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Karlheinz Weißmann

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Karlheinz Weißmann (* 13. Januar 1959 in Northeim) ist ein Buchautor und Vertreter der deutschen Neuen Rechten.

Ausbildung und Beruf

Weißmann studierte Evangelische Theologie, Pädagogik und Geschichte an der Georg-August-Universität Göttingen und der Technischen Universität Braunschweig. Er legte beide Staatsexamina ab und wurde 1989 bei Klaus Erich Pollmann[1] am Historischen Seminar der TU Braunschweig mit der Dissertation Die Entwicklung der politischen Symbolik der deutschen Rechten zum Dr. phil. promoviert. In Göttingen und Braunschweig wurde er Mitglied der Hochschulgilden der Deutschen Gildenschaft. Er arbeitete von 1984 bis Anfang 2020 als Gymnasiallehrer (Studienrat) für evangelische Religion und Geschichte am Gymnasium Corvinianum im süd-niedersächsischen Northeim[2] und lebt im Raum Göttingen.[3] Er ist Mitglied im Philologenverband Niedersachsen.

Tätigkeiten

Weißmann publiziert seit Jahren in der Wochenzeitung Junge Freiheit (Kolumne „GegenAufklärung“). Bei der Edition Antaios war er Mitherausgeber der Reihe Perspektiven. Er gründete im Jahr 2000 mit Götz Kubitschek das Institut für Staatspolitik (IfS), dessen wissenschaftlicher Leiter er bis April 2014 war. Er war bis 2014 Mitherausgeber und von 2003 bis 2012 Redakteur in der Zeitschrift Sezession.[4] Zuvor schrieb er für die neurechten Abonnentenmagazine Criticón und MUT (1987–1992).[5] Sein Ausscheiden bei IfS und Sezession begründete er mit einem Dissens über „die Ausgestaltung der weiteren Arbeit“.[6] 2017 initiierte Weißmann gemeinsam mit Andreas Lombard das Zeitschriftenprojekt Cato.[7]

Laut dem Informationsdienst gegen Rechtsextremismus trat Weißmann bei rechtskonservativen und rechtsextremen Organisationen auf. Darunter waren die Junge Landsmannschaft Ostpreußen, das Studienzentrum Weikersheim, die Deutsche Unitarier Religionsgemeinschaft, der Bismarckbund und die rechtsextreme Deutschland-Bewegung von Alfred Mechtersheimer.[8]

Seit März 2018 ist Weißmann Mitglied im Kuratorium der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung.[9]

Positionen

Weißmann gilt in der Extremismusforschung als einflussreicher Hauptvertreter der deutschen Neuen Rechten. Als eine Art Programmschrift für diese politische Strömung gilt Weißmanns Buch Rückruf in die Geschichte von 1993.[10] Uwe Backes, Alexander Gallus und Eckhard Jesse bezeichneten ihn 2015 als einen „Intellektuellen [mit] einer dezidiert nationalen Richtung“.[11]

Weißmann bezeichnet sich als Schüler Armin Mohlers, über den er eine umfangreiche Biografie verfasste.[12] Wie Mohler versucht Weißmann das Gedankengut von Ernst Jünger, Carl Schmitt, Arthur Moeller van den Bruck und anderen Vertretern der „Konservativen Revolution“ in der Weimarer Republik zu erneuern.[13]

Zusammen mit Rainer Zitelmann und anderen vertritt Weißmann die Strategie einer „Kulturrevolution von Rechts“, um eine öffentlichkeitswirksame Hegemonie neurechter Ideen zu erreichen. Mit der Forderung einer „selbstbewußten Nation“ (Buchtitel) will er die Vergangenheitsbewältigung der NS-Zeit revidieren. Er stellt die Westbindung der Bundesrepublik Deutschland in Frage, um langfristig eine traditionelle deutsche Großmachtpolitik zu erneuern.[14]

