Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Oberste Heeresleitung

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Dieser Artikel befasst sich mit der Kommandoebene des Deutschen Reiches. Zur Punkband siehe OHL (Band).

Die Oberste Heeresleitung (OHL) war die strategisch-operative Leitung bzw. der Oberbefehl über die aktiven Truppenteile des deutschen Heeres während des Ersten Weltkrieges. Diese Funktion übte faktisch der Chef des Generalstabes des Feldheeres aus.

Großes Hauptquartier im Schloss Wilhelmshöhe im November 1918 mit Mitgliedern der Obersten Heeresleitung

Rechtliche Voraussetzungen

Die Oberste Heeresleitung oblag de jure dem deutschen Kaiser: Nach den Artikeln 63 und 64 der Reichsverfassung und nach § 6 des Reichs-Militärgesetzes war der deutsche Kaiser der Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt über die gesamten Streitkräfte des Deutschen Reichs (in Friedenszeiten mit Ausnahme des bayrischen Heereskontingents) und war somit auch strategisch-operativer Leiter des Feldheeres. Für den Kriegsfall stand ihm zur Bewältigung dieser Aufgabe der Chef des Generalstabes des Feldheeres zur Seite. Dessen Funktion war es den Kaiser über die Kriegslage zu informieren, Maßnahmen vorzuschlagen und die Entscheidungen des Kaisers in Form von Befehlen an die untere Kommandoebene weiterzuleiten sowie über deren Ausführung zu wachen. Allerdings verzichtete Wilhelm II. mit Beginn des Ersten Weltkrieges praktisch auf diese Befugnis, indem er den Chef des Generalstabes des Feldheeres bevollmächtigte in seinem Namen eigenmächtig Befehle zu erteilen. Nur bei wichtigen Entscheidungen wollte er miteinbezogen werden.[1] Spätestens in der Zeit als Paul von Hindenburg Chef des Generalstabs des Feldheeres war, wurde diese Position in der Öffentlichkeit mit der Bezeichnung Oberste Heeresleitung begrifflich gleichgesetzt.[2] Vor seiner Flucht ins Exil in die Niederlande am 9. November 1918 übertrug Wilhelm II. auch formell die strategisch-operative Leitung an den Generalstabschef des Feldheeres.[3] Der Generalstab des Feldheeres als Träger der Obersten Heeresleitung wurde am 3. Juli 1919 demobilisiert. Sitz der OHL war das Große Hauptquartier.[4]

Zwischen der OHL und dem für den Seekrieg zuständigen Admiralstab gab es zumindest bei den Vorbereitungen des Krieges keine ausreichende Abstimmung. Die Kaiserliche Marine war beispielsweise unzureichend über den Schlieffen-Plan informiert, der den Angriff durch Belgien auf Frankreich vorsah.

Geschichte

Erste und zweite OHL

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges war Helmuth von Moltke (1848–1916) Generalstabschef. Er musste jedoch nach der gescheiterten Offensive an der Marne (5. bis 12. September 1914) abtreten. Sein Nachfolger wurde der preußische Kriegsminister Erich von Falkenhayn (1861–1922). Doch auch sein Konzept der Abnutzungsschlacht, wie es bei der Schlacht um Verdun zum Einsatz kam, scheiterte.

Dritte OHL

Die dritte und letzte OHL wurde ab August 1916 vom überaus populären Generalfeldmarschall und späteren Reichspräsidenten Paul von Hindenburg und dessen Stabschef Erich Ludendorff angeführt. Während Hindenburg vor allem für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig war, zog eigentlich Ludendorff die Fäden. Als besondere Dienststellung wurde für Ludendorff die Funktion des Ersten Generalquartiermeisters geschaffen, um diesen faktisch gleichberechtigt neben Hindenburg zu stellen. Die Macht der 3. OHL ging so weit, dass das Deutsche Reich 1917 und 1918 Züge einer Militärdiktatur trug. Auf Ludendorff geht auch die Wiederaufnahme des uneingeschränkten U-Boot-Krieges zurück, was den unmittelbaren Eintritt der USA in den Krieg auslöste.

Im Oktober 1918 drängte die OHL die neue Regierung, unverzüglich einen Waffenstillstand zu unterschreiben, da sie überzeugt war, die deutsche Front könne jeden Tag zusammenbrechen. Wenige Tage vor Kriegsende, am 26. Oktober 1918, wurde Ludendorff vom Kaiser wegen seines Befehls zur – aussichtslosen – Endschlacht des Westheeres entlassen; sein Nachfolger als Generalquartiermeister, unter Hindenburg, wurde Wilhelm Groener.

