6. 6,0 6,1 6,2 Guinea-Bissau im World Fact Book des CIA.
  7. Klimaangaben des Reiseführers von Columbus Publishing.
  8. Es handelt sich hierbei fast immer um christliche Libanesen, die aber z.T. zu einem Zeitpunkt eingewandert sind, als Libanon Teil Syriens war, und die daher einen syrischen Paß hatten. Es handelt sich hier nicht um eine Besonderheit Guinea-Bissaus: libanesische Minderheiten, die sich dem Handel widmen, gibt es in einer Reihe afrikanischer Länder, im Allgemeinen allerdings solcher französischer Sprache.
  9. Auswärtiges Amt – Länderinformationen.
  10. Siehe Franz-Wilhelm Heimer: „Bildung als Praxis der Befreiung. Ansätze alternativer Erziehung in Guinea-Bissau“. In: Bildung und Erziehung 34 (1) 1981, S. 79–85.
  11. PDF auf undp.org.
  12. hdrstats.undp.org.
  13. [1]
  14. [2]
  15. [3]
  16. [4]
  17. Soldaten töten Präsidenten von Guinea-Bissau, Tagesschau, 2. März 2009 (aufgerufen am 2. März 2009).
  18. zenithonline.de.
  19. Die lange Ermordung des Präsidenten.
  20. Bissau military kills politicians bei bbc.co.uk.
  21. bissaudigital.com.
  22. n24.de.
  23. ngz-online.de.
  24. Guinea-Bissau Ereignisse in Folge des 1. April.
  25. opais.net.
  26. Siehe Ex-chefe militar da Guiné-Bissau solto mas vigiado, Público (Lissabon), 23. Dezember 2010.
  27. Der Standard kompakt, 21. Mai 2014, S. 5
  28. EIU – The Economic Intelligence Unit – Country Report Guinea-Bissau July 2004, London, 2004, S. 9.
  29. EIU – The Economic Intelligence Unit – Country Report Guinea-Bissau January 2009, London, 2009, S. 10.
  30. DISTRIBUIÇÃO DE MANDATOS. (PDF) Comissão Nacional de Eleições, abgerufen am 9. November 2014 (portugiesisch).
  31. ABSTENÇÃO. (PDF) Comissão Nacional de Eleições, abgerufen am 9. November 2014 (portugiesisch).
  32. Votos Expressos. (PDF) Comissão Nacional de Eleições, abgerufen am 9. November 2014 (portugiesisch).
  33. ABSTENÇÃO. (PDF) Comissão Nacional de Eleições, abgerufen am 9. November 2014 (portugiesisch).
  34. [5]
  35. Público (Lissabon), 14. April 2012 und 15. April 2012
  36. Kanal-A, 10. April 2012
  37. Radio Cultura Angolana
  38. „Nach dem Willen des Putsch-Regimes soll es in den kommenden zwei Jahren keine Wahlen geben“.Spiegel online vom 19. April 2012, abgerufen am 19. April 2012.
  39. Público (Lissabon), 19. April 2012
  40. [6]
  41. 41,0 41,1 PDF bei consilium.europa.eu
  42. Mandatsverteilung. (PDF) Nationale Wahlkommission von Guinea-Bissau, 23. April 2014, abgerufen am 6. Juli 2014 (português).
  43. UN Comtrade Export/Import.
  44. Der Gini-Koeffizient lag 1993 bei aufgerundet 0.47, im internationalen Vergleich also ziemlich hoch. Siehe die Liste der Länder nach Einkommensverteilung.
  45. Economic Intelligence Unit – Guinea-Bissau Country Report July 2009.
  46. World Drug Report 2010. S. 242ff (PDF; 14,6 MB).
  47. Guinea-Bissau – Ereignisse in Folge des 1. April 2010.
  48. In Guinea-Bissau regieren auch die Drogenbosse mit Die Zeit vom 16. April 2012.
  49. Drogenschleuse Westafrika in: Le Monde diplomatique vom 8. Februar 2013
  50. Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten, Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4.
12.116666666667-14.916666666667
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