Für den Sozialwissenschaftler Gerhard Schäfer war Weißmann 1999 ein „überzeugter Antiliberaler, Antiwestler und Antifeminist“, der als „führender neurechter Theoretiker“ zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus verkehre.[15]

Weißmann verlangt ähnlich wie im Kulturpessimismus der 1920er Jahre einen „Kulturpatriotismus“, eine Rückbesinnung auf „preußische Werte“ gegenüber einer modernen „Dekadenz“,[16] die gleichbedeutend mit einer seiner Ansicht nach mangelnden Pflege der eigenen Identität sei. Die historische Expansion des Islam sieht Weißmann durchgeführt von „Trägervölkern“ der Lehre Mohammeds, die er als Beduinenstämme „jüdischer und arabischer Herkunft“ bezeichnet, die „Beute machen“ und erobern wollten. Er fürchte jedoch, so Weißmann, weniger den Koran als einen „Volksaustausch“, die „Herrschaft von Nichtdeutschen über Deutsche“. Der Hauptgegner sei nicht der Islam, sondern die „individualistische, hedonistische westliche Form von Liberalismus“.[17]

In einem Interview mit der Jungen Freiheit sagte Weißmann: „Uns geht es um geistigen Einfluß, nicht die intellektuelle Lufthoheit über Stammtische, sondern über Hörsäle und Seminarräume interessiert uns, es geht um Einfluß auf die Köpfe, und wenn die Köpfe auf den Schultern von Macht- und Mandatsträgern sitzen, um so besser.“[18]

Rezeption

Der Chefredakteur der Jungen Freiheit Dieter Stein bezeichnete die von Weißmann geforderte neurechte Kulturrevolution durch „Besetzung von Feldern im vorpolitischen Raum“ und Schaffung einer „Subkultur“ 1996 als Aufgabe seiner Zeitung.[19]

Weißmanns Programm einer Renationalisierung des deutschen Geschichtsbewusstseins beurteilen verschiedene Wissenschaftler als Geschichtsrevisionismus.[20] Der Historiker Alexander Ruoff kritisierte vielfältige „relativierende Äußerungen“ Weißmanns über die NS-Zeit als „Trivialisierung des Holocaust“.[21]

Als neuer Lektor des Propyläen-Verlags gab Rainer Zitelmann Karlheinz Weißmann 1993 anstelle des ursprünglich vorgesehenen Historikers Hans Mommsen den Auftrag, für das Reihenwerk Propyläen Geschichte Deutschlands die NS-Zeit zu behandeln. Weißmanns Buch Der Weg in den Abgrund, das 1995 erschien, kritisierten Rezensenten wie der Historiker Ulrich Herbert als Gefälligkeitsauftrag Zitelmanns und als inkompetente, rechtslastige, verharmlosende Darstellung der NS-Zeit.[22] Historiker, die zuvor in derselben Buchreihe veröffentlicht hatten, distanzierten sich von Autor und Inhalt.[23] Daraufhin zog der Verlag die Veröffentlichung zurück. Weißmann veröffentlichte das Buch 1997 erneut im Herbig-Verlag. Seine Berufung auf Martin Broszats Forderung nach einer Historisierung der NS-Zeit beurteilt Nicolas Berg als geschichtsrevisionistischen Missbrauch.[24]

Schriften (Auswahl)