Unter Groeners Kommando fiel die Revolution des Heimatheeres zwischen 29. Oktober und 9. November sowie die beginnende Revolte in Teilen des Feldheeres, unter anderem im Großen Hauptquartier im belgischen Spa, die eine völlige Machtentblößung und militärische Handlungsunfähigkeit der OHL zur Folge hatte. Groener und Hindenburg entschieden sich, sich scheinbar „auf den Boden der Tatsachen“ zu stellen und die Liquidation des Kriegsendes militärtechnisch und -bürokratisch zu koordinieren und dabei vorübergehend mit der sozialistischen Reichsregierung zusammenzuarbeiten (sog. Ebert-Groener-Pakt).

Nach dem Krieg

Mittelfristiges Ziel blieb aber, die Unterstützung der Truppen zurückzugewinnen, die Machtposition der OHL zu renovieren und zu konsolidieren und als innenpolitische Ordnungsmacht auf die politische Bühne der jungen Republik zurückzukehren – ein Ziel, das mittels der Verbreitung der Dolchstoßlegende einerseits und dem Einflussgewinn unter den ersten beiden Reichsregierungen bis zum Frühjahr 1919 auch gelang. Ab Februar 1919 fungierte die nach Kolberg verlegte OHL als Oberkommando des Grenzschutzes Ost, der Grenzkämpfe mit der neuentstandenen Polnischen Republik führte.

Mit der Unterzeichnung des Versailler Vertrags verlor die OHL als Institution ihre äußere Existenzberechtigung. Bei der Bildung des 200.000-Mann-Übergangsheers im September 1919 wurde die seit Juni noch bestehende Kommandostelle Kolberg schließlich aufgelöst. Personelle, ideologische und strategische Kontinuitäten zu den zunehmend einflussreichen Nachfolgeorganisationen bestanden aber und belasteten die Weimarer Republik schwer.

Siehe auch

Literatur

  • Erich von Falkenhayn: Die oberste Heeresleitung 1914–1916 in ihren wichtigsten Entschliessungen. E. S. Mittler und Sohn, Berlin 1920.
  • Ulrich Kluge: Soldatenräte und Revolution. Studien zur Militärpolitik in Deutschland 1918/19. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1975, ISBN 3-525-35965-9.
  • Irene Strenge: Spa im Ersten Weltkrieg (1914–1918): Lazarett und Großes Hauptquartier. Deutsche Besatzungspolitik in Belgien. Königshausen & Neumann, Würzburg 2007, ISBN 978-3-8260-3693-4.
  • Gerhard W. Rakenius: Wilhelm Groener als Erster Generalquartiermeister. Die Politik der Obersten Heeresleitung 1918/19. Harald Boldt Verlag, Boppard am Rhein 1977, ISBN 3-7646-1685-7.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wiegand Schmidt-Richberg: Die Generalstäbe in Deutschland 1871-1945. Aufgaben in der Armee und Stellung im Staate. S. 38–40. In: Beiträge zur Militär- und Kriegsgeschichte, Dritter Band, hrsg. v. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1961.
    Walther Hubatsch: Großes Hauptquartier 1914/18: Zur Geschichte einer deutschen Führungseinrichtung. S. 430–431 und 441-443. In: Ostdeutsche Wissenschaft 5, 1958.
    Christian Millotat: Die Oberste Heeresleitung vom Ende des Weltkrieges bis zur Auflösung des kaiserlichen Heeres. S. 44. In: Reihe: Aktuelle Fragen aus der Bildungsarbeit für den Offizier, Folge III, Schriftenreihe: Innere Führung, Heft 7, hrsg. v. Bundesministerium der Verteidigung, Führungstab der Streitkräfte I 4, Winder 1669/70.
    Gerhard Förster u. a.: Der preußisch-deutsche Generalstab 1640-1965. Zu seiner politischen Rolle in der Geschichte. Dietz Verlag, Berlin 1966. S. 131
  2. Walther Hubatsch: Großes Hauptquartier 1914/18: Zur Geschichte einer deutschen Führungseinrichtung. S. 442. In: Ostdeutsche Wissenschaft 5, 1958.
    Wiegand Schmidt-Richberg: Die Generalstäbe in Deutschland 1871-1945. Aufgaben in der Armee und Stellung im Staate. S. 41. In: Beiträge zur Militär- und Kriegsgeschichte, Dritter Band, hrsg. v. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1961.
    Gerhard Förster u. a.: Der preußisch-deutsche Generalstab 1640-1965. Zu seiner politischen Rolle in der Geschichte. Dietz Verlag, Berlin 1966. S. 132
  3. Wiegand Schmidt-Richberg: Die Generalstäbe in Deutschland 1871-1945. Aufgaben in der Armee und Stellung im Staate. S. 55. In: Beiträge zur Militär- und Kriegsgeschichte, Dritter Band, hrsg. v. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1961.
  4. Walther Hubatsch: Großes Hauptquartier 1914/18: Zur Geschichte einer deutschen Führungseinrichtung. S. 424. In: Ostdeutsche Wissenschaft 5, 1958.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Oberste Heeresleitung aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.