Autor
  • Die Zeichen des Reiches. Symbole der Deutschen. MUT-Verlag, Asendorf 1989, ISBN 3-89182-037-2.
  • Schwarze Fahnen, Runenzeichen. Die Entwicklung der politischen Symbolik der deutschen Rechten zwischen 1890 und 1945. Droste Verlag, Düsseldorf 1991, ISBN 3-7700-0937-1.
  • Druiden, Goden, weise Frauen. Zurück zu Europas alten Göttern. Herder, Freiburg im Breisgau 1991, ISBN 3-451-04045-X.
  • Rückruf in die Geschichte, Ullstein, Berlin/Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-550-07514-6.
  • Der Weg in den Abgrund. Deutschland unter Hitler von 1933–1945. Propyläen-Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-549-05819-5.
  • Der nationale Sozialismus. Herbig, München 1998, ISBN 3-7766-2056-0.
  • Arnold Gehlen. Vordenker eines neuen Realismus. Edition Antaios, Bad Vilbel 2000, ISBN 3-935063-02-4.
  • Alles was recht(s) ist. Ideen, Köpfe und Perspektiven der politischen Rechten. Ares-Verlag, Graz/Stuttgart 2000, ISBN 3-7020-0897-7.
  • Nation? Edition Antaios, Bad Vilbel 2001, ISBN 3-935063-21-0.
  • Die preußische Dimension. Ein Essay. Herbig Verlag, München 2001, ISBN 3-7766-2239-3.
  • Mythen und Symbole. Edition Antaios, Dresden 2002, ISBN 3-935063-13-X.
  • Männerbund. Edition Antaios, Schnellroda 2004, ISBN 3-935063-20-2.
  • Die Besiegten. Die Deutschen in der Stunde des Zusammenbruchs. Edition Antaios, Schnellroda 2005, ISBN 3-935063-35-0.
  • Das Hakenkreuz. Symbol eines Jahrhunderts. Edition Antaios, Schnellroda 2006.
  • Deutsche Zeichen. Symbole des Reiches, Symbole der Nation. Edition Antaios, Schnellroda 2007.
  • Das konservative Minimum. Edition Antaios, Schnellroda 2007, ISBN 978-3-935063-71-5.
  • Faschismus. Eine Klarstellung. Edition Antaios, Schnellroda 2009, ISBN 978-3-935063-89-0.
  • Kurze Geschichte der konservativen Intelligenz nach 1945. Institut für Staatspolitik, 2011, ISBN 3-939869-61-9.
  • Armin Mohler. Eine politische Biographie. Edition Antaios, Schnellroda 2011.
  • Gegenaufklärung. Gedankensplitter – Notate – Sentenzen. Edition Junge Freiheit, 2013, ISBN 978-3-929886-41-2.
  • 1914. Die Erfindung des häßlichen Deutschen. Edition Junge Freiheit, 2014, ISBN 978-3-929886-45-0.
  • Deutsche Geschichte für junge Leser. Edition Junge Freiheit, 2015, ISBN 978-3-929886-48-1.
  • Edgar J. Jung: zur politischen Biographie eines konservativen Revolutionärs. Erträge 3, Förderstiftung Konservative Bildung und Forschung (FKBF), 2015, ISBN 978-3-9814310-4-9.
  • Rubikon: Deutschland vor der Entscheidung. JF Edition, 2016, ISBN 978-3-929886-57-3.
  • Martin Luther: Prophet der Deutschen – für junge Leser. JF Edition, 2017, ISBN 978-3-929886-64-1.
  • Kulturbruch '68: Die linke Revolte und ihre Folgen. JF Edition, 2017, ISBN 978-3-929886-67-2.
Mitherausgeber
Bearbeitungen

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Karlheinz Weißmann: Schwarze Fahnen, Runenzeichen, Droste, 1991, S. 1.
  2. Katja Eddel: Die Zeitschrift Mut – Ein Demokratisches Meinungsforum? Analyse und Einordnung einer politisch gewandelten Zeitschrift. Verlag für Sozialwissenschaften, 2012, S. 491.
  3. http://www.zvab.com/buch-suchen/titel/armin-mohler/autor/karlheinz-weissmann/
  4. Daniel Bigalke: Die Deutsche Dimension: Essays. Arnshaugk Verlag, 2009, S. 191
  5. Katja Eddel: Die Zeitschrift Mut – Ein Demokratisches Meinungsforum? Analyse und Einordnung einer politisch gewandelten Zeitschrift. Verlag für Sozialwissenschaften, 2012, S. 491
  6. Das Netzwerk Kubitschek – Teil 1 blog.zeit.de, 16. Februar 2017
  7. Christoph Schröder: Römisches Rechtsaußen. Die Zeit, 8. September 2017, abgerufen am 14. September 2017.
  8. IDGR, eingesehen am 24. Juli 2005 und zuletzt am 3. September 2006.
  9. Desiderius-Erasmus-Stiftung benennt erste Kuratoriumsmitglieder – Erasmus Stiftung. Abgerufen am 21. März 2018 (deutsch).
  10. Rainer Benthin: Auf dem Weg in die Mitte: Öffentlichkeitsstrategien der Neuen Rechten. Campus Verlag, 2004, ISBN 3-593-37620-2, S. 77 und S. 147
  11. Uwe Backes, Alexander Gallus, Eckhard Jesse: Kommentierte Bibliographie. In: Ders. (Hrsg.): Jahrbuch Extremismus & Demokratie, 27. Jahrgang (2015), Nomos, Baden-Baden 2015, ISBN 978-3-8487-2522-9, S. 445–475, hier: S. 474.
  12. Wolfgang Gessenharter, Thomas Pfeiffer: Die Neue Rechte – eine Gefahr für die Demokratie?, Verlag für Sozialwissenschaften, 2004, S. 203.
  13. Felix Dirsch: Authentischer Konservatismus: Studien zu einer klassischen Strömung des politischen Denkens. Lit Verlag, 2012, ISBN 3-643-11530-X, S. 246; Julia Isabel Geyer: Rechtsextremismus von Jugendlichen in Brandenburg. Lit Verlag, 2002, ISBN 3-8258-6004-3, S. 84
  14. Gerd Langguth: Die Intellektuellen und die nationale Frage. Campus Verlag, 1997, ISBN 3-593-35725-9, S. 306
  15. Gerhard Schäfer: Karlheinz Weißmann: Gildenschafter zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus. In: Christoph Butterwegge, Gudrun Hentges (Hrsg.): Alte und neue Rechte an den Hochschulen (= Agenda Politik. 19). Agenda-Verlag, Münster 1999, ISBN 3-89688-060-8, S. 130.
  16. Kurt Lenk: Das Problem der Dekadenz seit Georges Sorel. In: Heiko Kauffmann, Helmut Kellershohn, Jobst Paul (Hrsg.): Völkische Bande. Dekadenz und Wiedergeburt – Analysen rechter Ideologie. Münster, 2005
  17. Volker Weiß: Die autoritäre Revolte. Die Neue Rechte und der Untergang des Abendlandes. Klett-Cotta, Stuttgart 2018, S. 17 ff.
  18. Wolfgang Gessenharter: „Strategien und Einflusssphären der ‚Neuen Rechten‘.“ In: Mechtild Gomolla, Ellen Kollender, Marlene Menk: Rassismus und Rechtsextremismus in Deutschland. Figurationen und Interventionen in Gesellschaft und staatlichen Institutionen. Beltz Juventa, Weinheim 2018, S. 50
  19. Alexander Ruoff: Völkischer Nationalismus und parteipolitische Option. In: Alexander Ruoff: Verbiegen, Verdrängen, Beschweigen. Unrast, Münster 2001, ISBN 3-89771-406-X, S. S. 45–51.
  20. Johannes Klotz, Ulrich Schneider, Ludwig Elm: Die selbstbewußte Nation und ihr Geschichtsbild. PapyRossa, 1997, ISBN 3-89438-137-X, S. 23
  21. Alexander Ruoff: Verbiegen, Verdrängen, Beschweigen. Münster 2001, S. 88.
  22. Michael Jeismann (FAZ, 24. November 1995): Kuckucksei: Ein Geschichtsskandal; Volker Ullrich (Die Zeit, 1. Dezember 1995): Aus rechter Feder
  23. Der Spiegel, 27. November 1995: Geschichtsschreibung: Historiker distanzieren sich von Rechten
  24. Nicolas Berg: Der Holocaust und die westdeutschen Historiker. Erforschung und Erinnerung. Wallstein Verlag, 2004, ISBN 3-89244-610-5, S. 394
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